Danke für Eure interessanten Antworten zum Thema. Nach einem kurzen Kommentar möchte ich auf einige Aspekte eingehen, die mindestens bei
@Siebenstein83 anklingen.
schon einmal die Sterberaten der verschiedenen Alterskohorten anschauen.
Du meinst auf Covid bezogen? Sicher, es gibt noch wenig Daten, aber Intensivmediziner berichteten in den vergangenen Wochen immer wieder ohnmächtig, dass zunehmend junge bis jüngste Erkrankte dort landen ... und auch fast immer auf Intensiv versterben.
Zu unserer ersten Probe werden 5 von 6 entweder genesen sein oder den vollständigen Impfschutz haben, für den Gitarristen organisieren wir einen Schnelltest. Wie hoch ist dann das Infektionsrisiko?
Ok, nun ein paar Beobachtungen zu diesem Themenkreis. Sind wertfrei, führen mich aber in ihrer Gesamtheit eher zur Folgerung "lieber bleiben lassen".
1 )
Berechnen: Das ist dem Wesen nach immer eine Abschätzung. Im Grunde muss man zwei Fälle unterscheiden und entsprechend auch zwei Wahrscheinlichkeiten schätzen:
- wie groß ist mein oder unser Risiko einer eigenen Ansteckung? (Erkrankung)
- welches Verbreitungsrisiko stelle ich oder stellen wir dar? (Verbreitung)
Rechentechnisch geht das am einfachsten über die Gegenwahrscheinlichkeit: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Niemand sich ansteckt, bzw. Niemand den Virus verbreitet?" Egal, welche große oder kleine Zahl dabei herauskommt, sie unterliegt der folgenden einfachen Gesetzmäßigkeit.
2 )
Wiederholung: Angenommen, man kann tatsächlich zwei plausible Wahrscheinlichkeiten schätzen. Nehmen wir 3 überschaubare Fälle zur Veranschaulichung: 99 %, 95 % und 90 % (dass sich 0 Leute anstecken ODER dass 0 Leute angesteckt werden). Ist doch klein genug, oder?
Das gilt dann für EINE Bandprobe. Was ist mit weiteren? Nun, dass ist wie bei der Kette: Es darf auf KEINER einzigen Probe schief gehen.
Nehmen wir zur Veranschaulichung 10 Bandproben. Wenn eine einzelne die o.g. Eintrittswahrscheinlichkeit hat, wie wahrscheinlich ist dann KEIN EINZIGER Fall nach 10 Proben? Nun: Werte multiplizieren, also:
- 0.99^10 = 0.90 = 90 % // 10 % Erkrankte oder Verbreitete
- 0.95^10 = 0.60 = 60 % // 40 % Erkrankte oder Verbreitete
- 0.90^10 = 0.35 = 35 % // 65 % Erkrankte oder Verbreitete
(Den QM überrascht das natürlich nicht
) Also, selbst kleinste Wahrsscheinlichkeiten wirken sich nach genügend vielen Proben irgendwann aus. Das ist wie beim Würfeln vom Einser-Pasch. Es tritt mit 1/36 = 2,7 % auf, und irgendwann ist es halt so weit ...
Oder kurz:
Wer häufiger probt ist eher krank oder hat's weitergegeben ...
3 )
Umfeld: Nun darf man o.g. Berechnungen nicht im luftleeren Raum anstellen. Bei wenigstens einem Genesenen klopfte Covid ja bereits an die Bandtür ... vielleicht auch weitere Male? Das Kontaktumfeld und Kontaktverhalten aller Bandmitglieder geht schon kritisch in solche Betrachtungen ein. Beruf, Kinder, Einkäufe, Urlaube, Festivitäten ...
4 )
Hygienekonzept: Auch ich nutze Handdesinfektion im Supermarkt und/oder Einmalhandschuhe. Wie trügerisch ist diese "Sicherheit"? Nun, natürlich kann man über Hand und Nahrungsaufnahme den Virus nach Innen befördern. Aber der Hauptausbreitungsweg ist halt ... die aus- und eingeatmete Luft.
Ist das Virus erst in der Lunge heimisch, wird diese irreparabel zerstört, mal mehr, mal weniger, und führt dann zu multiplem Organversagen. Wie gut Jemand da durchkommt, muss man wohl immer noch unter der Rubrik "Glück" einordnen ... Und wie glücklich man als Genesener mit verringertem Atemvolumen, Koordinationsstörungen oder Gedächtnisverlusten sein kann, sei dahingestellt.
(Böse: gäbe 'ne interessante Band ...)
5 )
Atemluft: Gut, wir tragen Masken, möglicherweise auch auf der Bandprobe. Nun ist es leider so: je kleiner der Raum und je geringer der Luftaustausch und je länger man beisammen ist, desto mehr Viren gelangen möglicherweise in die Atemluft jedes Einzelnen. Ja, und kritisch sind dann die "paar Fälle", in denen Jemand Überträger ist, UND sich nicht krank fühlt (asymptomatisch infektiös) UND der Test nicht sensibel genug anspricht (wie es Schnelltest nun mal leider tun).
Prüfen kann man das leicht selbst:
- sich an die Wolke beim Ausatmen im Winter erinnern
- einen Raucher einen einzigen Lungenzug ausatmen lassen und ihn dann aus dem Raum entfernen ... dringt in jedes Eckchen vor
6 )
AHA-L: Abstand, Hygiene, Atemschutzmaske, Lüften ... funktionieren, und finden, wie eben beschrieben, schnell ihre praktischen Leistungsgrenzen: einfach eng, im kleinstem Zimmer, in hoher Personenzahl, lange, lüftungsfrei zusammenhocken; in einer großen Halle mit entsprechenden Abständen hat man's natürlich besser.
7 )
Covid-Verordnungen: "(...) proben, sobald es erlaubt ist. (...)". Ja, könnte man meinen.
Ich denke, Kommunen geben sich da echt Mühe. Sie handeln im Rahmen ihrer Landesregierung, womit ich Stadtstaaten ebenfalls meine. Ich denke, an die bundesregierende Mahnerin im letzen Sommer und Herbst erinnern wir uns noch, und ebenso an die Landesregierungen, die das im Ergebnis dann doch eher aussaßen und ignorierten. Bei exponentieller Lawine gilt nun leider:
- wenn man's sieht, ist es fast schon zu spät (hätte man doch Logarithmus oder Quotienten betrachtet ...)
- wer zögert, macht Alles für Alle nur noch schlimmer (wie beweisen wurde)
Beziehe ich dann noch das Verhalten meiner lieben Mitmenschen, etwa im Supermarkt mit ein, dann würde ich an das Zitat im Lichte der hier vorgestellten Nebenbedingungen doch wenigstens ein Fragezeichen setzen.
Zur Illustration: Nähme man den allseitigen (!) 1,50 m Abstand im Supermarkt ernst, bewegten sich alle wie Packman durch die Gänge. Seit nunmehr 15 Monaten erzeuge ich irritierte Blicke, wenn ich packmännisch durch die Regale streife ... Soviel zum Thema "Einsicht und Verständnis in einfache Zusammenhänge".
8 )
Entscheiden ... kann das im Grunde nur jede Band, jeder Musiker für sich. Vielleicht kommen ja genügend gute Bedingungen zusammen. Vielleicht auch nicht?
9 )
Ungeduld ... ist auch hier der "Killer". Wir haben es ja nun mehr als einmal erlebt: wer zu früh lockert ("Inzidenzen sind ja unter xyz! Auf, auf die Tür!"), der facht die Ausbreitung wieder an ("oops, wer konnte denn DAS schon wieder ahnen ...")
Also, ich hoffe insbesondere
@Siebenstein83 nimmt das als eher wertfreie Betrachtungen zum fundierteren Abwägen. Ich wünsche Dir, und uns Allen, eine glückliche Hand beim individuellen Entscheiden.
Grüße, Michael