Moin Mädels
wie versprochen melde ich mich also mit einem Gesamtbericht meines Custom Combo. Saß gestern 2 Stunden mitm Naturkost zusammen und wir haben die Box gemeinsam getestet. Vielleicht mag er ja später auch noch die ein oder andere Zeile darüber verlieren.
Wer die Vorgeschichte noch nicht kennt, sollte zum weiteren Verständnis vielleicht
das und
das lesen.
Bisherige Box/zu "ersetzende" Box
SWR Goliath Sr. 6x10"
Eine verflucht laute Box, die besonders im Bass- und im Höhenbereich ihre Stärken hat. SWR-typisch sind die Mitten eher weniger präsent. Unterm Strich war mir die Box zu riesig und überdimensioniert für meine Band.
Die Box sollte also weg und ne kompakte Power-Kombo dafür her. Der Tipp, eine Box von einem der deutschen Boxenbauer in Betracht zu ziehen,
kommt ursprünglich von herbieschnerbie.
Dafür an dieser Stelle nochmal vielen, vielen, vielen Dank, da ich so meinen geliebten Ampeg Preamp behalten konnte
Für meine Anwendung ergeben sich folgende
Anforderungen an die Konstruktion
- Combo-Box mit 3 HE Rackspace für meinen Amp
- Kippbar für Monitornutzung (oder Wedge-Gehäuse oder vorne schräg gebautes Gehäuse)
- evtl. Rollen
- Speaker entweder 2x10" oder 1x10" + 1x12"
- Kein Horn - ich habe das Horn bisher bei allen meinen Boxen ausgedreht, weil Hörner meiner Erfahrung nach einfach nur rauschen. Aber das soll jeder halten wie er will.
Meine
Soundvorstellung
In erster Linie möchte ich von der Box mehr Mitten als die SWR Box brachte. Das bringt den Ampeg-Character besser rüber und dürfte sich in der Band bei geringerer Lautstärke besser durchsetzen. Die Höhen müssen präsent sein, dürfen aber nicht dominieren. Einen "Clank"-Sound mag ich gar nicht. Wenn dann im Bassbereich noch ein gesundes Fundament erzeugt wird, bin ich zufrieden. Die Box sollte den Klang nicht zu sehr einfärben (wie zB Ampeg HLF) sondern mein Spiel reproduzieren.
Wichtig ist aber natürlich auch: Ich muss mich im Proberaum und auf der Bühne
hören können. Die Box muss also Power machen. Ob die Hose dabei flattert ist mir nicht so wichtig (dass sie das wahrscheinlich nicht mehr tun wird nach dem Wechsel von 6x10" auf ne kleine Combo mit 2 Speakern ist mir klar)
Mit diesen Anforderungen und der beschriebenen Soundvorstellung bin ich also an die deutschen Bassboxenbauer
House of Speakers (HoS),
Basstown und
FMC Audio herangetreten.
Entscheidung zwischen HoS, Basstown und FMC
- HoS
- + Sehr interessant wegen intern verbauter 500 Watt (4 Ohm) Digitalendstufe
- + Wedge-Design und schräge Front möglich
- + Netter Kontakt
- + gute Reviews hier und bei bassic.ch
- - Endstufe nur einkanalig und somit mit 4 Ohm Box schon am Ende
- - Aufpreis für die Endstufe für mich im Moment zu teuer
- Basstown
Der Raffi von Basstown sagte er habe das mit nem Rack in der Box noch nie gemacht, und ich solle
seiner Meinung nach mal bei HoS oder FMC fragen. Danke für diese Ehrlichkeit.
- FMC
- + Sehr gute Reviews bei bassic.ch
- + Kontakt war super nett, die Soundberatung sehr ausführlich
- + Preislich günstiger als HoS nach meiner Anfrage
- - Weder Wedgedesign noch ein schräges Gehäuse möglich
- + dafür aber ein Kippfuss zum Schrägstellen, was dieses Minus wieder ausgleicht
Entschieden habe ich mich nun für FMC. Ich war mit Hans schon recht weit in der Planung und er hatte dazu auch noch preislich die Nase vorn. In sofern sprach in meinem Fall eigentlich nichts mehr dagegen.
Verworfene Ideen
- 1 HE Digitalendstufe -> zu teuer
- 2 HE Digitalendstufe -> verschoben auf später weil es mir im Moment auch zu teuer ist
- Rackspace oberhalb der Box - kopflastig, nicht mehr kippbar
Bauauftrag
- 1 x 10er Neo Speaker (leichterer Speaker, der vom Sound her eher transparent und präsent ist, somit ist das fehlende Horn für meinen Höhengeschmack schon kompensiert)
- 1 x 12er Proline Speaker
- Beide Speaker sollen Fullrange in getrennten Kammern betrieben werden
- 4 Ohm Gesamtimpendanz
- kein Horn
- 3 freie 19" HE
- 50cm Einbautiefe (für den T-Amp)
- Kippfuß zum Schrägstellen
- Seitliche Tragegriffe
- Farbe: Schwarz
- zugesagter Bautermin 22.Juni, Bauzeit ein paar Tage, Lieferung wschl. 26-30. Juni
Probleme, die im Laufe der Planung auftraten
Der erste Plan war, die Speaker übereinander zu setzen, den Amp dann oben drauf. Das wäre ein Turm sonder Gleichen geworden und hätte das Schrägstellen aufgrund des Übergewichts durch den Amp praktisch nicht möglich gemacht.
Die nächste Überlegung war, die Speaker nebeneinander zu setzen, den Amp widerum oben drauf. Das wäre sehr breit und flach geworden. Jede Einstellung hätte tiefes Bücken nach sich gezogen und der Druck wäre vorwiegend im Fussbereich gewesen, was ja nicht unbedingt sinnvoll ist.
Hans riet mir an diesem Punkt, das ganze nochmal zu überdenken, weil er beide Varianten für nicht sinnvoll hielt. Eine durchaus faire Aktion, immerhin hätte er auch einen meinen Wunsch bauen können obwohl es später nicht funktioniert ("haben Sie doch so bestellt"). Danke!
Des Rätsels Lösung kam dann von migu und EDE:
https://www.musiker-board.de/vb/1559653-post61.html Nämlich den Amp senkrecht hinter die Speaker zu setzen, wie es beispielsweise bei den Eden Nemesis Kombos der Fall ist:
Genug der Vorgeschichte. Kommen wir zum
########
Ergebnis
########
Konstruktion
- 30 kg Leergewicht (ohne Amp)
- Mit meinem Amp und Kabel-Gedöns müsste das Gewicht etwa bei 50kg liegen (nicht gewogen)
- Breit wie ein 19" Rack, ca. 60cm hoch und 65cm tief
- Die Konstruktion ist sehr solide, gebaut für die Ewigkeit. An handwerklichem Können scheint es wirklich nicht zu mangeln in Ingolstadt.
- 2 Griffe auf jeder Seite um das Gewicht des Würfels besser handeln zu können (nicht so geordert, aber das war eine sehr gute Idee!)
- In 2 Stellungen arretierbare Kippfüße an den Seiten zum Schrägstellen des Würfels
Folgende
Kritikpunkte sind bei der
Konstruktion zu bemerken:
- Die Platte auf der Rückseite des Racks ist für meinen Geschmack etwas zu lang geraten. Die rückseitigen Anschlüsse des Preamp sind somit schwer zugänglich. Aber okay - einmal verkabeln und dann hoffentlich vergessen. Die Länge dieses Bretts ist natürlich aber auch eine Entscheidung zwischen Schutz des Amps und Bequemlichkeit. In sofern war die Wahl wohl gar nicht so verkehrt.
- Das Rack ist innen unter der Decke nicht mit Filz bezogen. Das ist mir ehrlich gesagt ziemlich unverständlich. Einen Grund dafür konnte Hans mir im Nachhinein auch nicht nennen. Über kurz oder lang werde ich da wohl einfach selbst Filz reintackern.
- Der Rackspace ist minimal höher als 3 HE (ca. 1cm), so dass oberhalb der Rack-Geräte ein Schlitz zu sehen ist. Das ist aufgrund des fehlenden Filzes auf der Innenseite doppelt ärgerlich, weil man so einen Holzstreifen sieht, wenn man den Würfel von vorn betrachtet. Dieser Schlitz stellt sich jedoch als Absicht heraus, damit man nachträglich noch die Anzahl der Schrauben in den Rackschienen verändern kann. Wenn man mal mehr braucht, kann man welche reintun und man hat keine überschüssigen Schrauben, die rumklappern. Okay, also ein funktionsbedingter Optikmangel, der durch Auskleiden der Oberseite behoben wird.
- Die Kippfüße sind recht hakelig zu arretieren. Der Kombo lässt sich so leider nur kippen, wenn man mit 2 Leuten zu Werke geht. Das Problem ist, dass man die Füße zur Arretierung nach oben in Auskerbungen schieben muss. Wenn man dann den Kombo nach hinten kippt, rutschen die Füße genau da wieder raus und es wird alleine sehr wackelig, das in gekippter Position wieder zu richten. Schade.
So sieht der fertige Würfel nun aus:
Nun dazu, was euch vermutlich am meisten interessiert:
Sound
Der Sound mit meinem Ampeg Preamp und der T-Amp Endstufe kann als schön bassig mit sehr gesunden Mitten und den nötigen Höhen beschrieben werden. Der Bass kommt klar und wenig verfälscht, bringt den Ampsound schön rüber. Die Box bringt weniger Tiefbass als die SWR aber dafür spritzigere Mitten. Der Amp muss also in den Mitten nicht mehr so extrem geboostet werden wie es bei der SWR der Fall war (die sind ja eher bekannt für gute Bässe und Höhen).
Dabei ist die Box absolut laut genug für meine Rockband. Der Amp ist noch nicht am Anschlag (ca. 2 Uhr) und die Speaker machen maximal Hub im Millimeterbereich. Das hatte ich so souverän ehrlich gesagt nicht erwartet.
Mein persönliches Fazit
Ich habe bekommen was ich wollte und bin vom Ergebnis sehr positiv überrascht. Bis vor einigen Wochen war die Idee einer Custom Box für mich noch nicht existent, für mich war es aber genau die richtige Entscheidung. Mängel sind eigentlich alle optischer Natur oder haben mit dem Handling zu tun. Der Sound überzeugt mich voll und ganz. Bin happy.
Kommentar zu FMC
Auch wenn sich das folgende vielleicht für einige hier wie Werbung anhören wird - ich möchte noch einige Worte zu FMC Audio verlieren.
Der Kontakt mit Hans lief sehr gut. Ich habe den Mann morgens um halb 10 aus dem Bett telefoniert und er war sofort hellwach für meine Ideen und Fragen. Auch Mailanfragen wurden schnell, kompetent und ausführlich beantwortet. Auch auf mein fehlendes Wissen bzgl einiger Themen wurde Rücksicht genommen, so dass ich verstanden habe, warum welche Sachen vielleicht nicht so wie ursprünglich geplant realisiert werden (können).
Wenn man jetzt noch bedenkt, dass der beschriebene
Customjob (sowas bekommt man ja nicht von der Stange) bei einem Endpreis von 400 EUR inklusive Versand gelandet ist, bin ich einfach nur maßlos begeistert und kann nur jedem empfehlen, die deutschen Boxenbauer beim nächsten Boxenkauf in Betracht zu ziehen und (vor allem wenns günstig sein soll) nicht gleich B*******r oder H****e Müll zu kaufen (sorry für die harten Worte, das ist natürlich rein subjektiv).
Sollten Fragen auftauchen bin ich natürlich gern bereit, die zu beantworten.
In diesem Sinne ...
pommes
*puh*
isch hoff isch hann nischts vejessen