Klavier im selbststudium

PS: Klavier habe ich mit Lehrer gelernt, Gitarre autodidaktisch.
Was mit Sicherheit daran liegt, dass das Zusammenspiel beider Hände bei der Gitarre nicht so komplex ist wie beim Klavier.

Wie ich oben schon geschrieben habe, gibt es auch die Möglichkeit des Fernunterrichts. Man ist zeitunabhängig und ich denke, man spart auch Geld. In meiner Region kostet mich der Unterricht nur halb soviel wie in der 30 km entfernten Musikschule, zu der ich einmal in der Woche mit dem Auto hinfahren müsste (Zeitverlust + Spritkosten).
 
Ich kann mir fast alles vorstellen.....

Und das es Sonderbegabungen gibt, die auch so zurecht kommen ist unbestritten. Nur die absolute Mehrzahl derjenigen, die sich mit Musik befassen haben eben diese Sonderbegabung nicht und da hilft dann nur Arbeit. Irgend ein schlauer Mensch hat einmal festgestellt, dass Talent ohne Arbeit ebenso wenig bringt, wie Arbeit ohne Talent.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass diese Abneigung gegen solide Grundlagen auch etwas mit der persönlichen Bequemlichkeit zu tun hat.

Ich will das aber nicht vertiefen, weil dieses Thema für mich nur von untergeordneter Bedeutung ist und ich jedem seine Freiheit lasse, sich für den Weg zu entscheiden, den er für richtig hält und/oder sich leisten kann. Denn dass der direkte Unterricht einiges an Finanzen erfordert, ist sicherlich auch ein Grund, sich an andere Angebote zu wenden.

Ein von mir sehr geschätzter Musiker, nämlich Klaus Kaucker, hat dieses Thema einmal in seinem YOUTUBE Kanal aufgegriffen. Interessanter Beitrag und auch interessante Kommentare dazu.
 
Ihr habt alle sehr richtig erwähnt, dass man Unterricht braucht, um besonders gut zu werden. Ich habe auch seit 3 Jahren keinen Unterricht mehr und merke, wie ich immer mehr in meiner eigenen Soße schwimme.

Aber: Scaleo hat geschrieben, dass er kein Virtuose werden will, sondern nur ein paar Stücke spielen will. Das halte ich im Selbststudium für durchaus realistisch. Klavier ist da meines Erachtens sogar ein viel dankbareres Instrument als Trompete oder Geige.

Wobei es nicht schadet, hin und wieder mal einen Lehrer zu Rate zu ziehen. Da muss ich allerdings aus meiner eigenen Erfahrung allerdings beisteuern, dass aus einem solchen guten Vorsatz in der Regel nix wird, denn einen Lehrer zu finden, der einem "mal eben so" ein paar Stunden gibt, ist bürokratischer und lästiger als sich schlicht bei der Musikschule für einen regelmäßigen Termin anzumelden.
 
Was mit Sicherheit daran liegt, dass das Zusammenspiel beider Hände bei der Gitarre nicht so komplex ist wie beim Klavier.

Da wäre ich mir aber nicht so sicher. Da gibt es schon die ein oder anderere Fingerstyle Technik, die durchaus für beide Hände sehr anspruchsvoll ist... . Und beide Hände machen bei der Gitarre wirklich völlig andere Bewegungen, bei dem Klavier ist es da grundsätzlich ähnlicher... .


Aber ganz allgemein:

Was soll sich denn da irre negativ einschleichen wenn man autodidaktisch Klavier lernen will? Also einmal ehrlich und ohne Motzerei von mir. Ist es nicht so, dass man auch mit Lehrer doch die meiste Zeit allein zu Hause übt? Also Noten, Griffe etc. im Grunde sowieso allein lernen muss?

Ich verstehe das wirklich nicht. Könnt ihr einmal Beispiele bringen, was ohne Lehrer typischer Weise daneben geht?
 
Was mit Sicherheit daran liegt, dass das Zusammenspiel beider Hände bei der Gitarre nicht so komplex ist wie beim Klavier.
Das ist - zumindest auf dem Niveau, wie ich Gitarre gespielt habe - sicher so.

Ich habe dies aber lediglich erwähnt, weil manchmal der Verdacht geäussert wird, wer Klavier mit Lehrer gelernt hat, kann sich autodidaktisches Lernen nicht vorstellen. Wollte einfach klar stellen, dass ich beide Seiten kenne.

@clone: Natürlich übt man alleine zu Hause. Ein guter Lehrer ist aber in der Lage, deinen Lernfortschritt zu beurteilen, korrigierend einzugreifen und so besser zu steuern. Er wird auch, was ich für sehr wichtig halte, Dinge fordern, vor denen sich Autodidakten gerne drücken, weil es "weh tut". Das ist letztendlich menschlich, aber genau das kann ein grosser Hinderungsgrund bzgl Fortschritt sein. Natürlich gibt es auch Menschen, die aufgrund ihrer hohen Eigenmotivation und -disziplin diesen Tritt in den Allerwertesten nicht brauchen. Nach meiner Erfahrung ist dies aber nicht die Mehrheit :D
 
Von Autodidakten kann man eigentlich da schon gar nicht mehr sprechen, weil ja heute ein ordentliches Lehrbuch mit CD oder DVD oft die Arbeit des Lehrers ersetzt oder ergänzt. Ich habe mir u.a. klassische Gitarre selbst erarbeitet, die einen sehr hohen Übeaufwand und disziplinierte, ausdauernde Technikstudien verlangt, will man wirklich die klassische Literatur spielen. Sehr geholfen haben mir dabei thematische Etüdenzusammenstellungen.

Klar sind hier auch Lehrer vertreten, die nicht ganz uneigennützig zum Unterricht raten, aber nicht jeder kann sich regelmäßig Stunden leisten. Ein schlechter Lehrer kann dabei übrigens genauso demotiviernd sein, wie ein unbefriedigendes Selbststudium. Ich kann nur jeden ermutigen seinen eigenen Weg zu finden.

Man sollte halt gut in sich hineinhorchen, ob man die nötige Disziplin mitbringt und vor allem sein Spiel auch reflektieren kann. Das ist am Anfang sicher am Schwierigsten, aber es kann auch nicht schaden sich ein wenig auszuprobieren und professionelle Ziele haben wir ja nicht alle.

Sehr gut ist es, mit anderen zusammen Musik zu machen. Dann sieht man auch sehr schnell ob und wie gut man mit den unterrichteten Schülern mithalten kann.

In dem Sinne wünsche ich jedem, dass er seinen Weg findet und auch den Mut hat, ihn trotz gelegendlicher Rückschläge zu gehen:rolleyes:.

Musik kann das Leben sehr bereichern, sei es mit oder ohne Lehrer.
 
Meine Schwester hat sich vor kurzem hier angemeldet und macht jeden Tag 1-2 Videos durch. Sicherlich ersetzt das keinen echten Lehrer, aber es ist deutlich günstiger und es funktioniert halt quasi überall. Der Anfängerkurs soll bis zum 2händigen Klavierspielen gehen. Bin mal gespannt wie sie sich entwickelt :D
 
Was soll sich denn da irre negativ einschleichen wenn man autodidaktisch Klavier lernen will?

Es "soll sich" gar nichts negativ einschleichen. Aber was sich meiner Erfahrung nach negativ einschleichen kann:
  • die Sitzhaltung: zu hoch, zu tief, zu weit weg, zu nah dran. Das ist von der Höhe des konkreten Instruments und, viel wichtiger, vom Körper des Schülers abhängig. Schüler wissen nicht automatisch, wie man optimal an einem Klavier sitzt. Beobachtung von aussen hilft dabei
  • die Fingerhaltung: Autodidakten halten die Handrücken oft nicht rund, wie es optimal wäre. Und selbst wenn, dann nicht immer konsequent. Das ist aber eine wichtige Grundlage für organische Hand- und Fingerbewegungen
  • Abspreizen der Oberarme oder Heben der Schultern kommt vor. Das ist meist nicht viel, nur einige Zentimeter, aber es ist oft der Grund für unentspanntes Spielen
  • Autodidakten wiederholen vor allem das, was sie schon können. Selbstdisziplin, um konsequent vorwärts zu kommen, ist meist nicht ausgeprägt. Muss ja auch nicht, aber dadurch brauchen Autodidakten oft viel länger, als Musiker mit Unterricht
  • die gesamte Spieltechnik wird auf das eigene Instrument hin abgestimmt. Durch den seltenen Austausch und das Spielen auf anderen Klavieren ist die Perspektive hinsichtlich Klangideal und variablen Anschlag nur minimal ausgeprägt. Wer nur sein eigenes Instrument kennt und auch von niemandem gesagt bekommt, was es an anderen Instrumenten gibt, schmort immer im eigenen Saft
  • Stilistische Einseitigkeit. Die besseren Musiker sind in der Regel die, die mehrere Stile beherrschen oder schon mal gespielt haben. Das machen Autodidakten selten, denn sie reproduzieren meist ihre musikalische Lebens- und Erfahrungswelt
  • unorganisches Verbinden von Handstellungen. Klavierspiel wird erst dadurch flüssig, daß Handstellungen schnell und sicher gewechselt werden. Dazu muss man mal nachdenken, ausprobieren, oft wiederholen, verschiedene Lösungen für Fingersätze und Handstellungen kennenlernen und bewerten. Das machen Autodidakten selten, sie geben sich zu schnell mit der erstbesten Lösung zufrieden
Also einmal ehrlich und ohne Motzerei von mir. Ist es nicht so, dass man auch mit Lehrer doch die meiste Zeit allein zu Hause übt? Also Noten, Griffe etc. im Grunde sowieso allein lernen muss?

Nein, das ist nicht so. Ein Lehrer sitzt auch mal daneben und hilft bzw. beobachtet und begleitet einen Schüler beim Notenlesen, Heraushören oder allgemein: Erlernen eines neuen Stücks. Zu Hause sollte vor allem das geübt und wiederholt werden, was im Unterricht Gegenstand war. Eigenes Erarbeiten sollte eher selten Hausaufgabe sein - aber das ist je nach Leistungsstand unterschiedlich.

Ehrlich gesagt, ist es mir ein Rätsel, warum Menschen, die einfach nur Klavier spielen lernen wollen, sich mit solchen Krücken wie Videos oder ausschließlich Lehrbüchern herumschlagen. Weder Fahrrad fahren, noch Mathematik, noch Sport, noch Autofahren lernt man doch ohne Lehrer. Natürlich geht es theoretisch, und wer will, soll's machen, aber es ist ja nicht schwer zu überlegen, das das extrem suboptimal ist. Ein bisschen gesunder Menschenverstand sollte über die paar Euros triumphieren, die ab und zu einige Stunden kosten. Ich habe selbst im Alter von 15 mehrere Jahre autodidaktisch Klavier gelernt und kann es nicht empfehlen.

Harald
 
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Es "soll sich" gar nichts negativ einschleichen. Aber was sich meiner Erfahrung nach negativ einschleichen kann: ...
Da hatte ich gedacht, es gäbe gravierendere Fehler. :gruebel:

Wie man am besten am Klavier sitzt, muss jeder für sich selbst rausfinden. Ich denke, ein Lehrer kann da auch nur beratend wirksam werden. So lange man bequem und entspannt sitzt, ist die Welt doch in Ordnung. Gleiches gilt für die Hände. Da die Finger bei jedem anders sind, gibt es auch hier kein Grundrezept und letztendlich muss jeder für sich selbst ausprobieren, wie er am besten in die Tasten greift.

Jeder möchte sein Instrument spielen. Wenn ich z.B. Gitarrenunterricht nehme, gehe ich mit meiner Gitarre zum Unterricht. Beim Klavier wird das natürlich schwierig. :) Aber es ist nicht so, dass ein Klavierlehrer viele verschiedene Klaviere bei sich rumstehen hat. ;)

Viele Stile zu kennen ist natürlich wichtig. Bei der heutigen Lehrliteratur sollte das eigentlich kein Problem sein, da in den Büchern die verschiedensten Musikrichtungen behandelt werden. Da sehe ich eher die Gefahr an den falschen Lehrer zu kommen, der z.B. nur sein klassisches Spiel im Kopf hat.

Jetzt kommt der Punkt, der für mich gravierend ist: Autodidakten spielen das, was sie mögen. Alles, was unangenehm wird, insbesondere Etüden, werden unzureichend bzw. gar nicht geübt. Lehrbücher lassen einen da gerne im Stich. Aus meiner Sicht sind sie zu oberflächig und können natürlich nicht auf die Belange des Schülers eingehen. Und ob das, was man an Tönen produziert, auch gut klingt und man wirklich Fortschritte macht, kann eigentlich nur ein Lehrer beurteilen. Und noch ein wichtiger Punkt: Man lernt nicht nur sein Instrument zu spielen, sondern auch wie man lernt! Und dabei ist ein Lehrer unersetzlich.
 
Wie man am besten am Klavier sitzt, muss jeder für sich selbst rausfinden. Ich denke, ein Lehrer kann da auch nur beratend wirksam werden. So lange man bequem und entspannt sitzt, ist die Welt doch in Ordnung. Gleiches gilt für die Hände. Da die Finger bei jedem anders sind, gibt es auch hier kein Grundrezept und letztendlich muss jeder für sich selbst ausprobieren, wie er am besten in die Tasten greift.
Da erlaube ich mir die etwas provokative Frage: Wieviele Jahre gibst du schon professionellen Unterricht, dass du das so gut beurteilen kannst?
Meine Erfahrung (als langjähriger Schüler!) ist jedenfalls eine andere: Die Technik ist die absolute Grundlage, und solange die nicht sauber sitzt, wird man auch nicht vernünftig spielen können. Und selbst wenn sie eigentlich sitzt, kann es bei bestimmten Dingen (vielleicht irgendwelchen ungewöhnlichen Läufen, was weiß ich) dazu kommen, dass man sich doch selbst wieder rausbringt und wegen komischer Handhaltung plötzlich nichts mehr auf die Reihe bekommt. Sowas selbst zu erkennen ist meist sehr schwierig.

Jeder möchte sein Instrument spielen. Wenn ich z.B. Gitarrenunterricht nehme, gehe ich mit meiner Gitarre zum Unterricht. Beim Klavier wird das natürlich schwierig. :) Aber es ist nicht so, dass ein Klavierlehrer viele verschiedene Klaviere bei sich rumstehen hat. ;)
Dass du es bei deiner Gitarre anders machst bedeutet ja nicht, dass das auch die bessere Lösung ist.
Allein der regelmäßige Wechsel zwischen dem eigenen Instrument und dem Instrument des Lehrers kann eine Menge ausmachen. Insbesondere, wenn man z.B. selbst "nur" ein Digitalpiano besitzt, im Unterricht aber auf einem echten Klavier oder gar Flügel spielt. Aber auch, wenn man zuhause ein Klavier zur Verfügung hat ist es in jedem Falle vorteilhaft, auch mal ein anderes spielen zu können. Ich kann Harald da nur uneingeschränkt zustimmen.

Viele Stile zu kennen ist natürlich wichtig. Bei der heutigen Lehrliteratur sollte das eigentlich kein Problem sein, da in den Büchern die verschiedensten Musikrichtungen behandelt werden.
Aus einem Buch heraus die besonderen Eigenschaften von Musikstilen zu lernen, mag vielleicht(!) funktionieren. Aber mit einem Lehrer ist es in jedem Fall viel einfacher, weil der dir z.B. einfach vorspielen/-singen/-summen/-klopfen kann, was an der aktuellen Stelle gerade von Bedeutung ist und was du falsch machst. Thema gegessen, nächste Stelle. Diese direkte Interaktion ist es, was den Unterricht gegenüber dem Selbststudium so gut macht.

Da sehe ich eher die Gefahr an den falschen Lehrer zu kommen, der z.B. nur sein klassisches Spiel im Kopf hat.
Klar, die Suche nach einem Lehrer ist nicht einfach, und man sollte natürlich nicht den erstbesten nehmen. Das ist aber kein Grund, auf einen Lehrer zu verzichten.
 
Da erlaube ich mir die etwas provokative Frage: Wieviele Jahre gibst du schon professionellen Unterricht, dass du das so gut beurteilen kannst?
Meine Erfahrung (als langjähriger Schüler!) ist jedenfalls eine andere: Die Technik ist die absolute Grundlage, und solange die nicht sauber sitzt, wird man auch nicht vernünftig spielen können. Und selbst wenn sie eigentlich sitzt, kann es bei bestimmten Dingen (vielleicht irgendwelchen ungewöhnlichen Läufen, was weiß ich) dazu kommen, dass man sich doch selbst wieder rausbringt und wegen komischer Handhaltung plötzlich nichts mehr auf die Reihe bekommt. Sowas selbst zu erkennen ist meist sehr schwierig.
Ich gebe nur die Erfahrung aus meinem Klavierunterricht wieder. Ich denke, dass der Unterricht eines Erwachsenen anders aussieht als bei einem Kind und die Schwerpunkte anders verteilt sind. Ich will ja kein zweiter "Mozart" werden. Mir geht es um den Hausgebrauch. Und ich denke, dass es den meisten hier auch so geht, die das Klavierspiel als Hobby betreiben wollen.


Dass du es bei deiner Gitarre anders machst bedeutet ja nicht, dass das auch die bessere Lösung ist.
Allein der regelmäßige Wechsel zwischen dem eigenen Instrument und dem Instrument des Lehrers kann eine Menge ausmachen. Insbesondere, wenn man z.B. selbst "nur" ein Digitalpiano besitzt, im Unterricht aber auf einem echten Klavier oder gar Flügel spielt. Aber auch, wenn man zuhause ein Klavier zur Verfügung hat ist es in jedem Falle vorteilhaft, auch mal ein anderes spielen zu können. Ich kann Harald da nur uneingeschränkt zustimmen.
Ich sage ja nichts dagegen. Mein Einwand war ja nur, dass ein Klavierlehrer nicht unzählige Instrumente zur Verfügung hat.

Aus einem Buch heraus die besonderen Eigenschaften von Musikstilen zu lernen, mag vielleicht(!) funktionieren. Aber mit einem Lehrer ist es in jedem Fall viel einfacher, weil der dir z.B. einfach vorspielen/-singen/-summen/-klopfen kann, was an der aktuellen Stelle gerade von Bedeutung ist und was du falsch machst. Thema gegessen, nächste Stelle. Diese direkte Interaktion ist es, was den Unterricht gegenüber dem Selbststudium so gut macht.
Die Musikstücke sind schon so gewählt, dass jeder sie kennt. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, da bei fast allen Lehrbüchern mittlerweile CD's beiliegen. Aber, dass ich nicht die höchste Meinung von Lehrbüchern habe, sollte eigentlich aus meinem Posting klar hervorgegangen sein.


Das ist aber kein Grund, auf einen Lehrer zu verzichten.
Das habe ich auch nicht geschrieben und so auch nicht gemeint (siehe letzter Absatz meines Postings)!
 
Ich gebe da doch noch einmal meinen Senf dazu....

Ich bleibe dabei, dass von Ausnahmen abgesehen Klavierspielen im Sinne von Beherrschen der wichtigen technischen Grundlagen allein mit autodidaktischen Mitteln nicht zu erreichen ist.

Diese Systeme gehen regelmäßig von irgendeinem Stück aus, dass dann gedrillt wird und dann kommt das nächste. Die Vorgehensweise entspricht einer Art Dressur, ohne dass die Grundlagen vermittelt werden.

Klavier lernt man aber nicht dadurch, dass man sich einzelne Stücke andressiert, sondern dass einem die Grundtechniken die Möglichkeit geben, diese Stücke und dann letztlich alles, was in den eigenen technischen Rahmen passt zu spielen. Auch hier gilt, vom Allgemeinen zum Besonderen kommen, nicht umgekehrt.

Diese Art der Dressur hat auf den ersten Blick unter Umständen schnelle Erfolge, aber die technischen Fertigkeiten bleiben so begrenzt, dass man relativ schnelle am Ende seiner Fähigkeiten ist und dann auch nicht weiß. wie man weiter kommt.

Erst wenn diese Grundlagen vorhanden sind, kann man sicherlich manches mit autodidaktischen Mitteln erarbeiten, wie z.B. bestimmte Stilistiken etc.

Aber erst kommen die Grundlagen und dann die Stile.

Nach meiner Auffassung gilt das eigentlich für alle Instrumente. Je nach dem technischen Schwierigkeitsgrad der reinen Spieltechnik, hat man die Grundlagen eben eher oder später erarbeitet, aber an einer professionellen Unterstützung geht bei ernsthafter Befassung mit der Materie kein Weg vorbei.
 
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Ich bringe mir das meiste tatsächlich auch im Selbststudium bei, bzw. eigentlich nur noch. Aber ich habe auch keine sonderlich hohen Ansprüche an meine Spielkunst und freue mich einfach, wenn ich mir selber gerne beim Spielen zuhöre. :D

Allerdings hatte ich mit 7 etwa anderthalb Jahre Unterricht und habe dort die Grundlagen gelernt, sprich Körperhaltung, Handhaltung, usw. sind trotz des langen Zeitraums in dem mich kein Lehrer gesehen hat nicht ganz verloren gegangen, ich habe es noch irgendwie im Hinterkopf. Außerdem ist mein Bruder hin und wieder bei mir und korrigiert mich, soweit er das kann, wenn ihm etwas auffällt. Er hat selber einige Jahre Klavier gespielt und spielt seit über 25 Jahren Gitarre. Ganz ohne Feedback stelle ich es mir eher schwer vor und wenn es finanziell drin wäre, würde ich auch zu gerne wieder Unterricht nehmen, weil ich zwar in den letzten zwei Jahren durch häufiges Üben ein paae Fortschritte gemacht habe, jetzt aber fest hänge.
 
Also ich geb mir auch mal meinen Senf dazu.

Ich spiele seit fast 7 Jahren Gitarre, hatte nie einen Lehrer, kenn mich mit dem Instrument, den Techniken, den Spielweisen, dem Hintergrund bestens aus. Klassische Konzertgitarre, Westerngitarre und letztendlich die E-Gitarre mit der ich mich durch den Melodic-Deathmetal durchshredde. Ich bin fest davon überzeugt, dass man mit genug Talent und mit ausreichen Ausdauer und Vorsicht ohne Lehrer ein Instrument erlernen kann, wenn man sich jeden Tag auch mit dem Wille dies zu tun daran setzt und effektiv übt. Ich verbringe ca. 5 Stunden die Woche nur damit Techniken mit dem Metronom perfekt zu spielen und die Geschwindigkeit immer höher hochzuschrauben um noch so schnelle Solos lupenrein zu spielen. Die Techniken dabei hat mir nie ein Lehrer beigebracht und trotzdem haben Lehrbücher und tausende Seiten im Internet geholfen diese Techniken zu erlernen.

Viele Freunde fragen bei mir nach Gitarrenunterricht und sind erstaunt wenn ich NEIN sage, weil ich vom Lehren keine Ahnung habe. Ich hatte nie einen Lehrer und darum weiß ich nicht wie man am besten an das Thema rangeht. Fakt ist, ich zocke etliche Leute hier in der Gegend in Grund und Boden, auch wenn sie einen Gitarrenlehrer genossen haben. Der Unterschied liegt darin, dass dann einmal pro Woche das Instrument herausgenommen wird und geübt wird. Man muss wirklich permanent dabei sein und sich immer weiterbilden. Wenn kein ausreichendes Interesse da ist, schafft man es nicht. Fertig. Aber wenn man die Interesse hat und es wirklich lernen will, jeden Tag spielen will, dann geht das. Definitiv.

Umgekehrt kann man sagen --> Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Das wichtigste beim Selbststudium ist, dass du wirklich gute Fachlektüre liest. Dass du an die Technik denkst und nicht einfach nur versuchst irgendwelche Lieder nachzuspielen. Aber vor allem muss dein OBERSTES GEBOT sein, IMMER UND ZU JEDER ZEIT auf die Technik zu achten.

Im Grunde genommen muss ich manchen Usern schon recht geben, denn wenn man Jahrelang eine Technik falsch angelernt hat braucht man EWIG dies wieder abzugewöhnen und richtig anzugewöhnen. Unmöglich ist es aber keinesfalls.

Übrigens schau dir doch mal die Gitarristen auf der Bühne an... Nirvana zum Beispiel. Curt Cobain konnte keine Noten lesen. Hätte man das gedacht? Nein! Aber das was er gespielt hat klang einfach geil, auch ohne Musikstudium und jahrelangem Unterricht beim Gitarrengott.

Ich möchte nicht sagen, dass die anderen User nicht auch recht haben. Was ich sagen will ist, dass es möglich ist. Auch wenn du kein japanisches Wunderkind bist das seit dem 1. Lebensjahr auf Klavierspielen gedrillt wird und nur gezeugt wurde um mal ein namenhafter Pianist zu werden.

Also:

1. Übe regelmäßig und viel
2. Les so viel Lektüre und sammle so viele Informationen wie du nur kannst
3. Lerne lieber langsam, intensiv, schmerzvoll und dafür richtig STATT auf schnelle Erfolge herauszuzielen
4. Befasse dich UMFANGREICH!!! mit Techniken. Es gibt nichts schlimmeres als Techniken falsch zu lernen die man nach Jahrelanger angewöhnung umgewöhnen muss.
5. Spiele nicht nur irgendwelche Lieder nach sondern versuche immer die Technik darin wiederzuerkennen
6. Verfeinere deine Spielweise und versuche Teile aus deinem Titel herauszuhören die du noch nicht optimal gespielt hast.


Das ist meine Ansicht. Also wenn du glaubst du hast das nötige Anagaement, mach es und zeig den Leuten dass es eben NICHT unmöglich ist.

Grüße aus Würzburg
 
Ich finde die Diskussion bisher etwas einseitig geführt. Ich halte es persönlich für absolut möglich, das Klavierspielen (bis zu einem bestimmten Fertigkeitsniveau) autodidaktisch zu lernen. Ich glaube aber nicht, dass ich selbst es so lernen kann - die Selbstreflektion, Ausdauer und vor allem die Disziplin fehlt mir dazu.

Auf der anderen Seite geht die "Pro Lehrer"-Argumentation hier von einem Idealtypus von Lehrer aus. Einer der gleichzeitig motiviert und kritisiert, einer der gleichzeitig leitet und trotzdem auf den Schüler und seine Wünsche eingeht. Wisst ihr eigentlich, wie schwer es ist so jemanden zu finden?! Als Anfänger ist es auch verdammt schwer einzuschätzen, ob man einen guten Lehrer vor sich hat. Ein Lehrer muss auch nicht per se "schlecht" sein, sondern einfach nur für einen selbst komplett ungeeignet.

Egal ob mit oder ohne Lehrer: das Klavierspiel bringt man sich in letzter Konsequenz eh selbst bei. Der Lehrer ist immer "nur" ein Helfer auf dem Weg zum persönlichen, musikalischen Ziel. Wer als Autodidakt gegen eine Wand läuft, wird bei entsprechender Ausdauer und Determinierung auch irgendwann eine Lösung finden - Klavierspielen ist keine Alchemie, die nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten zugänglich ist. Die Lösung findet derjenige vielleicht durch (langwierige) Recherche und Experimente, oder in dem er dann einen Lehrer konsultiert. Ich glaube nicht daran, dass es Fehler gibt, die man nicht wieder los wird. Insbesondere derjenige, der genau durch solche Fehler an die Grenzen seiner Fertigkeit gestoßen ist, wird die Sinnhaftigkeit der "richtigen" Technik sehr schnell erkennen und adaptieren - a la "Achso! So ist es ja viel leichter". Wenn ich das von meinem Lehrer ohne vernünftige Erklärung "eingebleut" bekomme, bin ich sicher schneller am Ziel, aber weiß unter Umständen nicht einmal warum. Bestimmte "schlechte" Techniken bedürfen vielleicht erst einmal gar keiner Korrektur, weil sie sich auf dem "Zielniveau" des Autodidakten gar nicht wirklich direkt auswirken.

Das man mit diesem Trail-and-Error-Ansatz nicht zum Konzertpianisten wird hat vor allem eine Ursache: die Methode ist einfach nicht schnell genug, um alle benötigten Feinheiten und Techniken des Klavierspiels so zu verinnerlichen und zu perfektionieren, dass man sie mit (nahezu) hundertprozentiger Treffsicherheit professionellen Umfeld abrufen kann. Ob und wie viele Autodidakten es unter erfolgreichen Musikern gibt oder nicht, ist dabei für die Diskussion meiner Meinung nach vollkommen unerheblich. Man verfällt da leicht in den "Swimmers-Body-Bias". Diese Leute haben nichts mit einem selbst zu tun.
 
Egal ob mit oder ohne Lehrer: das Klavierspiel bringt man sich in letzter Konsequenz eh selbst bei. Der Lehrer ist immer "nur" ein Helfer auf dem Weg zum persönlichen, musikalischen Ziel. Wer als Autodidakt gegen eine Wand läuft, wird bei entsprechender Ausdauer und Determinierung auch irgendwann eine Lösung finden - Klavierspielen ist keine Alchemie, die nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten zugänglich ist.

Bringt das was ich meinte auf den Punkt... Bis zu einem gewissen Level kann man es lernen wenn man diszipliniert ist und mit Verstand an die Sache rangeht. Ich komme auch langsam an den Punkt wo ich dann nicht mehr viel dazulernen kann und mir mal einen Gitarrenlehrer nehmen müsste, allerdings habe ich wie gesagt fast 7 Jahre an Gitarrenspiel auf dem Buckel und kenne alle möglichen Spieltechniken etc. und natürlich habe ich auch schon mal wegen einer Technik etliche Stunden damit verbracht mir anständige und vor allem richtige Informationen zu suchen. Und natürlich gab es Momente wo ich dann total angekotzt die Gitarre in den Ständer gestellt hab und erstmal demotiviert war. Aber irgendwann klappts. Wenn auch länger als mit Lehrer.

Also Lehrer ist natürlich definitiv immer besser wenn man einen professionellen hat. Ich hätte mit Lehrer sicherlich mehr in den beinahe 7 Jahren geschafft und könnte noch besser sein, aber ich habe meine Ziele die ich mir gesetzt habe erreicht, bin zufrieden, habe Spaß am Gitarrespielen und bin auf einem für mich zufriedenstellenden Level.

Das ist beim Klavier sicher nicht anderst. Man kann auch trotzdem gefühlvoll und gute Musik spielen ohne dass man ein 30 Jahre angelernter Profi ist der die heftigsten und schwersten Stücke spielt. Vor allem ist man eben nicht erst ein guter Pianist wenn man alle Werke Mozarts blind und perfekt spielt. Man ist ein guter Pianist wenn man die Musik zum Leben erweckt, man den Zuhöhrer regelrecht mit der Spielweise fesselt - und das macht nicht dein Lehrer für dich sondern dein Talent.

Ich will damit jetzt nicht den anderen Usern hier im Board ans Bein "pinkeln". Ich habe respekt vor den Pianisten die unter anderem auch Jahrelang professionellen Unterricht hatten und dadurch natürlich viel mehr Wissen über die ganze Materie besitzen als jemand wie ich - aber ich will nicht dass Anfänger denken, dass ohne Lehrer garnichts geht. Denn es geht.

Viele Grüße aus Würzburg,
 

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