Als Material habe ich bisher Birke Multiplex im Kopf (Wände 19mm/Schallwand 15mm oder Wände 15mm/Schallwand 12mm, Maße: 510x400x300) Klanglich kann ich die Maße nicht begründen, habe sie mir einfach abgeschaut.
Moin Hendrik,
ich hab mir Deine Materialauswahl mal angeschaut und möchte Dir ein paar Dinge ans Herz legen.
1. Schallwand / Materialdimensionen:
Bitte verwende hier die gleiche Materialstärke wie bei den Wänden und ich rate Dir zu 19mm Multiplex. Wenn es Multiplex in 12mm sein soll dann dopple die Schallwand auf und leg den Speaker ein, sprich die nach außen gewandte Platte erhält einen Ausschnitt mit Außendurchmesser des Speakers + 5mm Zugabe, die innere logischerweise einen Ausschnitt mit Innenmaß des Kranzes.
Soll Deine Schallwand geneigt sein? Falls ja bedenke, dass Du dann jeweils an zwei Seiten eine Gehrung anschneiden musst. Der Neigungswinkel wäre ein weiteres Thema über das man diskutieren könnte. Ich baue meine 1x12 und 2x12 mit 7 Grad Schallwandneigung.
2. Verleistung und Verbindungsmittel
Es gibt noch heute einige Hersteller die Ihre Korpusse verzinken. Das macht aus konstruktiver Sicht auch viel Sinn, da bei den Verbindungsstellen zwischen Deckel/Boden und Seitenwänden immer Längs- zu Stirnholzverbindungen entstünden wenn ich beide Teile stumpf verbinden würde. Eine solche Längs- zu Stirnholzverbindung lässt sich nicht gut verleimen (Den Grund führe ich hier nicht weiter aus, bei Interesse gerne per PN). Mit den Zinken löst man gleich mehrere Probleme: Vergrößerung der Leimflächen, Längs- zu Längsholzverleimung, zugfeste Verbindung bei Schwalbenschwanzverbindungen. Das Herstellen einer solchen Verbindung erfordert viel viel Übung. Ich vertrete die Meinung, dass wenn man sich die Arbeit macht und die Verbindungen als Schwalbenschwänze ausführt, es einer Schande gleichkommt das Gehäuse danach zu beziehen und die Verbindungen zu verstecken.
Zur Sicherung der Verbindungen kann man auch andere Verbindungsmittel verwenden z.B. Flachdübel, Dominos oder normale Holzdübel. Tipp: Bei letzteren könntest Du das Gehäuse im Aufbau sogar stumpf verschrauben, nach Abbund des Leimes die Schrauben entfernen, Löcher aufbohren und Dübel einleimen.
Der Einbau von Schallwänden wird bei vielen Gitarrenboxen zusätzlich verleistet und dazu würde ich Dir auch raten. Ob man dazu Dreiecksleisten verwendet oder rechteckige stelle ich gerne zur Debatte. Ich verwende in der Regel Reststücke aus Fichte aus meinem Holzlager. Je kleiner Du die Wandstärke wählst desto wichtiger wird eine gute Aussteifung durch Verleistung. Eine Versteifung der Rückwand fällt hier ja weg, da Du ja open back bauen möchtest.
3. Materialbeschaffung und Werkzeuge
Bitte geh' nicht in Deinen lokalen Baumarkt und lass' Dir Deine Teile dort zuschneiden. In einer Schreinerei wirst Du vermutlich nicht viel günstiger wegkommen, da dort Arbeits- und Maschinenstunden anfallen. Such' Dir einen Holzhandel in deiner Nähe und frag' eine ganze Platte an. Übliches Handelsmaß für eine Platte ist 1,50 x 3,00 m. Falls Du das Gehäuse beziehen willst reicht dir eine Qualität B/BB (Vorder- / Rückseite) auf jeden Fall. Auch ich kann keine ganze Platte transportieren, jedoch macht mein Holzhandel bei Abnahme ganzer Platten Transportschnitte kostenlos. Ich lasse mir meine Platten dann in 2x 1,00 x 1,50 m + ca. 0,99 x 1,50 m Teile auftrennen, die kann ich laden.
Vor Corona kostete eine ganze Platte 19mm Multiplex 64,- € in B/B Qualität. Mittlerweile sind Preise deutlich höher, jedoch immer noch weit geringer als ein Zuschnitt im Baumarkt kosten würde. In unserer Region konnte ich noch vor Corona eine ganze Platte für den Quadratmeterpreis im Baumarkt kaufen.
Zwingen:
Hast Du eine ausreichende Anzahl Zwingen in entsprechender Länge zur Verfügung? Nun ist eine 1x12 Box kein riesiger Körper und dennoch wirst Du mindestens sechs Zwingen mit 60 cm Spannweite benötigen um den Korpus bei der Verleimung gut zu spannen, falls Du auf eine Verschraubung verzichten willst.
Zuschnitt:
Zum Formatieren reicht Dir eine Handkreissäge / Tauchkreissäge, idealerweise mit Führungsschiene. Achte beim Aufriss jedoch auf die Faserrichtung des Deckfurniers Deiner Sichtseite. Bei Längs- und Querschnitten benötigt man unterschiedliche Sägeblätter um Ausriss zu vermeiden.
Irgendwie/irgendwo muss der "bessere" Klang der Bogner ja herkommen, wenn aber Holz, Holzverbindungen etc. schon optimiert sind.
Um das abschließend beurteilen zu können müsste man eine Bogner mal komplett abziehen und die komplette Konstruktion betrachten. Wenn der Plan den
@VS73 gepostet hat stimmt, dann sieht man jedoch schon einige konstruktive Merkmale die über die üblichen sechs Seiten eines Würfels hinausgehen
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Schau' mal welche Speakerbestückung Bogner in den Kisten so anbietet. Bei vielen Gitarrenboxen ist Klangneutralität des Gehäuses gerade nicht das Ziel. Insofern macht es schon Sinn aus konstruktiver Sicht ein Gehäuse so zu dimensionieren und auszustatten, dass es dem jeweiligen Speaker oder einem gewünschten Klangbild zuträglich ist. Ich würde hier einfach mal vermuten, dass Bogner hier ziemlich genau das trifft, was Du als gutklingend empfindest.