@Katuta Ich habe dein Beispiel exakt so verstanden, wie du es gemeint hast.
(nur den Einfall und Regelbruch nicht explizit kommentiert)
Üblicherweise dient Software bestimmten Zwecken und es ist nicht gewünscht, dass sie plötzlich ein 'Eigenleben' entwickelt.
Eine Situation, die wir übrigens seit gut einem Jahrzehnt in verschärfter Form im menschlichen Berufsalltag mit der Internet-Nutzung am Arbeitsplatz erleben
Aber es ist durchaus typisch, dass man Software die Freiheit gibt, Parameter frei zu ändern und anhand von Regeln beim Erreichen von Zielwerten damit aufzuhören.
Ein Arpeggiator (zB) funktioniert nach diesem Prinzip.
Die og Kompositionsstrategie ist im Grunde nichts anderes, nur eben komplex und auf 1 Durchlauf begrenzt. Das Umkehren der Tonfolge ist ein besonders naheliegender Schritt - und wurde sicher schon vor der Definition des Begriffs von Instrumentalisten (als Übung um die Geschicklichkeit zu steigern) praktiziert.
Band in a Box benutzt keine festen 'templates', das sieht nur oberflächlich so aus.
Tatsächlich enthält es ein neben einem musiktheoretisches Regelwerk (als abstrakte Datenbasis), auch konkrete Informationen zur Phrasierung und Spielweise von Instrumentalisten und wie Rhythmus und Harmonik von Musikrichtungen aufgebaut sind.
Diese Informationen erscheinen auch als Text in den entsprechenden Auswahlfenstern im Programm.
Eine Melodie wird (zunächst) exakt so wiedergegeben, wie sie eingespielt wurde.
Anhand des ausgewählten Stils wird dazu ein Begleitung vom Programm neu erzeugt.
Instrumentierung und Rhythmus werden entsprechend der Datenbasis bestimmt, die Harmonik richtet sich nach der Tonart unter Berücksichtigung von Melodielinie und Stil.
Die einzelnen Durchläufe der 'Komposition' weichen jedesmal leicht voneinander ab, um das Zusammenspiel in einer Band zu simulieren (bei Gefallen kann man Zustände fixieren).
Melodie und Soli können aber auch von BiaB selbst erzeugt werden, entsprechend den gerade genannten Kriterien von Musikstil und ggf ausgewählten Solisten.
Das kann es nicht nur in Midi, sondern auch mit Audiodaten in Form der RealDrum und Realtrack Instrumente. Dh einzelne (real eingespielten) Dateien sind individuell in der Datenbasis als Struktur vorhanden und aus diesen Elementen werden nahtlos neue Versionen erstellt.
Das Teil ist also wirklich kreativ und ein richtig guter 'Handwerker'.
Da es aber einen konkreten Zweck verfolgt (und nicht einen akademischen Beweis antreten will) überlässt es die Beurteilung seiner Bemühungen dem Anwender.
Der kann dann ggf noch Teile modifizieren oder sich einfach nur die Rosinen rauspicken und sie als eigenen Einfall verkaufen.
Was in der Praxis exakt so stattfindet, aber (wie bereits erwähnt) darüber redet man nicht...
ps: aus der Beschreibung der BiaB Funktionalität wird jeder mit etwas Programmiererfahrung sofort erkennen, dass das mit Sprachen wie C++ schlicht nicht umzusetzen ist, wenn der Aufwand auch nur einigermassen überschaubar bleiben soll.
Deswegen setzt man in solchen Fällen gern auf gemischte Strategien, dh die Oberfläche in der gewohnten Entwicklungs-Umgebung, für den Verarbeitungskern aber eine der og Sprachen. Für den Anwender ist das nicht zu erkennen.