KI als Komponist?

Kann KI den Komponisten ersetzen?

  • Ja

    Stimmen: 2 7,1%
  • Nein

    Stimmen: 13 46,4%
  • Bedingt

    Stimmen: 13 46,4%

  • Umfrageteilnehmer
    28
Genau diese Entwicklung der jüngsten Vergangenheit hätte nach meinem Eindruck das Potential, sich von den Fesseln vorgegebener Regeln zu emanzipieren und tatsächlich auch solche überaus kreativen Tätigkeiten menschlichen Schaffens zu übernehmen, wie es die Komposition von Musik ist - zunächst einmal unabhängig einer qualitativen Bewertung des Ergebnisses.

Eng damit verbunden ist für mich die Frage, welche Rolle dabei das menschliche Empfinden, das Feeling spielt und ob das wiederum von einer KI nachempfunden werden muss bzw. könnte.

Na ja, auch "selbstlernende Systeme" brauchen irgendwo ihre "Schwimmbahnen", an Hand derer sie lernen, was "gut" und was "weniger gut" ist. Das Kriterium für ein "selbstlernendes Hausbelüftungssystem" wäre, die Wünsche der Bewohner zu antizipieren und nebenbei ein paar objektive Kriterien (Luftfeuchte, Energieverbrauch, ...) zu optimieren. Was wäre das Kriterium für ein "selbstlernendes Kompositionssystem"? Die Akzeptanz der Kompositionen durch "den Markt"? Durch "die (menschlichen) Kritiker"? Durch andere Computer? Im letzten Fall wird es spannend...
 
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Ich entwickle seit Anfang der 90er Jahre kommerzielle Anwendungen mit einer KI-Sprache als Hauptwerkzeug ;)
Der 'rasante Fortschritt' beruht in erster Linie auf der Verfügbarkeit von Massendaten in bisher nie dagewesenen Dimension.
Stichworte Siri, Alexa, Gesichtserkennung auf Digitalphotos, Auswertung von online traffic, Chatbots.

Modelle des 'deep learning' profitieren genau davon - und wären ohne eine solche Basis nicht denkbar.
Nur eignet sich eben nicht jeder Prozess für die diese Methode, weil entsprechende Datenmengen gar nicht auftreten. In diesen Fällen formuliert man folglich Regel-Abhängigkeiten.
Es geht dabei nicht um ein entweder-oder, sondern um das passende Werkzeug.
KI ist seit zig Jahren in praktisch allen Industriebereichen vertreten.

Band-in-a-Box hat ein ziehmlich umfangreiches Wissen über Musikrichtung und die Spielweise individueller Künstler und setzt das auch praktisch im Sinn des Anwenders um.
Zunächst nur mit Midi, kann es heute dazu auf sein Gedächtnis (minutenlange non-stop Audioaufzeichnungen) zurückgreifen und daraus genau die passenden Fragmente zu einem neuen Stück zusammensetzen.
Dabei verhält es sich (zunächst) genauso klischee-behaftet wie die meisten Musiker.
Genau wie diese 'improvisiert' es mit dem Material und überschreitet Grenzen.

Aber es bewertet nicht - das wird sinnigerweise dem Anwender überlassen.
Wie soll das Empfinden von Musik überhaupt 'bewertet' werden ?
Der Erfolg eines Stücks hängt bekanntlich von einer Vielzahl von Faktoren ab, von denen nur wenige mit dem Fach Musik zu tun haben und die meisten auf psycho-sozialen Gruppenreaktionen beruhen.

So wie man komplexe Strömungsmodelle berechnen kann, lässt sich rein technisch auch 'Verhalten' simulieren. Gäbe man einer KI ein Publikum samt virtueller Gesellschaft, würde sich exakt das abspielen, was wir aus Alltag und Geschichte kennen.

Die Frage ist wozu ? um zu zeigen 'dass man es kann' ?
Oder um nach 500 Millionen Durchläufen innerhalb von 2 Tagen den Geschmack einer Maschine mit dem eines menschlichen Individuums zu vergleichen ?
 
Na ja, auch "selbstlernende Systeme" brauchen irgendwo ihre "Schwimmbahnen", an Hand derer sie lernen, was "gut" und was "weniger gut" ist. Das Kriterium für ein "selbstlernendes Hausbelüftungssystem" wäre, die Wünsche der Bewohner zu antizipieren und nebenbei ein paar objektive Kriterien (Luftfeuchte, Energieverbrauch, ...) zu optimieren. Was wäre das Kriterium für ein "selbstlernendes Kompositionssystem"? Die Akzeptanz der Kompositionen durch "den Markt"? Durch "die (menschlichen) Kritiker"? Durch andere Computer? Im letzten Fall wird es spannend...
Ich denke, das ist eine sehr interessante Überlegung!

Hiernach https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_künstlichen_Intelligenz#2018 (gaaanz unten) versucht man ja derzeit sehr erfolgreich, selbstlernende KI durch "Belohnungen" dazu zu motivieren, sich im Sinne einer gewünschten Entwicklung zu motivieren.
 
Falls das klappt mit der KI-Kreativität, wird es gemacht, um bei Filmmusiken, Jingles, Schlagervertonungen usf. Kosten einzusparen. Zudem könnte es wissenschaftlich interessant sein, ob sich anhand von KI-Musik Aufschlüsse ergeben, wie wir Menschen Musik machen oder wie die Semantik unserer Musik funktioniert - vielleicht. Nur hinsichtlich neuer ästhetischer Ereignisse glaube ich eher nicht, dass ich Interesse dafür aufbringen werde. Es wird doch bereits mehr komponiert, als wir konsumieren können - und sollten, denn selber komponieren macht ebenfalls glücklich!
 
Die Frage ist wozu ? um zu zeigen 'dass man es kann' ?
Die Antwort darauf fällt vermutlich weniger in den kreativ-schöpferischen Bereich als in den des industriell-planbaren und ökonomisch verwertbaren ...

Digitale Instrumente, Klangerzeugung und Datenbanken werden seit längerem ökonomisch erfolgreich in der Musikproduktion eingesetzt.
Sie sind immer verfügbar, liefern planbare Ergebnisse, zicken nicht rum, kosten (nach der Entwicklungs- und Einführungsphase) viel weniger, brauchen für Überstunden nicht bezahlt zu werden ....

Braucht es da noch mehr Argumente?

Lernen funktioniert doch, was das Verwertungsmoment angeht, am Markt doch sehr hervorragend, indem sich einfach herausstellt, was sich von dem Zeug gut verkauft, was ich in den Markt bringe. Welche Schwierigkeiten sollten sich denn ergeben, immer mal wieder ein paar KI-Kompositionen in den Markt zu schmeißen und zu schauen, wie weit sie kommen?
Wenn ich die Platzierung in den Charts oder ähnliche Indikatoren nehme, habe ich ein Ergebnis-Feedback, das auf die Dauer gesehen auch Informatioen darüber enthält, woran es liegen könnte, dass die einen Kompositionen weiter kommen als die anderen.

Ansonsten bieten sich auch Jury-Bewertungen oder ähnliches an.

Diese ganze Entwicklung finde ich eigentlich sehr folgerichtig und in meisten Teilen absehbar. Die Gegenargumente und die realen Folgen sind im Prinzip seit Einführung der Dampfkraft und Manufaktur die gleichen geblieben und haben meiner Einschätzung nach eher mit dem ökonomischen Verwertungsmechanismus (vulgo: Vorrang des Profits) zu tun als mit dem technischen Fortschritt an sich.

Jedesmal gibt es auch eine Art der Empörung, die meiner Meinung nach mit einer narzistischen Kränkung zu tun haben, die ich nie so richtig nachvollziehen konnte:
Die menschliche Größe bemißt sich nicht darin, Fleißaufgaben zu lösen oder Berechnungen durchzuführen, sondern darin, überhaupt die Realität auf Regeln, Berechnungsgrundlagen und -muster analysieren zu können, Gesetzmäßigkeiten zu finden und qualitativ bewerten zu können und auf dieser Grundlage Maschinen und Computer entwickeln zu können, die das möglichst eigenständig können.
Und dann hat der Mensch eben noch seine ganzen spannenden Bereiche, die nicht so berechenbar sind.

Kreativität selbst folgt auch einigen Regeln und ist - zumindest von einigen wesentlichen Bedingungen her - auch planbar. Der Trick dabei ist aber imho, dass das Kreative weder in das rein Willkürliche noch in das Planbare hinaugelöst werden kann - und da wird es dann spannend.

Was an dem KI-Geschaffenem dem oder den Menschen wirklich zusagt, kann nur der Mensch entscheiden.

x-Riff
 
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Zitat von x-Riff:
Die menschliche Größe bemißt sich nicht darin, Fleißaufgaben zu lösen oder Berechnungen durchzuführen, sondern darin, überhaupt die Realität auf Regeln, Berechnungsgrundlagen und -muster analysieren zu können, Gesetzmäßigkeiten zu finden und qualitativ bewerten zu können und auf dieser Grundlage Maschinen und Computer entwickeln zu können, die das möglichst eigenständig können.

Schon gut! aber was bedeutet das für die Musikwissenschaft? Das Verdienst von David Cope besteht doch darin, aufgrund seiner Formanalysen, zu demonstrieren, wie weit man mit Algorithmen kommt und wo die Kreativität wieder einsetzt. Das schafft doch einen ganz neuen Horizont für künftiges Komponieren; da wird doch die herkömmliche Funktionsanalytik erheblich relativiert.
Zur Analyse historisch gegebener Werke kann man nach Regeln und Gesetzmäßigkeiten suchen; aber kreativ zu komponieren trachtet doch nach Abwandlung von Regeln und setzt auf Verletzung von herkömmlichen Gesetzmäßigkeiten ohne dabei ins Unverständliche und Willkührliche abzudriften.

Erich
 
Zur Analyse historisch gegebener Werke kann man nach Regeln und Gesetzmäßigkeiten suchen; aber kreativ zu komponieren trachtet doch nach Abwandlung von Regeln und setzt auf Verletzung von herkömmlichen Gesetzmäßigkeiten ohne dabei ins Unverständliche und Willkührliche abzudriften.
Ich gebe Dir ja Recht - aber: wer hat denn gesagt, dass es darum geht, kreativ zu komponieren?
Die Ursprungsfrage war imho, ob KI als Komponist taugt.
Und natürlich sind Filmkomponisten auch Komponisten und sie haben die Aufgabe, bestimmte Emotionen, die in den Filmen hervorgerufen werden, auf musikalischer Ebene zu verstärken - sprich: Angst, Freude, Spannung, Gelöstheit etc. Das sind recht gut beschreibbare emotionale Zustände, zu denen es gut beschreibbare musikalische Mittel und Beispiele gibt. Dazu gibt es musikalische Regeln, nach denen ich beispielsweise ein musikalisches Motiv harmonisch und rhytmisch umgeben kann, um eine bestimmte Stimmung zu erreichen.

Wenn wir uns einig sind, dass KI das prinzipiell kann - dann ist es nur noch eine Frage der Zeit und des Aufwandes, bis wann sie das in etwa so gut können wie ein durchschnittlicher Auftragskomponist und es ist eine Frage der Kosten, wann das in die Filmproduktion Einzug hält. Ähnlich dürfte es sich verhalten bei soundtracks, die ja eine Mischung aus Zeitcholorit, Stimmung, Milieu etc. sind. Da braucht es dann eine Datenbank mit songs und Titeln plus ein paar Informationen (Jahreszahlen) und Beschreibungen dazu sowie entsprechende Filter mit sinnvollen Kriterien. Auch das dürfte von einer KI zu schaffen sein.

Bei dem kreativen Komponieren liegt imho der Schlüssel darin, dass bislang noch nicht ausreichend untersucht wurde (neurologisch), wie assoziatives und schöpferisches Denken genau funktioniert, um dies in KI umzusetzen.
Natürlich wird dabei viel Unverständliches und Willkürliches dabei herauskommen - aber das ist glaube ich, bei einem menschlich kreativen Komponisten genau so. Der filtert dann die Einfälle danach aus, was ihm besser gefällt oder seiner Meinung nach den Publikumsgeschmack besser trifft.

Unverständlichkeit ist imho geradezu ein Zeichen von Kreativität. Nicht alles Unverständliche ist kreativ, aber manches Kreative ist unverständlich: extrem wichtige und kreative Komponisten wurden von ihren Zeitgenossen nicht verstanden bzw. verkannt oder doch vom Großteil des Publikums. Das betrifft die meisten epochemachenden Werke und bezeichnet tiefgreifende Wandel, die eben oft nur von einem Teil der Menschen intuitiv erfaßt und verarbeitet werden.

Man könnte demzufolge vielleicht eher sagen, dass durchaus erwartet werden kann, dass Modifikationen oder Reformen durchaus von KI umsetzbar sind. Dass dies bei Umbrüchen oder Revolutionen aber fraglich ist, vielleicht sogar prinzipiell ausgeschlossen (da dies einer extrem starken Brechung der Regeln bedarf und bedingt, dass gegen das verstoßen wird, was zu den Programmbefehlen oder doch -regeln gehört).

x-Riff
 
Zitat von x-Riff:
Bei dem kreativen Komponieren liegt imho der Schlüssel darin, dass bislang noch nicht ausreichend untersucht wurde (neurologisch), wie assoziatives und schöpferisches Denken genau funktioniert, um dies in KI umzusetzen.

Das wird man nie durch Beobachtung in Erfahrung bringen: wenn im Geist das Gesuchte, der Zusammenhang, das Fortschreitende sich zeigt, der Geistesblitz aufleuchtet.

Erich
 
Das wird man nie durch Beobachtung in Erfahrung bringen: wenn im Geist das Gesuchte, der Zusammenhang, das Fortschreitende sich zeigt, der Geistesblitz aufleuchtet.
Vorab: Ich lote hier selbst meine Position aus und erarbeite sie mir im Prozeß im Sinne eines heuristischen Verfahrens.

Aber meine jetzige Position ist:
1) Vorsicht bei dem Wort "nie" im Zusammenhang mit Wissenschaft und Erkenntnis.
Ich habe mich eine Weile lang mit Wissenschaftsgeschichte auseinandergesetzt. Und da gibt es nicht nur einen allmählichen Zuwachs und eine zunehmende Differenzierung sondern auch Revolutionen, wo ganze Denkgebäude stürzen.
Die Neurologie ist als Wissenschaft noch recht jung und die Mittel, mit denen man Gehirnfunktionen untersuchen kann, nehmen zu.

2) Assoziationen sind nichts anderes als Ströme entlang bestehender Verbindungen.
Daran ist absolut nichts außergewöhnliches. Allerdings gibt es so dermaßen viele Nervenzellen, Knoten und Verbindungen, dass eine auch nur annähernde Simulation derzeit meines Wissens noch nicht ernsthaft angegangen werden kann.
Aber: Lange Zeit galt es als unmöglich, dass ein Schachkomputer einen Menschen schlagen kann. Argumente: a) Es gibt so viele mögliche Zugkombinationen, dass sie nicht berechenbar sind. b) Taktik, Erfahrung, Situations- und Potenzialerfahrungen können von einem Rechner nie (angemessen) bearbeitet werden.
Mittlerweile ist wohl klar, dass a) und b) sich erledigt haben.

3) Das Gehirn ist ein hochkomplexes, dynamisch arbeitendes Organ.
Wahrnehmung ist nicht gleich Abbild der Wirklichkeit, Verbindungen und Assoziationen ändern sich, Emotionen und Sinne sind in einem Wechselspiel mit dem Denkapparat verbunden.
Hier sehe ich am ehesten eine Barriere, die noch nicht annähernd erfaßt ist.

Aber KI arbeitet sich auch an ganz anderen Baustellen ab.

x-Riff
 
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Tja KI, kann Ki das oder dieses - kann KI lachen, weinen, trauern oder tanzen ? Zurückführend auf einige der fundamentalsten Zustände der Musik - Ruhe und Bewegung - dürfte es eine leichte Aufgabe seien. Es gibt auf dem Weltmarkt Simulationssoftware für nahezu jeden Bereich. Eine Frage, ob E-Sports konkurrenzfähig mit Real-Sports sei, stellte sich nie, weil es unterschiedliche Wettbewerbe sind, die nur zufällig noch Fans benötigen .
Können Flugsimulatoren fliegen? Kann SimCity eine Stadt erbauen? Kann SimWar einen Krieg gewinnen? Wenn reine KI-Kompositionen in den Markt gestreut werden müssen, um deren Wert zu ermitteln, dann hat sich die Ethik aber mächtig versteckt.

Gruss
:rolleyes:
 
Kann uns der Computer mittels KI auch wirklich kreative Teile des menschlichen Denkens abnehmen?
Ich denke ja, kommt halt wie schon einige Vorschreiber angemerkt haben auf die Datenbasis an. Ob man das dann noch Kreativ nennen kann lasse ich mal dahingestellt.
Im Bezug zur Musikindustrie weiß ich aber nicht ob dann der Unterschied zum aktuellen Istzustand überhaupt noch so groß ist. In diesem Zusammenhang vielleicht mal ein interessanter Link: https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/champions-der-charts-100.html
Musik wird in der heutigen Zeit immer weniger bewusst gehört sondern ist immer mehr nur noch Berieselung oder Beiwerk. Hits und Stars werden von den Marketing-Abteilungen gemacht um möglichst schnell und viel Profit zu erwirtschaften, nicht nur mit der Musik sondern auch mit Merchandising, da steht die Qualität der Musik dann nicht unbedingt an erster Stelle.
Allerdings wirklich große Hits sind immer dann zustande gekommen wenn sich die Künstler gegen die Vorgaben der Musikindustrie durchgesetzt haben, spontan fallen mir da Gimme Shelter von den Stones oder Bohemian Rhapsody von Queen ein, die waren nach Ansicht der Platten-Bosse auch damals schon nicht "Massenkompatibel". Und ob die Entwicklung zur "industriellen Musik" jetzt immer so weiter geht, und damit dann auch gezwungenermaßen durch KI, wird die Zukunft zeigen, vielleicht wenden sich ja auch die Konsumenten wieder von dem "massentauglichen Einheitsbrei" ab und wollen wieder handgemachte Kunst.
 
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Das Ganze ist eine uralte Kamelle und wird seit 20 Jahren von PG Music mit Band-in-Box exerziert.

Das Ganze ist eine viel ältere Kamelle. Bin gerade darüber gestolpert, dass es in der Klassik (Mozart, Haydn) schon Überlegungen in die Richtung gab. Beide Komponisten haben Listen erstellt mit kleinen Abschnitten, aus denen sich jeder nach Belieben ein Stück zusammen würfeln konnte (das ist keine Aleatorik, sondern die Abschnitte waren eben typische Schnipsel, die nach musiktheoretischen Schemata zusammen passten, ebenso wie es viel variabler natürlich heute ein PC tut). Das scheint mir der eigentliche Beginn, solcher Überlegungen zu sein. Lange vor dem ersten Computer.

Und gerade gelesen habe ich, dass es wohl 1789 schon die Beschreibung einer "Kompositionsmaschine" in einer Novelle von Jean Paul gab. Da hat jemand weit voraus gedacht...
 
Na ja, auch "selbstlernende Systeme" brauchen irgendwo ihre "Schwimmbahnen", an Hand derer sie lernen, was "gut" und was "weniger gut" ist.
Eigentlich nein.
Jüngstes Beispiel: Im Schach - eines der komplexesten theoretischen "Systeme" - ereignet sich zurzeit die Revolution, dass Programme bei Null starteten, also mit nichts am Anfang (ausser natürlich die Spielregeln) - doch inzwischen nicht nur ihre "Artgenossen", sondern (natürlich) auch jeden Menschen in Grund und Boden spielen. Einfach durch Self-learning mittels Millionen von Games gegen sich selber. Der Mensch und seine "Strategien" sind überflüssig geworden.
Bekanntestes Freeware-Programm mit seinen Networks: Leela (LC0) Chess Engine

Gruss: Glareanus

.
 
ausser natürlich die Spielregeln

... und genau DAS sind die Bahnen. Kreativität lebt auch immer vom Regel-Brechen. Innerhalb der Regeln ist das alles recht easy. Wo und wie könnte ein Computer selbst lernen (oder besser: hätte damals selbst lernen können), um so etwas wie Cages 4'33" zu "erfinden"? (Mittlerweile iet 4'33" ja auch im musikalischen Kanon und jeder, der sich heute mit moderner Komposition beschäftigt, kennt es.)
 
... und genau DAS sind die Bahnen. Kreativität lebt auch immer vom Regel-Brechen. Innerhalb der Regeln ist das alles recht easy. Wo und wie könnte ein Computer selbst lernen (oder besser: hätte damals selbst lernen können), um so etwas wie Cages 4'33" zu "erfinden"? (Mittlerweile iet 4'33" ja auch im musikalischen Kanon und jeder, der sich heute mit moderner Komposition beschäftigt, kennt es.)
Ich befürchte, da hast du ein Missverständnis. AI bedeutet nicht "Kreativität aus dem Chaos heraus"...
Mit deinem Argument könnte man auch formulieren: "Aha, Selbstlernendes braucht dringend die Erde, ohne Erde keine KI - aber innerhalb dieser Bahn ist alles easy"... ;-)
 
Ich befürchte, da hast du ein Missverständnis. AI bedeutet nicht "Kreativität aus dem Chaos heraus"...
Mit deinem Argument könnte man auch formulieren: "Aha, Selbstlernendes braucht dringend die Erde, ohne Erde keine KI - aber innerhalb dieser Bahn ist alles easy"... ;-)

Nee, nich' "Kreativität aus dem Chaos heraus", sondern "'neue Ordnung' als Ergebnis von Kreativität". (Wobei, die Diskussion hatten wir schon an anderer Stelle, sehr viel aktuell komponierte Musik eben nicht besonders regelbrechend ist, sondern tatsächlich ziemlich ordentlich automatisiert komponiert werden könnte.)

Ob Selbstlernendes wirklich dringend die Erde braucht? Hmm, so wichtig sind wir vielleicht gar nicht:)
 
Eigentlich nein.
Jüngstes Beispiel: Im Schach - eines der komplexesten theoretischen "Systeme" - ereignet sich zurzeit die Revolution, dass Programme bei Null starteten, also mit nichts am Anfang (ausser natürlich die Spielregeln) - doch inzwischen nicht nur ihre "Artgenossen", sondern (natürlich) auch jeden Menschen in Grund und Boden spielen. Einfach durch Self-learning mittels Millionen von Games gegen sich selber. Der Mensch und seine "Strategien" sind überflüssig geworden.
Bekanntestes Freeware-Programm mit seinen Networks: Leela (LC0) Chess Engine
... und genau DAS sind die Bahnen. Kreativität lebt auch immer vom Regel-Brechen. Innerhalb der Regeln ist das alles recht easy. Wo und wie könnte ein Computer selbst lernen (oder besser: hätte damals selbst lernen können), um so etwas wie Cages 4'33" zu "erfinden"? (Mittlerweile iet 4'33" ja auch im musikalischen Kanon und jeder, der sich heute mit moderner Komposition beschäftigt, kennt es.)
Ich befürchte, da hast du ein Missverständnis. AI bedeutet nicht "Kreativität aus dem Chaos heraus"...
Mit deinem Argument könnte man auch formulieren: "Aha, Selbstlernendes braucht dringend die Erde, ohne Erde keine KI - aber innerhalb dieser Bahn ist alles easy"... ;-)
Nee, nich' "Kreativität aus dem Chaos heraus", sondern "'neue Ordnung' als Ergebnis von Kreativität". (Wobei, die Diskussion hatten wir schon an anderer Stelle, sehr viel aktuell komponierte Musik eben nicht besonders regelbrechend ist, sondern tatsächlich ziemlich ordentlich automatisiert komponiert werden könnte.)

Ob Selbstlernendes wirklich dringend die Erde braucht? Hmm, so wichtig sind wir vielleicht gar nicht:)
Ich glaube, das Mißverständnis liegt im Begriff Regeln.

Was bei den Schachprogrammen der neuen Generation - so wie ich es verstanden habe - vorliegt, ist, dass sie nichts als die Regeln des Schach mitbekommen, und alles Lernen (also auch Strategie etc.) auf learning by doing basiert.
Spielregel meint hier: Der Turm darf nur geradeaus und quer gehen und nicht diagonal. Ein Pferd darf nur ein Schritt nach vorne, zurück oder zur Seite und von da aus 2 Schritte quer. (Hab ich jetzt nicht nachgeschlagen, wird wahrscheinlich anders formuliert sein.)
Kreativität heißt beim Schach nicht, die Regeln zu verletzten oder zu brechen.
Hier sind "absolute" Regeln gemeint - Regeln, die nie verletzt oder gebrochen werden dürfen.
Die Kreativität beim Schach liegt darin, ohne Regelverletzung neue Züge, Kombinationen, Strategien etc. zu finden, die den Gegner überfordern.

Beim Komponieren wären Regeln dieser Art: Es gibt nur sieben ganze Töne und fünf Halbtöne. Akkorde setzten sich aus Grundton, Terz und Quinte zusammen.
Auch diese Regeln werden nie gebrochen - auch von Cage nicht.
Die Kreativität findet sozusagen in der Vielfältigkeit der Anordnung und Kombination dieser Töne auf einer zeitlichen Ebene statt.
"Kreativität als Regelbrechen" ist damit nicht gemeint. Dieses Regelbrechen bezieht sich sozusagen auf Erfahrungswerte und Regeln wie "Akkorde, die Terz oder Quinte des vorherigen Akkords als neuen Grundton haben, passen gut zum Ausgangsakkord".
(Auch das mit den Tönen und Akkorden und der Anordnung und Terz und Quinte habe ich nicht nachgeschlagen - ich hoffe, man weiß, was ich damit meine.)

Mit Regeln ist also in diesem Kontext sowas wie die Grunddefinitionen gemeint, die nie gebrochen werden dürfen.
Das hat nichts mit Kreativität und Regelbrechen zu tun, welche das Brechen von Konventionen von Kompositionen meint.

Der entscheidende Punkt scheint mir, dass ein lernfähiges Programme eben nur diese Grunddefinitions-Regeln braucht und nicht das über Jahre und Jahrzehnte und Jahrhunderte geronnenen Erfahrungswissen (die Erfahrungsregeln), damit er schnell ebenso beeindruckende Ergebnisse erzielt, wie jemand, der dieses Erfahrungswissen besitzt.

x-Riff
 
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Der entscheidende Punkt scheint mir, dass ein lernfähiges Programme eben nur diese Grunddefinitions-Regeln braucht und nicht das über Jahre und Jahrzehnte und Jahrhunderte geronnenen Erfahrungswissen (die Erfahrungsregeln), damit er schnell ebenso beeindruckende Ergebnisse erzielt, wie jemand, der dieses Erfahrungswissen besitzt.
Das trifft recht genau meine Sicht auf die Arbeitsweise derzeitiger KI, die man auch erst einmal verstanden haben muss, um das Potential, das sich daraus ergibt, einschätzen zu können.

Die Einschätzung, dass KI lediglich ein mehr oder weniger konventionelles Computerprogramm mit drastisch erweiterter Rechenleistung und Datenbasis ist, halte ich dagegen schlicht für falsch.

Den hier gern verwendeten Slogan "olle Kamelle" finde ich hier nicht sehr passend. Etwa so, als würde man ein aktuell neu entwickeltes Flugzeug als oll bezeichnen, weil ja bereits Leonardo da Vinci Konstruktionszeichnungen eines Fliegers gefertigt hat.

Zwischen dem Moment, eine Idee zu haben oder bereits weiterentwickelt zu haben und einer tatsächlich realisierten Nutzung liegen meiner Meinung nach eben oft jede Menge Welten oder auch Jahrhunderte.
 

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