"Keine Lust mehr"

  • Ersteller Uwi1976
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Als Profi hätte Helge Schneider das Konzert einigermaßen mit "Würde" durchziehen können, das wäre er seinen Fans schuldig gewesen.

Wenn er zudem noch so kreativ wäre wofür ihn ja viele halten, hätte er aus der Not eine Tugend gemacht und die widrigen Umstände mit in seine Show einbeziehen können und so noch ein annehmbares Konzert abliefern können.
 
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Vor ca. 20 Jahren besuchte ich mal ein Helge "Konzert" das wirklich gut war. Allerdings fanden das auch einige andere Besucher, welche das unter anderem mit "Helge!, Bravo!, Katzeklo!, Yeah!, etc." und mit klatschen und pfeifen zum Ausdruck brachten. Das nervte Herrn Schneider so sehr, dass er nach 50 Minuten ohne Zugabe verschwunden ist.
Für mich ein Tritt in den Hintern seiner Fans und seither bei mir unten durch...
 
Als Profi hätte Helge Schneider das Konzert einigermaßen mit "Würde" durchziehen können,

und als Profi zieht man die Sache durch,

Wenn die Welt so einfach wäre ....

Ja, dann wäre das die einfachste Lösung, sprich die am wenigsten den "Richter" fordernde, allerbequemste Beurteilung.
Hat aber mit Realität nichts zu tun.

"Ein Profi muss durchziehen!"
Woher kommt eigentlich dieses "Gesetz"? Wer hat es in Kraft gsetzt?
Gibt es diese unbedingte Regel überhaupt; existiert sie denn eigentlich wirklich im Kultursektor?
Oder lebt sie in Wahrheit nur vom immer wieder neu heranziehen und rezitieren?

Ich glaube, auch ein Profi muss das nicht unter allen Umständen. Auch Wirte, Busfahrer, Banker sind Profis, müssen aber nicht jeden Kunden zu jeder Zeit und unter allen Umständen bedienen.
In jedem Sektor gibt es Gründe, eine Leistung zu verweigern.
Ich glaube, dass dieses "Sho-must-go-on"-Gesetz (der Name sagt es ja bereits) aus dem amerikanischen Kultursektor stammt und dort gnadenlos durchgesetzt wurde. Blasen an den Füßen? Stuntman verunglück? Elefant tot?
Weiter geht die Show. Das ist eine barbarische Unkultur, die heute wohl passe ist.

Es gibt Grenzen! Es muss sie in einer zivilisierten Welt geben!
Ca. 1970 hatte die Band "Middle of the Road" einen Risen hit mit "Chirpy Chirpy Cheep Cheep". Das Lied geginnt mit der mehrfach wiederholten Zeile "Where's your Mama gone?". Eines Tages starb die Mutter der Sängerin. Am darauffolgenden Tag war ein Auftritt angesetzt. Eben wegen jenes "Show must ..."-BS wurde der Auftritt nicht abgesagt und die Sängerin musste den Song singen.

Helge Schneider's Kunst lebt von der Publikumspartizipation vielleicht nicht weniger als ein Improtheater von den Zurufen. Nur so funktioniert sie: ist das nicht gegeben würde es zur karikatur, zur Absurdität. Auch ist er wohl kein Künstler, der sich selbst als Profi sehen würde. Seinem Selbstverständnis wird es vielleicht eher gerecht skizzierte man ihn ist ein Clown, ein Improvisateur, ein Spassmacher. Er ist in seinem anarchistischen Ansatz ganz sicher kein Sklave seines zahlenden Publikums oder seiner Veranstalter.

Seine Würde behält man übrigens nicht dadurch, dass man alles Widerwärtige und Fragwürdige mitmacht,, sondern gerade dann Nein sagt, wenn die Umstände nicht mehr zu vertreten sind.
 
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Seine Würde behält man übrigens nicht dadurch, dass man alles Widerwärtige und Fragwürdige mitmacht,, sondern gerade dann Nein sagt, wenn die Umstände nicht mehr zu vertreten sind.
Da stimme ich zu. Allerdings kann man in diesem Fall hier schon diskutieren, in wie weit fehlende Publikumsinteraktion widerwärtig und fragwürdig und die Umstände nicht mehr zu vertreten sind.
Am Ende ist es aber auch egal. Er hat die Entscheidung für sich getroffen und das ist sein gutes Recht. Er trägt ja auch die Konsequenzen.
 
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in wie weit fehlende Publikumsinteraktion widerwärtig und fragwürdig und die Umstände nicht mehr zu vertreten sind.

Das war verallgemeinernd gemeint, nicht alleine auf den Fall Helge bezogen.
 
ich finds unglücklich, aber habe Verständniss für seinen Abruch und find es durchaus legitim so zu handeln. Wenn die Rahmenbedingungen halt überhaupt nicht gepasst haben, die Konsequenzen für sein Handeln muß ohnehin er selber tragen.
 
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Das war verallgemeinernd gemeint, nicht alleine auf den Fall Helge bezogen.
Hatte ich auch so verstanden. Ich wollte nur darauf hinaus, dass die Grenzen da (wie immer) natürlich sehr individuell sind.
 
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Dieses Meme ist so nichtssagend. Durch Knappheit verfälschte Umstandsdarlegung. Aber das Netz mag sowas...
 
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(Es wird ein Tag kommen, an dem Nena und Helge für ihren Mut gefeiert werden. Diese Zeit gerade ist nicht leicht, unsere Denkmuster sind ein wenig verzerrt, die Prioritäten verschoben. Man reagiert gereizt, weil wir sind gereizt. Mit genügend Abstand klärt sich das.)
Ein Gedanke, mal sehen, ob er sich bewahrheitet.
Gruß camus
 
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"Ein Profi muss durchziehen!"
Woher kommt eigentlich dieses "Gesetz"?
Es ist natürlich ein ungeschriebenes Gesetz, und natürlich muss ich auch als Profi nicht alles hinnehmen. Entscheidend ist, ob meine Entscheidung nachvollziehbar ist. Wenn meine Fans Verständnis haben ist das ok, wenn nicht, und sie sich vor den Kopf gestoßen fühlen, ist das blöd. Wenn der Veranstalter dafür kein Verständnis hat und durch meine Entscheidung sogar geschädigt wird, dann ist auf dieser Schiene ziemlich schnell mein Ruf beschädigt, und ich muss ggf. finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Der eine oder andere kann es sich leisten, ein anderer nicht.
Bei Todesfällen ein Konzert abzusagen wie im Fall der "Middle of the Road" Sängerin dürfte bei den meisten Leuten auf Verständnis stoßen. Und meist wird ein Konzert dann auch nachgeholt.

Ich selbst bin kein Profi mehr, also niemand, der ausschließlich von der Musik lebt, höchstens noch Semi-Profi, habe aber noch den selben professionellen Anspruch, wenn ich weiterhin als Musiker meine Dienstleistung vertraglich zusichere. Trotzdem zick ich nicht rum, wenn irgendwas mal nicht so läuft, wie es eigentlich vertraglich vereinbart war, wenn der TecRider nicht 100% erfüllt ist, wenn das Catering nicht passt oder anderes. Ich ziehe die Sachen durch, die ich vereinbart habe, um meinen Teil der Abmachung zu erfüllen. Ggf. würde ich bei Veranstaltern, die mir blöd kommen, keine Folgejobs mehr annehmen, genausowenig würde ich - wie oben schon erwähnt - nochmal einen Streaming-Gig annehmen.
 
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Worin genau besteht nochmal ihr Mut?

Der Mut, auf die Political Correctness zu pfeifen und zu sagen, wie ihr zumute ist. Damit einen Denkanstoß gegeben zu haben. Zu sich und ihrer Meinung zu stehen, egal, wie diese Meinung von der Masse bewertet wird. Find ich erstmal mutig.
 
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(Es wird ein Tag kommen, an dem Nena und Helge für ihren Mut gefeiert werden. Diese Zeit gerade ist nicht leicht, unsere Denkmuster sind ein wenig verzerrt, die Prioritäten verschoben. Man reagiert gereizt, weil wir sind gereizt. Mit genügend Abstand klärt sich das.)
Ein Gedanke, mal sehen, ob er sich bewahrheitet.
Gruß camus
bei Helge wird sich das vielleicht zeigen...??

Bei Nena ganz sicher nicht, die hat schlicht schwer einen an der Waffel - das Zeugs, das die einpfeift sollte dringend verboten werden.
Ich bin heilfroh, daß auf vielen Verpackungen die Warnung "vegan" drauf steht...
 
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Zu Nena: eigene Meinung zu haben und dazu stehen - okeh. Diese Meinung anderen aufdrücken und zu Handlungen aufrufen, die ganz eindeutig den Rahmen dessen sprengen, was vertraglich vereinbart und für den Veranstalter genehmigt war - geht in meinen Augen gar nicht.
 
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Helge (vllt. noch mehr Nena) in meiner Gunst enorm gestiegen!
:claphands:
Applaus, auch ohne Töne.....
 
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. ich kann's verstehen. Ein Künstler, der auf Rückkopplung vom Publikum angewiesen ist (und das ist bei Helge doch wohl relativ zweifelsfrei so, oder?) wird da nicht zurecht kommen.
Kenne solche Konzepte aus dem Kabaret: da wird nur vor dem Beginn und in der Pause serviert, sonst sieht man von der Gastro nix. Ich würde mich schon als Zuschauer gestört fühlen, viel mehr noch als Künstler auf der Bühne, der da als Umsatzförderer behandelt wird, aber doch seine Kunst darbietet.
 
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Aber mit dem Vorwurf an die Gastro-Mitarbeiter, die nur ihren Job machen, macht er es sich in meinen Augen zu einfach.

Er hat den Mitarbeitern keinen Vorwurf gemacht. Er wusste nach eigener Aussage nicht, dass es sich bei den Leuten um Servicekräfte handelt. Er hat nur wahrgenommen, dass "ständig irgendwelche Leute rumrennen".

Als Profi hätte Helge Schneider das Konzert einigermaßen mit "Würde" durchziehen können,

Ich glaube eher an das Gegenteil. Helge Schneider ist ja nicht Helene Fischer.

"Professionalität", "seinen Job durchziehen", "abliefern" hat in der Unterhaltungsbranche meist mit Reproduzierbarkeit und Planbarkeit (von etwas überwiegend Einstudiertem) zu tun. Es ist aber genau das völlige Fehlen dieser Eigenschaften, welches jedes Helge-Gastspiel aus- und einmalig macht. Und offensichtlich benötigt er dafür Kontakt zum Publikum als Inspirationsquelle. Fehlt dieser, ist er zum Schweigen verurteilt. Oder zur Dinnermusik.

Ein Dienstleister, der seinen Job erfüllt und abliefert, war Helge noch nie und das erwartet wohl auch niemand mehr. Er erfüllt keine Musikwünsche, er spielt Strafjazz, er hat auch früher schon mal abgebrochen, er variiert Songs und Texte teils derart, dass sie nur noch durch eine Refrainzeile zu erkennen sind. Das alles ungeplant, spontan, improvisiert. Er gehört damit wahrscheinlich zu den letzten Künstlern, die eine enorme Freiheit genießen dürfen - die er aber auch beansprucht.

Insofern hat Helge das einzig richtige getan, um seine Würde und Freiheit als Künstler zu behalten. Und nicht nur das. Was er getan hat, passt zu 100% zu seinem künstlerischem Konzept. Er hat gemerkt, es klappt nicht, also aufhören: Ungeplant, spontan, improvisiert.
 
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Bester Beitrag.
 
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Vor ca. 20 Jahren besuchte ich mal ein Helge "Konzert" das wirklich gut war. Allerdings fanden das auch einige andere Besucher, welche das unter anderem mit "Helge!, Bravo!, Katzeklo!, Yeah!, etc." und mit klatschen und pfeifen zum Ausdruck brachten. Das nervte Herrn Schneider so sehr, dass er nach 50 Minuten ohne Zugabe verschwunden ist.
Für mich ein Tritt in den Hintern seiner Fans und seither bei mir unten durch...
Ich war noch nie auf einem Helge Schneider Konzert (finde ihn nicht lustig, bei seinem 2. Film bin ich im Kino eingeschlafen) - darf man da nicht klatschen, pfeifen etc.?
Wie sieht die Interaktion zwischen ihm und seinem Publikum denn für gewöhnlich aus?
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"Ein Profi muss durchziehen!"
Woher kommt eigentlich dieses "Gesetz"? Wer hat es in Kraft gsetzt?
Gibt es diese unbedingte Regel überhaupt; existiert sie denn eigentlich wirklich im Kultursektor?
Oder lebt sie in Wahrheit nur vom immer wieder neu heranziehen und rezitieren?
Das ist kein Gesetz sondern die Erwartungshaltung des Publikums.
Genau so, wie mein Chef von mir erwartet, dass ich am Montag pünktlich auf der Arbeit erscheine und meinen Job mache. Und gerade am Montag hab ich meistens überhaupt keinen Bock :D
Aber was solls, es wird bezahlt, also Zähne zusammenbeißen und durch. Meiner Meinung nach gilt das für Künstler auch, wenn sie ein Konzert zusagen.

"Kann nicht" (in einer emotionalen Ausnahmesituation, wie z.B. verstorbene Mutter) ist nicht gleichbedeutend mit "Will nicht" ;)
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Ein Dienstleister, der seinen Job erfüllt und abliefert, war Helge noch nie und das erwartet wohl auch niemand mehr. Er erfüllt keine Musikwünsche, er spielt Strafjazz, er hat auch früher schon mal abgebrochen, er variiert Songs und Texte teils derart, dass sie nur noch durch eine Refrainzeile zu erkennen sind. Das alles ungeplant, spontan, improvisiert. Er gehört damit wahrscheinlich zu den letzten Künstlern, die eine enorme Freiheit genießen dürfen - die er aber auch beansprucht.
Kurzum: Er ist ein Exzentriker :D
Strafjazz ist schon gemein, das kenn ich von DekaDance und das ist wirklich anstrengend, wenn man Jazz so gar nicht mag 😆

Zu Nena sag ich lieber nichts, weil wir dann eben doch wieder in die politische Diskussion abdriften, die ja hier nicht erwünscht ist.
Allerdings hat sie nicht das Konzert abgebrochen sondern der Veranstalter hat lediglich auf die Zugabe verzichtet und die Vorstellung war somit um 21:45 Uhr statt um 22:00 Uhr zu Ende.
Wegen Lärmschutz hätten sie sowieso Punkt 22 Uhr abdrehen müssen. Das hab ich mal bei Depeche Mode in der Waldbühne erlebt, auf die Sekunde genau um 22 Uhr war da Schicht im Schacht :D
 
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