Sehr interessante Diskussion!
Ich kann alle Standpunkte nachvollziehen, allerdings nur unter der Vorraussetzung, dass jeder eine andere Definition von Groove hat.
Wieso?
Ganz einfach: Wenn jemand, der eher auf 70's Diskomusik steht das Wort "Groove" liest, wird wohl in seinem Kopf
http://www.youtube.com/watch?v=hy-huQAMPQA das hier zu hören sein, oder etwas vergleichbares. Groovt wie Sau. Jemand, der auf ACDC steht, hört wohl eher das Anfangsriff von "TNT", und meiner Meinung nach groovt das genauso geil, nur anders. Seichter Jazz kann auch grooven. Metal auch. Jede Musik, in der Rhythmus eine Rolle spielt!
Auch wenn ich der Meinung von LostLover bin, dass sogenannte "schwarze" Musik verdammt groovt und auch im Funk/Swing/Disko etc. viele Songs und Musiker zu finden sind, die den Groove innehaben, finde ich, dass es sehr engstirnig ist, den Begriff "Groove" nur auf wenige Musikrichtungen zu beschränken und zu sagen, andere Musik hat ihn nicht weil sie ihn nicht braucht. Das ist vielleicht der Versuch, eine Definition zu finden, die musikgeschichtlich bzw musikwissenschaftlich fundamentiert ist, allerdings spricht für mich persönlich dagegen, dass es vom Gefühl her für mich keinen Unterschied macht, ob ich nun zum Beispiel "September" oder "TNT" höre - das "Groove"gefühl ist dasselbe, dieses mitreißende, dass sofort auf den Körper übergeht - und sich da eventuell anders auswirkt. So würde ich wohl bei September eher mit dem Fuß wippen, und bei ACDC eher mit dem Kopf mitnicken. Das ist aber weniger eine Frage des Grooves, als des Gefühls, das hinter der Musik steht. Imho kein Grund, Musikrichtungen den Groove abzusprechen.
Was imho vielleicht ein Grund sein könnte dafür, dass man das versucht, so zu definieren, ist, dass Rockmusik tatsächlich nicht dringend Groove braucht. Im Funk ist der Groove einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der entscheidenste Faktor. Schließlich spricht man schnell von funky, wenn ein Beat oder ein Song dieses Gefühl hervorruft und einfach "groovt." Ob das jetzt ein hektischer 16tel Gitarrenrhythmus mit Deadnotes ist oder ein Basslauf, der alle paar Takte ein paar Noten einwirft und ansonsten viel Luft lässt, während das Schlagzeug einen absolut tighten aber minimalistischen Rockgroove vorgibt. Beides groovt wie arsch, beides kann Funk sein, auch wenns grundverschieden ist.
Der Rock hat ja ein paar andere Elemente, in erster Linie den Sound, der eher hart und laut sein muss und eine gewisse "rebelity" (gibt es das Wort?
), eben etwas aufmüpfiges. Das sind aber nur die ursprünglichen Gedanken im Rock, dass die sich weiterentwickelt und nur noch 2 unter vielen anderen Kritierien sind, ist ja klar. Nur zeigt dass, das der "Groove" in dieser Musikrichtung nicht so wichtig ist - was aber im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass er dort nicht auftritt. Das tut er öfter als man glaubt
Es gibt natürlich auch Rockmusik, die wirklich stinklangweilig vor sich hin "rockt", ohne einem die Tanzwut zu entlocken, aber es gibt eben auch Gegenbeispiele.
Zu der Behauptung, "Techno" und elektronishce, d.h. quantisierte Musik könne nicht grooven - seht ihr das wirklich so? Oder ist das nur eine Abwehrhaltung gegenüber der Musikrichtung ansich?
Wenn ersteres zutrifft, würde mich mal interessieren, ob ihr folgenden Songs keinen Groove entlocken könnt...
http://www.youtube.com/watch?v=sxKzgZtREo4
http://www.youtube.com/watch?v=wG1SUnI7QgU
http://www.youtube.com/watch?v=1SGcncoqR8o <-- wurde sogar schon genannt, "mission impossible" - der Groove ist ja eindeutig elektronisch und der gesamte Song absolut quantisiert. Trotzdem groovts.
Wenn ihr bei diesen Beispielen immer noch behaupten könntet, sie würden nicht grooven, fände ich das sehr interessant - das würde entweder heißen, dass Groove wirklich auch persönlich abhängt, und ein Lied, dass den einen sofort auf die Tanzfläche schmeißt, den anderen absolut kaltlässt, oder es könnte heißen, dass ihr so stur seid, dass ihr lügt, nur um euren Aussagen treu zu bleiben
Ersteres wäre natürlich wesentlich spannender, und zweiteres will ich euch nicht anmaßen
Freu mich auf Antworten!
Gruß
Justin