Soll man solche Aussagen ernst nehmen? Sicher nicht. Es mag einige Klassik-Anhänger geben, die sich wie eine Elite vorkommen, aber generell setzt das einen bewussten Vergleich zu anderen Musik-Genres voraus, den die meisten nicht bewusst ziehen werden, da solche Vergleiche eine intensive Beschäftigung mit beiden Genres voraussetzt.
Dass Klassik aus längst vergangenen Jahrhunderten stammt, ist völlig unerheblich. Die Qualität einer Musik läßt sich nicht an ihrem Entstehungsjahr messen. Und über Deine Aussage mit der Choreographie des Dirigenten kann man letztlich nur den Kopf schütteln, wenn ich z.B. an die an einen Orgasmus erinnernden Gesichter einiger Gitarristen bei ihren Soli denke ...
Aber gut, Hauptsache, man kann verbal auf die Pauke hauen.
Ich gebe dir recht, dass dich diese Aussage viel zu allgemein geschrieben habe. Ich meine natürlich nicht alle Klassik Anhänger, dann würde ich ja auch mich selber meinen. Nein mir geh es da garnicht um die Musiker, die begeistert Klassik hören, sondern eher um diejenigen die ihren guten Ruf erhalten wollen und sich zur Schau stellen wollen bei so einem Konzert. Sehr gut beobachten kann man dies übringens in einer Oper. Da gibt es einfach viel zu viele Leute die nicht wegen der Musik, dem Stück, der Operette zu dem Ereignis kommen, sondern nur um sich der gesselschaft zu präsentieren.
Übringens bei dem Orgasmus Gesicht eines Gitarristen während seinem Super-duper Solo, das natürlich mit einem furiosen "abspritzer" endet sind wir völlig einer Meinung.
Was ich mit der "Choreographie" vom Gast-Dirigenten meine: Viele Gast-Dirigenten tragen natürlich Stücke vor, die das Orchester meistens aus dem FF kennt, was ja völlig berechtigt ist. Die Dauergänger zahlen aber imho nur für die "Choreographie" des Dirigenten, dass Orchester braucht da gar nicht allzu groß aufpassen, sie kenne die Stücke ja sehr gut!
Hier haben wir es ja noch nicht mal mit Halbwissen zu tun - peinlich! Genau solche Aussagen diskreditieren das gesamte Forum! Du sprichst von Extrem-Erscheinungen, die bis zum Barock vorkommen konnten, aber auch dort nicht die Regel waren. Spätestens mit Beethoven erscheint der unabhängige Komponist, der nicht nur Auftragskompositionen erstellt, sondern das schreibt, was er eben schreiben möchte und es danach verlegt, bzw. verkauft.
Auf solchen inhaltlichen Unsinn zu antworten, ist eigentlich schon eine intellektuelle Höchststrafe, aber es geht noch weiter
Ach ja nichtmal Halbwissen? Wie unabhängig war Beethoven wirklich? Konnte er alles schreiben und verkaufen? ist er nicht doch abhängig von seinen Geldgebern? Natürlich haben diese Komponisten auch ihre komplett eigenen Werke, dass habe ich überhaupt nicht infrage gestellt. Doch wie viele von diesen Werken sind die großen bekannten?
Noch mehr Unfug. Das Opern- und Konzertwesen war bis in das 19. Jahrhundert eine höfische Angelegenheit, d.h. nur einem privilegiertem Zuhörerkreis zugänglich, Ausnahme: Kirchenmusik. Wo ist dort Deine Masse vorzufinden?
Danach wurde es vom Bürgertum getragen, indem sie Theater und Konzertsääle bauten, deren Größenordnung wir ja noch heute vor uns haben. Mit derart begrenzten Publikumskapazitäten kann man keine Massenwirkung erzielen. Fakt ist, dass viele Banausen schreiben, dass die heutige Klassik früher Pop war. Nein, sie war zu ihrer Entstehungszeit meistens klassische Avantgarde, die für die Mehrzahl der Zuhörer nicht verständlich erschien, also das Gegenteil von Pop - ich erspare mir, diverse Beispiele anzuführen. Aber solche Aussagen werden eben nachgeplappert, am besten noch im Duktus eines Experten.
Also mal ganz langsam, du kannst doch nicht die Massen von heute mit damals vergleichen? Wie soll das möglich sein? Leider ist es so, dass Herr Bauer Heinrich damals wahrscheinlich wirklich nicht in den Genuss von Live Musik kam, dennoch kann man den vergleich Pop Musik heute und klassische Musik (Das du von Klassik sprichst ist mir btw. ein Rätsel, da es sich hier um eine klare Zeit in der Musik/Geschichte handelt) durchaus machen. Mozart war ein gefeierter Pop Star zu seiner zeit, auch Beethoven war in Europa kein Unbekannter. Und um "populäre" Musik zu machen reicht es es einfach eine bestimtme Bekanntheit zu haben.
1. 90% aller deutschen Orchester sind Bestandteil eines Opernhauses. Das heißt, dass sie bei jeder Vorstellung in Oper, Operette, Ballett und eventuell auch Musical spielen und dafür auch proben müssen. Außerdem kommen noch die eigenen Orchesterkonzerte hinzu. Alles in allem ist das ein Wust an Arbeit, den man als Außenstehender wie Du überhaupt nicht beurteilen kann - Zappa, den ich wirklich mag, übrigens auch nicht. Und angesichts solcher Arbeitsumstände retten sich auch einige Musiker in die "Routine" und verlieren nach und nach ihren Idealismus. Diese Gefahr ist aber bei jeder Art von Fließbandarbeit gegeben.
Woher willst DU denn wissen, dass ich ein Außenstehender bin? Du urteilst hier über jemanden den du gar nicht kennst! Und ich weiß sehr wohl was ein Orchester für eine Arbeit leistet! Wieso sollte Herr Zappa das denn bitte nicht wissen? Er hat mit mehrern Orchester zusammen gearbietet, und zwar mit Orchester in der ganzen westlichen Welt, hast du da mehr Erfahrung? Du bestätigst sogar meine Aussage damit, dass sich Musiker in die "Routine" retten.
2. In den 50-er Jahren haben sich die Orchester zusammengeschlossen, um ihre Interessen besser durchsetzen zu können. Das war bitter-nötig, da die Gagen und Arbeitszeiten nicht zumutbar waren. Dass diese "Gewerkschaft" bezüglich der Probenzeiten etwas über das Ziel hinausgeschossen ist, will ich nicht abstreiten. In diesem Punkt sollte die Uhr tatsächlich wieder etwas zurückgedreht werden. Trotzdem schaffen es aber mittelgroße Häuser, Mammut-Projekte wie Wagners "Ring" zu realisieren. Eine künstlerische Arbeit ist also nach wie vor möglich.
Nun Gewerkschaften haben sicherlich einen sehr guten Sinn ohne Frage. Aber du hast ja selber gut erkannt, dass sie teilweise über ihr Ziel hinausgeschossen sind, und damit für die Musiker (die sie ja eigentlich vertreten) eine ziemliche Hürde darstellen können, wenn du z.B. ein Orchester mietest für eine Aufnahme (bitte hier Orchester nicht mit allen Orchestern der Welt gleichsetzten) kann es vorkommen, dass dir die Gewerkschaft sagt: "Proben für eine Aufnahme sehen wir in unserem Tarif nicht vor, endweder sie zahlen für eine weitere Aufnahme (also nochmal den vollen Tarif!) oder Proben überhaupt nicht!" Natürlich kann man keine Aufnahme ohne voheriges Proben durchführen. Witzigerweise ist dies bei Live-Konzerten meist absolut kein Problem. es gibt also im Gewerkschaftssumpf einige Ecken und Kanten.
3. Aber selbst, wenn ein Orchester ein extrem schwieriges Werk einstudieren soll, so müssen sich die Proben in den Gesamt-Probenplan einbauen lassen. Und da der - wie gesagt - sehr umfangreich ist, können häufig nicht mehr als 5 Proben für ein komplettes Konzertprogramm (!) eingeplant werden. Das aber liegt weder am Orchester oder am Dirigenten, es liegt in der Natur eines solchen "Betriebes". Natürlich gibt es daneben noch die reinen Sinfonieorchester, vor allem die der Rundfunkanstalten. Dort sieht alles deutlich komfortabler aus. Sie haben wesentlich mehr Probezeiten und finanzielle Mittel zur Verfügung. Aber sie müssen neben ihren Konzerten auch die Archive der Sender füllen, d.h. ein möglichst allumfassendes Programm nach und nach einspielen.
5 Proben halte ich leider sogar für utopisch. Ich gehe eher von 3 Proben aus. Natürlich hast du recht, so ein Orchester kostet halt ein Schweinegeld, da wird halt gespart ohne Ende, es handelt sich ja zumeist um öffentliche Gelder.
5. Und zum letzten Punkt dieser abstrusen Aussage: Musiker wären froh, nur Altbekanntes zu spielen. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn ein gestandener Orchestermusiker am Ende seiner Laufbahn feststellen muss, dass er die typischen klassischen "Hit-Opern" wie "Zauberflöte" oder "Carmen" jeweils in 4 Produktionen geprobt und gespielt hat, d.h. mit jeweils etwa 30 Vorstellungen pro Produktion, dann kommt gerade damit eine gewissen Müdigkeit und Routinehaltung gegenüber dem "Betrieb" zustande. Aber ein Opernhaus und auch ein selbständiges Orchester muss Geld einnehmen und das Publikum stimmt mit seinen Füßen ab. Das heißt: Mozart, Beethoven, Verdi & Co. sind eine finanzielles Muss.
Dadurch ist der Orchesterdienst meines Erachtens eines der besten Mittel, einem Musiker seines Idealismusses zu berauben. Daher schließen sich viele Orchestermusiker zu kleinen Kammermusik-Ensembles zusammen, um einen Gegenpol zum Moloch des Orchesters zu besitzen.
Auch hier habe ich mich zu sehr "zapparisch" ausgedrückt. Natürlich hats du recht, kein Musiker der Welt will immer nur das selbe runternudeln müssen, aber viele sind doch froh wenn sie altbekannte Stücke vor die Nase gestezt bekommen, die sie in den wenigen Proben einstudieren müssen. Es ist einfach schweinehart (grade bei Neuer Musik) diese Stücke in nur 2-3 Proben bis zum ersten Auftritt gut als Orchester hinzukriegen. Vor allem so, dass es sich auch gut anhört. Das mit dem Gegenpol zum Moloch hast du sehr gut beschrieben. Im kleinem Ensemble hat man mehr Zeit sich auch an neue schwere Stücke zu setzten. Diese Zeit hat ein Orchester einfach nicht.
6. Bei all Deinen unqualifizierten Zeilen vergisst Du bewusst oder unbewusst die immer größer werdende Anzahl an freien Musikern, die sich aus o.a. Gründen keinem Orchester anschließen. Ebenfalls vergisst Du die Kirchenmusiker und diejenigen, die kein Orchesterinstrument spielen wie die große Anzahl an Pianisten und klassischen Gitarristen. Allerdings wären dabei selbst bei noch so vorurteilsbeladenen Inhalten wie den Deinigen ein paar Infos nötig. Und die hat man als Außenstehender halt nicht.
Was haben freie Musiker mit einem Orchester zutun?
Das sei Dir auch unbenommen. Aber Du sprichst dabei von geschmacklichen Kriterien, ich hingegen von inhaltlicher Tiefe, von intellektuellem Inhalt und emotionaler Aussagekraft - und das sind zum großen Teil messbare Kriterien.
Und zum Schluss: Leider kann ich Dir nichts von kompositorischen Quaitätsmerkmalen erzählen, da Du es schlichtweg nicht verstehen würdest. Daher etwas Plakatives:
Schauen wir uns mal die Texte an: Auf der einen Seite Opernlibretti, die auf Texten von z.B. Schiller, Oscar Wilde oder Hugo von Hofmannsthal etc. beruhen und auf der anderen Seite solche Brüller wie "Stairway to Heaven"......
Inhaltliche Tiefe, intelllektuellem Inhalt und emotionale Aussagekraft sind keine geschmacklichen Kriterien? Das musst du mir aber mal bitteshcln erläutern.
Dein Beispiel trieft ja förmlich von elitärem Akademiker gehabe. Nur weil "Stairway to heaven" nicht von einem ach so super duper Dichter geschrieben wurde, ist es dichterisch weniger Wert?
Das zeugt nicht grade von kunstverständins Deinerseits.
Bitte erzähl mir von den kompositorischen Merkmalen, du steckst mich wieder in eine Schublade, ohne mich zu kennen, dass ist ein großer Fehler! Woher willst du denn bitte wissen, dass ich keine Ahnung von der Kompositionslehre habe? Ja wer weiß vielleicht studiere ich es ja auch?..
Ganz zum Schluss widme ich mich deinem absolut mangelhaften Benehmen mir gegenüber. Du betitelst mich als Banause, unqualifiziert, unwissend, uvm. Du kennst mich nicht, du hast keine Ahnung wo ich arbeite/was ich mache. Ich verbitte mir so einen mangelnden Respekt. Sorry, aber grade du passt perfekt in das Bild eines elitären Anhängers klassischer Musik, für die sich die Welt nur um ihr Genre dreht und für die alles andere Banausen sind. Kaum ein Abitur in der Hand, schon meinen zu müssen, man gehört zu den oberen 10%. Einfach abartig!
Ach da ich jetzt erst das PS entdecke. du hast vollkommen recht, das Frankfurter Orchester hat die Aufführungssrechte an Zappas kompoitorischem Werk. Zappa war schon immer begeistert von Deutschland und den Möglichkeiten, die einem hier geboten werden für Neue Musik. Die hier ja sogar staatlich gefördert wird, was in anderen Länder eher nicht der Fall ist. ich habe nie gesagt, dass Zappa deutsche Orchester hasst.