Extrem komplexes Thema.
* Zeitgeist: die E-Gitarre wurde gern zusammen mit einem "Aufbegehren" interpretiert. Hendrix - Vietnamkrieg, Stones - Rock n' Roll, Dylan, Punk, Nirvana...
Das gibt es so nicht mehr. Ein Aufbegehren oder Rebellieren gibt es zwar dennoch - nur eben woanders. In Sozialen Medien, auf den Strassen, usw. Die Masse der Jugend in D von heute wirkt gleichgeschalteter, angepasster, glattgebügelter.
* Idole, Helden: Hochstillisiiert, weil sie musikalische Neuerungen oder Entwicklungen eingeleitet haben, völlig neue Arten des Gitarrespiels kreiert haben, gibt es zurzeit keine - zumindest hat man den Eindruck, dass die Medien immer mehr krampfhaft versuchen, hier einen Mythos am Leben zu erhalten - was aber immer weniger Leute interessiert, weil sie als neue Generation einfach davon zu weit weg sind.
Und wenn es diese neuen Helden gibt, so haben sie noch nicht den Status der alten Helden - das kommt erst noch nach uns. Warum? Weil sie nicht medienpräsent sind, wie es vielleich früher mal der Fall war.
* Medien: das Thema lasse ich lieber...
* Mythen: ich kann es mir gut vorstellen, dass Firmen, die mal Legenden produziert haben, wie die Stratocaster oder Les Paul oder... Schwierigkeiten bekommen, wenn die Nachfrage sinkt
a) weil eben die Legenden uninteressant werden
b) weil andere Instrumente auf dem Markt sind, was früher nicht möglich war
c) weil der Markt sowieso geflutet ist
* Faktor Mensch I: Sicherlich auch eine Frage der Generation Smartphone... ;-)
* Faktor Mensch II: Früher konnte man fast spielen, wo man wollte; und wenn es eine Straßenecke war. Heute wird gleich erst mal gemaul, alles ist so teuer, zuiel Miete, zu hohe Nebenkosten, "bringt ihr keine 100 Leute mit, die saufen, damit der Umsatz stimmt, braucht ihr gar nicht erst zu spielen..."
* Sättigung: Was früher Einzelerscheinung war, der man herbeifieberte, weil so selten, ist heute teilweise omnipräsent. In jedem Scheißhaus dudelt heute irgendwas, um es mal überspitzt zu schreiben. Keine Ecke mehr ohne Dauerberieselung, ohne stets und ständig einem was vorflimmernde Flatscreens.
* Musik- und Plattenindustrie, Vermarktung...
* Musikträger: Früher Platte, Tonband, wenige Mitschnittsendungen. Heute siehe Sättigung... mp3, usw...
Meine ganz persönliche Vermutung ist, dass handgemachte Musik in die Richtung eines Nischendaseins geht. Masse ist Fehlanzeige, ähnlich, wie es bei der Analogfotografie und beim Hören von Schallplatten der Fall ist. Nische, daber dafür fein und gepflegt. Aber der Preis wird sein, dass dabei eben viele der jetzigen Anbieter und sicherlich auch große Firmen auf der Strecke bleiben werden. Diese Nische könnte sich entwickeln in die der absoluten Puristen und in diejenigen, die die Möglichkeiten der Digitaltechnik mit der der E-Gitarre sinnvoll verknüpfen.