Köln...
Nachdem ich mich im Vorfeld die VH4 auf Engl Kombi entschieden hatte
, und den Dom angeschaut habe
, bin ich chillig auch noch zu einem Konzert gegangen...
Riesenandrang hatte ich ja nicht zu erwarten.
Das Bürgerhaus war ein sehr kollegialer Ort für das Konzert, genau wie die auftretenden Bands Isis und Oxbow.
Da ich vergleichsweise immer noch früh dran war, konnte ich Drummer Aaron Harris mit Laptop auf dem Holzboden des ersten Stocks telefonieren sehen, und Gitarrist/Shouter Aaron Turner mit einem Teller aus dem Catering kam auch um die Ecke. Da hab ich mir erst mal ein T-Shirt gekauft (Isis Pusteblume)
.
Irgendwann wurde man dann in den Veranstaltungsraum gelassen, in dem auf der niedrigen Bühne ohne Absperrung schon das Equipment zur Betrachtung bereitstand. An diesem Abend benutze Turner wohl aus Europa-ökonomischen Gründen zusammen mit dem Gitarristen der Vorband einen VHT. Dem Sound wird das keinen Abbruch tun.
Das Publikum bestand zu großen Teilen aus truen Typen diverser Subkulturen; Industrielle, Alternative, progressive Metaller (Musikerpolizei -.-), Old-School HCler, Toolheads, Neurosis-Anhänger, Flachwichser... Zu letzteren später mehr.
Der Veranstaltungsraum war angenehm klein, ein richtiges vorne und hinten gab es nicht, war aber recht gut befüllt. Ich beschloss in der 3-4 Reihe zu stehen, weil ich soundmäßig in der allerersten Reihe immer schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Die Räucherstäbchen wurden an die Monitorboxen angegaffat, und schon betraten langsam Oxbow die Bühne...
Diese spielen Anarcho-Psycho-Blues, der Angst erzeugen soll, und das Konzept geht auf.
Mit fast durchgehend fiesen dissonanten Chords, angeschlagenen Leersaiten in Standardtuning und geslideten Powerchords auf dem Fretlessbass im Rücken steigerte sich der schwarze Sänger, der schon ganz wo anders war, als er die Bühne betrat, in immer tiefere Extase, während er Teile seiner Kleidung anstreifte, was einen Blick auf Hakenkreuz fressende Dämonen und andere Tätowierungen dieses Kalibers entblößte.
Nicht ganz meine Musik, mir zu dreckig, verwirrend und zu hart.
Dennoch machen die schon sehr andere Musik als Isis, was auf jeden Fall eine gute Abwechslung darstellt und Respekt verdient. Nach einen Publikumswunsch an den Gitarristen zieht Eugene, der Sänger, ein letztes mal noch sein Mikrofon aus der Unterhose.
Nun wurde es vorne eng... Isis stürmten ohne jegliche weitere Beachtung des Publikums
die Bühne, um mit den Roadies die Effekte anzuschließen, das Schlagzeug zu translokieren, und den Laptop mit Ableton aufzuklappen...
Eine bösartige 15minütige Benoisung findet dann erst ein Ende, als der Keyboarder erneut die Bühne betritt, gefolgt vom Drummer und Basser, zuletzt den Klampfern.
Da kam schon der Sound hoch... wunderbar energetisch, druckvoll und wunderschön...
Die Drums so definiert und prägnant wie auf dem Alben... Der Mischer leistete beste Arbeit, die Lautstärke war meisterhaft dynamisch. Die Band in bester Spiel- und Bangfreude.
Da ich weder Zeitgefühl habe noch mir Tracklisten merken kann, kann da meine drummende Begleitung etwas mehr zu sagen, auf jeden Fall wurde eine gesunde Mischung aus den letzen 3 Meisterwerken gespielt, zudem nach einem Jam in der Zugabe, bei dem Eugene von Oxbow mitbangte und shoutete, als Finale sogar noch etwas von Celestial, gefolgt vom alle Frequenzen fressenden Noise.
Am meisten rastete die Crowd wohl beim Finale von Dulcinea aus, da gabs kein Halten mehr.
Naja die Crowd... auf die Masse an coolen Typen, die zum Ausrasten und emotionalen und bewusstseinsmäßigen Bewegtwerden gekommen waren, kamen 3 Suffköppe, die zum laut Eigenaussage Feiern gekommen waren. Fürs Ellenbogenmoshen musste ich einen 30 Sekunden lang gewaltandrohend anstarren, während er ganz langsam wieder aufhörte. Einer über 3 Promille hat schon zu Beginn des Konzertes immer wieder seine Bierpulle gehoben, und diese dort rotieren lassen, was in biergetränkt-abgelenkten Mitmenschen um ihn herum resultierte, etwa mir
. Oder bei leisen Stellen der dynamischen Musik irgendeinen Mist gröhlt. Nachdem seine freundlichen Mitmenschen, darunter natürlich ich, ihm freundlich immer wieder seinen Arm gesenkt haben, und ihn, nachdem er rumhampelnd schon 2 Brillen demoliert hatte, auch freundlich wegschubsten, wobei er auch öfters liegen blieb, überschritt er eine letzte Grenze der Frechheit: Er ließ eine ordentliche Lache auf die Effekte des Bassers Jeff Caxide fallen. Dieser hat ihm noch während das Spiels den Tot angedeutet, worauf er ihn nach dem Lied doch tatsächlich über zwei Reihen packte und wegschleuderte. Auch im nächstem Stück keine Besserung, weshalb ihm Turner noch während des Stücks den Hals seiner 75er Tele Deluxe auf den Kopf pochte und STFU schrie. Als Turner nach dem Part dem applaudierenden Publikum nahe legte, dass Bier und Effekte nicht zusammenpassen, nahmen meine drummende Begleitung zusammen mit Assistenz beherzt diesen Störenfried, geleiteten ihn durchs dichte Publikum und schmissen ihn auf die Straße... Die Community agierte als leider nicht vorhandene Security. Diese wollte allerdings auch wieder rein ins Konzert... Worauf er tatsächlich mit neuem Bier wieder an selber Stelle auftauchte verdammt! :screwy: Schläge helfen ab einer gewissen Alkoholisierung nicht mehr, also beließen wir es mit einer Entfernung des Bieres aus seiner Hand und Immobilisierung. Sodass ich den letzten Teil noch mal voll genießen konnte.
Ein Konzert mit alles im allem besserer Atmosphäre, besserer, undergroundiger Location und besserem Sound durfte ich nie besuchen. Es gab eine echte Verbundenheit der Acts zum Publikum, und man sah, dass die beiden Bands es kompromisslos ernst und ehrlich meinen, mit dem was sie tuen. Ein Traum. Es hat mich weggehauen.