Instrument lernen: Kinder zwingen oder selber drauf kommen lassen

  • Ersteller klangschale
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Kinder für Musik und für ein Instrument zu begeistern ist genauso eine Kunst wie die Erziehungskunst selbst.
Sehr richtig :) Und das wird einem leider zum einen nicht beigebracht und zum anderen gibt´s keine Patentrezepte, da alle Kinder auch noch unterschiedlich sind :rolleyes:

Insgesamt seh ich's ähnlich wie's bei Euch im Wesentlichen durchklingt: anregen, einbeziehen aber nicht zwingen.
Der "Schlüssel" liegt bei jedem Kind woanders. Bei dem einen Kind reicht ein gemeinsamer Besuch bei einem Konzert, eine Sendung im Fernsehen, Opa´s Mundharmonika, `Karneval der Tiere´, ein Instrument spielender Schulfreund, usw. das kann alles mögliche sein. Als Eltern hat man die Aufgabe, wenn man möchte, dass sich sein Kind musikalisch betätigt, diese "Zeichen" zu erkennen und zu verstärken. Das hört sich leichter an, als es ist.

Mein eigener Werdegang hatte keinen guten Start. Mein Vater hat selbst in einer Rock´n Roll Band Gitarre gespielt und gesungen und hat, als meine Schwester und ich kamen, mit der Musik ganz aufgehört. Die schöne Gitarre - ein Bill Haley-Modell - hing nur noch an der Wand. Immer wenn ich mich mal allein wähnte, nahm ich die Gitarre und versuchte darauf zu spielen. Dabei wurde ich natürlich erwischt und es gab großen Ärger. Bis irgendwann der Zeitpunkt kam und mein Vater mir auf Bitten und Betteln 2 Akkorde zeigte und mir eine von seinen anderen Gitarren zum üben gab. Eine alte Framus mit Stahlsaiten und einer 1,5cm hohen Saitenlage. Ich fing sofort an zu üben und am nächsten Tag wollte ich noch mehr Akkorde wissen und bat meinen Vater die Gitarre zu stimmen. Da gab er mir eine Stimmpfeife, erklärte mir das System mit dem Satz: Wer spielen möchte, muss in der Lage sein, sein Instrument selbst zu stimmen und den "Rest" sollte ich mir selbst beibringen. Also hab ich mich eingehend mit der Stimmpfeife und dem Stimmen beschäftigt, hab das Radio angemacht und hab versucht "mitzuspielen". Man kann also nicht grad sagen, dass man mir den roten Teppich ausgelegt hat. Aber ich hatte Ehrgeiz und beschäftigte mich fortan fast nur noch mit der Gitarre (und das hat sich bis heute nicht viel verändert ;)) Meine Eltern waren anfangs überhaupt nicht davon angetan. Zum einen ließen proportional meine schulischen Leistungen nach und zum anderen bekam ich von meiner Mutter immer wieder "Davon wirst Du Dich nicht ernähren können" auf´s Butterbrot geschmiert. Das hat mich nur noch mehr angestachelt. Ich wollte es schaffen und hab´s schließlich auch geschafft. Als wirklich klar war, dass ich von der Gitarre nicht mehr abzubringen war, schwenkten meine Eltern um. Besuchten Konzerte, halfen mir durch finanzielle Engpässe, ermutigten mich usw. Oft haben sie mir später gesagt, dass sie es bereuen mich nicht sofort gefördert zu haben. Aber ich kann inzwischen gut verstehen, warum sie damals so reagiert haben und bin ihnen absolut nicht böse deswegen.

Nichtsdestotrotz wollte ich natürlich diese Fehler nicht bei meinen eigenen Kindern (2 Söhne, eine Tochter) machen und bin folgendermaßen vorgegangen. Neben dem Vorlesen div. Bücher gab es auch z.B. Gutenachtlieder zur Gitarre. Da war alles mögliche bei. Von `Guten Abend, gute Nacht´, `La Le Lu´, bis `All together now´(Beatles), dem Schalker Vereinslied oder Stücke von Clash, Queen etc war alles dabei. Zudem hörten wir zusammen bewusst Musik. D.h. wir machten es uns auf dem Sofa gemütlich hörten `Peter und der Wolf´, Frank Zappa, Beethoven, Ramones oder was halt grad auf dem Plattenteller lag. Nach relativ kurzer Zeit kristalisierten sich bei den Kindern Lieblingslieder raus. Mein damals 2-3jähriger Sohn wollte z.B. eine Kassette mit seinen Frank Zappa-Favoriten. Meine Tochter stand in dem Alter mehr auf Madness und Prokofiev und mein erstgeborener auf Beatles und Queen. Wichtig dabei war, dass jeder lernte den jeweiligen Musikgeschmack des anderen zu akzeptieren. Die große gemeinsame Schnittmenge wurde zwar mit der Zeit immer kleiner, aber die Toleranz anderen gegenüber ist geblieben :)
Wenn ich selbst üben musste, habe ich versucht meine Kinder mit einzubeziehen. D.h. ich habe sie z.B. auf den Schoß genommen, wenn ich Gitarre oder Klavier gespielt habe. Natürlich haben sie dann versucht "mitzuspielen". Und natürlich klang das jetzt nicht gerade toll. Aber ich habe sie dazu ermutigt weiter "mitzuspielen", was sie dann auch gerne getan haben. Manchmal hab ich ihnen eine E-Gitarre zum "schrummen" gegeben und wir haben dann zusammen "musiziert" und gesungen. Jedes mal, wenn sie selbst ein Instrument in die Hand nahmen, erklärte ich ihnen wie wertvoll so ein Instrument ist und dass man dementsprechend damit umzugehen hat. Nie hat eines der Kinder eins von meinen oder ihre eigenen Instrumente beschädigt. Das war allerdings ein schmaler Grad, auf dem man da ging. Da muss man schon sehr genau hinschauen, wann man welchem Kind vertrauen kann, dass auch wirklich nichts passiert. Aber ich glaube, dass gerade dieses Vertrauen schenken meinerseits ein wichtiger Faktor in der musikalischen Entwicklung meiner Kinder darstellt. Das was die Kinder auf den Instrumenten "spielten" hatte kein System. Das war immer mehr ein Ausprobieren, wo aber deutliche Unterschiede zu beobachten waren. Während z.B. meine Tochter mit einer unendlichen Hingabe versuchte alle Tasten auf dem Klavier gleichzeitig runterzudrücken, saß mein Kleinster oft vor einer Oktave und kombinierte alle möglichen Töne miteinander. Beides klang mitunter natürlich nicht schön, aber ich habe sie trotzdem ermutigt weiterzumachen. Ganz toll fanden es die Kinder das Pedalboard von der E-Gitarre zu "bedienen". Das Delay fand mein Kleinster am interessantesten :D Bei all diesen Sachen war es wichtig immer den Kindern zu erklären, warum was gerade so klingt, wie es klingt und es die Kinder selbst ausprobieren zu lassen.
Irgendwann gab es im Rahmen einer Instrumentenvorstellung in der ersten Klasse eine kuriose "Entwicklungsänderung". Mein ältester wollte Trompete lernen und meine Tochter Geige. Ausgerechnet die beiden Instrumente, mit denen ich absolut nichts anfangen kann und die ich bis dahin auch (aus div. Gründen) nicht sonderlich mochte. Trotzdem willigte ich ein, organsierte Instrumente und Unterricht. Jahre später erzählten mir beide unabhängig voneinander, dass sie sich deswegen gegen Klavier und Gitarre entschieden hatten, weil diese Instrumente von mir besetzt gewesen wären und sie nicht in Konkurrenz zu mir treten wollten. Hab also auch nicht alles richtig gemacht ;)
Nun sah ich mich einem neuen Problem gegenüber. Zum einen die Methoden der jeweilgen Lehrer zu akzeptieren (sehr, sehr schwer!!!!) und zum anderen den Kindern zu vermitteln, dass das Lernen eines Instrumentes auch bedeutet, dass man dafür was tun muss. Das war wieder etwas leichter, weil ich es ihnen täglich vorlebe. Sie wussten also was Üben bedeutet und ich konnte Tipps geben, wie man trotzdem Spaß am Üben haben kann. Dabei überließ ich es aber den Kindern selbst ihr Tempo zu bestimmen. Während meine Tochter z.B. in einem Affenzahn durch die Notenhefte raste, ließ es mein großer Sohn etwas gemächlicher angehen. Ich habe beide nie zum Üben anhalten müssen, wobei ich es tunlichst vermied meine Tochter zu kritisieren. Irgendwann kommen die üblichen Sachen. Stellen, die gut klappen spielen die Kinder sehr schnell, die schweren Stellen zaghaft oder gar nicht. Als ich mal das Timing, oder einen falsch intonierten Ton bemängelte, hing der Haussegen aber total schief ;) Also hielt ich mich fast völlig raus, außer die Kinder kamen und haben gefragt oder wollten Tipps. Nach kurzer Zeit spielten die Kinder auch Sachen nach Gehör, so dass es immer mehr Gelegenheiten gab zusammen zu spielen. (Was wir bis heute immer noch gerne und oft machen)

Der älteste Sohn (jetzt 19) hat nach 6 Jahren Trompete dann doch angefangen Gitarre zu spielen. Er spielt heute in div. Bands, tourt durch die angrenzenden Länder und arbeitet in einem Musikgeschäft. Meine Tochter (jetzt 18) hat zur Geige noch Klavier angefangen, spielt mit dem Jugendsinfonieorchester im Sommer ein paar Konzerte in Italien. Mein Kleinster ist inzwischen 13, spielt Klarinette (kein Mensch weiß, wie er darauf kam), spielt auch in einem Orchester und ist der einzige, den ich daran erinnern muss zu üben :rolleyes:

Als einer der wenigen gemeinsamen musikalischen Nenner haben wir Madness, wo wir alle auf dem letzten Konzert waren. Zum alljählrichen gemeinsamen Musizieren an Weihnachten ist immer mindestens `One Step beyond´ dabei. Wir besuchen alle gegenseitig (soweit es möglich ist) unsere Konzerte und können uns an der jeweils anderen Musik erfreuen. Und vor gar nicht langer Zeit sagte meine Tochter zu mir: Papa, weißt Du, der Grund weshalb wir alle soviel Spaß an der Musik haben ist der, dass Du uns nie zu etwas gezwungen hast :)
 
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Ich lebe seit fast 20 Jahren vom Gitarren, Bass und Keyboardunterricht und arbeite für die städtische Musikschule. Daher kann ich Schüler nicht einfach so ablehnen, aber man erkennt schon nach kürzester Zeit, wer zum Unterricht "gezwungen" wird. Die Eltern meinen es wirklich gut, aber mein Fazit ist:
Es kommt nicht viel dabei raus, sie halten nicht lange durch, Eltern genervt, Lehrer genervt weil Schüler kaum Fortschritte macht und man seinem guten Ruf schadet, Schüler genervt und das Geld ist zum Fenster rausgeschmissen.
Kids, die wirklich Musik machen wollen, sind da ganz anders, die sind hungrig, sparen auf eine neue Gitarre usw. So macht der Unterricht allen Beteiligten richtig Spaß und Sinn.
 
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JeKi fällt in unserer Stadt mal wieder wg. Lehrermangel aus. Und das schon beim zweiten Kind.
 
Hätte mein Pa mich nicht dazu gezwungen Flöte/Gitarre/Klavier zu spielen, tgl zu üben und bei diversen Anlässen, vor allem diverse Familienweihnachtsfeste *ächz* zu spielen, wär ich wahrscheinlich von ganz allein drauf gekommen dass Musikmachen großartig ist, was viel sinnvoller gewesen wäre.. und hätte wohl auch weit früher mit Bass (oder was Anderem) begonnen. Aber dadurch dass es mir so dermaßen aufgedrängt wurde, vergings mir mit 15 endgültig und ich hab 10 Jahre kein Instrument mehr angerührt, einfach weil ich froh war, dass der Druck ein Ende hatte.^^
 
Das mit dem Handwerkszeug-in-Kindheit-lernen finde ich totalen Quatsch. Das ist nur ein Argument, wenn es Eltern für ihr eigenes Selbstwergefühl nötig haben ihr Kind zu einem Hochleistungsextremvirtuosen zu dressieren.
Genau daran dachte ich bei "Kinder zwingen": das Wunderkind aus der Retorte. Mit vier oder fünf oder so, jedenfalls noch vor der Schule, soll der eigene Nachwuchs ein Instrument lernen, mindestens eins. Und zwar intensiv genug, um noch im einstelligen Alter virtuos zu werden.

Meistens ist das ein gehobenes Elternhaus, wo das passiert, also nicht so sehr der Plebs. Es ist ja klar, daß der Unterricht Geld kostet, und guter Unterricht kostet gutes Geld. Dann wäre da noch das Instrument. Entweder kostet das auch Geld, oder – etwa im Falle eines Piano – es ist schon vorhanden, aber dann ist es sicher nicht aus dem Parkettboden gewachsen, das muß auch mal irgendjemand gekauft haben. Neben Klavier ist eins der bevorzugten Instrumente Violine. Gerne beides, vielleicht gar Querflöte als Drittinstrument, dann kann die Tochter irgendwann glänzen mit einem Musikinstrument aus 925er Sterling-Silber. Definitiv aber muß es ein klassisches Instrument sein.

Und wozu das Ganze? Zum Angeben! Das erfüllt denselben Zweck wie Vorfahren im nagelneuen Benz (E-Klasse aufwärts, also die Klassen, die Mercedes schon immer gebaut hat). Nur: Einen Benz kann jeder haben, der genügend Schotter hat. Zum Sich-Abheben (und Abheben sowieso) braucht es da etwas Extravaganteres: ein Wunderkind. Man erinnert sich an Mozart, der schon vor seiner Schulzeit komponiert hat. Oder man hört von diesen Kindervirtuosen aus Fernost, die werden auch gedrillt, aber die sind richtig gut, und das schon mit, was weiß ich, sechs oder sieben. Genau das will man auch haben. Um so mehr, wenn die Tochter von Bekannten jetzt mit acht auch schon sauber und fehlerfrei Chopin, Beethoven usw. spielt. Da kann man ja nicht zurückstecken. Wenn deren Kind Klavierkonzerte gibt, dann muß unser Kind das auch. Mindestens. Oder besser noch, wir setzen noch eins drauf und schicken unser Kind gleich noch zum Violinenunterricht.

Die erste Zeit sitzen die Eltern auf glühenden Kohlen. Wann ist das Kind denn endlich so weit, daß man es vorführen kann? Ja, vorführen. Nicht das Kind führt etwas vor, sondern eigentlich die Eltern. Man muß sich nur mal die ersten Aufführungen außerhalb des Familienkreises vorstellen, etwa in der Schule bei Musikveranstaltungen. Da sitzen dann die Eltern stolz wie Bolle im Publikum und müssen ihren Sitznachbarn gegenüber kundtun: "Sehen Sie da! Das ist UNSER Kind, das da spielt! So jung und schon so virtuos!" Mein Anwesen, mein Benz, mein musikalisches Wunderkind. Klar, vier bis acht Stunden die Woche Unterricht, und zu Hause wird weitergedrillt. Bonuspunkte für "WIR investieren viel in seine/ihre Förderung." Damit können sich die Eltern dann noch besser im Licht ihres Nachwuchses sonnen (man stelle sich jetzt einen Asitoaster vor): Es liegt nicht allein am musikalischen Talent ihres Kindes (so vorhanden), es ist IHR persönlicher Verdienst, daß es so gut ist.


Martman
 
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@Martman
Um das Klischee zu vervollständigen:
- keines der Elternteile spielt selbst ein Instrument.
- wenigstens eins der Elternteile würde eigentlich gerne ein Instrument spielen,
- hat eine eigene Musikausbildung zu Jugendzeiten abgebrochen und gute Ausreden warum
- hat 1000 Ausreden parat, warum Musikausbildung jetzt auch nicht ginge

Aber zum Glück ist das nur ein Klischee. So ganz in Reinform ist das bestimmt eher selten. Die meisten Eltern schaffen es gewiss auch so auf ihre Kinder stolz sein. ohne dabei gleich eine Kinderseele zu opfern.
 
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Deswegen würde ich noch einen Schritt weitergehen, als nur zu sagen, dass man seinen Kindern ein musikalisches Umfeld bieten sollte.

Wenn diese Grundlage erfüllt ist, kann "Zwang" aber durchaus hilfreich sein. Meine Familie ist sehr musikalisch und alle spielen ein oder mehrere Instrumente. Ich kam mit 9 oder 10 in den Knabenchor durch einen Talentscout und hatte großen Spaß an Musik. Meine Eltern haben mich dann eindeutig dazu gezwungen Klavier zu lernen, ich habe das Instrument nicht gemocht und sonderlich talentiert war ich auch nicht. Nach zwei Jahren Unterricht habe ich mir dann ein anderes Instrument aussuchen dürfen und mich für Gitarre entscheiden, das musiktheoretische Wissen, dass ich durch den Klavierunterricht erlangt habe, hat mir extrem geholfen, ich konnte Noten lesen und die Gitarre erschloss sich für mich sehr einfach auf "logische" Weise, ich habe direkt von Anfang verstanden wieso ein Akkord wie gespielt wird und wie davon logischerweise die Variationen sind.

Ich hatte ein richtiges Aha-Erlebnis, warum ich mich mit diesem dusseligen Klavier rumärgern musste und war dann meinen Eltern für ihr konsequentes Durchsetzen dankbar.
 
Kinder zum Musizieren zwingen ist der falsche Weg; wenn Zwang nötig ist, begeistert sie die
Auseinandersetzung mit Musik bislang nicht - das ist häufig ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass der
Klavier-Lehrer oder der Musik-Lehrer in der Schule scheiße ist.
Ich werde meinem Kind Musik zeigen, die ich mag, und wenn es besonders auf einen gewissen
Song reagiert und es Lust dazu hat, werd' ich ihm zeigen, wie man ihn spielt... sowas über
einige Jahre, und der Musiker-Nachwuchs ist gesichert :D ...
 
Ich kann da teilweise etwas aus Erfahrung sprechen. Meine Mutter hat mich immer wieder als kleines Kind dazu gezwungen es mal mit dem Gitarre spielen, Schlagzeug etc. zu versuchen. Ich sollte auch immer mit ihr Abends gemeinsam singen & ich habe es gehasst.
Vor 2 Jahren hat es dann einfach ganz automatisch klack gemacht & ich hatte unvorstellbare Lust auf einmal Gitarre zu spielen. Meine Mutter war ganz verwundert, als ich auf einmal erzählte "zeigst du mir ein paar Gitarrengriffe?"

Ob es nun wirklich richtig schlecht für mich war das sie so aufdringlich war kann ich nicht mehr beurteilen,
aber ich habe allgemein die Meinung das man dem Kind die eigene Entscheidung bieten soll. Sicherlich kann man das Kind etwas unterstützen, damit es sich etwas auf die Musik zubewegt, aber sich nicht zwingen. ;)
 
Ich hatte ein richtiges Aha-Erlebnis, warum ich mich mit diesem dusseligen Klavier rumärgern musste und war dann meinen Eltern für ihr konsequentes Durchsetzen dankbar.
Ich glaube nicht, dass du schlechter dran gewesen wärst, wenn du direkt Gitarrenunterricht bekommen hättest, aber klar, Klavier ist schon eine super Grundlage.

Ich habe aber schon viel öfters den umgekehrten Fall erlebt: nämlich Leute, die als Kind ein Instrument spielen mussten und dann als Jugendliche aufgehört haben, weil sie entweder nie eine echte Lust am Musizieren entwickelt haben oder ihnen die kindliche Begeisterung für Musik durch das ungeliebte Instrument vergangen ist. Deswegen glaube ich, dass der von dir beschriebene positive Effekt von Zwang nur selten eintritt.

Etwas OT: Ich finde allgemein, dass Kinder so wenig Zwang wie möglich ausgesetzt werden sollten. Ich glaube, dass die kindliche Neugierde und Kreativität verloren gehen, wenn immer jemand da ist, der dem Kind sagt, was es tun soll, weil Erwachsene ja viel besser beurteilen könnten, was gut für es ist.
 
Also ich wurde als Kind "überredet", in einem Chor zu singen. Der Spaßfaktor hielt sich relativ in Grenzen, aber dennoch denke ich, dass ich in späteren Jahren davon profitieren konnte. Gleichzeitig war ich in der Schule in einem Blockflötenensemble aktiv, was ich aus freien Stücken gemacht habe - logischerweise machte mir das auch viel viel mehr Spaß. Singen kann ich heute noch nicht wirklich gut und der Blockflöte hab ich auch schon lange den Rücken gekehrt.

So habe ich dann für einige Jahre eine musikalische Pause eingelegt, bevor ich mit 15 Jahren meine große Liebe, das Schlagzeug, gefunden habe. Bei mir war es also so, dass der Spaß an der Musik wieder mit dem richtigen Instrument kam. Hätte ich das Schlagzeug nicht für mich entdeckt, dann würde Musik wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle in meinem Leben spielen.

Liebe Grüße
 
Meine Meinung als Vater von 3 Kindern.
Zwingen geht gar nicht und ist für mich unverständlich. Zeigen was es für Möglichkeiten gibt ( nicht nur musikalisch ) ist sehr wichtig. Ich kenne das Problem sehr gut, zu denken Kinder zu ihrem Glück zwingen zu müssen. Ich habe auch Kinder die eher zurückhaltend sind und nicht gleich immer hurra rufen wenn sich eine Möglichkeit auftut. Ich bin aber der Meinung es ist wichtig den Kindern klar zu machen, alles auszuprobieren was sich einem bietet. Keine Angst vor etwas neuem zu haben und erst zu urteilen wenn man sich informiert b.z.w. es ausprobiert hat. Und nein, ich mag Eltern nicht die aus ihren Kindern einen Superstar machen wollen. Kurze Flammen die sehr schnell verbrennen auf Kosten verbrauchter Kinder von Ihrer Kindheit beraubt, nur weil die Eltern das so wollten.
Zum so genannten pädagogischen Wert: Singen tun sie von alleine wenn ihnen ein Lied gefällt.
Wir haben immer nur gezeigt welche Möglichkeiten es gibt und jetzt spielt eine Querflöte und die andere Klavier beide nur als Hobby. Es war immer ihre eigene Entscheidung und es wäre nicht schlimm, wenn sie es nicht mehr machen möchten. Die eine wollte unbedingt Geige spielen, trotz unserer Warnung das dies äusserst schwierig ist und sie viel Geduld bräuchte. Sie wollte es so und so ließen wir sie gewähren. Nach einem Jahr mussten wir sie davon abbringen da sie weder die Geduld hatte noch das üben mit Freude ablief. Das ist noch vornehm ausgedrückt. Sie war sehr unzufrieden mit sich selber obwohl sie es unbedingt wollte. Jetzt spielt sie Klavier und es macht ihr Spass. Zu erkennen ist so etwas immer, wenn die Kinder von selber regelmäßig üben und niemand sie dazu auffordern muss. Dann kommt auch etwas dabei heraus. Ich hab unter einem anderen Thema im Querflötenforum mal einen Artikel aus Vater (Eltern) Sicht eingestellt. Immerhin geht es ja auch um nicht unerhebliche Beträge für Instrumente und die Qual der Wahl wenn man davon keine Ahnung hat.
 
B
  • Gelöscht von peter55
  • Grund: Du machst mir etwa szu viel Werbung für diese Software!
Altes Thema aber für mich sehr interessant weil gerade auch für unsere Familie aktuell. Zwang ist sicher nicht die beste Voraussetzung aber Motivation, Überredung, Möglichkeiten bieten sind sich nicht schlecht.

Mein Mann hat in Kindheit und Jugend viel Musik gemacht mit diversen Instrumenten, in Bands, als Lehrer. Jetzt lernt er eigenständig Ukulele. Wurde sehr gezielt gefördert und gehörte da in Westdeutschland irgendwie dazu, so mein Eindruck. Ich bin in der Schule vom Musiklehrer als unmusikalisches Lischen abgestempelt worden und das wirkte lange negativ nach. Bei uns auf dem Land gab es leider wenig Möglichkeiten Instrumente zu lernen und meine Eltern hatten da auch keine Ahnung. Das sozilistische System legte auf musische Bildung zusätzlich wenig wert. Hab das später immer sehr bedauert. Immerhin habe ich es zu Grundkenntnissen auf der Blockflöte gebracht bis das wegen Lehrermangel ausfiel.

Die Tochter ist recht musikalisch, Takt- und Melodiesicher. Immer schon. Mit 6 Jahren wollte meine Tochter dann Blockflöte lernen. Leider Warteliste. Dann ergab sich über die Schule die Möglichkeit Melodika zu lernen. Sie wollte unbedingt. Okay. Machen wir. Sie hat schnell viel gelernt mit der tollen Lehrerin, hat Auftritte in der Gruppe toll gemeistert und war recht gut zum Üben zu motivieren. Zwischendrin wurde bei der Flötenlehrerin was frei und das zweite Instrument musste her. Ihr fällt es leicht und es macht ihr im Unterricht auch Spaß. Aber Üben ist doof. Ich versuche nicht direkt zu zwingen aber schon mit Nachdruck aufzufordern. Bisher klappt das aber sie ist noch nicht mal 8 uns insgesamt eher ein fleißiges, braves Kind. Das bleibt nicht so :D

Jetzt ist der Melodika-Kurs Ende und sie wollte eigentlich aufhören. Aber jetzt hat sie erstmals ein Akkordeon in der Hand gehabt und ist völlig hin und weg. Ich bin total baff, denn so war sie mit Flöte und Melodika noch nie. Vielleicht ist das ja ihr Ding. Ich würde es gerne sehen, wenn sie mit Flöte noch etwas weitermacht (sind jetzt etwas mehr als 1 Jahr) und würde sie da auch versuchen zu überreden. Aber wenn sie wirklich nicht will, dann nicht. Müssen wir abwarten. Der Filius ist erst zwei, ist aber auch so ein Musikus vorm Herrn. Da wird es noch viel weiteren Stoff zum Thema Erziehung, Musik und Instrumente geben.

Und weil es mich immer schon so gereizt hat nehme ich seit Anfang des Jahres auch Flötenstunden bei einer ganz tollen Lehrerin und erfülle mir damit einen langehegten Traum - endlich richtig schön Blockflöte spielen zu können :) Auch mit 38 ist man noch nicht zu alt :D
 
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Kinder wollen die Welt entdecken. Wenn Du kannst, erfüll Dir Ihren Traum.
Und erfülle Dir Deinen.
 
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Kinder wollen die Welt entdecken. Wenn Du kannst, erfüll Dir Ihren Traum.
Und erfülle Dir Deinen.
Akkordeon ist halt finanziell schon ein Brocken, nur um etwas rumzuprobieren - es gibt aber Leihinstrumente (bei Schulen, bei Musikgeschäften, vielleicht auch bei Privat), ein (sogar wortwörtlich) vielfältiges Instrument, das viel mehr kann, als man üblich erwartet.

Das Akkordeon-Sub hier im Forum ist sehr rege und auch sehr hochgradig besetzt - dort gibts Hilfe zu allen Lebensfragen!
 
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Hallo zusammen
Hier sind ja alle ziemlich "Anti-zwingen". ... Ich stehe eben genau gerade vor dieser "Entscheidung. Meine Kinder (Zwillinge, 3 Jährig) sind extrem musikbegeistert. Mir ihren Kinderxylophonen versuchen sie der Melodie ihrer Kinderlieder zu folgen, sie singen gerne, usw.
Jetzt stehen wir vor ebend dieser Entscheidung. Ich bin leider nur so ein solala-Pianist und hätte mir gewünscht, dass meine Eltern mich gezwungen hätten. Für gewisse Grundfähigkeiten muss einfach Schweiss fliessen, von nichts kommt nichts.
Ich werde wohl auf die "zwingen"-Schiene gehen, auch wenn hier gleich die Steine fliegen. Obwohl ich zwingen so ein negatives Wort finde. Besser finde ich "aktives Fördern" oder "sanfter Druck"
Also eher mit
-aktives Loben und Belohnen für gute Leistungen
-Einbinden in den familiären Musikverband (Wir habe ein Familiencombo, die bei Familienfesten ein paar Klassiker zum besten gibt)
-Abfordern von Leistung
-den coolen Aspekt von Musik hervorheben (z.B. früh in Bandprojekte einbinden, zu Konzerten gehen, Songs von CD nachspielen usw.)

Aber was nun richtig ist, das zeigt nur die Zeit..

Grüsse
Benjamin
 
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Mein Motto dazu ist, "Das Kind geht zum Instrument, nicht das Instrument wird zum Kind getragen."

Ich kann meinem Kind lediglich den Spaß und die Freude am Instrument vorleben. Alles weitere sollte, mMn, vom Kind kommen.

Ein Zwang bwirkt meistens das Gegenteil.

Gruß
 
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Darf ich eine persönlich Frage stelle (brauchst Du nicht zu beantworten): Hast Du Kinder und beherrschen diese Instrumente?

Es tut mir leid, wenn das zu persönlich ist, so ist es nicht gemeint. Falls Du Dich auf die Füsse getreten fühlest, möchte ich mich entschuldigen. Aber mein Eindruck ist, dass Kindererziehung sehr viel mit Zwang zu tun hat. Ansonsten würden die Kinder 24 Stunden am Tag Shaun das Schaf anschauen und dazu Schokolade esse....Viele Leute, die nicht betroffen sind (sprich keine Kinder haben), haben sehr romatische Vorstellunge, wie so etwas auszusehen hat. Die hatte ich auch. Aber die Realität hat mich bekehrt..

Viele Grüsse
Benjamin

P.S. Ich wollte Dir nicht zu nah treten..
 
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Akkordeon ist halt finanziell schon ein Brocken, nur um etwas rumzuprobieren - es gibt aber Leihinstrumente (bei Schulen, bei Musikgeschäften, vielleicht auch bei Privat), ein (sogar wortwörtlich) vielfältiges Instrument, das viel mehr kann, als man üblich erwartet.

Mit dem finanziellen hast Du natürlich recht. Wir könnten es für 20 EUR im Monat ausleihen. Einen Monat lang kann sie kostenlos probieren. Find ich okay und freue mich, dass sie da so viel Begeisterung zeigt. Aber nach spätestens einem oder anderthalb Jahren müsste man wahrscheinlich überlegen, ob das Interesse, der Fleiß, die Begeisterung groß genug sind für ein gekauftes Instrument. Dann sind sie laut Musiklehrerin wohl meist auch so weit, dass sie dann das größere Instrument mit mehr Bässen brauchen.

Hatte lange auch arge Vorurteile gegen Akkordeons, hauptsächlich weil besagter schrecklicher Musiklehrer eins spielte. Habe mich aber durch die Auftritte der Melodika/Akkordeon-Gruppe meiner Tochter eines besseren belehren lassen. Klingt schön, ist sehr vielseitig und in solchen Ensembles ist für Anfänger bis Fortgeschrittene für jeden Platz. Das ist toll!

Jetzt heißt es wohl abwarten, motivieren, fördern, zu Auftritten und Proben fahren, ab und an sanften Druck machen und genau hinhören wo die kindliche Bequemlichkeit endet und die totale Unlust/der Hass anfängt. Es ist eine Gratwanderung, dieses Elterndasein :engel:
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
gen. Aber mein Eindruck ist, dass Kindererziehung sehr viel mit Zwang zu tun hat. Ansonsten würden die Kinder 24 Stunden am Tag Shaun das Schaf anschauen und dazu Schokolade esse....[...] Aber die Realität hat mich bekehrt..

Da musste ich grad lachen :) So sieht es aus. Dieser Zeck mit den Hausaufgaben immer. Und die Schlafenszeiten. Und die Aufstehzeiten. Und die Kleidung. Und die Pausenbrote. Und, und, und.:evil: Daher stelle ich mich bei manchen Sachen einfach taub, z.b. auch bei halbherzigem Genöle bezüglich Aufhören mit Instrumentenunterricht :cool::tongue:
 
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