Instrument lernen: Kinder zwingen oder selber drauf kommen lassen

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Neulich haben wir es uns mal wieder von unserer 17-jährigen anhören müssen: "Warum habt Ihr mich nicht gezwungen, ein Instrument zu lernen?"

Sie würde es heute gerne können, hat sich jedoch mit 11 oder so mit Händen und Füßen gewehrt, als wir nach unserem Umzug und damit dem Entzug ihrer damaligen Musiklehrerin vorschlugen, uns auf die Suche nach einem neuen Lehrer zu machen. Wir (meine Frau und ich) waren (und sind es noch immer)
jedoch der Meinung, dass wenn es Ihr danach ist, Musik zu machen, kann sie sich gerne engagieren, wenn man jemanden zwingt, wird es keine Musik. Andererseits gibt es ja auch das Argument, dass wenn jemand das Handwerkszeug mal in der Kindheit ( auch wenn nicht ganz freiwillig) in Grundzügen gelernt hat, kann er später wieder darauf zurückgreifen, wenn einem dann danach ist, Musik zu machen. Vielleicht klappt es ja auch, den Musikunterricht als ganz selbstverständlichen Bestandteil in die Kindheit oder Jugend zu integrieren, sodass sich gar nicht die Frage stellt ob oder ob nicht. Unser Nachzügler (eineinhalb) kann sehen, dass wir uns regelmäßig mit Musik beschäftigen und so könnte das vielleicht auch klappen, dass es für die Kleine auch so wird.

Wie seht Ihr das?

Vereinzelt hab ich Äußerungen zu diesem Thema schon in eigenen Instrumententhreads gefunden, das Thema ist aber wie ich finder ein Instrumentenspezifisches.
 
Eigenschaft
 
Naja, in meinem Bekanntenkreis gibt es sowohl Beispiele von Personen, die zum Musikunterricht "gezwungen" wurden und in der Pubertät dann ernsthaft Musik machten (allerdings dann meist andere Instrumente), welche, die irgendwann aus dem Musikgeschäft ausgestiegen sind, weil sie den Unterricht mehr als Pflichtübung verstanden haben und dann wieder andere wie ich, die erst im "gehobenen" Alter (war damals 15) selbstständig entscheiden, sich musikalisch beschäftigen zu wohlen.
Es ist schwierig, da eine eindeutige Antwort zu geben, eventuell vergrault man Kinder mit Pflichtunterricht, aber es kann auch sein, dass so eine Leidenschaft geweckt wird.
Ich denke, ich würde es dem Kind generell ermöglichen, Zugang zu verschiedenen Instrumenten zu haben. Wenn Papa abends nach der Arbeit Trompete spielt, dann wird das Kind normalerweise selbst Interesse haben, ein Instrument zu erlernen.
Generell finde ich bei der Erziehung immer sehr wichtig, den Kindern alles, was man predigt, vorzuleben und Doppelstandards zu vermeiden. Also kein: "Du musst in die Musikschule auch wenn ich selbst kein Instrument gelernt habe!"
Wenn man dann noch den richtigen Lehrer findet, nämlich jemanden, der es schafft, dem Kind alles spielerisch beizubringen und nicht nur Stoff runterrattert (wie wir das bestimmt noch alle von der normalen Schule in Erinnerung haben :D , bei mir wars der Französischlehrer) dann hat man m.M.n alles mögliche getan.
"Man soll das Kind leiten, nicht drängen"
 
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Mein eigener "Werdegang":

Vater wurde als Kind mit der Geige gequält (nur sehr kurz), Großmutter väterlicherseits spielte in ihrer Jugend Gitarrenlaute, ansonsten keinerlei aktiven musikalischen Ambitionen in unserer Familie.
Meinen guten Musikgeschmack, bzw. den Grundstein dazu hat mein Vater mit seiner klassischen Musik gelegt.

In der Volksschule üblicherweise Blockföte - bald aufgegeben, danach kam noch ein kurzes Intermezzo mit einer Melodika, was aber auch nur kurz hielt und durch das Notenlernen keinen Spaß mehr machte.
Heute bedaure ich natürlich, dass ich nicht "vom Blatt" spielen kann - so zum erarbeiten eines Stückes geht es, aber es ist mühsam ;)

Im Gym kam während einer Vertretungsstunde, in der dem Referendar nichts zum Unterricht einfiel und statt dessen seine Gitarre auspackte - hier habe ich zum ersten Mal "House Of The Rising Sun" gehört - ganz spontan der Wunsch auf Gitarre spielen zu können. In den drauffolgenden Wochen habe ich mir selbst welche gebaut (Latte mit Streichhölzern als Bünde, Kordel als Saite). Der nächste Schritt war eine Plastikgitarre auf der ich "Stariway To Heaven" spielte :D Der Schritt zur ersten richtigen Gitarre war dann nicht mehr weit ...

Bei alledem haben mich meine Eltern und Großeltern immer unterstützt, es gab kein "Muss" aber ich durfte es ausprobieren und es war ok, als ich es nicht weitermachte.

Was sie sich allerdings mit dem Kauf meiner ersten Gitarre (zu dem sie mir den letzten Rest Geld noch zugaben, der zum Ersparten fehlte) sich nicht ausmalen konnten, war, wie sehr dieses Hobby und die Liebe zur Musik "ausarten" würde ;)

Fazit: bei mir kam die Liebe zur aktiven Musik erst mit dem richtigen Instrument ...
 
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Zwingen sollte man niemanden egal zu was.
Möglichkeiten bieten sich auszuprobieren.
Der Rest kommt oder eben nicht.
Was ich bei alledem wichtig finde ist es, dass vom Kind ein Beitrag
zu leisten ist zum Instrument/Equipment.
Alles wofür man was geleistet hat und nicht nur geschenkt bekam
hat nen anderen Stellenwert.
Meine Meinung
 
Hmm...ich hab bis zu meinem 18. Lebensjahr garnix gespielt, auch keine Blockflöte.

Tja, das war so weil ich immer geglaubt habe ich könnte das nicht. In der Volksschule waren die Mitschüler teilweise schon fest am musizieren(saueinfache eher klassische/volkstümliche Sachen wenn ich mich so erinnere) die komische Sachen redeten wie "zupfen" "kapodaster" "e-dur"...tja, da dachte ich schon für mich ist es sowieso zu spät, bis letztes Jahr hat sich das gehalten :(
Heute wünsche ich mir meine Eltern hätten mir wenigstens einen kleinen Tritt in die Richtung gegeben, dann könnte ich jetzt vielleicht in der Schihütte ordentlich mit der Steirischen Gas geben, Cellorock a la Apocalyptica machen oder wenigstens ordentlich Gitarre spielen^^
 
Hi Klangschale,

Kinder für Musik und für ein Instrument zu begeistern ist genauso eine Kunst wie die Erziehungskunst selbst.
Die maßgebliche Aufgabe liegt m. E. n. darin, in Kindern die Begeisterung zu wecken und aufrecht zu erhalten ohne sie zu bedrängen.
Je nach Strukturieung des eigenen Umganges mit Musik und dem Musikmachen im Haushalt ist es ggf. einfach für Kinder übers Vormachen, Mitmachen, Nachmachen
den Zugang zu finden; es kann aber auch genau das Gegenteil bewirken, wenn stundenlanges Üben zur Strapaze für den Zuhörer wird.
Im wesentlichen liegt die Aufgabe im Zugänglichmachen der Instrumente, des Unterrichtes und der Motivation. Letzteres schliesst natürlich ein, dass man wachsam bleiben muss, wenn die Motivation dauerhaft sinkt,
bspw. weil der Lehrer nicht so toll ist oder andere Störfaktoren Unwohlsein fördern. Ich glaube, es ist heutzutage einfacher, weil die musikalische Früherziehung, JeKi, Musikunterricht/ -schule und die Pädagogik ausgereifter und die Qualität
der Kinderinstrumente besser geworden sind. Dies im Zusammenwirken mit (gemeinsamen) Musikhören/ -erleben, Instrumente ausprobieren (bsp. Instrumentenkarussell) und dem gemeinsamen Besuch von Livemusikveranstaltungen,
zündet oder zündet eben nicht. Wichtig ist, dass die Musik präsent ist, gemeinsam mit guten Gefühlen erlebt wird, so dass das Kind damit positive Assoziationen verknüpft und nicht einen vorgegebenen im schlimmsten Fall sogar dogmatischen Weg folgt.
Ein Pause in der Pupertät ist doch nichts schlimmes. Vielleicht kommt ja Euer erstes Kind wieder dazu zurück. Können wollen die meisten, aber dafür machen und Prioritäten setzen natürlich nicht so gerne. Zwänge so wie das nun in Eurem Fall nachträglich gefordert wird, führen i. d. R.
nicht zum glücklichen Umgang mit der Musik. Man sollte sich da nicht an statistischen Minderheiten von Karrieren orientieren, bei denen die Eltern mit Druck zum Durchhalten und Verzicht eingewirkt haben.
Ich gehe sogar davon aus, dass die maßgebliche Initialzündung von außen kommt, das Idol, das Vorbild, das zum Nacheifern anregt, dafür sind Eltern einfach zu nah und zu omnipräsent, unsere Aufgabe besteht maximal im Coaching.

Auf Deine Frage: Wenn ihr das vorlebt und er an Eurem Musikinteresse teilnimmt, kannn doch schon gar nichts schiefgehen, oder?
 
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Ich hab mit 16 angefangen E-Gitarre zu spielen. Einfach, weil ich grade Bock drauf hatte. ^^ Mit 19 hab ich die dann verkauft und mir nen Bass zugelegt. Den hab ich heute(22) noch, hab aber daneben auch noch ne Western und wieder ne E-Gitte stehen(Alles autodidaktisch beigebracht). Ich brauchte einfach ein bisschen Zeit um zu experimentieren und herauszufinden, was mir so liegt. Von meinen Eltern kamen keinerlei Erwartungen oder Druck. Nur wenn immer ich mir was zulegen wollte, musste ich das selber bezahlen. Das nur mal kurz zu meiner Geschichte ;)

Ich denke, man braucht einfach Freiraum und Zeit um auszuprobieren. MMn ist es hilfreich, ab und zu mal mit der Nase draufzustupsen, ohne gleich irgendeine Erwartungshaltung zu haben. Alles kann, nichts muss :)
 
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hmm als Kind wurde mir nahergelegt ( zwang wäre jetzt aber zu viel gesagt) im Persaunenchor Trompete zu lernen . Mit 16 konnte ich zwar sehr gut spielen, hatte aber zum Leidwesen meiner Eltern kein Bock mehr. Später wärend meines technischen Studiums hatte ich das Gefühlt bekloppt zu werden, wenn ich mich nicht noch mit was anderem beschäftige. Hab mir eine alte Gitarre geliehen und mit Peter Bursch angefangen zu lernen. Hab allerdings recht schnell eingesehen das ich mit einem Lehrer besser bedient bin.

Fazit, denk es ist besser wenn es von "innen" kommt
 
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Auch mal in Kurzform:
Mit 5 oder 6 Jahren habe ich und meine drei Geschwister in ähnlichen Alterslagen eine Blockflöte vor die Nase bekommen gehalten und wurden angehalten, diese auch zu spielen, mit dem Erfolg, dass wir ALLE die Schnauze davon gestrichen voll hatten und nie wieder auf dieses Instrument zugegangen sind.

Meine Mutter konnte Klavier spielen und singen, war musisch interessiert, mein Vater nicht.
Sie haben folgenden Grundsatz gefahren: Wer ein Instrument lernen will, kann das (im Rahmen der Möglichkeiten) machen und bekommt Unterricht bezahlt, wer nicht will, braucht nicht.

Folgen:
Meine Schwester lernte anfangs der Pubertät Klavier und macht heute noch gerne Musik, macht in letzter Zeit eigene songs und singt.
Mein einer Bruder lernte auch in der Frühpubertät Konzertgitarre, stieg dann auf E-Gitarre um, lernte später Klarinette und spielt gerne.
Ich hatte lange Zeit nix damit am Hut (der Musikunterricht in der Schule hat mich und andere auch eher von jeglichem Interesse ferngehalten), kam aber dann mit 17 Jahren über den drummer und Freund meines Bruders in seiner E-Gitarren-Band-Phase zum drum, blieb dabei, lernte später E-Gitarre, mache eigene songs und treibe mich auf einem Musiker-Board herum. (Einzige Diskussion mit meinen Eltern war, dass ich das Geld für ein drum haben wollte, die Eltern wollten aber eher den Unterricht bezahlen - wir haben uns dann geeinigt und eine grauenhafte Phase als Werkstudent eröffnete mir die Welt des Schlagwerks.)
Mein anderer Bruder lernte nie ein Instrument und hat es nie bereut.

Wir sind alle mehr oder weniger normal und mehr oder weniger glücklich.

Fazit für mich:
Musik kann, muss nicht.
Über sowas wie Beherrschung einer Fremdsprache (neben der eigenen) kann man diskutieren - über mehr nicht. Musik ist eine tolle Sache, aber beispielsweise Schach oder jede Sportart auch. Hauptsache ein Kind interessiert sich für die Welt und geht dem nach. Ein Kind - gerade in einem kreativen Bereich - "zwingen" zu wollen, halte ich für falsch. Und alle Kompetenzen, die man ansonsten mit Musik entwickeln oder unterstützen kann (Koordination, Hirnentwicklung, Konzentration, Disziplin ...) kann ein Kind auch locker auf anderen Gebieten oder mit anderen Hobbys mitbekommen, die ihm vielleicht mehr zusagen.

@Klangschale
: Und by the way: Der Auspruch Eurer 17-jähirgen Tochter klingt verdammt nach Nachtreten ... Die war schätzungsweise einfach sauer und hat was gefunden, was sie Euch vorwerfen kann. Genausogut hätte sie bei anderer Gelegenheit maulen können, warum Ihr sie nicht gezwungen habt, Latein zu lernen, jetzt wo sie Ärztin werden will, hätte sie das gerne, dass sie das schon könnte ...
Zum Erwachsenwerden gehört auch, den eigenen Verantwortungsbereich kennen zu lernen und mit den eigenen Entscheidungen leben zu lernen: Sie hat damals nicht gewollt - und heute kann sie´s nicht und das ist die Konsequenz IHRER Entscheidung. Euch das vorzuwerfen ist einfach pubertär.
Was spricht übrigens gegen folgende Entgegnung: Okay, wir haben jetzt eingesehen, dass wir damals einen Fehler gemacht haben, indem wir Dich nicht gezwungen haben, ein Musikinstrument zu lernen. Das wollen wir wieder gut machen, indem wir Dich jetzt zwingen, ein Musikinstrument zu lernen.

Da möchte ich mal gerne ihr Gesicht sehen - und so Einwände wie: ja früher wäre es ja auch einfacher gewesen ... sind einfach nur billige Ausflüchte.

Was ich noch denke: Eigentlich sind Leute, Situationen oder Bilder, die Kinder haben, viel entscheidender für ihren Wunsch, ein Instrument zu lernen als unsere ganzen Erwachsenenvorstellungen ... ein normal entwickeltes, lernfähiges und einigermaßen lerninteressiertes Kind wird immer einen oder mehrere Bereiche finden, auf dem es sich austoben kann. Erwachsene können Brücken bauen, Zugänge schaffen, Interesse wecken, ein Gefühl vermitteln, dass es Spaß macht, sowas zu können ... der Rest kommt oder kommt nicht ...

x-Riff
 
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Meine Eltern sind beide sehr musikalisch, haben als Kinder Klavier und Posaune gespielt und interessieren sich seit jeher für sowohl klassische als auch zeitgenössische Musik. Wenn ich es richtig sehe, stand es für sie außer Frage, dass mein Bruder und ich auch ein Instrument lernen; ob Zwang ins Spiel gekommen wäre, wenn wir uns standhaft geweigert hätten, weiß ich nicht - ich kann es mir aber nicht vorstellen. Als wir jeweils im Alter von ca. 15 Jahren keine Lust mehr auf Unterricht hatten und das auch so gesagt haben, mussten wir jedenfalls nicht mehr hin und es gab auch keinen Druck. Ich bin heute noch vielseitig musikalisch aktiv, mein Bruder ist ein eifriger Hörer und Konzertgänger, auch wenn er selber nicht mehr spielt.

@klangschale: Was deine Tochter betrifft, hat x-Riff glaub ich schon alles gut zusammengefasst. :D Und ich denke, dein Ansatz, dass euer jüngeres Kind sich ganz selbstverständlich mit Musik beschäftigen wird, wenn es in einem musikalischen Haushalt aufwächst, ist richtig und sinnvoll. In meinem Elternhaus stand z.B. immer eine Gitarre rum, an der ich mich austoben konnte - tadaa! :great:
 
Wie kommt es dazu, dass sie JETZT ein Instrument können möchte? Sind in ihrem Freundeskreis plötzlich Musiker?

Mit ihrer Ex-Musiklehrerin schien es ja geklappt zu haben. War die Ablehnung von neuen Musiklehrern damals auch eine Form von Trotzreaktion wegen des Umzugs? Wäre natürlich schade, wenn wegen eines ganz anderen Konflikts das Musizieren als Kolateralschaden dran glauben musste.
Als Außenstehender kann niemand beurteilen, ob - vielleicht nach entsprechender Eingewöhnungszeit - elterliche Hartnäckigkeit eine musikalische Bezugsperson oder -gruppe zu finden, vielversprechend gewesen wäre. Das hängt schließlich davon ab, ob es das Umfeld, die Musik oder das Üben war, was sie als 11-jährige ablehnte. Wenn Musik nur als verhasste Pflicht und Strafe empfunden wird, sollte man das niemandem antun.

Das mit dem Handwerkszeug-in-Kindheit-lernen finde ich totalen Quatsch. Das ist nur ein Argument, wenn es Eltern für ihr eigenes Selbstwergefühl nötig haben ihr Kind zu einem Hochleistungsextremvirtuosen zu dressieren. Das braucht aber niemand zu sein, um exzellente Musik zu machen. Das dafür erforderliche Handwerkszeug kann man auch mit 17, 27 oder 47 Jahren erlernen. (Mit 48 Jahren nicht mehr, dann ist's aus und vorbei, alle Züge abgefahren ;)) Schließlich ist Musik eine Kommunikationsform um Emotionen zu vermitteln und kein Sport.

Für den Nachzügler: Integrieren! Musik will geteilt werden. Mit dem Löffel auf dem Topfdeckel den Takt schlagen könnte jetzt schon Spaß machen. Irgendwann in der Jugendzeit muss die Motivation umkippen, dass es dem Kind wirklich um die Musik geht und nicht mehr darum die Anerkennung der Eltern zu erheischen. Wenn das beim Fitscheln von Wohlfahrt Etüden statt mit einer Stromgitarre passiert, würde ich mir Sorgen machen. :)
 
danke erstmal an alle für's mit-denken, -dikutieren, -Meinungkundtun, -psychlogisieren.

ja, die Große...eine Ihrer Mitschülerinnen setzt sich in der Pause ans Schulklavier und klingt gut, Ihr (neuer) Freund macht Musik und sein Vater ist eine unser regionalen Rock'n Roll-Legenden...Ihr gegenüber halten wir weiterhin das Angebot offen, Sie beim Erlernen eines Instruments zu unterstützen. ( Vor etwa zwei jahren hatte ich mal die Ehre, Ihr zwei Akkorde auf der Gitarre zeigen zu dürfen, sodass sie einen Justin-Bieber Song begleiten konnte). Für die Anschaffung eines neuen Instruments ist bei uns die Hemmschwelle ja relativ niedrig, beispielsweise ein klavier oder eine Klassische Harfe muss aber natürlich schon in die mittelfristige Familien-Finanzplanung einbezogen werden.
Die kleine wird zwangsläufig mitbekommen, dass Musik ein wertvoller Bestandteil des Lebens von meiner Frau und mir ist und ja vielleicht auch Interesse äußern - vielleicht aber auch nicht. Möglichkeiten zu probieren (mit dem was da ist) haben ja alle, die kleine und die Große.
Ob die Kleine mit ner Stromgitarre uns gegenüber irgendwann ihr pubertäres revoluzzertum zum Ausdruck bringen kann, wage ich zu bezweifeln. da muss sie schon des örtlichen Dorfblaskapelle beitreten, um uns aus der Reserve zu locken. Wir haben am Wochenende auf dem Dorffest festgestellt, dass sie ein Fan ist, zu der Zeit, wo wir dort waren, war sie jedenfalls die einzige, die getanzt hat.:D

Insgesamt seh ich's ähnlich wie's bei Euch im Wesentlichen durchklingt: anregen, einbeziehen aber nicht zwingen. Und wenn sie dann irgendwann die Erfahrung macht, dass das Musizieren mit anderen eine tolle, ja beinahe intime Erfahrung ist, wird sie dabei bleiben.

Auch wenn's vielleicht nun angemessen wäre, diesen Thread zu schließen, möchte ich anregen, ihn doch offenzulassen und als allgemeine Austauschmöglichkeit zum Thema "Musikerziehung" zu verwenden. Oder einen anderen, nicht Instrumentenspezifischen Ort hierfür zu finden.
 
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Tja, das war so weil ich immer geglaubt habe ich könnte das nicht. In der Volksschule waren die Mitschüler teilweise schon fest am musizieren(saueinfache eher klassische/volkstümliche Sachen wenn ich mich so erinnere) die komische Sachen redeten wie "zupfen" "kapodaster" "e-dur"...tja, da dachte ich schon für mich ist es sowieso zu spät
Deswegen würde ich noch einen Schritt weitergehen, als nur zu sagen, dass man seinen Kindern ein musikalisches Umfeld bieten sollte. Wichtiger noch ist es, ihnen zu vermitteln, dass sie alles lernen können, was sie wollen. Wie oft treffe ich auch Leute, die gerne Musik machen würden, aber denken, dass das nicht geht, weil sie eben unmusikalisch sind. Oft wird das sogar von Musiklehrern forciert, indem manchen Kindern gesagt wird, dass sie halt einfach nicht singen können oder ähnliches.
 
Auch wenn's vielleicht nun angemessen wäre, diesen Thread zu schließen, möchte ich anregen, ihn doch offenzulassen und als allgemeine Austauschmöglichkeit zum Thema "Musikerziehung". Oder einen anderen, nicht Instrumentenspezifischen Ort hierfür zu finden.

Ich finde das ist eine gute Anregung und der Thread kann aus meiner Sicht gerne allgemeinen Charakter bekommen. Ich z. B. muss mich derzeit mit einer Blockflötenlehrerein auseinandersetzen, die es schafft musikinteressierten Kindern jegliche Motivation zu nehmen.
In diesem Fall ist nicht nur unser jüngster davon betroffen, sondern auch Kinder aus Berufsmusikerfamilien, bei denen es zuhause auch total groovt aber die Kinder sowas von demoralisiert nachhause kommen, dass das Kapitel Blocklflöte erstmal beendet wird.
Anstelle der Musik an der Grundschule werde ich nun parallel zum JeKi, was ja auch noch an der Grunschule läuft, den Weg in die Musikschule einschlagen. Damit das Desaster nun nicht noch direkt auf andere Instrumente durchschlägt.
 
Man kreuzt ja im Lauf der Jahre den Weg von einigen Musiklehrern, die bereits erwähnte möchte ich auf diesem Weg nochmal ins Abendgebet einschließen. Sie war eigentlich die Hort-Kinderpflegerin der damals 10-Jährigen und man hatte das Gefühl, dass die Kinder an ihrer Musikbegeisterung teilhaben durften.
Auch der Musiklehrer an der Hauptschule unserer Mittleren hatte was. Er war zwar ein bisschen oldschool, er ernannte aber die Blockflöte zum Handwerkszeug im Schulunterricht, sodass die Fünftklässler nebenher tatsächlich was mitbekamen. Der Lehrer wurde zwar an der Schule von Schülern und Lehrern ein bisschen belächelt, hatte aber wie gesagt durchaus seine Qualitäten.
 
Zwingen ist eher kontraproduktiv...

ich habe damals Klavier spielen müssen, weil ich am Musischen Gym war, resultat, als ich das gym verlassen habe, hatte ich erstmal 3 Jahre lang gar nichts mit musik am hut, weil ich total davon genervt war. hätten ein paar Kumpels nicht mit ner Band angefangen hätte ich bis heute vermutlich keine Musik mehr gemacht.

den Spaß an musik habe ich erst wieder gefunden, als ich gemerkt habe, dass es keine Pflichtveranstaltung ist
 
Zwingen? Never Ever!
Man sollte dem Kind vorschlagen ein Instrument zu lernen, aber zwingen ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich absolut keinen Spaß bei etwas finde, wozu ich gezwungen werde. Das kann natürlich bei jedem anders sein :D
 
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich absolut keinen Spaß bei etwas finde, wozu ich gezwungen werde. Das kann natürlich bei jedem anders sein :D

Hihi, "Musikunterricht" im Dominastudio ... ich glaube diesen Fetisch hat noch nicht mal RTL2 entdeckt ...
 
Der Zeitgeschmack pendelt in Erziehungsfragen hier zu Lande leider oft zwischen Extremen, z.B. "repressive Erziehung" vs. "Laissez-faire". Das hat aber beides nichts mit liebevoller Begleitung zu tun, die sowohl fördert als auch fordert und bisweilen auch Grenzen setzt. Und außerdem ist auch immer das gute Vorbild entscheidend.

Ich kann daher auch nicht von Kindern Anstrengungen und Entbehrungen für etwas verlangen, wenn mein eigener Lebensstil eher so ist, dass ich unnötigen Anstrengungen aus dem Weg gehe.

Kinder haben außerdem das Bedürfnis nach Zuwendung und Anerkennung- und merken recht schnell, wenn die Eltern einerseits das Musizieren verlangen, ihnen das Ergebnis aber anderseits gar nichts bedeutet. Und dann nützt natürlich auch kein Zwang.

Anderseits: Von Kindern nichts zu verlangen und sie nicht dabei zu unterstützen, ihre Möglichkeiten zu erweitern ist wieder ein Extrem, dessen Gegenpart "Überforderung" heißt.
 
Ich selbst bin zwar erst 14, bin aber schon fast mein gesamtes Leben an der Musik.
Mit 3 habe ich meine Mutter beim Geigespielen "erwischt" und wollte auch mal. Dann habe ich bald Geigenunterricht bekommen, klassische Musik. Dabei wurde, mMn heute wichtige, Grundlagen gelegt, Notenlesen, Spieltechniken etc. Nach einem Umzug habe ich ein ur-altes Yamaha Clavinova bekommen, einige Jahre später mit 7 1/2 habe ich dann mit Klavierunterricht angefangen.
Eine Zeit lang liefen Geigen und Klavier parallel, wobei mir Geige immer weniger Spaß machte, die letzten zwei Jahre waren eher mehr gezwungen als gewollt. Allerdings, wie gesagt, bin ich so schon früh an die Musik gekommen und habe viele Grundlagen gelernt. Nach einigen Gesprächen mit meinen Eltern habe ich es endlich geschafft, mit dem Geigenunterricht aufzuhören, damals war ich etwa 11 (Ich glaube, ich habe das Teil seitdem nicht mehr angefasst...:D, inzwischen kannst du mich damit auch jagen)
Als ich in die fünfte Klasse kam wurde ich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, in der Schulbigband mit zu spielen, mein Vater sowie meine große Schwester waren früher auch schon dabei gewesen. Damals wurde mein Interesse für den Jazz geweckt.
Seitdem spiele ich in der BigBand mit, im Klavierunterricht wird fast ausschließlich Jazz behandelt. Zu dieser Zeit haben sich auch die "Grundlagen" aus dem Geigenspiel bewährt. Notenlesen bereitet mir immernoch wenig Probleme, nur das direkte vom-Blatt-spielen stagniert durch die viele direkte Akkord-Arbeit etwas.
Vor zwei Jahren begann ich, mir selbst Gitarre, Bass und Schlagzeug beizubringen. Gitte und Bass waren vom Vater her vorhanden, Drumset kam vom Onkel.
Inzwischen spiele ich in verschiedenen Jazz-Combos und -BigBands Klavier.
Jetzt mache ich mir Gedanken über ein Zweitinstrument, Saxophon soll es werden. Das brauche ich für eine Aufnahmeprüfung an einer Hochschule.

Also zuerst wollte ich Musik machen, irgendwann war das nur noch weil meine Eltern es wollten ("Wir können doch nicht einfach so dahin gehen und sagen, er hört nach 8 Jahren auf"). Mit der BigBand von der Schule hat sich mein Interesse für's Jazz-Piano entwickelt und inzwischen ist das in etwa auch mein Berufswunsch.

Ich glaube nicht, dass es so gut ist, Kinder knallhart zu zwingen, allerdings denke ich, es ist sinnvoll, wenn man möchte, dass die eigenen Kinder auch Musik machen, ihnen die Möglichkeit offen lässt und sie auch mal dazu bringt, es zumindest auszuprobieren. Entweder sie möchten dann auch etwas machen, oder eben nicht. Dann besteht immer noch die Möglichkeit, die Sache in 2 Jahren nochmal anzugehen, vielleicht wollen sie ja dann.
Wahrscheinlich bringt es auch etwas, selbst Musik zu machen wenn die Kinder dabei sind. Vielleicht mal mit auf Konzerte aus verschiedenen Musikrichtungen zu nehmen oder irgendwie so etwas.
Wenn ein Kind dann immernoch nicht will, kann man es wahrscheinlich versuchten bis zum Umfallen, dann gibt es etwas anderes, was den Kindern Spaß macht. Sport oder Kunst oder Technik. Das sollte man auch unterstützen, auch wenn man es selbst besser fände, sie würden Musik machen.
 

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