Nun ist meine Frage, ist das völlig normal und ich bin nur einer von vielen, oder ist es wirklich außergewöhnlich?
Das ist in erster Linie ist es solange es nur in deinem Kopf ist mal rein subjektiv. Da du ja offenbar noch nie in deinem Leben gelernt hast, so etwas zu produzieren fehlt ja auch jegliche Referenz, wie sich deine Ideen in der Praxis anhören- nicht uns, sondern vor allem und in erster Linie dir. Melodien im Kopf zu haben ist nichts außergewöhnliches, bei allgemein bekannten Stücken nennt man es Ohrwurm. Btw, "komponieren" würde ich das nicht nennen (also auch, wenn es kein "klassischer Ohrwurm" ist, also was man im Kopf hat ist bekannt). Unter komponieren verstehe ich, dass man z.B. ein kleines Stück inkl. Melodie und Begleitung mit Bleistift und Papier so hinunter schreiben kann wie ich diesen Beitrag- bzw. weiter gefasst, wenn man es komplexer betreibt und mehr macht als mal nur ein paar nette Phrasen hinunter zu schreiben es eben bis zu einer großen, arbeitsstundenintensiven Arbeit werden kann (Wenn dieser Beitrag einem 2-Zeiligen belanglosen Stückchen entspräche dann wäre das wohl das Schreiben eines Romans dem Schreiben einer Oper gegenüber gestellt wenn man den Vergleich weiter führen will).
Das viel Musik im Kopf zu haben sicher ein starker Hinweis auf musische Begabung ist will ich hingegen gar nicht in Abrede stellen. Aber komponieren tust du - sorry - ziemlich sicher nicht. Womöglich ist gar so viel Talent vorhanden, dass bei dir ein Prozess einsetzt, denn man beim Erlernen und Ausbauen von freiem Spielen am Instrument anstrebt: Lernt man viele Stücke, bzw. genauer einzelne Elemente, Phrasen, Licks, Riffs, Soli,... und spielt regelmäßig damit herum "zerfallen" diese Bausteine irgendwann mehr und mehr und man wird immer besser darin, sie neu zusammen zu bauen.
Aber, um mit einem anderen Vergleich zu kommen: Das ist ein wenig, als wie wenn jemand, der gut rechnen kann und auch sonst abstrakt begabt ist ständig über die Relativitätstheorie nachdenkt, dazu sogar einige Ideen hat und sich fragt, ob er nicht wohl geeignet wäre, mit den klügsten Köpfen über die Grundlegenden Gesetze unseres Universums zu diskutieren. Antwort: Kann schon sein. Aber um das beurteilen zu können muss man nunmal das alles verstehen und nachvollziehen, was viele kluge Köpfe in den letzten paar hundert Jahren wie genau gemacht haben (idR. wohl im Rahmen eines Physikstudiums), nur darüber nachzudenken ob es sein könnte verkennt nunmal den Umstand, dass um das wirklich (auch für einen selbst) beurteilen zu können eine Menge Arbeit notwendig ist.
Um den Bogen zurück zu schlagen: Auf Musik bezogen bedeutet das mal in erster Linie Musik zu machen. Und, will man dann wirklich etwas machen was den Begriff "Komponieren" verdient darauf aufbauend auch anfangen, Musik zu verstehen, zu analysieren, und genauso wie es garantiert kaum einen Naturwissenschaftler gibt, der nicht tausende Seiten mit Berechnungen und Gleichungen hinter sich hat (und sich dadurch in dieser Welt viel besser und intuitiver zurecht findet) sowie über ein recht detailliertes Bild verfügt, welche Erkenntnisse wann und wie gewonnen wurden und aufeinander aufbauen gibt es wohl kaum einen Komponisten, der nicht viel Instrumentalausbildung, Gehörbildung, Musikanalyse und natürlich Musikgeschichte (im Sinne von "wie dachte wohl Beethoven als er seine Neunte Symphonie schrieb?") hinter sich hat.
Das sollte jetzt natürlich nicht heißen, dass du mal Komposition studieren sollst, es soll nur veranschaulichen, dass du vermutlich Talent in Richtung Musik hast- aber eben auch nicht mehr. Die besten Talente sind sinnlos, wenn sie nicht angewandt und gefördert werden und genau diesbezüglich hast du ja offenbar noch keinen Schritt unternommen außer dem, darüber nachzudenken was vielleicht sein könnte ("Spiele seit gestern Klavier" zählt da insofern -noch- nicht dazu, weil das nun mal dauert).
Noch zum Thema "Komponieren":
Wenn ich an etwas arbeite nenne ich es auch genau so: An einem Stück arbeiten. Andere Akkordvoicings probieren, einen Vorhalt einbauen, Melodien versuchen anders zu spielen,.... in Summe: Herumbasteln bis es passt. Oder auch nicht, eigentlich bastel ich gerne an Sachen herum die allermeist nie fertig werden- müssens ja auch nicht, ich bin schließlich nur ein Amateur der seinem Hobby nachgeht. Aber mir ist noch nie in den Sinn gekommen, das als "komponieren" zu bezeichnen. Das kann ich nicht und habe größte Achtung vor den Menschen, die das (zumindest wie ich es mir vorstelle) können.
Für deinen musikalischen Weg wünsche ich dir auf jeden Fall alles Gute, den wichtigsten Ansatz hast du ja schonmal- nämlich das Erlernen eines Instruments. Dranbleiben und viel Erfolg.
LG