MusikBert
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(...) aber wären Wagners Opern dann ebenso Gesamtkunstwerke geworden?
Vermutlich nicht, denn er hat die dramatische Oper revolutioniert, weil er all seine Freiheiten ausgelebt hatte; eine Kooperation mit einem Partner-Texter wäre für ihn sicherlich auch hinderlich.
(...) im "Ring" lassen sich deutlich Kapitalismus-kritische Elemente finden (...)
Macht- und Geldsucht finden wir in vielen früheren Werken gesellschaftskritisch verarbeitet, was jedoch bei Wagner hervorsticht, sind gesellschaftliche Tabu-Themen (Ehebruch, Inzest, außereheliche Kinder, Prostitution, Zwangsheirat) und vor allem seine einzigartigen Frauenfiguren. Ich habe jetzt die großartige Waltraud Meier vor Augen (und ihre wunderbare Stimme im Ohr), die ich als einmalige Kundry, Ortrud und zum Schluß auch als Isolde erleben durfte; eine Frau die der Dramaturgie Wagners Oper auch durch ihre darstellerische Präsenz auf der Bühne gerecht wurde.
Wagners gesellschaftskritische Inhalte sehe ich in seinen klaren und (damals) mutigen Botschaften an die heuchlerischen Moralapostel. Auch wenn dem Menschen nichts fremd ist, und da hat Wagner wirklich nichts ausgelassen, müssen wir den Menschen so nehmen, wie er ist. Wie z. B. Frickas Entsetzen über Siegmunds und Sieglindes Liebesbeziehung in der Walküre:
Wann ward es erlebt,
daß Geschwister sich lieben?
Worauf Wotan seelenruhig und wie selbstverständlich antwortet:
Heut' hast du's erlebt.
Und diese Themen, daß Menschen anders sind/handeln, als sie sein/handeln sollen oder als die meisten Menschen zu sein scheinen, sind immer noch aktuell.
Über Wagner habe ich auch viel gelesen, aber es ist mir bewußt, daß es Berichte sind und daß zwischen Wagners Lebzeit und unserer Betrachtung der damaligen Situation das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte liegt.
Wir können Wagners Ansichten endlos kritisieren, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, daß er Tristan und Isolde und Parsifal komponierte, und kein Anderer.
Er hat sich bei einem Boardmitglied gemeldet und geliefert (...)
Na, dann ist doch gut.
Gruß, Bert