Von Rat zu Fuzz ist es noch nicht sehr sicher... Fuzz kommt warscheinlich raus da das Rat es ja auch kann... Boosten eigentlich auch, aber man kann nicht Boosten + gleichzeitig Distortion benutzen. Dann eher lieber Boost - Rat - (platz für weiteres).
Dieser Satz sagt für mich vieles. Mir scheint, du wählst Geräte rein nach Beschreibungen aus und hast selbst noch keine Erfahrungen mit dem Verhalten der unterschiedlichen Typen.
Für mein Empfinden hat die Verzerrung einer Rat (oder einem auf dem selben Prinzip aufbauenden Schaltkreis) Anklänge, die man auch bei manchen Fuzz-Schaltungen findet. Da ist etwas leicht bröseliges, pelziges im Klang (blöde Worthülsen). Aber grundsätzlich klingt für mich eine Rat nach Rat und nicht nach Fuzz. Das Feld Fuzz selbst ist unendlich weit. Ein Big Muff ist etwas vollkommen anderes, als ein Fuzz Face. Boost im Sinne einer reinen Pegelanhebung kann die Rat meiner Meinung nach gar nicht.
Die Welt der Pedale ist eine sehr schöne, aber auch eine unendlich verzweigte. Der effektivste Weg für den Einstieg ist aus meiner Sicht tatsächlich ein Multieffektgerät, mit dem man die große Bandbreite erst einmal kennen lernen kann. Im Flohmarkt ist beispielsweise gerade ein Line6 HX Effects drin (ich habe keine Verbindung zum Angebot). In Sachen Preis-Leistung dürfte das kaum zu schlagen sein. Es gibt einige, die ein Multieffektgerät als Ausgangsbasis nutzen und es dann im Laufe der Zeit mit Einzeleffekten erweitern. Oder man lernt dadurch, welche Effekte man wirklich braucht und baut sich dann sein Board gezielt auf.
Ich habe herausgelesen, dass du einen Joyo Jackman II als Amp verwendest. Dieser hat 2 Kanäle, die per Fußschalter umschaltbar sind. Hast du geplant, diese Umschaltung zu verwenden? Dann solltest du auch den Platz für den Schalter auf deinem Board mit einplanen. Da der Amp wohl über eine ganz ordentliche Bandbreite an Verzerrungen verfügt, wäre für mich ein Hall das erste wichtige Effektgerät, gefolgt von Delay. Beim Delay ist für mich eine einfach zugängliche Tap-Funktion essentiell.
Modulation ist ein weites Feld und sehr geschmacksabhängig. Die Kategorie stände bei mir als letztes an.
Die Funktion eines Boosts kann meiner Meinung nach ein EQ am flexibelsten erfüllen. Viele nutzen auch Tubescreamer, Klon und Co nicht als Verzerrer, sondern auf Grund ihres Frequenzgangs (Mittenboost), das lässt sich mit einem EQ sehr gezielt und vielseitig nachbilden. In dem Video zum Amp, das ich mir kurz angesehen habe, habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Amp so richtig clean gar nicht kann. Bei Zerrpedalen dann Empfehlungen auszusprechen, halte ich für schwierig, weil die Interaktion eines schon verzerrenden Amps mit vorgeschalteter Verzerrung sehr individuell sein kann.
Um aber trotzdem ein paar Kategorien in den Raum zu werfen: Ich bin im Low-Gain ein großer Freund der Nobels ODR1-Derivate. Ein Rat-Derivat für eine grobe, raue Verzerrung mag ich ebenfalls sehr gerne. Wenn es komprimierter und mehr Verzerrung sein soll, sind Pedale wie ein Friedman BE-OD, Victory V1 Kraken oder Revv G3/G4 einen Blick wert. Aber nochmal sei auf einen EQ verwiesen. Es ist erstaunlich, wie sehr man die Klangcharakteristik mit einem vor- oder nachgeschalteten EQ verändern kann. Am vielseitigsten sind natürlich vollparametrische EQs, aber da gibt es außer dem Empress ParaEQ wenig. Mit einem Mehrband-EQ wie dem Klassiker GE-7 von Boss kann man aber schon viel erreichen.
Ansonsten noch ein paar allgemeine Dinge:
Ich nutze zur Planung von Effektboards
Pedalplayground.
Die Rockboards sind ordentlich, ich habe selbst eins. Aber es gibt unendlich viele Alternativen. Eine wichtige Frage ist, wie man die Pedale anordnen will. Mit einer Reihe kann man alle einfach erreichen, aber der Größe des Boards sind Grenzen gesetzt. Mit mehreren Reihen bekommt man viele Pedale aufs Board, aber der Steptanz wird anspruchsvoller. Das kann man dann über Looper-Switcher lösen, aber dann wird der Aufbau deutlich umständlicher.
Was Kabel angeht bevorzuge ich selbst gelötete, wo immer möglich. So kann man die Kabellänge immer passend wählen. Um Platz zu sparen verwende ich nicht wie sonst Neutrik-Stecker, sondern flache wie diese hier:
Bei fertig konfektionierten Kabeln habe ich gute Erfahrungen mit Cordial und EBS gemacht.
Es gibt auch lötfreie Sets, mit einem von Rockboard habe ich schlechte Erfahrungen gemacht (Abschirmung nicht ausreichend, schlecht zu konfektionieren). Manche schwören auf Evidence SIS, aber die gehen ganz gut ins Geld.
Bei Netzteilen gibt es wieder zahllose Optionen. Für mich muss ein Netzteil platzsparend unter dem Board platzierbar sein. Ein 230 V Anschluss ist für mich Plicht, externe Wandwarzen sind für mich nur nervig. Es ist nicht immer notwendig, jedem Pedal seinen eigenen, isolierten Ausgang zu spendieren. Jedoch ist in jedem Fall die Stromaufnahme zu beachten. Kritisch sind hier im Grunde nur digitale Effekte, die sich gerne mehrere 100 mA genehmigen. Sorglosprodukte wie von Cioks sind eine feine Sache, aber viele sind auch mit wesentlich günstigeren Produkten zufrieden.