@Vester
Jupp, danke schön, dann kann ich auch noch ein bisschen Senf dazu geben.
Marktwert, contra Wertschätzung darum geht es hier wohl. Der Marktwert einer gebrauchten Gitarre lässt sich simpel ermitteln, aus Neupreis und Querschnitt der Angebotspreise, die basierend in Abhängigkeit der Verfügbarkeit und Nachfrage sowie Zustand ihren Wert erhalten.
Der "gefühlte Wert" ist abhängig davon. wie der einzelne Besitzer tickt. Beginnt vom einfachen Gebrauchsgegenstand, bis hin zur Vergötterung. Wenn ich an meine J&D Strat denke, weiß lasiert mit schöner Esche-Maserung, der ich wertige SC's und die zukünftig noch goldene Hardware gespendet bekommen soll, und die ich gebraucht im neuwertigen Zustand für 60.00€ ergattert habe, wenn ich die gut bespielbar eingestellt habe, mir der Sound absolut super gefällt, kann sie mir "gefühlte" 1000.-€ wert sein. Ein Instrumenten-Bauer, der eine Werteinschätzung seiner Arbeit hat und danach seine Preisvorstellung im Markt abstimmt, müsste dann wohl schweren Herzens zugeben, dass seine Arbeit des Bundierens mindestens das dreifache kostet, von dem was das Instrument derzeit wert ist.
Weil sich reparieren nicht lohnt: (Mülltonne Deckel auf, kaputtes Teil rein, Deckel zu), so ist hierzulande schon eine Generation groß geworden.
Wenn dann wieder in den Wald gestiefelt wird, neue Bäume gefällt werden, dann steigt der Umsatz, (so will es die Industrie), weil sich reparieren nicht lohnt, und es kann noch preiswerter produziert werden: Jeden Monat lassen wir unsere Box mit Einweg-Gitarren füllen, bevor wir in Verlegenheit geraten, um Saiten wechseln zu müssen, überspitzt formuliert. Aber wir wissen doch, das es nicht immer so bleiben kann!
Dieses Werte-Bewusstsein beobachte ich in meinem Beruf von der älteren Generation zu den Jüngeren abfallend.
Da habe ich die Senioren, die bestellen sich Teile, obwohl ich ehrlich zugebe, neu ist preiswerter!
"-Egal-, das alte Teil tut seinen Dienst, ich bin zufrieden damit, ich möchte es reparieren," so die Antwort.
Unsere Wegwerf-Gesellschaft verlernt dann auch, vieles an Fähigkeiten des "Do-it-yourself".
Dieses Erfolgserlebnis "ha, das hab ich selbst hin bekommen, da bin ich stolz drauf" ist auch eine Maßnahme, um ein Konsumgut für sich persönlich aufzuwerten, vielleicht zum Ausgleich für die sonst ganz virtuelle Schreibtischarbeit, wo man am Ende des Tages nicht mehr weiß, was man getan hat.
Also mein Tipp an Instrumente-Bauer, bewertet nicht die Besitzer nach ihren Gitarren, sondern schaut unvoreingenommen die Kunden an, wenn die die Patte in der Tasche haben, und es dem Kunden wert ist, das dafür auszugeben, dann bundiert ihm die Gitarre, nehmt euren Preis dafür und sagt dem Kunden ehrlich, wenn das Teil wirklich Schrott ist.
Da kann ich smartin gut verstehen, wenn er das Pferd von der Seite aufziäumt, dass er gleich auf höherwertige Produkte hin beraten möchte. Er hat recht, die Bünde spielen sich nicht so schnell runter, etc, etc,
Aber der erste Schritt kann auch sein, Kundenzufriedenheit, eine preiswerte Gitarre zu reparieren, Vertrauen aufbauen, und wenn der Kunde sich heute (noch) nicht auf ein höherwertiges Instrument einlässt, braucht es noch etwas Zeit.
Unsere Globalisierung ist dem Hauen und Stechen nach zu beurteilen schon abgeschlossen, und wir sollten uns wieder mehr auf uns selbst konzentrieren, und nicht immer nach dem letzten preiswerten Ramsch googlen!
Was mein eigenes Wertedenken in Bezug auf Versand ist, dass ich die Ware sehr gut verpacke, die fünf Euro mehr kalkuliere ich mit ein.
Hatte in letzter Zeit mehrere Amps erprobt, und auch wieder verkauft.
Amp mit Styropor in Karton, diesen dann wieder in einen Karton mit Styropor und Papier-Schlangen, was bei den Käufern zu Erstaunen und Entsetzen gleichzeitig geführt hat: "Jetzt habe ich meine ganze Wohnung voller Verpackungsmüll"
Und da stimme ich Xanadu zu, ein Telefonat mit dem Verkäufer, etwas Klönschnack zu dem Thema Musik und um zu, und man bekommt ein Gefühl dafür, wem man traut, oder wo man besser die Finger von lässt. Verdächtig sind auch Preise, die weit drunter schießen. Wenn man (bei kleinen Beträgen) nicht widerstehen kann, dann erlebt man es: an dem Tremolo sind Maden-Schrauben der Reiter verbogen, die Sechkanntaufnahme für den Imbus vergnaddelt..... Wenn man ein paar Teile in der Schublade hat, kann man es leicht beheben, da lohnt sich kein Aufstand zu machen.
Mit solchen Verkäufern muss man aber rechnen: "Dann bestelle ich mir einfach ein neues Tremolo, und den alten Schrott verticke ich mal eben im Ebay,"