Diskussionen, wie diese hier, finde ich wie
@Martin Hofmann gut und interessant, auch wenn sie manchmal sehr schnell am Thema vorbeigehen. Dieser hätte eigentlich auch nach der
ersten Antwort von
@Telefunky geschlossen werden können, weil vom TE etwas als pauschal in den Raum gestellt wurde, was überhaupt nicht pauschaliert werden kann, wie die umfangreiche Diskussion hier zeigt.
Das Problem an diesem Thread ist, dass das Thema den falschen Titel trägt. Vermutlich nicht bewusst provokant, sondern einfach nur naiv falsch tituliert, hat der TE anscheinend nach einem Konzert einer Amateur-Band mit schlechtem Sound, teils durch schlechte PA, unfähiger Tonmixer, unerfahrene Musiker, am nächsten Tag seinen Frust hier niedergeschrieben
Fakt ist - und da sind wir uns hier anscheinend alle einig - Effekte gehören zur Rockmusik, sind durch sie überhaupt erst entstanden und weiter entwickelt. Daher ist der Aufruf, als Rockband live auf Effekte zu verzichten, absoluter Blödsinn.
Manche Effekte sind eher zweckmäßig (Compressor, Autotune, Hall, De-Esser etc.), manche sind eher gestalterischer Natur (Chorus, Phaser, Tremolo, Rotary etc.). Ja, mit übertriebenem Einsatz kann man natürlich auch für sich schon jede Menge Matsch erzeugen, also auch kontraproduktive Ergebnisse erzielen. Die vier eingangs vorgebrachten Argumente kann ich aber so eher nicht bestätigen. Klar, muss man damit umgehen können, was in erster Linie auch Übung erfordert, dass es einen nicht so sehr vom Spielen ablenkt.
Fakt ist auch - und das war vermutlich der Auslöser für diesen Thread - dass unzulänglicher Umgang mit Effekten den Gesamtsound versauen kann. Das fängt bei jedem Musiker auf der Bühne an, egal ob Gitarrist, Bassist oder Keyboarder, geht aber beim Tonmixer für den PA-Sound weiter. Wenn der Gitarrist über seine Effekte schon Hall ohne Ende erzeugt, und den so an die PA weitergibt, wird er sich a. nicht durchsetzen und b. kann dann auch der beste Techniker am Pult nichts mehr machen. Hall gehört für mich an der PA erzeugt, weil hier die jeweilige Raumsituation unterschiedliche Einstellungen erfordert, während ein Musiker seltenst seine Effekteinstellungen jeweils an einen Raum anpasst. Keyboarder machen häufig die Fehler, dass sie mit den werkseitig, in der Regel überproduzierten, hauptsächlich für den Verkauf erstellten effektüberladenen Presets, auf die Bühne gehen. Hier sind gerade Hersteller wie Yamaha oder Korg bekannt dafür. Das gleiche trifft aber auch für Gitarrenamps zu, vor allem die Modeller, die genau wie Keyboards von Haus aus die gesamte Palette an Effekten onboard haben. Mein erster Modeller ein Line6 AX2 klang oberamtlich geil, als ich ihn zu Hause das erste mal angeschmissen hab. Nach einer Woche hatte ich ihn über, hab alle Effekte ausgeschaltet und meinen Sound von null an aufgebaut, und nur das hinzugenommen, was ich wirklich brauchte.
Genauso kann es aber auch passieren, dass die Musiker auf der Bühne alles richtig machen, aber der Tonmixer durch überzogen eingesetzte Effekte, z.B. auf den Drums, den Sound versaut.
Meine Meinung zum Einsatz von Effekten: Es gibt im Rock unterschiedliche Musikrichtungen, die mehr oder weniger den Einsatz von Effektgeräten beeinflussen. Puristischer Blues benötigt eher keine Effekte, während ProgRock oder Phsychidelic kaum ohne denkbar sind. Aber die Aussage, dass Einsatz von Effekt spielerische Unzulänglichkeiten übertünchen sollen, ist als pauschal Aussage natürlich Quatsch. Bei Gesang ohne Effekt, auch wenn er noch so gut ist, fehlt mir was, genauso wie für mich zu einer Orgel ein Leslie gehört. Das Rhodes mit Tremolo oder auch mal Phaser finde ich genau so cool, wie der Chorus auf der Gitarre.
Aber es ist schon so, wie hier von
@stonarocka schon erwähnt: "Effekte sind dann richtig eingesetzt, wenn man sie erst bemerkt, wenn man sie ausschaltet."
Das ist mir das erste Mal aufgefallen, als ich unseren Gitarristen gefragt habe, warum und wofür er einen Rotary-Effekt in seinem Setup hat, ist doch eigentlich für Orgel vorbehalten. Als er ihn bei einem Sound, wo er den mit einbaut, testweise ausgeschaltet hat, merkte ich, das was fehlt