Gitarristen 65+ und immer noch magisch

  • Ersteller OliverT
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Am Ende ist dies alles IMO nur Resultat des Klischees von „Rockˋn Roll“, das sich längst überlebt hat.
In den Köpfen ist Rockˋn Roll immer noch viel jugendliche Rebellion und Auflehnung gegen “alte weiße Männer“. Jetzt sind diejenigen, die diese Rebellion verkörpert haben, selbst alt und meist zumindest weiß haarig. Das „alte“ Bild/Klischee „passt“ nicht mehr zur Realität. Ob das jetzt „magisch“ surreal oder eigentlich gar nicht sooooo was besonderes ist, liegt vielleicht nur am Blickwinkel.

Was die Perspektive meiner eigenen Musikerkarriere angeht, sehe ich das trotz meiner 56 Jahre eher entspannt. Meine Großeltern waren mit 60 wirklich schon alt! Meine Eltern haben so um die 80 angefangen an Vitalität abzubauen… Viele meiner Bandkollegen sind über 70… ich sehe da bei mir noch eine Menge Jahre Spass und auch Herausforderungen.
Wenn es jedoch vorbei ist, soll es auch vorbei sein! Die letzten Jahre von BB King auf der Bühne sehe ich z.B. eher kritisch. Ja, er ist eine Legende als Musiker und es war sein Leben auf der Bühne zu stehen, aber ich würde das nicht wollen. Wenn es zur Last wird, für wen auch immer, ist halt Feierabend.
 
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Ich glaube dass nahezu alle Genres der Popularmusik mit Jugend assoziiert werden. Gemessen an der Geschichte der Musik in der Summe ist zwar die Stromgitarre ein verhältnismäßig junges Instrument, in einer Zeit, die sich seit der Industrialisierung beschleunigt, die schnell und vergänglich ist verschiebt sich die Wahrnehmung dessen was antiquiert daherkommt.

Nicht zuletzt die Slogans des Rock n Roll befeuern den Jugendkult: Live fast, Die young, To old to rock n roll, too young to die, Forever young usw.

Junge Instrumentalisten sehen zumeist sexier aus, die älteren konservieren vorzugsweise deren musikalisches Dogma. Dass sie sich ihr Lebensgefühl nicht nehmen lassen liegt nicht zuletzt in der Sozialisation, wenn der Kadaver es noch mitmacht wird auch heute noch das Surfbrett, Skateboard, Bike oder eben das Instrument genutzt.
 
Mir ging es um Inspiration und Spielfreude. Die ist leider einigen Helden abhanden gekommen
UND NEIN!!!! DAS IST KEIN VORWURF!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
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Ich sehe was Du meinst Tony. Ich habe mir kürzlich die Keef Richards Doku angesehen obwohl ich mit den Stones nix, absolut gar nix zu tun habe. Ich fand den aber als Typ witzig und ok. Der ist auch noch mit viel Spielfreude unterwegs, ist aber immer noch in gleicher Weise inspiriert wie vor mehreren Dekaden. Sowas langweilt mich, ich würde deshalb aber nicht auf die Idee kommen seine Lebensleistung infrage zu stellen. Du auch nicht, aber ich glaube dass manche Schreiber die Kritik an ihren Helden entweder in den falschen Hals bekommen, oder schlimmer, schlicht nicht dulden.
 
Das fürchte ich auch:)
 
Das hängt aber ja nicht ursächlich mit dem Alter zusammen! Jeder Musiker ist da unterschiedlich. Einem Mike Oldfield war „Spielfreude“, zumindest vor Publikum, schon immer wahrscheinlich eher fremd. Viel tolle Musik hat er aber ohne Frage gemacht! Inspiration ist IMO eh etwas was man nur plötzlich haben kann, dann vielleicht nie wieder. Daraus würde ich niemandem einen “Vorwurf“ machen.

Dann sind das hier langjährige „Berufsmusiker“. Wieviel Spielfreude ist da erworbene Professionalität und wieviel „echte“ Freude? Ich glaube zwar, dass da immer auch noch ein gutes Maß an Spass an der Musik dabei ist, aber mir ist auch klar, dass nach hunderten von Shows, das auch zur Routine wird und manchmal sogar zur notwendigen „Pflicht“.
 
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Ist ein wichtiger Punkt, wenn man es professionell macht muss man liefern. Ich bin wirklich froh dass es mein Hobby ist, mein Leben bereichert.
 
Das ist richtig und wichtig :prost: Und, man kann natürlich das Miterleben solcher Freude als Magie verstehen - tue ich auch.

Aber es kann natürlich auch andere Magie geben, die vom Flair, von erworbener (spielerischer und/oder innovativer) Größe, von (immer noch dargebotener) Brillanz und/oder einigem Mehr ausgeht. Das mag jeder grundsätzlich oder in jedem Einzelfall selbst entscheiden. Irgendwie erwarte ich mir beim Zusehen/Zuhören, ein freudiges Lächeln in meinem Gesicht bis hin zu Gänsehaut, warum auch immer (das kann natürlich auch von meiner je aktuellen Laune abhängen).

Das Thema des Threads ist eben sehr vielschichtig - denkt man auf den ersten Blick gar nicht...

Ich hatte ein klares Negativerlebnis mit einem meiner Gitarrenhelden: Steve Howe (Anm.: ich bin ja in erster Linie Keyboarder und u.a. Wakeman-Fan ;) ). Voller Vorfreude ging ich zu dem Konzert der 35 Years Reihe 2004 in München. Und dann erlebte ich einen Steve Howe, der "die alten Solos" spielen wollte und nur mehr schlecht als recht über's Griffbrett stolperte. Leider empfand ich es ein paar Jahre später im Gasteig mindestens wieder genau so schlimm.

Ich glaube mich zu erinnern, dass ich schon wahrnahm, dass es ihm jeweils Spaß (= Freude) machte. Beim mir kam aber etwas anderes auf, und bestimmt keine Magie (Unterschied Fremdwahrnehmung vs. Selbstwahrnehmung). Ich weiß noch, dass ich nach dem "Jubiläumskonzert" zuhause die Yes-Songs DVD einlegte, um mich an ursprünglichem "Spiel" zu erfreuen und die Magie wirken zu lassen. Selbst die Blu-Ray zur Jubiläumstour zeigte klar die verloren gegangene Fitness von Howe an den Saiten. Da ist dann meine Meinung, dass ein Profi schon so selbstkritisch sein sollte und notfalls eben die Songs/Riffs (wie auch immer) an die aktuellen Skills anzupassen, um dem zahlenden Besucher eine optimale Performance zu bieten. Ich jedenfalls (und das mag der ein oder andere auch anders sehen) wäre mit "angepassten" Soli, gut dargeboten, zufriedener gewesen als mit dem gescheiterten Versuch, die Ursprungsfassung zu spielen.

Clapton in München war zuletzt auch kein Genuss: so lustlos habe ich ihn in noch keinem Konzert (Film) gesehen. Da war ich zuhause echt kurz davor, ob der in meinen Augen Missachtung des zahlenden Publikums, die Filmaufnahmenkonserven auszumustern.

Und es gibt auch andere Beispiele, die in einem David Gilmour in Stuttgart gipfeln, wo ich einfach nur umgehauen wurde und absolut tief berührt war. Und das kann ich mit der Blu-Ray "Live in Pompei" auch immer wieder nachempfinden. Wer auch immer top abliefert ist Hacket - nun, er ist kein Aktivitätsfeuerwerk und hat auch seine Tagesformen, aber man kriegt, was man von ihm erwartet.

Die Erwartungshaltung ist glaube ich auch ein Thema, wenn man über Freude bis hin zu Magie redet. Ich meine, was man von sich individuell von wem individuell erwartet und welche Erinnerungen man mit einem Künstler verbindet (und mit Yes-Songs verbindet mich halt die Initialzündung meiner Musikrichtung).

Vermutlich tun sich die "Helden" mit den "Flitzefingern" mechanisch bedingt im Alter schwerer, die alte Form zu erhalten, als die "Sound-Zauberer" (das gilt auch für Musiker anderer Instrumente), aber als Konzertbesucher möchte ich halt schon das Optimum für mein Geld (ich nehme/nahm immer die Top-Ticket-Kategorie für ein paar 100 Euro pro Platz). Bei Aufnahmen bin ich dann auch in Relation zu den Kosten (ein paar Euro bis youtube-garnichts) weniger kritisch

Mein Fazit ist (inzwischen): Ich freu mich über jeden der alten Recken, der noch spielt, und wenn ich bei aktuellen Performances wohlwollend anfange zu nicken, empfinde ich die Achtung vor dem Künstler und ziehe mir aus der Konserve meine persönlichen Highlights von ihm rein. Magie kann auch (schon) sein, wenn Musik vom "Originalmusiker" im fortgeschrittenen Alter dargeboten wird :claphands: :claphands: :claphands:

Sooo, was mir beim jetzt nochmaligen Anschauen des Videos im Beitrag #1 auffiel: Die EDS-1275 hat 2 Ausgänge! Hab ich sonstwo auch noch nicht gesehen.

Aber BTT: Mr. Beck war da auch schon 75


(Das offizielle Konzert-Video ist für die Wiedergabe über die Board-Page gesperrt)

Ich finde, dass Jeff Beck ja schon immer in seiner Musik versank und halt Perfektionist ist.
 
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Neil Young wurde hier schon genannt, ich hole ihn trotzdem noch einmal raus, weil er ein perfekter Repräsentant des ursprünglichen Themas ist. Er ist jetzt 76 und hat, seit er 65 ist (um diese Zahl mal aufzugreifen) sage und schreibe 12 Alben veröffentlicht. Gerade erst "Barn", hier mit einem schönen Live-Video:



(Nils Lofgren neben ihm passt genauso gut in diesen Thread.)
 
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Am Ende ist dies alles IMO nur Resultat des Klischees von „Rockˋn Roll“, das sich längst überlebt hat.
In den Köpfen ist Rockˋn Roll immer noch viel jugendliche Rebellion und Auflehnung gegen “alte weiße Männer“.
Jetzt sind diejenigen, die diese Rebellion verkörpert haben, selbst alt und meist zumindest weiß haarig.
Das „alte“ Bild/Klischee „passt“ nicht mehr zur Realität. Ob das jetzt „magisch“ surreal oder eigentlich gar nicht sooooo was besonderes ist, liegt vielleicht nur am Blickwinkel.

Wenn es zur Last wird, für wen auch immer, ist halt Feierabend.

Da hab ich Neuigkeiten für dich. Das Gras ist auf der anderen Seite des Zaun auch nicht grüner.
Auf der Arbeit höre ich gezwungenermaßen Mainstream-Radio. Ich ich finde es ziemlich belustigent
dass die DJ's die Mitte bis Ende der 90er die elektronische Revulotion verkündeten, heute nichts anderes
machen als ihre alte gequirlte Schei$$e noch ein weiteres mal rauszuhauen. Ganz alter Wein in neuen Schäuchen....

 
Zum Glück erfindet sich der Blues nahezu stündlich neu.
 
hier mit einem schönen Live-Video
.... puh, als nächstes kommt da nur noch Atem- und Herzstillstand, ein wenig anstrengend finde ich das irgendwie schon. Wenn ich so überlege, dass ich das in einem Altenheimhinterhof hören würde, es hätte durchaus meine Sympathie, aber trotzdem etwas wehmütig ...
 
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Na dann wünsche ich dir mal dass du mit 76 noch fitter auf der Bühne stehst als die Herren im Video. :great:
...ja, wünsche ich mir auch :D und: ich kenne durchaus auch etliche Musiker, die nicht mit offenenem Mund slow motion abspulen, nur weil sie 70+++ sind ... das ist ja keine Bewertung, aber es erzeugt eben ein Gefühl bei mir, dass ich nicht unbedingt primär mit Alter assoziiere (weil es diese Verbindung so nicht zwingend gibt), sondern mit einem bestimmten Lebensgefühl.

(da war er auch so alt :D komplett anderer Spirit ...)


ok, nicht direkt eine Gitarristin, aber ein klarer Beweis, dass Alter keineswegs ein reiner Zirkus aus schmerzlichen Erinnerungen sein muss:
 
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hier, der steht auch drauf, auf der Survivor Liste:


da kann ich auch noch eines meiner Fotos von 2019 anhängen:
1644763875960.png


Der Mann hat wieder Spaß nach überstandener Lebertransplantation...
 
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hier, der steht auch drauf, auf der Survivor Liste:
.. von dem könnte ich jedenfalls bedenkenlos eine gebrauchte Strat kaufen: die 4 Bünde da oben, auf denen er offenbar die ganze Zeit spielt, brauche ich fast nie :D .. aber ok, wenn man sowas mag, durchaus feine Sache.
 
John Fogerty mit 65 im Tollwood in München 8/2010 :hail:

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Andrew "Andy" Latimer, geb. 1949, von CAMEL

Einmal mit Strat, einmal mit Les Paul :hat:



 
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65+ und immer noch magisch... hmmm.

Tja, es ist tatsächlich so weit:
Dave Murray, Janick Gers und Steve Harris von dieser kleinen Heavy Metal Band aus Lil' Britain.
Mr. Smith hat noch'n Jährchen Puffer...

 

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