Ich habe keine "seriöse" Quelle, ich beobachte den Markt seit langer Zeit und reime mir das zusammen.
Ich denke, Du hast uneingeschränkt recht mit Deiner Prognose.
Beide Firmen, egal ob Fender oder Gibson, stehen einem Markt gegenüber, der eigentlich nur die Klassiker von diesen Firmen akzeptiert (Strat, Tele, Les Paul etc.), da ist allerdings nicht viel mehr mit Wachstum drinnen. Ich denke, dass der (Haupt-) Markt in den USA mittlerweile abgesättigt und ein Verdrängungseffekt bei den Musik-Genres einsetzt: weiße Amerikaner als klassische Zielgruppe machen momentan 2/3 der Bevölkerung aus, 2050 nur noch 50%. Und nicht alle machen Musik.
Asien entrückt auch immer mehr der Orientierung zur westlichen Musik, was auch etwas mit dem Selbstverständnis und dem Selbstvertrauen der asiatischen Leute zu tun hat.
Die jüngeren Leute, die mit Gitarrenmusik aufgewachsen sind (80er, 90er) gehen auf die vierzig und fünfzig zu und haben meist ihre Schäfchen im Trocknen (G.A.S.-Wahnsinnige wie mich ausgeschlossen). Sehr, sehr viel weniger Leute mit Mitte Zwanzig als in meiner Generation (ich bin Mitte Dreißig) hören regelmäßig E-Gitarrenmusik.
Kurzum: der Markt wird tendenziell immer kleiner, die Kaufkraft (besonders in den USA) ebenfalls bzw. man konkurriert auch mit anderen Sparten der Unterhaltung. So gesehen wird es für Firmen wie Gibson oder Fender, die geradezu dazu verdammt sind, mit ihren Klassikern Absatz zu generieren, immer schwieriger.
Man muss sich nur am Beispiel Gibson anschauen, wie weit sie bis in die unteren Preisbereiche bereits vorgerückt sind. Ich kriege bei Thomann für 444 eine SG mit dem Namen Gibson auf der Kopfplatte, eine Les Paul für 598 . Gerade Fender hatte immer schon ein absolut unübersichtliches Portfolio an Serien, Sonderserien usw., aber bei Gibson war es bis vor ein paar Jahren alles sehr aufgeräumt. Man hat hier und da ein paar Testballons steigen lassen, die (fast) alle gescheitert sind und hat sich aber auf das Kerngeschäft den USA-Serien (Special, Studio, Standard, Custom) verlassen können.
Interessant finde ich auch diesen Irrwitz an Equipment, der permanent auf den Markt geworfen wird: siehe die vielen Ampserien von Fender, Mesa, Hughes & Kettner etc.
Es ist der schiere Wahnsinn, was da an kurzlebigen Neuheiten die letzten zehn Jahre rausgehauen und dann wieder eingestellt wurde. Es kommt einem ein wenig wie die Flucht nach vorne vor. Keiner will das nächste große Ding verpassen, keiner will den Absatz einem anderen überlassen.
Und die ganzen Boutique-Amp-Hersteller oder Edelgitarren-Kleinschmieden, die die letzten Jahre auftauchten. Knaggs spaltet sich von Paul Reed Smith ab, Fano, etc.
Wer kauft Knaggs Gitarren, wer kauft Fano Gitarren?
Und warum?
Nicht falsch verstehen, ich denke, die sind klasse gebaut, aber bei der Auswahl, die schon vorherrscht, braucht man nicht noch weitere, künstlich verzerrte Abziehbilder von PRS, Fender und Gibson-Gitarren.
Ich denke, es wird die nächsten Jahre ein paar ganz bekannte Hersteller-Namen aus Übersee treffen, z.B scheint mir PRS gar nicht mehr gefragt zu sein, was aber ein rein subjektiver Eindruck ist. Auch habe ich das Gefühl, dass mittelfristig auch einige Amp-Marken blauglühend in einer Supernova aufgehen könnten.