"Schlaraffenland Internet - gebratene Täubchen, bitte direkt ab in meinen gierigen Schlund!"
Ich finde den Thread sehr interessant und zu toternst sollte man ja auch nicht an die Sache rangehen. Erstens ist ja nebenbei Bier angesagt (wegen Biergarten) und zweitens geht es ja auch um die unterschiedlichen Charaktere und Herangehensweisen ansich (glaube ich, prost)
Ich glaube, die o.g. Problematik ist auch etwas "altersbedingt"
Heutzutage wird doch oftmals versucht, ohne zu große Anstrengungen ans Ziel zu kommen, zumal es ja jetzt auch ganz andere Möglichkeiten gibt wie vor 10-20 Jahren. Damals war es viel schwieriger, an Tabs geschweige denn Lehrmaterial zu kommen. Da blieb ja auch nichts anderes übrig, als ein Musikstück zu "erhören". Ich hatte sowas alles nicht - hätte es aber bestimmt auch mit Sicherheit benutzt, um weiterzukommen.
Und die vielen YT-Saitenakrobaten sind nunmal auch Ansporn für andere, möglichst schnell auf das Niveau zu kommen, glaube ich. Quasi so wie ein "gesellschaftlicher Druck", dem man sich aussetzt? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass viele insbesondere junge Musiker denken, sie müssen mit den anderen gleichziehen und so ein schönes "Muse" Riff geht nunmal schwerer rauszuhören als sich gleich die Tabs zu ziehen, zumal man dann ja auch das Tuning weiß.
Und Stolz spiel sicherlich auch eine Rolle, sonst würden sich ja nicht so viele bei YT "messen" wollen oder z.B. den Mädchen zeigen, was man so auf dem Kasten hat. Sind doch meistens Jungs? Ist doch auch o.k.
Und wenn dann aber jemand kommt, der die Tabs nicht deuten bzw. nicht in Verbindung zum gehörten Stück bringen kann, gibt es halt Fragen wie oben beschrieben.... Mich stört das alles überhaupt nicht und letztlich freue ich mit den Leuten mit, wenn es dann alles klappt. Ebenso tun sie mir allerdings auch leid, wenn es nicht klappt, dort ein Häufchen Unglück in Unterhose sitzt und im Hintergrund ein Hund bellt, hab ich auch schon gesehen.
Auch bei der "materiellen" Billiggeschichte ist es letztlich so. Das fängt beim Equipment an und hört sicherlich bei Lehrstunden und Reparaturkosten auf.
Ich hab hier im Board mal Vorstellungen über Stundensätze für Gitarrenlehrer gesehen - bei den Preisen sag ich nur "arme S.." Und dann soll er sich noch Mühe geben..
Aber es hat mM nach keinen Sinn, das zu verurteilen oder zu loben, es hat mit dem gegenwärtigen Zeitgeist sowie der Art der Angebote zu tun. Das Wort sparen hat eine andere Bedeutung als früher, ebenso die Wörter "geistiges Eigentum/Urheberrecht, Produktfälschungen" usw.
(Ich hab hier einmal in der Art geschrieben: "ne Stratocaster kommt doch eigentlich von Fender und die Kopie von xxxx " und au wei - das war schon ein sehr böser Fehler)
Oder dass viele Leute sich nichts dabei denken, wenn sie sich z.B. über eine Neubundierung aufregen, weil die 150 Euro kostet. Es ist eben einfach so, weil bei vielen über Arbeit, Wert, Preis/Leistung anders gedacht wird als vor längerer Zeit, und wenn sie später mal als Gitarrenbauer arbeiten, reden sie sowieso ganz anders.
Fakt ist für mich, dass ein guter Gitarrist nicht ohne umfassende Beschäftigung mit der Sache zum Ziel kommt und das wissen bzw. merken auch diejenigen sehr schnell, die diverse Abkürzungen gehen wollen. Und wenn ein Couchpotato in einer Band spielen möchte, wird er schon sehen, wie weit er mit seinen Fähigkeiten seinem Musikverständnis und seiner "Gesellschaftskompetenz" kommt, und diejenigen, die es "wirklich" wollen, schaffen es dann auch durch den Motivationsschub. Ich sehe das also relativ gelassen, zumal viele leute ja auch erst ihre Erfahrungen machen müssen....