es klingt so als wenn du hier deine frust rauslassen willst
Keinesfalls. Im Gegenteil, ich bin froh darüber, dass so viele Gitarristen ihre Energie in solche Dinge stecken. So machen sie mir nicht meine Jobs streitig.
schrieb doch n buch und sag allen wie scheisse sie es machen.
Wie scheiße oder nicht scheiße es jemand macht, werde ich vermutlich nicht schreiben. Ein Buch aber vielleicht schon, irgendwann mal.
darf ich fragen was genau du studiert hast und bei wem?
Jazz/Rock/Pop, Hauptfach E-Gitarre, Hochschule für Musik und Theater Hannover.
Verstehe ich das richtig: Du suchst nach einem Pro-Argument fürs Nachspielen, weil du nicht verstehst warum manche Leute das machen? Warum juckt dich das überhaupt?
Es juckt mich an sich gar nicht wirklich. Es verwundert mich nur.
Ob man darüber diskutieren muss, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich mag halt darüber diskutieren.
Lernen durch Imitation.
Was ist denn daran nicht zu verstehen?
Die beste Form des Lernens. Was zur Hölle soll es dagegen einzuwenden geben?
Ich bezweifele, dass das die beste Form des Lernens ist.
Zeig mir doch mal einen großen Künstler, der nicht von irgendwem beeinflusst wurde und diesen nicht nur in frühen Zeiten auch versucht hat, zu imitieren.
Zeig mir einen großen Künstler, der etwas 1:1 kopiert hat.
Und als weitere Nebenbedingung: Der sich das Zeug nur a la "Malen nach Zahlen" draufgeschafft hat - denn nichts anderes ist das bloße Abspielen irgendwelcher Tabs.
Und dann noch: Warum höre ich denn von den ganzen Imitatoren so oft nix Eigenes? "Hey dudes, here I'm playing the "sweet child of mine" solo, what do you think?". Kommt dir das bekannt vor? Es gibt davon Hunderttausende auf YT. Und wo sind dann die, die aus dem, was sie durch ebenjenes Solo gelernt haben, etwas Eigenes schaffen? Davon gibt es nicht annähernd so viele Beispiele.
- Sascha
---------- Post hinzugefügt um 01:11:02 ---------- Letzter Beitrag war um 00:44:07 ----------
Wenn ich im Musikgeschäft bin und alle ihre Kunststücke vorführen, kann ich nur meine eigenen Sachen spielen. Aber das ist eben Hobby und ich bin ja auch nur Hobbymusiker.
Ich würde das ganz anders ausdrücken: Du bist Musiker. Die anderen sind (zumindest oft) Klone.
Etwas 1:1 nachzuspielen, so sehr es aus technischer Sicht ab und an auch Sinn machen mag, hat mit Musik machen an sich rein gar nichts zu tun. Wirklich gar nichts. Etwas, dass ich einem Roboter einprogrammieren kann, ist kein kreativer Prozess. Und Musik zu machen ist an sich etwas kreatives.
Trotzdem bin ich sehr oft beeindruckt, was manche da so abliefern und gebe ehrlich zu: ich werde neidisch. Aber mein Zeugs geht vor und ich habe wenig Zeit.
Ich würde da nicht neidisch werden. Jedenfalls nicht in punkto Musikalität.
Ich beneide gewisse Leute auch um ihre Disziplin, sich irgendwelche ultraschwierigen Sachen reinzuziehen. Aber wenn ich diese Disziplin hätte (ist leider meistens nicht der Fall...), dann würde ich meine Zeit nicht so verschwenden.
Ich bin nicht sicher, ob das Nachspielen fremder Stücke wirklich die eigene Musikalität einschränkt. Die Sachen müssen doch auch erarbeitet werden, da wird sicherlich auch improvisiert, verschiedenste Techniken werden assimiliert usw..?
Es schränkt gewiss nicht ein. Einschränkend ist aber, wenn man das Posten einer 1:1 nachgespielten Version von wasauchimmer auf Plattformen wie YouTube als einen der Höhepukte der musikalischen Karriere sieht.
Man kann (und das habe ich ja auch niemals bestritten) extrem viel durch Nachspielen lernen. Auch (und vielleicht gerade) durch 1:1 Nachspielen. Aber: A) lernt man eben umso mehr, wenn man sich das Nachzuspielende auch selber erarbeitet (sprich: rausgehört) hat, b) muss man dafür kaum jemals komplette Werke nachspielen (abgesehen vom disziplinarischen Effekt), c) bringt es einen eigentlich musikalisch nur weiter, wenn man das Zeug danach auch gründlich analysiert und "adaptiert" (oder so).
Wie jetzt schon mehrfach gesagt: Reines 1:1 Nachspielen bringt, außer einem gewissen (sogar sehr begrenzten) technischen und disziplinarischem Effekt, rein gar nix. Das kann der Schimpanse im Zoo auch.
kommen doch bestimmt viele Erkenntnisse über die musikalische Herangehensweise, Ahaeffekte, Ideen usw. während der Lernphase, die später mal irgendwie von Nutzen sind z.B. beim Interpretationsverständnis?
Das sehe ich GENAU so. Aber es ist eben auch genau das, was ich bei vielen Leuten dann nicht sehe. Da spielt dann jemand ein durchaus technisch anspruchsvolles Solo nach. Alles prima, super Leistung und all das. Und dann hört man sich womöglich dessen eigenen Kram an (wenn es überhaupt etwas gibt) und wundert sich häufig, wie zurechtgestokelt die Dinge dann plötzlich klingen.
Wenn ich etwas 1:1 nachspiele, dann möchte ich doch auch (außer wenn ich dafür Kohle bekomme) einen Gewinn dadurch haben, der über das rein technisch-disziplinarische hinausgeht. Ansonsten könnte ich mich auch Scherenschnitten, Puzzles, der Ahnenforschung, Memory oder sonstwas widmen.
kann mir aber vorstellen, dass eine Beschäftigung mit modernen Coverstücken außer einer technischen Verbesserung bestimmt auch meine Kreativität erweitert..?
Das kann es. Mit Sicherheit sogar. Aber eben nicht, wenn ich einfach nur schnöde nachspiele. Weitere Analyse ist ein beinahe zwingendes Muss, damit das klappt. Und noch effektiver werden die Dinge, wenn ich das Zeugs auch selber rausgehört habe.
Wie schon gesagt, ich zweifele sehr häufig, dass diese Sachen tatsächlich passieren.
Gruß
Sascha