Gitarre spielen - meine Gedankengänge seitdem ich angefangen habe

Warten. Und nochmal warten. Und nochmal warten bis sich das Lokal einigermaßen gefüllt hat ..

Oh Gott ja, wie konnte ich nur die Warterei vergessen. Was habe ich auf Soundchecks, Konzerte, Abfahrten, Essen, Trinken und Leute gewartet in meinem Leben.

Vielleicht noch als Nachsatz zu meinem Post auf Seite 1, ich spiele jetzt seit 5 Jahre in keiner Band mehr und ich vermisse es zur Zeit nicht. Ein, zwei Mal im Jahr ein bisschen jammen und sonst viel Zeit, einfach so vor mich hinzuspielen reicht mir vollkommen.
 
Nur an die Groupies mag ich gar nicht denken, *würg*

naja, wenn du mit 55 richtig was abrocken kannst, haste vielleicht die Chance auf 25-jährige Groupies. Da denkt man je nach Situation schon wieder anders darüber nach :D

Ich war logischerweise noch nie als Musiker auf 'ner Bühne, aber wie ich anfangs erwähnt hatte einige Zeit als Roadie unterwegs. Und ob du's glaubst oder nicht. Mit den Groupies haste dann auch zu kämpfen, weil die sich irgendeinen Vorteil erhofften, irgendwie Backstage zu kommen. Im Zuge der hier erwähnten langen Wartezeiten, die Roadies noch viel mehr haben als die Musiker, ist das eher nervig als angenehm gewesen. Man ist schlicht und einfach total ausgesaugt (nicht falsch verstehen :D), wenn man 24 Stunden durchgehend die Augen auf hat.

Alles in allem, trotz sehr viel Stress, eine wunderbare Zeit. Ich habe "Die Ärzte, Sisters of Mercy, The Alarm, Echo and the Bunnymen, The Cult" und viele andere Bands in den 80ern kennenlernen dürfen. Das sind schließlich, wenn auch passiv, musikalische Erfahrungen in meinem Leben, an die ich immer wieder gerne zurück denke.
 
Ich bin auch erst mit Mitte 40 (also vor einem dreiviertel Jahr) angefangen mit der E-Gitarre. 3121funk kann ich in sofern nachfühlen, dass mir heute etwas fehlen würde, wenn ich nicht abends 30-60 Minuten üben könnte. Ich freue mich jedesmal, wenn der Rest der Familien (Regierung und 2 Jungs) nicht zu Hause ist, weil ich dann auch mal richtig laut "spielen" darf.

Aber:
Ich trauere nicht der Zeit nach, in der ich anderen Hobbys nachgegangen bin. Warum auch? Das hatte damals schon seine Gründe. Verändern kann ich's eh nicht mehr; warum soll ich den vermeintlich verpassten Gelegenheiten nachtrauern? Ich beschäftige mich viel mehr damit, was ich noch erreichen kann und will. So erzeuge ich für mich positive Energie, was ich mit dem Nachdenken über vermeintlich verpasste Gelegenheiten nicht könnte.

Im Übrigen möchte ich im Alter hier mitmachen!
 
naja, wenn du mit 55 richtig was abrocken kannst, haste vielleicht die Chance auf 25-jährige Groupies. Da denkt man je nach Situation schon wieder anders darüber nach :D

Ich war logischerweise noch nie als Musiker auf 'ner Bühne, aber wie ich anfangs erwähnt hatte einige Zeit als Roadie unterwegs. Und ob du's glaubst oder nicht. Mit den Groupies haste dann auch zu kämpfen, weil die sich irgendeinen Vorteil erhofften, irgendwie Backstage zu kommen. Im Zuge der hier erwähnten langen Wartezeiten, die Roadies noch viel mehr haben als die Musiker, ist das eher nervig als angenehm gewesen. Man ist schlicht und einfach total ausgesaugt (nicht falsch verstehen :D), wenn man 24 Stunden durchgehend die Augen auf hat.

Alles in allem, trotz sehr viel Stress, eine wunderbare Zeit. Ich habe "Die Ärzte, Sisters of Mercy, The Alarm, Echo and the Bunnymen, The Cult" und viele andere Bands in den 80ern kennenlernen dürfen. Das sind schließlich, wenn auch passiv, musikalische Erfahrungen in meinem Leben, an die ich immer wieder gerne zurück denke.

Ja, dann ........ okay, 25jährige Groupies, lecka, :D ......... wann geit datt los!!

Ich habe mal über ein paar Jahre sporadisch in der House Crew unserer größten Lokation hier in Kiel mitgemacht, als Stage Hand, in der Showcrew, sogar im Graben (war das ätzend - viel Action, auch viel Aggressionen und nix vom Konzert mitgekriegt), auch mal einen Follow gefahren, ect., (hauptsächlich Rockkonzerte, aber auch Theaterproduktionen wie Riverdance (rat mal, wer sich da fast gekloppt hat, um bei der Showcrew mitmachen zu dürfen :D ( an die 70! Tanzmäuse haben sich hinter der Bühne ständig im Affentempo umgezogen und nackich gemacht ***sabber***), aber auch außerhalb: Schläfrig Holstein Festival, Fielmanns jährliches geldadeliges Geburtstagsevent , Kieler Woche, z. T. Schröders Wahlkampf in SH (***gggggg***- alle in schwarz mit den üblichen Accessoires: Zippo-, Letherman- und MacLite-Tasche am Gürtel und Funke an der Weste:D), Expo in Hannover, viele Oldie Nights, die aufdringliche, immer wiederkehrende singende Wanderwarze Maffay in Bad Segeberg, ............. weiß der Geier, warum die uns aus Kiel gebucht haben. …………vielleicht, weil wir wirklich gut eingespielt und schnell waren.

Das Schönste waren aber die Soundchechs nach dem Aufbau bei bereits eingenebelter Halle, oft auch das Catering mit den Roadies und z. T. auch mit den Künstlern - so als Bestandteil dieses funktionierenden Gefüges. Jepp, hat Spaß gemacht!! Aber allzu lange hält man das nicht aus, wenn man da stehen bleibt. Irgendwann biste nur noch ein kaputter Arsch vom Dienst ;)

Schicht für mich war dann nach der Osterweiterung, als uns Busladungen voller Dumpinglöhner verdrängt haben, weil sie die Schwerstarbeit für`n Appel und`n Ei verrichtet haben. Wohl auch nicht schlechter ....... :nix:

Heute ist das wohl wieder anders, keine Ahnung, gibt halt wieder `ne feste House Crew für richtig Knatter (die Stunden darf man nicht zählen, aber das kennste ja!).

Ich war froh, dass ich dann irgendwann endgültig Schicht gemacht hab da, weil Neues und Besseres daraus entstanden ist.
 
Ich bin auch erst mit Mitte 40 (also vor einem dreiviertel Jahr) angefangen mit der E-Gitarre. 3121funk kann ich in sofern nachfühlen, dass mir heute etwas fehlen würde, wenn ich nicht abends 30-60 Minuten üben könnte. Ich freue mich jedesmal, wenn der Rest der Familien (Regierung und 2 Jungs) nicht zu Hause ist, weil ich dann auch mal richtig laut "spielen" darf.

Aber:
Ich trauere nicht der Zeit nach, in der ich anderen Hobbys nachgegangen bin. Warum auch? Das hatte damals schon seine Gründe. Verändern kann ich's eh nicht mehr; warum soll ich den vermeintlich verpassten Gelegenheiten nachtrauern? Ich beschäftige mich viel mehr damit, was ich noch erreichen kann und will. So erzeuge ich für mich positive Energie, was ich mit dem Nachdenken über vermeintlich verpasste Gelegenheiten nicht könnte.

Im Übrigen möchte ich im Alter hier mitmachen!

Right!! Und das Video is ja NUR geil!!!! Bei sowas mach ich mich echt nur nass, wie gestern beim Post von burner 81 :D:D
 
mir geht/ging es ähnlich. ich bin 17 (noch nicht so alt ich weiß)...
ich habe mit 15 angefangen zu spielen, mein bruder ist fast elf, wir haben beide fast gleichzeitg angefangen zu spielen. wenn ich mir jetzt überlege, wenn ich damals schon angefangen hätte... :)

und auch mit den melodien im kopf und die lust zu spielen hört es nicht auf. ich sitze fast jeden tag in der schule, bzw. im büro und denk mir: verdammt, ich will nach hause und spielen... und wenn ich zu hause bin mach ich kaum noch was anderes...

musik nehme ich seit dem auch immer anders wahr... ich begreife einfach wie und was gespielt wird. manchmal sagt meine freundin, ich hätte ein rad abm, weil ich lieder kaum noch als ganzes höre, oder genau sagen kann das war ein e, das ein c, der spielt das bestimmt so und so...

letztens war ich auf einem konzert von metakilla, das ist ne echt authentische metallica cover band... ich stand ganz vorne und hätte dem lead gitarristen fast die füße bei jedem solo geküsst...
 
Ich werde kein Thomas Blug oder Andy Timmons mehr werden. Dessen bin ich mir völlig bewußt.

Hoffentlich. :)


Ich hatte das Glück, sehr, sehr früh damit anzufangen, weil mein Vater auch Musiker war. Aber erst nach 12-13 Jahren Gitarre spielen, bilde ich mir jetzt ein, das Musik machen langsam zu verstehen.

Vielleicht läuft's bei dir genau andersrum und du hast das Mindset zum Musikmachen schon und lernst jetzt das bisschen, was du auf der Gitarre dafür brauchst.

Das ist nämlich garnicht so viel. :)
 
Ich sehe schon die neue Generation von Bands, die der "alten-jung-gebliebenen"

Frisch in Rente, (Frührente?) ne Band gegründet und hinaus auf die Bretter die uns Musikern die Welt bedeuten. Und dann gegen das System, welches einen die letzten 30-40 Jahre gefickt hat. :D(Tschuldigung für die Ausdrucksweise)

Es ist nie zu spät zu irgendetwas! Deshalb rockt meine grauen Freunde:D

Ich finds top! :great: Wünschte mein Vater wäre so drauf

Sehr gut - Bravo !!;)

Ich hab ja auch schon die 40 erreicht und ca. 18 Pause hinter mir, aber so viel Freunde und Leidenschaft hab ich noch mit keinem anderem Hobby gehabt.

Es bereichert unser Leben , lässt uns Kreativ werden und stilisiert uns zu Höchstleistungen - diese 6 Saiten die uns den Schlaf rauben und uns Hoffnung schenken eines Tages doch noch ein waschechter MUSIKER zu werden.

Amen !

lg,NOMORE
 
Mich hats auch ziemlich gepackt und auch verändert...
Mit 9 hab ich angefangen Geige zu spielen und habe es gehasst... zumindest das üben... dann war ich in Berlin bei der Ausstellung "Stromgitarren" (weiß nicht wo die gerade ist..) und da konnte man verschiedene Gitarren anspielen, von Plexi bis Signature war alles da. Dann hab ich angefangen "7 nation army" aus dem Gehör raus zu spielen und als ich dann nach Hause kam hatte ich ne Blase am Daumen. Dann musste ich einfach anfangen und hab mir die alte Gitarre von meinem Vater gepackt und los gelegt. Aus der einstigen Abstoßung gegenüber üben u.ä. wurde eine regelrechte Liebe... Ich hab aufgehört mit Pc-Spielen und stattdessen 3 stunden am Tag geübt. War ne recht heftige änderung im Lebensstil. Weg vom Pc und hin zur Musik. Dauerohrwurm.
Jetzt bin ich fast schon ein "Guitar Maniac" xD.

jan
 
Vielleicht läuft's bei dir genau andersrum und du hast das Mindset zum Musikmachen schon und lernst jetzt das bisschen, was du auf der Gitarre dafür brauchst.

Das ist nämlich garnicht so viel. :)

Naja, dieses "gar nicht viel", ist für mich doch 'ne ganze Menge. Wenn ich überlege, dass andere in der gleichen Zeit sehr viel schneller lernen als ich, stell ich mir natürlich schon mal die Frage, ob ich überhaupt Talent habe. Andererseits sag ich mir dann "ich bin halt schon älter, und kann halt nicht so schnell lernen wie ein 16-jähriger".

Es ist nun mal so, dass selbst jemand der 30 Jahre lang regelmäßig spielt, trotzdem noch dazu lernt. Wenn auch nicht täglich.

Ich muss halt das beste draus machen. Es macht höllisch Spass, und das ist die Hauptsache.
 
Mann o Mann!

Wenn ich mir den Thread hier so durchlese habe ich das Gefühl jemand hält mir einen Spiegel vors Gesicht. :D

Seit meinem 5. Lebensjahr an wollte ich Gitarre spielen lernen. Hatte dann sogar einen Privatlehrer der den A-Dur und den D-Dur Griff beibrachte. Er meinte dann den solle ich üben und in einer Woche käme er wieder. Seit dem habe ich ihn nicht mehr gesehen.:screwy:
Mit 9 haben meine Eltern beschlossen daß ich in die Musikschule gehen darf. Hurra! :great:
In der Musikschule meinte der Direktor ich solle doch vorher ein Instrument mit mehr "Melodie" lernen. Blockflöte!:eek: Also gut, ein Jahr Blockflöte gelernt. Jede Woche zweimal in die Musikschule - einmal Theorie und einmal praktischer Unterricht. Naja nach diesem einen Jahr wollte ich nix mehr mit der Musikschule zu tun haben.:(
In der Schule haben wir im Musikunterricht auch noch mal 4 Jahre Blockflöte gespielt. Das habe ich dann soweit gekonnt, daß ich bei Schulveranstaltungen und in der Kirche als "Solospieler" werken durfte.

Ach ja, seit meinem 10. Lebensjahr habe ich ständig eine Gitarre zu Hause. Habe sie auch immer wieder in die Hand genommen, mir das eine oder andere Lied beigebracht. Und dann immer weggelegt und meistens so ein Jahr Pause gemacht.:screwy:

Dann nach der Schule kam die Berufsausbildung, das Fortgehen, etc...

Mit 24 habe ich von meiner Frau eine Washborn-Westerngitarre geschenkt bekommen:great: und mit einem Arbeitskollegen abundzu gespielt. Seit dieser Zeit sind die gängisten Akkorde kein Problem für mich. Dann wechselte der Kollege den Arbeitsplatz und wir verloren uns aus den Augen. Also (leider) wieder Pause.

So neben bei habe ich mir dann (mit Hilfe eines Bekannten) Keyboard und die diatonische Ziehharmonika beigebracht - und wieder gut sein lassen.

Vor ca. vier Jahren haben dann meine Frau, meine Schwester und meine Mutter mir zum Geburtstag eine Yamaha Pacifica 112 spendiert. Da habe ich mich dann so wochenweise mit der E-Gitarre beschäftigt - und wieder ein paar Monate Pause!:confused:
So gings die letzten Jahre dahin - meistens so im Februar wieder für ein paar Wochen gespielt und dann wieder Pause.

Jetzt haben wir ja wieder Februar- naja und ich spiele wieder.
Was aber dieses mal neu für mich ist, sind die vielen Lehrvideos die im Netz herumschwirren. Und die finde ich voll geil und sehr hilfreich.
Jetzt habe ich mir einen VOX DA5 gegönnt und zum ersten mal seit 4 Jahren kann ich auch verzerrte Sounds hinbekommen! Ich bin begeistert! Mit meinem alten Verstärker (Onyx GA30???) ging nur laut und noch lauter.:mad:

Demnächst werde ich 40 :)D), bin verheiratet, habe 4 Kinder und ein Haus gebaut. Musik hat in meinem Leben immer eine bedeutende Rolle gespielt. So sind z.B. 5 verschiedene Instrumente im ganzen Haus verteilt, außerdem stehen 400 LP's (Langspielplatten, falls die noch wer kennt:D), 200 Singles und ca 800 CD's herum.

Derzeit freue ich mich jeden Tag aufs üben und wenn ich schlafen gehe hab ich die Melodie des Stückes welches ich gerade übe dauernd im Kopf.

Gitarre spielen kann ich noch immer nicht, aber es macht irrsinnig Spaß!
Und er ist für mich das allerwichtigste!!

So, das war in aller Kürze (;)) mein gitarristischen Leben.

PS: Und ja, manchmal denke ich mir schon: hätte ich damals in der Musikschule noch ein oder zwei Jahre angehängt würde ich mich jetzt vielleicht, aber nur vielleicht, etwas leichter tun.
Ach ja, meine Kids sind voll begeistert wenn ich abrocke :D

lg Franz
 
"ich bin halt schon älter, und kann halt nicht so schnell lernen wie ein 16-jähriger

Einspruch, Euer Ehren. Ich kann jetzt (bin 40) viel zielgerichteter lernen. Mit 14 wollte ich Krach machen, Können egal. Mittlerweile kenne ich musikalische Zusammenhänge, weiß, was ich will und ich weiß vor allem, wie ich schnell dahin komme.

Das mag alleine meine Erfahrung sein...glaube ich aber nicht :)

(Schlange Kaa-Modus an, hypnotisierende rotierende Augen) DU KANNST JETZT SCHNELLER LERNEN! (Schlange Kaa-Modus aus)
 
@Hamster17

na das ist ja mal ein chaotischer Lebenslauf, was deine musikalische Laufbahn betrifft. Vielleicht wär's mir ja auch so gegangen, wenn ich früher angefangen hätte :)

Vielleicht doch nicht so übel, dass ich viel später angefangen habe :D

@FretNoize

nun ja, ich meinte eher die Fingerfertigkeiten. Ich habe einfach das Gefühl, dass meine Handwerker Hände da etwas weniger geschmeidig sind. Kann aber auch Einbildung sein (oder 'ne Ausrede). Auch ertappe ich mich dabei, dass ich manche Dinge sehr lange übe, und nicht ständig was neues ausprobiere (was vielleicht auch ein Vorteil den jüngeren Generationen gegenüber ist). Selbst wenn es mir bis zum Hals raushängt, mach ich trotzdem noch damit weiter.
 
na das ist ja mal ein chaotischer Lebenslauf, was deine musikalische Laufbahn betrifft. Vielleicht wär's mir ja auch so gegangen, wenn ich früher angefangen hätte :)

Hi,

wobei ich schon sagen muß daß z.B. das eine Jahr in der Musikschule - im Nachhinein gesehen - schon wertvoll war. Schließlich profitiere ich von der Theorie (Notenlehre, etc.) heute noch.:great:
Außerdem kann ich doch auf 5 oder 6 verschiedenen Instrumenten einfache Lieder spielen.:D;):eek:

Aber naja, is halt so gelaufen :eek:
Die einzige Konstante in dieser Geschichte ist die Liebe zur Musik. Und das in den unterschiedlichsten Variationen. Und auch wenn ich wieder mal eine Pause einlegen sollte - ich komme immer wieder darauf zurück.:great:

lg Franz
 
Mit 12 wollte ich Gitarre spielen lernen, denn ich hatte gerade das andere Geschlecht entdeckt. Und die Gitarristen, die kriegen sie ja alle ab, beziehungsweise eigentlich die Sänger, aber singen konnte ich nicht, da der Stimmbruch immer dann einsetzt, wenn man ihn gar nicht gebrauchen kann. Der Idee der elektrischen Stromgitarre standen die Eltern eher ablehnend gegenüber, wobei die Umschlaggestaltung der Iron Maiden Platten der späten 80er warhscheinlich eine gewisse Rolle gespielt hat. Also tut man das, was man tun muss, nervt ein Jahr und kriegt zu Weihnachten dann endlich die erste E-Gitarre, nachdem man brav auf der Konzertgitarre "House of the rising sun" gelernt hat. Dann ersteinmal deri Akkorde gelernt und mit den Kumpels brav eine Band gegründet, Punkrock natürlich, laut ud deprimiert, Post-Punk nannten wir das damals, denn es sollte sich ja gymnasial anhören, aber trotzdem ein gutes Fiepen in den Ohren machen. Die ersten Songs der Vorbilder waren schnell gelernt und dann hatten wir sogar Auftritte, irgendwo zwischen the Cure und Black Sabbath und das Glück, das man uns zuhörte. Die Band begleitete die gesamte Schulzeit und wurde zur Abi-Fete nicht eingeladen mit der Begründung zu laut und zu depressiv. Das verbuchten wir als Erfolg.

Dann kam das Studium und die Band zerstreute sich, aber da man ohne Musik ja nicht leben kann, wurde schnell mit coolen Studenten eine neue Band geschaffen. Die Vorbilder hatten sich gewandelt, statt Black Sabbath, Joy Division, The Cure oder Sisters Of Mercy hießen sie jetzt Peter Gabriel, Genesis, Marillion oder The Police, und man erkannte, dass ein Takt auch mal mehr oder weniger als 4 Schläge haben darf. Ich für meinen Part besuchte einen King-Crimson-Gig in D'dorf und entdeckte die Wirkungsweise von digitalen Effekten, was nicht nur meine Studienkasse, sondern auch die Geduld der Mitmusiker stark strapazierte. Von nun an hieß es Chorus, Harmonizer, Delay und Midi-Steuerung und die Les Paul ganz hoch schnallen, wie das große Vorbild Fripp. Die Band lief gut, Cd wurde gemacht und dann fing das übliche Elend an - Bier, Frauen und die berühmten musikalischen Differenzen - sollte es Prog-Funk sein oder Art Pop oder ganz anders. Post-pop? Chillcore? Dub-o-rama? Dann machten wir Examen und zerstreuten uns abermals.

Ein bisschen Synthie hier, ein bisschen Techno da, die Gitarre war erst einmal abgemeldet. Nach der großen digitalen Revolution meines musikalischen Seins ging es nun an die reine Lehre, bzw. die reine Synthese. Synthis waren angesagt. Nach zwei Jahren fehlerfreien Synthipops juckte es dann doch irgendwie immer noch in den Fingern und die Les Paul stand so einladend im Wohnzimmer, wo sie als postmodernes Dekoobjekt hauptsächlich bei Parties Frauen beeindrucken sollte. Und eine befreundte Cover-Band hatte ein Gitarristenproblem, also springt man ein, ein bisschen Pink Floyd hier, ein bisschen Beatles da und schon war sie wieder da, die alte Magie der lauten Trommeln und dröhnenden Gitarren. Eigentlich stand man schon im Job, musste morgens früh raus, um Geld zu verdienen, aber dann kam der gefürchtete Satz: "Wir könnten doch mal was zusammen machen, nur so ein Projekt, mit Eigenkompositionen..."

Heute spiele ich wieder regelmäßig live, aber in kleinen Venues, und nur noch ca. 10mal pro Jahr, meistens als Vorband für xyz. Eine CD nehmen wir auch gerade auf, da ich meine Elektronik-Auszeit genutzt habe, um Mixen zu lernen. Ich spiele gerne Gitarre, ich spiele gerne live, aber mein Geld verdiene ich mit was anderem. Vielleicht ist das auch besser so. Meine Freundin habe ich ganz ohne 6-Saiten-Imponiergehabe kennen gelernt, und letztes Jahr habe ich mir sogar wieder eine Strat zugelegt, nur ist sie immer noch so hoch gegürtet wie die Les Paul Anfang der 90er, Fripp verpflichtet. Der Bauch ist etwas dicker, die Falten etwas tiefer und der Rock und Roll etwas sichtbarer, Haare habe ich noch alle und genauso lang wie in der guten alten Zeit. Ich bereue wenig, nur das mit der zweiten Band und der CD hätte vielleicht anders ausgehen sollen. Ansonsten war alles so, wie es sein sollte: Verdammt laut.

Man sieht sich irgendwo in einem verrauchten, lauten Club. Ich bin der Typ, der mit viel Jüngeren zusammen lauten Rock spielt, der alte Mann mit der roten Strat.
 
Tolle Story @Koebes :great:

Find das wirklich interessant, was ihr so alles von eurer musikalischen Laufbahn erzählt. Dafür an dieser Stelle mal ein Dankeschön an alle.
 
@ Koebes

Bis auf diesen Synthie Kram ist das mein Traumleben:)
 
Wirklich guter Thread. :great: Wegen deines Benutzerbildes habe ich dich wesentlich jünger eingeschätzt. :D Jetzt bin ich natürlich erstaunt. Und dann schreibst du, dass du mit +40 angefangen hast Gitarre zu spielen. :great: Ich habe auch erst mit 37 angefangen, habe sogar Unterricht genommen und habe mich nicht getraut darüber zu sprechen. Hatte dann aus heftigen persönlichen Gründen nochmal eine mehrjährige Pause und bin jetzt wieder dabei, zuerst Klassik und nun Semi-Akustik. Ich bin doch überrascht, dass eine Reihe der Mitglieder hier über 40 ist und teilweise auch erst spät angefangen hat. Das finde ich total toll. Musik war schon immer ein Bestandteil meines Lebens. Ballett, Latein- und Standardtanz, Jazzdance und jetzt Gitarre. Das Spielen bedeutet für mich Freude, Entspannung und die Möglichkeit Gefühle auszudrücken. Mein Ziel ist somit auch nicht, in einer Band vor Publikum zu spielen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, just for fun mit Freunden zu musizieren.
 
Wirklich guter Thread. :great: Wegen deines Benutzerbildes habe ich dich wesentlich jünger eingeschätzt. :D Jetzt bin ich natürlich erstaunt. Und dann schreibst du, dass du mit +40 angefangen hast Gitarre zu spielen. :great: Ich habe auch erst mit 37 angefangen, habe sogar Unterricht genommen und habe mich nicht getraut darüber zu sprechen. Hatte dann aus heftigen persönlichen Gründen nochmal eine mehrjährige Pause und bin jetzt wieder dabei, zuerst Klassik und nun Semi-Akustik. Ich bin doch überrascht, dass eine Reihe der Mitglieder hier über 40 ist und teilweise auch erst spät angefangen hat. Das finde ich total toll. Musik war schon immer ein Bestandteil meines Lebens. Ballett, Latein- und Standardtanz, Jazzdance und jetzt Gitarre. Das Spielen bedeutet für mich Freude, Entspannung und die Möglichkeit Gefühle auszudrücken. Mein Ziel ist somit auch nicht, in einer Band vor Publikum zu spielen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, just for fun mit Freunden zu musizieren.

Moin!

Danke für die Wiederbelebung dieses Threads. ;)

Ich finde das Thema interessant, offen und ehrlich und auch nicht ganz unmutig vom Threadersteller (und natürlich den alten Säcken - und auch jungen -, die den Thread mit Leben füllen). Wäre schön, wenn er nicht so schnell "in der Versenkung" verschwindet.

Ich glaube, wir haben noch so einige "Alien`s" an Board und die Geschichten sind wirklich interessant und sehr plastisch.

Warum das Ganze nicht auch mit der Absicht für den ein, oder anderen, sich nochmal auf der Bühne präsentieren zu wollen, später? Ich mein, just for fun?

Find ich mittlerweile nicht mehr so abwägig!

Groove ohne Ende, die "Gruftlummen" geben GAS! :D

Öhm, falls ich es nicht schon sagte: ich gehöre zu Euch, bin 48 Jahre alt, nur das ich ein paar Jahre spielerisches (und musiktheoretisch wenig fundiertes) altes Vorwissen hatte, das sich aber jetzt erschöpft hat und nun für mich das Hinzulernen beginnt, was sich als sehr spannend herausstellt ;)
 
Na dann out ich mich auch mal als auf die 50 zugehendes "Alien". Die Reflektionsphase des Threaderstellers habe ich schon hinter mir. Wobei ich allerdings im Unterschied zu 3121Funk fast durchgängig auch auf Bühnen gestanden habe.
Bei mir gings mit 10 und klassischer Gitarre los bei einer Lehrerin, die die 70 schon erreicht hatte. Gelernt habe ich gut Musiktheorie (das hat mir geholfen als Student ein paar Ostmark mit Unterrichten zu verdienen) und schlecht Gitarre spielen. Ich nehm ihr heute noch übel, dass sie nie auf den kleinen Finger der Greifhand geachtet hat, der hängt mir nach wie vor zu weit runter.
Mit 13 erste "Band", bestehend aus Akkordeon und Wandergitarre, Mit 14 Eintritt in die örtliche Kirchenband (die es heute noch gibt und in der ich wieder spiele). Mit 17 erste eigene Songs und der Gedanke an eine große Musikerkarriere, von der ich mich zugunsten eines Kybernetik-Studiums verabschiedet habe. Während des Studiums dann Rock/Blues-Band, parallel Folk-Duo und später Solo-Programm mit eigenen Songs. Dann kam noch der Jazz in verschiedenen Besetzungen hinzu, eine ganz neue Erfahrung in Bezug auf Harmonien und rhythmische Strukturen.
Zum letztmöglichen Termin wollte mich dann die Nationale Volksarmee noch haben, dort konnte ich zum Glück auch in einer Band spielen und habe dabei unseren heutigen Tastenquäler kennengelernt.
Danach folgte die musikalisch anspruchvollste Zeit - Akustik-Duo mit Latin, Sachen von Horton/Schwab und wieder eigenen Stücken (Lief hervorragend bis kurz nach dem Mauerfall).
1996 bin ich dann wieder in meine alte Kirchenband eingestiegen. Das beste daran ist, dass ich dort gemeinsam mit Teilen meiner Familie Musik machen kann. Meine Frau und meine jüngste Tochter singen im Chor, mein Sohn spielt Piano.
Parallel dazu haben wir mit den Musikern noch ein Coverprojekt aufgezogen (Kneipenfeste, bald erstmals auf einem Bikertreffen).
Die verpasste Profikarriere bereue ich nicht. Ich habe einen Beruf, den ich sehr liebe und der mich wirtschaftlich absichert. Musikalisch kann ich genau das machen, was ich will und habe auch noch hervorragende Musiker um mich, die meine Ideen umsetzen und das auch gern tun. In Summe spielen wir (mit allen Projekten) so 15-20 Gigs im Jahr. Das hält den Übersättigungsfaktor in Grenzen und verschafft mir auch genug Bühnenluft.

@3121Funk: Unser zweiter Gitarrist hat auch erst mit 47 wieder ernsthaft zur Gitarre gegriffen. Es ist also nie zu spät.
 

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