aber ob die Ergebnisse der zwangsweisen Orchestrierung irgendwelcher beliebiger Musik eine objektive Aussagekraft haben ... na, ich weiß nicht so recht. Jedenfalls fand ich bisher immer - meine ganz persönliche Meinung -, dass die Orchester-Versionen von riff-orientierter Rockmusik ("Day Tripper", "Satisfaction", "You Really Got Me", "Highway To Hell", "Smoke On The Water", "Whole Lotta Love" usw.) ziemlich scheiße klangen und ich hatte beim Anhören eigentlich immer sehnsüchtig den Klang der Originalversionen im Hinterkopf.
Da muss ich Dir zustimmen, das geht mir genau so.
Was wäre dann die Konsequenz?
Die oben genannten Stücke mögen zwar in ihrer originalen Instrumentierung und Darbietung viel Spaß machen.
Aber sie sind objektiv noch keine wirklich "gute" Musik in dem Sinne, Musik um ihrer Selbst Willen anzuschauen. Gut im Sinne "für einen bestimmten Zweck", sind sie allemal.
Aber sieh Dir Eleanor Rigby oder Michelle an. Ein ganz anderes Level.
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Mich wundert, dass noch keiner die Frage angeschnitten hat, wie man in diesem Zusammenhang überhaupt "gut" verstehen muss. Nur "gute Musik" wurde genannt. Aber nicht "gut".
In den Jahrtausenden, die sich die Menschheit nun schon mit der Frage "was ist gut" herumschlägt, haben sich doch einige größere Aspekte ergeben:
- Gut ist, was für einen bestimmten Zweck dient. So wäre also ein Hebel "gut", um ein Gewicht hoch zu hieven.
- Gut ist, was in moralischer / ethischer Hinsicht (oft mit theologischer Rückbindung, aber nicht unbedingt) ein angenehmes, schönes, sorgenfreies Leben ermöglicht
- Gut ist, was göttlichen Maßstäben entspricht
-> Jetzt nochmal zurück zur Ausgangsfrage:
Gibt es gute Musik und wenn ja, was ist gute Musik?
Nach obigen Bedeutungen von "gut" wäre also "gute Musik"
1. Musik die perfekt einem bestimmten Zweck dient
und/oder
2. Musik die das Leben angenehm macht
und/oder
3. Musik, in der ein göttliches Moment durchscheint
1. hatte ich für mich schon einmal ausgeklammert, weil da der Zweck die Musik dominiert. Da könnte dann
Hans Zimmers Musik zu Inception "gut" sein, weil sie dem Zweck, den Film emotional zu verstärken, sehr gut dient. Aber ist das
für sich selbst genommen wirklich "gute" Musik? Funktioniert das auch, wenn man es auf der Gitarre spielen würde? Würden die 4 Minuten lang gespielten 4 Akkorde mit einer nicht-singbaren Melodie, deren Entwicklung hauptsächlich in gesteigerter Lautstärke und einer größeren Soundwand besteht, nicht langweilen?
Vergleichen wir das immer wiederkehrende Thema mit einem Pendant aus der klassischen Musik - den Bolero.
Merkt man den Unterschied?
2. Hier liegt mEn "der Hund begraben". Hier lassen sich Antworten finden. Gute Musik muss dem Leben entsprechen, um es angenehm machen zu können. Was dem Leben widerspricht, wird vom Leben als "feindlich" empfunden und kann es nicht angenehm machen. Musik ist also mMn dann "gut", wenn sie das Leben abbildet, nachahmt, umspielt usw.
Was meine ich mit "Leben"?
Die gesamte sinnliche, seelische, gedankliche, geistige, physische und immaterielle Erfahrungswelt. Deshalb finde ich es auch sinnvoller, den Bogen, was "Musik" ist weiter zu spannen, und nicht nur auf einzelne Kompositionen zu schauen. Sondern "Musik" als Ausdruck einer Zeit und einer Generation oder eines politischen/ökonomischen Willens zu begreifen.
Frei nach dem Motto: zeige mir die Musik eines Landes, und ich sage Dir, wer darin lebt.
Es ist ja nicht so, dass es keine gute Musik mehr gäbe.
Aber zu wenig originäre gute Musik. Zu viele Kopien von Bewährtem.
Und dass gute Musik nicht mehr in dem Maße, wie früher, kommuniziert wird, sondern zunehmend aus den Ohren der Öffentlichkeit "verschwindet."