Maler spricht hier etwas ganz Essentielles an, was ich auch versucht hatte in die Diskussion einzubringen:
Den Faktor der menschlichen Wahrnehmung.
Es gibt einfach keine Formel für eine musikalische Gestaltung, die auf alle Menschen gleich wirkt. Wie soll das möglich sein?
Wenn du viele Feldstudien betreibst, kannst du evtl ein paar grundlegende Dinge herausfinden (Komplexitätsgrad, Dur-/Moll-Tonalität) die bei Menschen tendenziell eher einen "mag ich" oder "mag ich nicht" - Charakter hervorruft, aber du wirst das nicht in ein vom Computer umzusetzendes Konzept umwandeln können, weil einfach unheimlich viele Parameter eine Rolle spielen die du nicht in der Musik beeinflussen kannst: Emotionaler Zustand des Hörers, Erfahrungen des Hörers, Physis des Hörers, Umgebung (Temperatur, Luft, Raumakustik) und und und. Das sind dutzende elementarer Faktoren die eine Rolle spielen.
Und ganz ehrlich: bei einem Satz wie: "eine Emotion ... ganz gezielt in ein akustisches Ereignis packen"... brrr.. klingt wie "Nehmen sie diese Tablette und sie fühlen sich gut"...
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Jetzt noch ganz kurz zur Nebendiskussion: (Mod-Paul, sollen wir die vllt mal in ein neues Thema auslagern?)
Und ich habe mich daran gestoßen, dass Du diesen Teil in meinm Beitrag als Unsinn bezeichnet hast!
Ist okay, war vllt etwas scharf formuliert, geb ich zu, ich erklär aber auch wieso:
Dein Originalsatz auf den sich das bezog war folgender: "jeder Akkord hat eigene Schwingungsverhältnisse"
Und das ist einfach eine extrem diffuse Aussage, weil das was du meintest kein "Verhältnis" im Sinne "x zu y" ist. Das Wort Schwingungsverhältnis ist hier einfach nicht zu gebrauchen. (Daher das böse Wort mit dem "U am Anfang.
Es sei denn du wolltest sagen: C-Dur (temperiert) hat z.b. das Verhältnis 65,4 / 82,4 / 98 und D-Dur (temperiert) hat 73,4 / 92,5 / 110.. aber das hat einfach keinerlei Aussagekraft.
Zu dem was du nun wirklich meintest:
Die Quinten (gemeint sind die temperierten! Anm d. Zitierenden) innerhalb der Oktav a - a1 schweben z.B. mit ungefähr einer Schwebung je Sekunde. Diese Erscheinung liegt daran, dass bei unseren Intrumenten keine Töne sondern Klänge (Tongemische aus harmonischen Teiltönen) entstehen.......[/I]
Das ist ja durchaus eine korrekte Aussage, keine Frage, aber es ist eine sehr vereinfachte Aussage.
Wichtig ist hier zu hinterfragen WOHER diese Schwebung kommt, denn sonst hat man den ganzen Hintergrund nicht verstanden:
Die Schwebung entsteht ja nicht einfach dadurch, dass das Intervall gespielt wird. Würde man Sinustöne nehmen gäbe es keine solche wahrnehmbare Schwebung.
Die Schwebung entsteht in den Obertönen: Beispiel Quinte C-G:
Der zweite Oberton des C ist g.
Der erste Oberton von G ist ebenfalls g. Dieses g ist aber 2ct tiefer als jenes, welches durch das C hervorgerufen wurde.
Warum? Weil die Quinte C-G in der temperierten Stimmung 2ct zu klein eingestimmt wird.
g hat 196 Hz. Zwei Cent Abweichung entsprechen also grob 0,2 Hz. Das macht eine Schwebung alle 5 Sekunden.
Soweit wirst du mir sicherlich zustimmen und sagen: Jap, und wenn man das weiterführt hat man immer mehr Schwebungen je höher man wird. Korrekt. Wenn man davon ausgeht, dass der Cent-Abstand des Intervalls immer derselbe ist.
Und das ist der Knackpunkt.
Jetzt kommen wir zu den instrumentenspezifischen und praktischen Kriterien:
Kein Klavier ist exakt temperiert gestimmt. (Es gibt ja sogar diverse Stimmungsarten, Werkmeister I, II, III etc), Keine Gitarre ist exakt gestimmt. Kein Bläser intoniert temperiert, kein Geiger geigt temperiert.
Dazu kommt, dass bei manchen Instrumenten der Erste Oberton sogar lauter ist als der Grundton.
D.h. die Cent-Abstände werden nie exakt gleich sein. Oder es wird Schwebungen geben, die man Aufgrund zu geringer Lautstärke gar nicht wahrnimmt.
Es kann also gut sein, dass etwa bei einem Klavier der Akkord C-Dur in der großen Oktave viel mehr hörbare Schwebungen erzeugt, als D-Dur in der gleichen Oktave, obwohl es rein physikalisch betrachtet total unlogisch wäre und andersrum sein müsste.
Einfach aufgrund der äußeren Umstände.
Die Aussage "Quinten ...in der Oktave a-a1 schweben mit ungefähr einer Schwebung je Sekunde" hat nicht so wirklich den praktischen Gebrauchswert, weil hier einfach sämtliche Umgebungsvariablen ignoriert werden, wie das Instrument an sich, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit etcetc.
In der Praxis wird die Quinte c1-g1 auch mal mehr Schwebungen erzeugen als d1-a1.
Einem Akkord in einer bestimmten Lage ein festes "Schwingungsverhältnis" (oder wie man es auch nennen mag) zuzuordnen mag in einer theoretischen perfekten Umgebung funktionieren, vernachlässigt aber sträflich die Realität.
Ich hoffe das erklärt ein wenig was ich sagen wollte ;-)