Hallo Disgracer,
Ich persönlich empfinde die Diskussion aber irgendwie etwas sehr einseitig auf den physikalisch, mathematischen Faktor begrenzt.
In diesem Punkt sind wir uns einig. Ich hatte auch schon darauf hingewiesen.
Am Ende möchte ich nochmal kurz auf ein paar Aussagen von Mod-Paul eingehen, die ich entweder missverstehe, oder nicht wirklich teilen kann
Ich habe in meinem Post versucht nicht die physikalischen oder mathematischen Beweisformeln auszupacken, sondern probiert mit einfachen Worten dieses vom Threadsteller gepostete Phänomen zu erklären und bin mehrheitlich auf subjektive Wahrnehmungen eingegangen. Die Mathematik und die Physik die sich dahinter verbirgt, fängt bei Pythagoras an und hört bei der Berechnung der Inharmonizität noch lange nicht auf.
- jeder Akkord hat eigene Schwingungsverhältnisse, und somit einen eigenen Charakter
Das ist ehrlich gesagt einfach Unsinn.
Das ist echt starker Tobak!
Hier ein Beispiel:
A-C# (große Terz) Wenn diese beiden Töne gleichzeitig gespielt werden, "schwebt" oder "schwingt" dieses Intervall ca. 8x in der Sekunde. Von A-E ca 1x inder Sekunde. usw. Die Summe der Töne plus dieser Schwebungen hören wir als gesammten Akkord. Bei A-C#-E handelt es sich um Adur. Bei Bbdur (Bb-D-F) liegen jeweils andere Schwebungsverhältnisse der Intervalle zugrunde, und zwar je Intervall jeweils etwas schneller. So dass sich die Akkorde nicht nur durch ihre Tonhöhe unterscheiden, sondern auch durch die Summe der Schwebungen der einzelnen Intervalle.
Wie gesagt ich kann Dir das auch gerne physikalisch und mathematisch belegen!
Alle Intervalle schweben von Oktave zu Oktave schneller. Das hat zur Folge:
- Terzen, Sexten und Septimen wirken in höheren Lagen "unruhiger"
- Ungenauigkeiten bezügl. der Intonation in den höheren Lagen, werden im Allgemeinen als unangenhmer empfunden.
Das ist auch so eine etwas seltsame Aussage, und ich wüsste auch gerne worauf du das begründen möchtest.
De facto kann unser Gehör in hohen Lagen aufgrund der hohen Frequenz Intervalle überhaupt nicht mehr so genau auflösen.
Doch, das vermag unser Gehör.
Was ich aber damit meinte ist, dass bei vielen Menschen hohe falsch intonierte Töne, z.B. einer Sopranistin, Geige, oder was auch immer eher als unangenehm empfunden werden, als ein falsch intonierter Basston.
Sehr vereinfacht gesagt: bis zu einer bestimmten Frequenz kann unser Gehör die Schwingungen exakt mitzählen, ab einer gewissen Frequenz ist das nicht mehr möglich und unser Ohr "rät" mehr oder minder genau welche Frequenz denn jetzt gemeint sein könnte.
Nein, unser Ohr weiß sehr wohl was zusammen passt, und was nicht. Der Unterschied ist der, dass einige Menschen das benennen können, und andere nicht. "Hören" tun wir alle (ein intaktes Gehör vorausgesetzt) alles gleich. Nur wir nehmen es unterschiedlich wahr.
Das ist vielleicht vergleichbar mit einem Bild, welches wir uns betrachten. Die Farben sind definitiv so, wie sie auf dem Bild sind. Nur werden sie unterschiedlich wahrgenommen. Und genauso ist es mit den Tönen, Akkorden und der Musik.
Ansonsten ist das Thema Intonation extrem komplex und hat mit dem Thema des Threads recht wenig zu tun.
Ja, das Thema ist komplex, hat aber insofern etwas mit dem Thema zu tun, als das z.B. ein Sänger, der nicht unbedingt jeden Ton intonationssicher trifft, von dem einen verehrt wird und von dem anderen am liebsten auf den Mond geschossen. The Pogues sind ein schönes Beispiel dafür.
Ich denke auch, dass der verschiedene "Charakter" sehr stark durch die Obertöne der einzelnen Instrumente geprägt ist.
Ein einfaches Experiment ist eine Gitarre zu nehmen und dasselbe Stück einmal normal gestimmt und dann mit Kapo im 8.Bund zu spielen.
Da bringst Du selbst ein schönes Beispiel. Selbst ohne Kapo ein Stück in einer anderen Tonart gespielt erhält eine andere Färbung/Charakter (nenn´ es wie Du willst)
Wie stark sich solche Unterschiede auswirken ist wieder von den Erfahrungen des Einzelnen abhängig:
Ich als Gitarrist habe so einige Jahre lang in Normalstimmung gespielt. Ich kenne meine Gitarre sehr gut, ich bin einen bestimmten Sound gewohnt.
Wenn ich meine Gitarre jetzt umstimme, dann ist das ein Ausbruch aus meiner Gewohnheit und es kann gut sein, dass ich als als interessant oder angenehm empfinde.
Oder ich empfinde es als unangenehm, weil mein Stück auf einmal nicht mehr so klingt wie ich es gewohnt bin. (Total situatiionsabhängig)
Das ist ein Erfahrung, die ich mit Dir teilen kann. Wenn z.B. jemand sagt:
Ach lass uns das mal in Tonart X probieren. In der kann ich besser singen.
Es mag dann sein, dass der Sänger das Stück dann zwar besser singen kann, aber "klingen" tut es auf einmal nicht mehr so gut, oder anders. Und dieses Phänomen gibt es auf fast allen Intrumenten. (Auch auf dem Klavier!) Von daher unterscheiden sich die Tonarten, und die Wahrnehmungen dieser. Und nichts anderes habe ich behauptet.
Die "Hit-Diskussion" wird auch parallel im Ohrwurm-Thread geführt, und gehört eigentlich wirklich nicht hierher.
Gruß,
Paul