Büla Bü schrieb:
Schade finde ich es auch. Denke aber mal das liegt daran, das dies die ersten Bands waren die es nach alle torbulenzen wie 1. und 2. Weltkrieg gab. Was war davor? Davor hat man hier noch nichts von E-Gitarre Sounds gehört, vielleicht vereinzelte primitive Sachen.
ein bisschen History:
Bis etwa 1920 war die Gitarre ein absolutes "Schmuddelkind" unter den Musikinstrumenten. Sowas spielten nur musikalische Dillettanten und arme Leute. Dann hatten die Banjospieler ein Lautstärkeproblem in den Jazz-Kapellen und wurden durch Gitarristen ersetzt oder lernten um. (ist aber immer noch Puff-Milieu).
Um 1930 hat Charlie Christian dann bei Duke Ellington das erste Mal den Satz gehört: "Dreh den Verstärker mal leiser". Aber die kommerzielle Pop-Musik wird immer noch von Big-Bands, Bläsern, Pianisten und Streichern geprägt. Nur im Folk/Country/Blues (arme Leute und "Dillettanten") sind die Gitarren schon ganz vorne mit dabei.
Erst als diese Richtungen kommerziell werden, prägt die Gitarre den Sound und wird elektrisch, weil das Publikum und damit die Bühnen/Säle grösser werden und Lautstärke erforderlich machen. Das ist kurz nach dem 2. Weltkrieg gewesen. Fender war exakt im richtigen Moment zur Stelle.
Durch die Fünfziger ist (im kommerziellen Pop!) die Gitarre Rhythmusinstrument und das Saxophon oder Klavier Solo-Instrumente. Die wenigen Ausnahmen sind bekannt: Chuck Berry, Scotty Moore...
In den sechzigern kommt der Pop aus GB. Und weil britische working-class-Kids sich keine Saxophone leisten können (und arme Dillettanten sind) und Gitarren jetzt richtig fett laut sind........geht die Post ab. Gitarrengebretter allerorten.
Und erst JETZT, Mitte der Sechziger, tauchen auf breiter Front begabte Solisten auf, die mal antesten, was eigentlich möglich ist. Namen sind bekannt. In den nächsten 10 Jahre kommt die Gitarre auf den absoluten Höhepunkt als klangbestimmendes Instrument im Pop. Ohne Solo geht gar nix.
Schon Anfang der Achtziger schlägt das Pendel schlagartig zurück. Virtuosität war kommerziell geworden. Pop = Rock . "Rebellion" = "Mainstream" Das funktioniert natürlich nicht. Die Gegenbewegung war zum einen Punk (Gitarren, wieder mal arm und dillettantisch, ganz schmutzig und ganz schwarz) und zum anderen die ganze flache, hochpolierte High-Tech-Glitzer-Keyboard-Scheisse, die uns seitdem quält. (Ganz sauber und ganz bunt). The Decade when music (nearly) died.
Abr genau wegen dieser "Scharnierfunktion" sind die Siebziger das spannendste, aufregendste, kreativste und bunteste Jahrzehnt in der Musikgeschichte. Vor allem - aber nicht nur - für Gitarristen.
Damit ist der "Produktzyklus" der Gitarre eigentlich erschöpft und ihre möglichen Rollen sind ausgetestet. Pop ist immer die kommerzialisierung der armen, dillettantischen Gegenkultur "Hallo, worum geht's? Wir sind dagegen!" Das Thema ist aber erledigt. Es gibt nichts mehr zu entdecken. Die Gitarre ist mittlerweile Mainstream - und sogar Statussymbol und Sammlerobjekt der gesellschaftlichen Elite. Sie hat keine Chance, ihr Rolle zurückzubekommen. Alle was jetzt kommt, kann nur noch eine "Wiederbelebung" sein.