Ich möchte jetzt mal aus schamlosem Eigeninteresse eine Stimme für die Minderheiten erheben, sprich: Dinge, die sich Gibson einverleibt hat, aber nicht liebt. Ich habe ein Faible für Steinberger-Gitarren, und erlebe seit vielen Jahren, was "Stiefmütterchen" bedeutet. Auf der Musikmesse: klar, schon mal 'ne ZT3 da, aber mit Kabelbinder an die Wand getackert. Ausprobieren? Vergiss es. Man muss einfach glauben, dass das Transtrem funktioniert. So ging das eine ganze Zeit lang, bis sich Dinge glücklicherweise geändert haben, und Steinberger auch tatsächlich nach Deutschland (und überhaupt Europa) verkauft wurden, JAHRE, nachdem die Dinger in USA erhältlich waren.
Klar, ich verstehe aus Gibsons Sicht, dass bei diesen "Nischenprodukten" nicht der große Umsatz passiert. Andererseits kann Gibson davon ausgehen, dass sich Steinies nicht im Nullachtfuffzehn-Musikalien-Großhandel verkaufen, weil noch nicht mal Personal da ist, das die Dinger richtig einstellen könnte. Und ein nicht eingestelltes Transtrem ist leider Banane und das Gegenteil eines Verkaufsarguments. Was wäre besser? Besser wäre, zumindest diese kleingehaltenen Stiefmütterchen denjenigen zum Verkauf zu überlassen, die dafür sowas wie Enthusiasmus verspüren. Die auf die Produkte stehen, und auch wissen, wie man damit umgeht. Kleine Läden, die sich schon in den 80ern um Steinies gekümmert haben. Gibson besitzt seit Ende der 80er Jahre die Rechte an den Steinberger-Technologien, die auch heute noch überaus fortschrittlich sind, und was wird daraus gemacht? Äh
nix. Noch nicht mal das Ding mit dem "X". Die Steinberger-Fans weltweit sind nicht sonderlich glücklich mit der "Stiefmutter". Die dann auch noch offiziell (im Gibson-Forum) den Vegas-Kobold Ed R. als Ansprechpartner für Supportfragen nennt. In welcher Hölle wurde diese Allianz geschmiedet
Es gibt Fans dieser Marke, und es gibt Leute, die bemühen sich zumindest Interesse dafür zu wecken. Aber Steinies als Dreingabe - nur zum kompletten Gibson-Paket - ist für das Produkt selbst gar keine gute Idee. Und jemand, der Steinberger, Parker und andere Nischen-Marken favorisiert, ist nicht unbedingt die Zielgruppe für 250 Paulas und 100 SGs außenrum.
Ich selbst war in der glücklichen Lage, eine der ersten (wenn nicht sogar die erste offizielle) ZT3 in Deutschland im Laden meines Vertrauens zu finden. Wie? Zufall. Ich fragte in München nur mal grundsätzlich nach der ersten im Web angebotenen Synapse. Der Verkäufer im Laden konnte mit "Steinberger" zwar nix anfangen, aber eine Computersuche danach ergab, dass in Hamburg eine ZT3 stand, die keiner bestellt hatte. Zack, war's meine. Nachdem ich zuvor JAHRE danach gesucht habe, im Gibson-Online-Shop abwechselnd "gibt's in Europa" und "gibt's nicht in Europa" erfahren habe, von USA-Händlern generell nur "nicht nach Europa" erfahren habe usw. Da ist jemand, der will Geld ausgeben (ich besitze 16, in Kürze 17 Steinies, und alle waren mal Geld für Gibson), und muss darauf Jahre warten. Ich kenne einen durchaus prominenten Steinberger-Endorser, die mittlerweilen einen entsprechenden Deal mit Parker hat, weil er sich fühlt wie viele andere Steinie-Fans. Und ich:
"Ich fühle mich vernachlässigt" dürfte wohl die Zusammenfassung obiger Ausführungen sein
Danke für's Lesen.
Bernd