Wie ja schon beschrieben wurde, will Gibson "moderner" werden und "neue" Kunden gewinnen. Der Produktmanager hat vor einigen Tagen geschrieben, dass man derzeit im Home Recording- und DJ Equipment-Bereich bessere Umsätze erzielen kann, als mit "klassischen" Instrumenten wie z.B. Gitarren.
Was ich nicht verstehe ist, warum man dann fast die komplette Gitarrenlinie umkrempelt und mit "neuen" Features versieht. Würde es ein paar Modelle geben, würde ich es verstehen. Wer rastet, der rostet.
Aber das Klientel, dass als Kunden für die oben genannten Produkte (DJing etc.) in Frage kommt, wird sich doch höchstwahrscheinlich nicht eine E-Gitarre kaufen. Erhofft man sich durch die neuen Features Kunden zu akquirieren, die eigentlich gar keine "Gitarrenmusik" machen? Wenn ich DJ und Home Recording lese denke ich eher an Electro, Pop oder den Schlageronkel im Keller, denn an Rockmusik. Home Recording ist natürlich für alle Musikrichtungen interessant, aber nicht jede Band hat einen Plattendreher.
Gibson hat in der Vergangenheit ja durch diverse Zukäufe (Onkyo und weitere AFAIK) in der Beziehung investiert. Ich glaube Gibson hat versucht, durch "innovative" Features cool zu sein. Leider sind viele Gitarristen ja nun nicht wirklich aufgeschlossen, was die tollen neuen Dinge angeht, weil die Vergangenheit glorifiziert wird. Viele wollen so klingen wie die alten Helden. Der Schuss ging also nach hinten los.
Ich bin mir auch nicht sicher, dass die Firma unter dem Gibson-Label bei den ganzen DJs und Hobby-Hit-Producern einen Fuß in die Tür bekommt. Die Marke und das Logo sind vielleicht vielen vertraut (ich habe z.B. schon viele Nicht-Gitarristen oder Nicht-Gitarrenmusikhörer mit Marshall-Shirts gesehen). Da sollte man vielleicht doch lieber auf eines ihrer zugekauften Labels setzen und die Marke Gibson den konservativen Gitarristen und Bassisten überlassen.
Die Idee sich breiter aufzustellen ist natürlich nicht schlecht und vielleicht notwendig, aber ein DJ oder Electro-Anhänger wird sich z.B. keine E-Gitarre kaufen, nur weil sich da etwas auf Knopfdruck dreht.
Es gibt vielleicht nicht so viele junge Gitarristen wie in den 70er und 80ern, aber tot ist die E-Gitarre definitiv nicht. Höchstens totgesagt (s. 90er Jahre mit der Technobewegung). Wie oft wurde schon behauptet, dass es in Zukunft nur noch elektronische Musik gibt? Obwohl die Jugend von heute gefühlt mehr elektronische Musik hört, als meine Generation, die mit Grunge, Crossover, Guns'N'Roses und den Nachwehen der 80s-Metalwelle sozialisiert wurde.