gesangsunterricht... loben nur methode?

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Sunny San
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Hallo,
ich hatte heute meine 2te gesangstd überhaupt. Die Lehrerin ist total nett und sympatisch aber irgendwie bin ich trotzdem misstrauisch. Im bezug auf die Sachen die sie mir ständig sagt, weiss ich nicht was ich denken oder wie ich reagieren soll. Meint sie das ehrlich so oder lobt sie mich einfach nur als unterstützungsmethode?
Sie sagt sie seie beigeistert und ich seie hochmusikalisch, würde die dinge schnell umsetzten können im gegensatz zu ihren anderen schülern.
Viele bräuchten bis zu 10std. um das ganze richtig umsetzten zu können, währenddessen könne ich das in einer std. bzw sehr schnell.

Sowas ähnliches hat früher mein Schulmusiklehrer auch oft gesagt (hat auch mal an einer Musikschule unterrichtet).

Ich habe das nie persöhnlich genommen, weil auch nicht zu übermütig werden wollte. Und denke dass es vlt. doch einfach nur so gesagt ist :/.... ach ich weiss nicht

Ist jemandem vlt. sowas ähnliches passiert? Kann mir jemand vlt. was dazu sagen?
 
Eigenschaft
 
Im bezug auf die Sachen die sie mir ständig sagt, weiss ich nicht was ich denken oder wie ich reagieren soll. Meint sie das ehrlich so oder lobt sie mich einfach nur als unterstützungsmethode?
Sie sagt sie seie beigeistert und ich seie hochmusikalisch, würde die dinge schnell umsetzten können im gegensatz zu ihren anderen schülern.
Viele bräuchten bis zu 10std. um das ganze richtig umsetzten zu können, währenddessen könne ich das in einer std. bzw sehr schnell.

Sowas ähnliches hat früher mein Schulmusiklehrer auch oft gesagt (hat auch mal an einer Musikschule unterrichtet).

Ist jemandem vlt. sowas ähnliches passiert? Kann mir jemand vlt. was dazu sagen?

Leider nein. Mein GL ist ein lieber, aber eher sparsam mit Lob.

Oh Mädel! Ich würd es mal mit einfach freuen (und evtl danke sagen) probieren und ansonsten weiter an der Stimme arbeiten, weil ausgelernt hat man ja nie, auch wenn man noch so gut ist ;)
 
Hallo Sunny San,
Gesangslehrer sind in aller Regel Dienstleister, die von ihren Kunden leben - daher müssen sie nett und in der Lage sein, ihre Kunden zu motivieren, sonst sind die nämlich ganz schnell weg. Unfreundlichkeit und Kritik leisten sich meistens nur die Cracks, die sich ihre Schüler aussuchen können und meistens auch eine ellenlange Warteliste haben.
Es ist zunächst also ganz normal, daß ein Gesangslehrer Dich lobt. Es ist aber auch richtig, denn man möchte seine Schüler positiv stimmen und motivieren - gerade die, die sich mit dem Singen schwertun, die es aber gerne lernen möchten. Man braucht da viel Fingerspitzengefühl und eine vertrauenerweckende Atmosphäre. Singen ist etwas sehr Emotionales, man muss sich fallen lassen und seinem Lehrer vertrauen können.
Wenn Deine Lehrerin aber sagt, sie sei von Dir begeistert und Du seist hochmusikalisch, dann könnte das durchaus stimmen ;) - man lobt nicht jeden Schüler so überschwenglich, das würde sich relativ bald abnutzen und vor allem durchschaubar werden, wenn man das nur als Standardspruch abspult. Freu Dich also an diesem Lob. Nimm es als Ansporn zum Weiterlernen.
 
Während des Unterrichts wurde nicht gelobt (aber ich war ja auch schon "groß") ... als sie aber mal beim Studio-Coaching eines anderen Schülers dort zufällig eine CD von mir gehört hat (wir hatten dort ebenfalls kurz vorher Demos aufgenommen), war sie bei der nächsten Stunde schier aus dem Häuschen ;)

Ansonsten: Motivation gehört - wie Bell sagt - dazu. Aber richtige Begeisterung, wie du sie schilderst, kann man auch als Lehrer schwer vortäuschen.

Tu dir also selbst einfach mal einen Gefallen und nimm das Lob an. Es kostet ja nichts und tut auch nicht weh.
 
Hallo

Ich denke, es ist eine Frage der Persönlichkeit deiner Lehrerin.
Lob ist etwas sehr wichtiges, genau wie Bell es beschreibt.
Nun gibt es Lehrertypen, die kritisieren eher und solche, die loben eher.
Ich bevorzuge den Grundsatz erst zu loben und dann aufzuzeigen, wo es noch besser geht. ("Ja, das war gut und es wird noch besser, wenn du.......")

Lob ist relativ.
Als ich noch im Studium war habe ich ab und zu meine Finanzen durch Nachhilfeunterricht aufgebessert. Ich hatte zwei Jungen in Mathe und Deutsch zu unterstützen. Sie waren beide vor allem sehr schlecht in Diktaten. Es war frustrierend für mich und die Jungs, denn auch dann, wenn alles geübte im Test richtig war bekamen sie eine 6 für eben 6 andere Fehler, die beim üben nicht vorgekommen waren :-(
Also immer nur Tadel und kein Lob für die errungenen Verbesserungen.
Ich fand das furchtbar ungerecht und es wirkte äußerst demotivierend auf die Jungen.

Wie soll man so singen lernen? Wenn man immer hören würde, was alles noch nicht so toll ist.
Eine Querflötenlehrerin hat mir auf diese Weise mal für Jahre das Instrument verleidet. Nichts war ihr gut genug, alles immer viel zu ungenau. Das hat überhaupt keinen Spaß gemacht und gelernt hab ich nichts dabei.

Als Gesangslehrerin lebt man mit Unzulänglichkeiten aller Art und man lobt die kleinen Verbesserungen. Bei jeder Schülerin ist es anders und individuell.

Wenn deine Lehrerin dich so überschwänglich bestärkt meint sie es sicher ehrlich. Vielleicht merkt sie auch, daß du selber an dir zweifelst und will dich damit auf deine Stärken aufmerksam machen. Ich hatte selber auch solche SchülerInnen und ich fand es sehr schade, wenn sie aus den eigenen Zweifeln nicht herauskommen konnten, um zu sehen, wie toll schon so vieles klang.


Shana
 
Nun gibt es Lehrertypen, die kritisieren eher und solche, die loben eher.
Ich bevorzuge den Grundsatz erst zu loben und dann aufzuzeigen, wo es noch besser geht. ("Ja, das war gut und es wird noch besser, wenn du.......")
Das ist eher ein nicht-Deutscher Ansatz, meiner Erfahrung nach. Aber sehr angenehm für die Schüler.
Sie waren beide vor allem sehr schlecht in Diktaten. Es war frustrierend für mich und die Jungs, denn auch dann, wenn alles geübte im Test richtig war bekamen sie eine 6 für eben 6 andere Fehler, die beim üben nicht vorgekommen waren :-(
Also immer nur Tadel und kein Lob für die errungenen Verbesserungen.
Ich fand das furchtbar ungerecht und es wirkte äußerst demotivierend auf die Jungen.
Sinnlos ist es so obendrein. Lehrer haben die Möglichkeit, die Fortschritte der Schüler auch zu bewerten. Das war mir aber auch neu, das habe ich erst kürzlich gehört.
Wie soll man so singen lernen? Wenn man immer hören würde, was alles noch nicht so toll ist.
Eine Querflötenlehrerin hat mir auf diese Weise mal für Jahre das Instrument verleidet. Nichts war ihr gut genug, alles immer viel zu ungenau. Das hat überhaupt keinen Spaß gemacht und gelernt hab ich nichts dabei.
Es gibt auch noch die Möglichkeit, nicht nur zu kritteln, sondern manche Fehler erstmal zu "übersehen" aka ignorieren. Und man muss halt zwischendurch schon sagen, das und das war nu ok so (nicht, dass man dann hinterher nicht weiter noch dran arbeiten könnte...;) ) Das funktioniert ganz gut so.
Wenn deine Lehrerin dich so überschwänglich bestärkt meint sie es sicher ehrlich. Vielleicht merkt sie auch, daß du selber an dir zweifelst und will dich damit auf deine Stärken aufmerksam machen. Ich hatte selber auch solche SchülerInnen und ich fand es sehr schade, wenn sie aus den eigenen Zweifeln nicht herauskommen konnten, um zu sehen, wie toll schon so vieles klang.
Hier sind es ja eh schon mehr als eine, die was von hochmusikalisch geredet haben. Also muss wohl was dran sein, oder? ;)
Diese Selbstzweifel kenne ich, und die hemmen mindestens genauso wie Selbstüberschätzung. Oft haben die Eltern dann schon nichts gutes gefunden (also auch nicht gesucht, weil finden läßt sich schon in den allerallermeisten Fällen etwas Positives.)
 
Das ist eher ein nicht-Deutscher Ansatz, meiner Erfahrung nach. Aber sehr angenehm für die Schüler.

wieso ist das nicht Deutsch?

Es gibt auch noch die Möglichkeit, nicht nur zu kritteln, sondern manche Fehler erstmal zu "übersehen" aka ignorieren. Und man muss halt zwischendurch schon sagen, das und das war nu ok so (nicht, dass man dann hinterher nicht weiter noch dran arbeiten könnte...;) ) Das funktioniert ganz gut so.

Genau so ist es. Wenn man ein wenig Erfahrung hat weiß man, wann es sinnlos ist, weiter zu fordern. Wenn die Schülerin in dem Moment nichts mehr verbessern KANN oder mit etwas anderem beschäftigt ist, muss man darauf nicht rumreiten, denn das führt nur zu Stress und Überforderung.

Hier sind es ja eh schon mehr als eine, die was von hochmusikalisch geredet haben. Also muss wohl was dran sein, oder? ;)

Ja, das denke ich auch.

Wobei es schon auch mit dem zu tun haben kann, was die Lehrerin sonst erlebt bei ihrem gewohnten Klientel. ;-)
Sehr wahrscheinlich befindest du dich im oberen Schnitt innerhalb ihres Klientels.
Musikalische und sängerische Begabung wird sie sicher auch unabhängig davon erkennen können.
Das heisst aber noch nicht, daß du auch in einem anderen Umfeld, meinetwegen an einer Hochschule, sofort über allen Klee gelobt würdest.

Ich wurde früher z.B. immer überschwänglich für meine Zeichenkünste gelobt. Ich war die Beste in einer Klasse von Normal bis Nichtbegabten. Da ich aber später nichts mehr dafür getan habe hat sich dieses Talent nicht weiter entfaltet und ich betrachte mich heute nicht als übermäßig begnadet auf dem Gebiet.
Sängerisch war es ganz ähnlich. Ich wurde schon in der Schule immer bewundert und überschwenglich gelobt. Das ist toll, denn man wächst dann mit einem guten Selbstvertrauen in das Talent auf. Ich finde das richtig und entwicklungsfördernd. Aber es war auch relativ leicht verdient, wenn niemand in Reichweite ist, der es besser kann. Richtig messen kann man sich erst, wenn man Menschen trifft, die mit der Begabung ernst gemacht haben und mehr können als man selber. Daher versuche ich meine fortgeschrittenen SchülerInnen in diese Richtung zu födern, daß ich z.B. ihre Hörbeispiele hier zur Diskussion stelle oder sie ermutige, an Hochschulen vorzusingen.

Natürlich nicht nach der 2. Gesangsstunde ;-) Da kennt dich deine Lehrerin noch nicht zu gut und ich denke, du kannst dich an ihrer Begeisterung freuen und das für deine Selbststärkung guten Gewissens auch glauben.


Liebe Grüße,
Shana
 
Ich würde mich zwar nicht selbst als "Crack" bezeichnen :rolleyes:, aber ich bin auch eher der Stänkerer - hat hier evtl. auch schon der eine oder andere gemerkt :p. Ok, es gibt Situationen, da muß man halt loben, manchmal machen die Schüler ja tatsächlich mal was richtig - die Blinde-Huhn-Geschichte , Ihr wißt schon...
Aber ernsthaft, man kann hier nichts über einen Kamm scheren, der eine lobt mehr, der andere weniger, der eine verträgt Lob, der andere nicht... Ich motiviere eigentlich lieber auf die negative Art, aber jedem das seine.
Mir ging's früher (als Kind) ähnlich wie Dir jetzt - ich bekam laufend gesagt, welch musikalisches Talent ich hätte etc. und es stimmt zumindest insofern als mir Musik immer leicht gefallen ist. Ich hab' Sachen immer sehr schnell ausgeschnappt, rausgehört, instinktiv richtig gemacht. Deswegen ist man ja kein Wunderkind, ich kann halt andere Sachen nicht. Will sagen, vielleicht haben Deine Lehrer recht damit und es fällt Dir einfach leicht bzw. Du hast ein Gefühl dafür, möglicherweise ist es nur ein "Honig-ums-Maul-schmier-Ding", wer kann das schon sagen, ohne dabeigewesen zu sein bzw. Dich zu kennen :gruebel:

Ich denke, solange Du Dich nicht darauf ausruhst und selbst vernünftige Maßstäbe ansetzt (vielleicht ist Deine Lehrerin ja einfach ein viel zu leicht zu beeindruckender Wonneproppen), kann gar nichts schiefgehen. Freu Dich darüber, daß es gut läuft - nimm Dich selbst auf, um ein neutrales Feedback zu haben - und mach' weiter so.


Übrigens gibt ein Buch zu dieser Sache, nennt sich "Punished By Rewards" von Alfie Kohn (nur englisch) und soll wirklich gut sein - ich kenne nur die Zusammenfassung aus einem Seminar, aber vielleicht interessiert es ja jemanden hier. Da geht es darum, daß Lob und Belohnungen eigentlich kontraproduktiv seien...
 
wieso ist das nicht Deutsch?
Wie geschrieben, meiner Erfahrung nach. In Deutschland habe ich arbeiten mit positiver Bestärkung nicht so kennengelernt. Was ich oft sehe, ist das, was Du beschreibst - immer weiter kritteln und immer noch mehr erwarteter Perfektionismus. Ok, es sind nicht alle so extrem; aber arbeiten rein über positive Bestärkung kenne ich eigentlich nur aus dem Ausland. Die Deutschen kritisieren halt gern :nix:
Als Beispiel vielleicht: in Duluth bekamen die Kinder Punkte an einer Tafel, wenn sie etwas gut gemacht haben, und zwar nur, wenn sie etwas gut gemacht haben. Auf negative Sachen wurde je nachdem hingewiesen oder es ignoriert, aber es wurde nicht an den Pranger gestellt. Hier bekamen sie Punkte für schlechte Sachen. Auch für gute Sachen, aber das Negative stand im Vordergrund.
Genau so ist es. Wenn man ein wenig Erfahrung hat weiß man, wann es sinnlos ist, weiter zu fordern. Wenn die Schülerin in dem Moment nichts mehr verbessern KANN oder mit etwas anderem beschäftigt ist, muss man darauf nicht rumreiten, denn das führt nur zu Stress und Überforderung.
Richtig.

Auf negative Art motivieren ist, wenn es das ist, was ich meine, big bullshit. Es gibt positive Verstärkung, negative Verstärkung und die Bestrafungstypen, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Verstärkung_(Psychologie) . Wenn ich das richtig sehe, arbeitet sing-it lieber über Bestrafung? Sollte ich mich irren, bitte ich um Verzeihung ;)
Positive Verstärkung kann, muss aber nicht unbedingt "Bestechung" sein.
Das ganze Feld der Motivation ist ein großes, da gibt es einige Hebel, die einen effektiver, andere weniger.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde, die "positive Bestärkung" ist ein zweischneidiges Schwert. Im Prinzip eine gute Sache, aber eben auch sehr amerikanisch - dieses "Du bist gut, Du bist einzigartig, Du kannst alles erreichen, wenn Du nur willst" führt ja in manchen Fällen zu gnadenloser Selbstüberschätzung, wo im Grunde bestenfalls unteres Mittelmaß ist. Und als Konsequenz endet es dann bei vielen in Enttäuschung und Depression.

Die Russen machen das z.B. ganz anders und haben mit Abstand die besten Musiker.
Wir waren kürzlich auf einem Kindergeburtstag bei einer russischen Familie eingeladen, die ihre Kinder musikalisch sehr fördern - was aber auch bedeutet, dass die sehr viel üben müssen. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass sie das ungern tun ! Die (ebenfalls russische) Gesangslehrerin der kleinen Tochter (6 Jahre alt) war auch da, sie begleitete das Kind am Klavier und die Kleine sang zwei russische Volkslieder - ich habe nur gestaunt. Wahrscheinlich ist sie ohnehin extrem musikalisch, aber dennoch.... da wird auch richtig geübt und geackert.
Ich arbeite mit einer russischen Konzertpianistin zusammen, sie hat mir viel erzählt über ihre Ausbildung in Rußland. Die ist absolut souverän, fundiert und professionell, war aber wohl von nur spärlichen Lobeshymnen begleitet. Die nicht so Talentierten flogen recht früh raus. Und ich frage mich, wer hierzulande so ein hartes Studium auf sich nehmen würde.
Bitte nicht mißverstehen, ich halte viel von positiver Motivation, gerade bei Kindern, aber nichts davon, Mittelmäßigkeit über den grünen Klee zu loben. Vielleicht sehe ich es auch nur so schnörkellos, weil ich selber nur eine mittelmäßige Sängerin bin.
 
Bitte nicht mißverstehen, ich halte viel von positiver Motivation, gerade bei Kindern, aber nichts davon, Mittelmäßigkeit über den grünen Klee zu loben. Vielleicht sehe ich es auch nur so schnörkellos, weil ich selber nur eine mittelmäßige Sängerin bin.

Da sind wir uns einig. Ich habe auch nicht geschrieben, dass in Duluth Mittelmäßigkeit über den grünen Klee gelobt wurde. Der Unterschied ist, dass gelobt wurde.

Was die Russen angeht - und, die, die nicht absolute Weltspitze sind, was geschieht mit denen?
 
Ich denke man muss hier verschiedene Dinge unterscheiden:
1) Was für ein Typ der Lehrer/die Lehrerin ist
2) Was für ein Typ der Schüler/ die Schülerin ist
3) Wohin das ganze letztlich führen soll

Als Lehrer muss man recht feinfühlig gucken wie viel Kritik die Schüler abkönnen.
Es gibt Schüler die sind eher "professionell", nehmen Kritik an und versuchen den Punkt zu verbessern, es gibt aber eben auch Schüler die vertragen nicht zuviel Kritik, weil sie sich dadurch angegriffen fühlen.
Und ich denke es ist hier entscheidend welches Ziel der Unterricht letztlich haben soll.
Wenn man es anstrebt irgendwie beruflich Richtung Musik zu gehen, ist jede Kritik die man kriegen kann nur positiv zu werten. Man muss sich aber dessen bewusst sein.
Jemand der nur zum Spaß Musik macht, wird durch "Kritik only" aber meiner Meinung nach eher gehemmt.

Ich hab das selbst alles irgendwie erlebt:
Als kleiner Bub (lang ist's her) hatte ich zunächst einen total netten Gitarrenlehrer. Der Unterricht hat Spaß gemacht, aber ich hab nicht viel gelernt, obwohl ich durchaus nicht gänzlich untalentiert war/bin.
Dieser Lehrer (gleichzeitig Chef der Musikschule) hat dann irgendwann vorgeschlagen mich zu einer russischen Lehrerin zu schicken, weil ich dort viel mehr lernen könnte.
Hab ich auch, ohne Frage, aber der Spaß blieb doch auf der Strecke. Ohne meine Eltern hätte ich sicherlich irgendwann aufgehört, weil der Unterricht halt wirklich hart war.
Ich bin dann über mehrere Lehrer schließlich zu einem gekommen, der zwar hart war, aber auch gleichzeitig die Fähigkeit hatte an den richtigen Stellen zu sagen "Hey, das war heute super".
Da hab ich dann wirklich viel gelernt, weil er ganz gut zu mir passte.
Beim Wechsel auf die Uni bekam ich dann Lehrer von der Uni gestellt, und die könnten unterschiedlicher nicht sein:
Mein Gitarrenlehrer ist eher der Kumpelhafte Typ, der viel lobt und sich immer freut, wenn was gut klappt, und eher sagt "hey, du weißt ja noch wo's dran hapert". Das funktioniert auch ganz gut, weil ich das mitlerweile eben selbst ganz gut einschätzen kann, und es weniger am Verständnis hapert, sondern daran, dass ich nicht soviel Zeit zum üben hab.
Meine (ukrainische) Klavierlehrerin ist das absolute Gegenteil: Wenn da auch nur ein Ton im Verhältnis zu den anderen zu laut oder zu leise ist, wird das angemerkt. Mittlerweile finde ich das okay, und nehme das als Motivation mich selbst noch viel mehr zu hinterfragen und zu kontrollieren. Aber als Kind hätte mich das fertig gemacht. Lernen tut man so natürlich sehr viel. Spaß ist eher nicht so wirklich vorhanden, aber darum geht es halt auch nicht. (wir müssen ja auch dank Bachelor/Master innerhalb von 4 Semestern dasselbe machen, wie die Leute früher in 8 Semestern..)

Man sollte sich also am besten selbst fragen: "welche Ambitionen hab ich, und wie krasse Kritik kann ich ab, ohne dass es mich demotiviert?" und dann einen Lehrer suchen, wo man zügig vorankommt, aber auch Spaß an der Sache hat.
Wenn man das Gefühl hat über Gebühr gelobt zu werden, einfach mal nen andern Lehrer fragen (die Meinungen gehen da sicher auch auseinander), denn realistisch bleiben ist auf jeden Fall ne wichtige Sache.
 
ich halte viel von positiver Motivation, gerade bei Kindern, aber nichts davon, Mittelmäßigkeit über den grünen Klee zu loben. Vielleicht sehe ich es auch nur so schnörkellos, weil ich selber nur eine mittelmäßige Sängerin bin.

Das hatte ich auch nicht gemeint.
Dieses überschwengliche bonbonamerikanische Lob ist überhaupt nicht meine Sache.

Trotzdem arbeite ich viel mehr mit Lob als mit Tadel, mehr mit Bestärkung von Details als mit dem Anzeigen von Fehlern.
Ich selber habe mit dieser Art immer die besten Leistungen gebracht und es mir daher ebenfalls so zu Eigen gemacht.
Und das kann durchaus sehr anspruchsvoll sein. Ich hatte einen Professor in meinem ersten Studium, ein Philosoph, der als überaus anspruchsvoll bekannt war. Das stimmte auch und er brachte mich und anderedazu sich selbst zu überflügeln mit eben dieser Art ("Das ist toll, was Sie da begonnen haben, haben Sie schon mal den und den dazu gelesen, gehen Sie noch weiter in die Tiefe, schauen Sie wohin es Sie führt....)


Ein Beispiel aus dem gesangpädagogischen Alltag:
Ich habe eine Schülerin, die bei Null begonnen hat. Sie konnte keinen einzigen Ton treffen und war zudem zunächst total verbrustet, obwohl sie eine sehr hohe, helle Veranlagung ist. Bei der letzten Offenen Bühne der Musikschule (nach ca 2 Jahren Einzelgesangsunterricht) sang sie "Sallys Song" und das so gut wie fehlerfrei, ein anderes Mal "In meinem Schloss", ebenfalls wie ich finde sehr schön.
Ich habe sie immer viel gelobt für kleine Verbesserungen und ihren persönlichen Einsatz für das Singen. Wenn es darum geht ist sie eine meiner besten Schülerinnen, die die spektakulärsten Fortschritte gemacht hat. Bei Talenten sag ich schon mal "Talent verpflichtet" ;-)

Ich lobe individuell und nicht orientiert an einem übergeordneten Ideal und ich verbiete mir auch nicht, meine Begeisterung auszudrücken über eine talentierte Schülerin. Ich finde nicht, daß das etwas mit Überschwang oder Honig-ums-Maul-schmieren zu tun hat, denn ich zeige ja auch genau auf, wo das Vorhandenen noch besser werden kann und was eine dafür tun kann.

Mittelmaß ist im Prinzip fast alles, was nicht sorgfältig und mit viel Einsatz und viel Herzblut zur Blüte gebracht wird. Ich selber bin auch nicht die beste Sängerin vor dem Herrn und habe auch trotz Naturtalent jahrelang an meiner Stimme gearbeitet und tue es noch immer. Talent zu loben heisst ja nicht, daß man der Schülerin suggeriert, sie müsse dafür nun nichts mehr tun. Bei einer solchen Einstellung verliere ich schnell die Lust, da arbeite ich lieber mit den weniger Talentierten, die aber brennen für das Singen.


Shana
 
Ich möchte hier den Ausführungen von disgracer zustimmen und eines ergänzen, was es noch komplizierter macht: Ich kann bei Instrumenten mehr Kritik ab als bei Gesang. Das ist einfach so. Selbst wenn ich die Kritik rational total einsehe, geht bei mir bei zu viel Gemecker der Hals zu und die Stunde ist gelaufen. Beim Gesang kommt bei mir viel mehr raus, wenn ein Lehrer über die positiven Dinge kommt als über die negativen. Die Methode hat natürlich Grenzen, ist klar, aber zum Glück findet sich bei mir ab und zu was Positives ;-)
 
Danke, Disgracer, Shana und SingSangSung.

Shana schrieb:
Ich lobe individuell und nicht orientiert an einem übergeordneten Ideal und ich verbiete mir auch nicht, meine Begeisterung auszudrücken über eine talentierte Schülerin. Ich finde nicht, daß das etwas mit Überschwang oder Honig-ums-Maul-schmieren zu tun hat, denn ich zeige ja auch genau auf, wo das Vorhandenen noch besser werden kann und was eine dafür tun kann.

Ich denke, das ist der Knackpunkt. Klar muss man sich irgendwann einmal mit anderen Vergleichen, aber was meiner Meinung nach in Deutschland absolut zu kurz kommt ist

1.) der Blick auf die Fortschritte des einzelnen
2.) der Blick auf das, was positiv läuft.

"Dieses überschwengliche bonbonamerikanische Lob" (ich nehme an, Ihr meint Loben ohne Maß und Ziel) habe ich übrigens spannenderweise in der Schule in Duluth und auch bei meiner GL dort nicht gefunden.
 
Ich hatte zwischenzeitlich mal eine amerikanische Lehrerin, die alles, was man von sich gab, "great" fand. Zum Glück war ich selbstkritisch genug, um zu wissen, daß das, was ich da produzierte, alles andere als great war ;)

Daran fühlte ich mich bei dem Thema gerade erinnert. Vielleicht hat es mit der Realität tatsächlich weniger zu tun. Ich frage mich aber trotzdem oft, warum mehrheitlich Russen (äußerst diszipliniert) und Asiaten (äußerst diszipliniert) oft so hervorragende Sänger und Instrumentalisten sind. Obwohl dort anscheinend nicht allzuviel gelobt wird.

@moniaqua: es geht ja nicht darum, an die Weltspitze zu kommen. Meine Pianistin hat es ja auch nicht geschafft, sie ist nur eine unter vielen hervorragend ausgebildeten Musikern, die ihr Handwerk absolut beherrschen. Man flog wohl schnell aus dem Konservatorium raus, wenn man keine Leistung brachte. Ich glaube, die legen da viel härtere Maßstäbe an. Ich sage nicht, daß es gut oder schlecht ist. Aber ein bisschen beneiden tu ich diese Virtuosen schon ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe sie immer viel gelobt für kleine Verbesserungen und ihren persönlichen Einsatz für das Singen. Wenn es darum geht ist sie eine meiner besten Schülerinnen, die die spektakulärsten Fortschritte gemacht hat.

Das ist, finde ich, auch noch ein extrem wichtiger Punkt!
Man muss auch gucken welche Voraussetzungen denn überhaupt da sind.
Beispielsweise habe ich einen Schüler mit Konzentrationsschwächen. Es ist für ihn schon schwierig überhaupt ruhig zu sitzen, Rhythmusgefühl ist quasi nicht vorhanden.
Trotzdem hat er unheimlichen Spaß am musizieren. Auch wenn er im Vergleich mit anderen natürlich nicht gut ist und auch viel langsamer lernt.
Aber ich lobe ihn dann trotzdem gerne, wenn er etwas (für seine Verhältnisse) gut macht, auch manchmal etwas überschwänglich, wenn er mich mit Sachen überrascht, die ich ihm gar nicht zugetraut hatte.
Man muss also auch unterscheiden zwischen "gut", im Sinne "Weltelite", und "gut" im Sinne von "gut für seine Verhältnisse"

Ich hatte das auch an der Uni mit dem Singen. Bin da auch eher untertalentiert, und hab auch keine wunderschöne Stimme, trotzdem bin ich gut durch die Prüfung gekommen, weil natürlich auch niemand erwartet, dass man bei Gesang als "drittem Fach" perfekt Singen kann. Da ging es dann um "trifft man die Töne und erkennt man interpretatorische Ansätze etc". Mit einem Gesanghauptfächler kann man sich da logischerweise nicht messen.
Man muss die Verhältnisse im Auge haben.

Da fällt mir noch ein Spruch von Dieter Bohlen ein (jaja..), den er zu diesem Merendez (?) gesagt hat: (frei zitiert) "Deine Stimme hat sich über die Jahre echt entwickelt, man merkt da die Fortschritte, aber es klingt immer noch sch****"

Und hier seh ich durchaus eine Wahrheit durchscheinen: Man kann für sich durchaus große Fortschritte machen, die auch lobenswert sind, aber ob man sich dann auch im Vergleich mit anderen messen kann, ist eine ganz andere Frage..
 
Man muss auch gucken welche Voraussetzungen denn überhaupt da sind.
Beispielsweise habe ich einen Schüler mit Konzentrationsschwächen. Es ist für ihn schon schwierig überhaupt ruhig zu sitzen, Rhythmusgefühl ist quasi nicht vorhanden.
Trotzdem hat er unheimlichen Spaß am musizieren. Auch wenn er im Vergleich mit anderen natürlich nicht gut ist und auch viel langsamer lernt.
Aber ich lobe ihn dann trotzdem gerne, wenn er etwas (für seine Verhältnisse) gut macht, auch manchmal etwas überschwänglich, wenn er mich mit Sachen überrascht, die ich ihm gar nicht zugetraut hatte.
Man muss also auch unterscheiden zwischen "gut", im Sinne "Weltelite", und "gut" im Sinne von "gut für seine Verhältnisse"

Natürlich ! Ich handhabe das übrigens genauso - gerade die nicht so Talentierten, die langsamer lernen und nicht wirklich gut sind, aber mit viel Spaß, Fleiß und Engagement bei der Sache sind, lobt man doch auch besonders gerne. Die müssen sich oft hart erarbeiten, was anderen in den Schoß fällt, und das gehört meiner Meinung nach besonders honoriert.

Darum mochte ich überschwengliches Lob früher nicht besonders, ich hab meistens die Kritik bevorzugt - ich hatte zwar Talent, war aber stinkefaul, hab selten bis nie geübt, hab mich einfach darauf verlassen, dass ich schon irgendwie durchkomme. Und das muss ein Lehrer nicht unbedingt honorieren....

In späteren Jahren hab ich dann quasi das Üben entdeckt, oder besser gesagt die Freude daran, aber da hatte ich längst keine Lehrer mehr ;)
 
@ Shana, Moniaqua: hab' nicht viel Zeit und deshalb alles nur überflogen, aber das muß ich schnell loswerden: Bestrafung??? Nie und nimmermehr! Da kann ich mir jetzt recht wenig drunter vorstellen, aber das klingt tatsächlich nach gewaltigem Bullshit. Ich habe den Ausdruck "negative Motivation" verwendet, um was zu beschreiben - ich wußte nicht, daß das auch ein Fachterminus ist :gruebel:. Später mehr...
 

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