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GEMA Gebühren - Segen oder kultureller Ruin?

  • Ersteller dr_rollo
  • Erstellt am
Dass es mit mehreren (großen) Verwertungsgesellschaften auch geht, zeigen die USA. Allerdings habe ich keine Einblicke, wie gut das für Veranstalter und Musiker funktioniert dort.

Ich würde bei Atemlos & Co das Wort Qualität jetzt eher im Sinne von Eigenschaften sehen. Eingängige Melodie, zu einem großen Publikum passender Text, attraktive Sängerin. Und eine entsprechende Marketing-Maschine. Es ist durchaus möglich, dass in Jamendo irgendwo ein würdiger Nachfolger von Atemlos schlummert… aber mangels Reichweite und Marketing und Fernsehauftritten wird der nie so ein großer Hit werden.

Es ist auch schlicht nicht notwendig, auf Jamendo nach potenziellen Hits zu suchen, solange es genug gute Musik im GEMA-System gibt, die man nutzen kann. Und, wie ich bereits schrieb, dem Hörer ist das alles egal, weil er sowieso nix davon weiß – in Spotify sieht er ja nicht, ob jemand bei der GEMA ist oder nicht, beide Varianten treten dort uniform auf. Und Radiosender… erm ja, da sind Musikinhalte sekundär, Privatsender beziehen die Musikauswahl oft als Komplettpaket von Sony oder BMG, weil ihnen die selbstständige Auswahl zu mühevoll ist.

Aber, das muss auch ich als GEMA-Kritiker einsehen, ab einem gewissen Erfolg kann z.B. ein Liedermacher durch GEMA-Ausschüttungen durchaus einen relevanten Betrag verdienen. Auch ohne den großen Hit. Die sind dann durchaus dankbar für das Geld und würden eher nicht GEMA-frei arbeiten wollen.

Ob die GEMA-Preiserhöhung für bestimmte Events nun so ein großer Meteoriten-Einschlag ist, dass von Seiten der Veranstalter eine Revolution bei den Musikurhebern angeregt wird, das glaube ich nun wirklich nicht. Zumal die Urheber ja ihr weniges oder vieles Geld so oder so bekommen.

Bei Weihnachtsmärkten und Weinfesten, die nun am Jammern sind, ist vielleicht die öffentliche Musikbühne nur eine Attraktion von vielen, die kann man auch weglassen. Spannend wird es denjenigen Stadtfesten & Co, die so gestaltet sind, dass Musikbühnen ohne abgegrenzte Publikumsbereiche ihr Kernkonzept sind. Wie ich bereits schrieb, wird sich da wohl im Laufe von 2024 zeigen, wer überlebt oder ein neues Konzept aufstellt.
 
Die ursprüngliche Diskussion zieht übrigens weitere Kreise. Heute auf hessenschau.de:

Ärger um Musik-Gebühren für Weihnachtsmärkte​


Im vergangenen Jahr mussten hessische Städte teilweise überraschend hohe Gebühren für die Musik auf ihren Weihnachtsmärkten bezahlen. Die Stadt Hanau etwa sollte mehr als 18.000 Euro an die Musik-Verwertungsgesellschaft zahlen, wie ein Sprecher der Stadt sagte. Das war zehn Mal soviel, wie zuvor. Abdrehen will Hanau die Musik allerdings nicht: "Wir lassen uns die Weihnachtsstimmung auf dem Weihnachtsmarkt von der Gema nicht kaputt machen", betonte der Sprecher.


Von höheren Rechnungen betroffen war unter anderem auch Frankfurt, die Stadt hoffte noch auf eine Einigung mit der Gema. Auch Fulda berichtete von "extrem hohen" Gebühren. Wetzlar plante nach eigenen Angaben nun insgesamt mit weniger Musik, "um die Kosten im Griff zu halten". Dabei hat sich an den Tarifen der Gema kaum etwas geändert. Für die Berechnungen sei die gesamte Veranstaltungsfläche ausschlaggebend, wie die Gema auf ihrer Internetseite erklärt. In der Vergangenheit sei das jedoch kaum überprüft worden. Nach der Corona-Pandemie seien dann bei Nachmessungen zum Teil deutliche Diskrepanzen festgestellt worden.
 
Nach der Corona-Pandemie seien dann bei Nachmessungen zum Teil deutliche Diskrepanzen festgestellt worden.
Ist die GEMA während der Pandemie anscheinend auch stark in die roten Zahlen abgesunken, was sie jetzt versuchen, zu komprimieren. Da muss ich wohl auch meine Gagen entsprechend nach oben korrigieren, hab ja eh schon immer viel zu luschig meinen tatsächlichen Aufwand berücksichtigt. [Sarkasmus-mode=off]
 
Die Stadt Hanau etwa sollte mehr als 18.000 Euro an die Musik-Verwertungsgesellschaft zahlen, wie ein Sprecher der Stadt sagte. Das war zehn Mal soviel, wie zuvor. Abdrehen will Hanau die Musik allerdings nicht: "Wir lassen uns die Weihnachtsstimmung auf dem Weihnachtsmarkt von der Gema nicht kaputt machen", betonte der Sprecher.
Da muss man aber eben auch mal fragen: über welchen Zeitraum, welche Fläche und wie viele Besucher und wie viel Musik da gespielt wird.
In Hanau besuchen wohl so 200.000 Menschen den Weihnachtsmarkt, der so etwa 4 Wochen lang geht auf dem ca. 250 qm großen Marktplatz. Dass man das alles beschallt und dann für die Vergütung der Urheber 1.800 Euro bezahlt klingt halt auch nicht unbedingt fair.
Dann zu sagen "die GEMA will uns die Weihnachtsstimmung kaputt machen" ist dann schon recht übles Framing. Die GEMA hat soll ja dafür sorgen, dass die Urheber Geld für ihre Werke bekommen. Der Sprecher sagt also, dass der Urheber der Musik die dort gespielt wird Geld für seine Arbeit bekommen möchte, macht ihm die Weihnachtsstimmung kaputt während die Stadtverwaltung fleißig Standgebühren etc. einsammelt. Framing funktioniert halt in jede Richtung...
 
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Der Hanauer Marktplatz ist also ca 15×15 Meter groß?

Soo und jetzt nochmal als Service-Post ein Link zum News-Eintrag bei der Hessenschau: https://www.hessenschau.de/morgenti...786.html#c7c4a5d1-8092-487a-8aca-65225869a7e8

Detaillierter über Hanau berichtet die Offenbach-Post: https://www.op-online.de/region/han...achtsmarkt-nun-8500-euro-an-die-92639357.html – Eine Besucherzahl ist dort nicht genannt.

Die Diskussion dreht sich natürlich seit einigen Posts schon im Kreis.

Aber ich sag's mal so aus Perspektive der Veranstaltungstechnik und des Amateurmusikers, der zu Coronazeiten ganze 7 Monate Proben- und Auftrittsverbot hatte: Die GEMA sollte bzgl. Corona bitte leiser heulen, insb. wenn sie womöglich gerade dabei ist, für 2024 weitere Auftrags- und Auftrittsmöglichkeiten für mich zu sabotieren.
 
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Der Hanauer Marktplatz ist also ca 15×15 Meter groß?
Mea culpa. Ich bin so von 50x50 Metern also 2500 qm ausgegangen. Die 200.000 Besucher hatte ich gegoogelt - mein Punkt war, dass da schon eine Menge Leute hinkommen.
Soo und jetzt nochmal als Service-Post ein Link zum News-Eintrag bei der Hessenschau: https://www.hessenschau.de/morgenti...786.html#c7c4a5d1-8092-487a-8aca-65225869a7e8

Detaillierter über Hanau berichtet die Offenbach-Post: https://www.op-online.de/region/han...achtsmarkt-nun-8500-euro-an-die-92639357.html – Eine Besucherzahl ist dort nicht genannt.
Der Veranstalter sagt ja auch in dem Artikel, dass weniger Leute kommen würden, wenn sie weniger Musikprogramm hätten. Also hat die Musik ja durchaus einen Wert für den Veranstalter.

Nun kenn ich mich nicht genug mit allen Details aus. Mein Punkt ist halt der, dass die Urheber halt auch bezahlt werden müssen, und das geht halt nur, wenn bei Veranstaltungen auf denen deren Werke verwendet werden eine Gebühr dafür eingezogen wird.
In dem Artikel wird geschrieben:
„Wir lassen uns die Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt von der GEMA nicht kaputt machen“, verspricht Hanaus OB, dass es einen Weihnachtsmarkt ohne „Oh du Fröhliche“ in Hanau nicht geben wird.
"O du Fröhliche" sollte aber eigentlich Gemeinfrei sein.
Wahrscheinlich geht es auch um Musik "vom Band" die auf dem Weihnachtsmarkt gespielt wird und die auftritte der Schulchöre/Vereine werden da etwas vorgeschoben. Gerade die haben zur Weihnachtszeit eigentlich reichlich freies Material...

Update:
ich fürchte aber ich stolpere hier auch über meine Unkenntnis darüber wie so eine Veranstaltung tatsächlich abgerechnet wird bei der GEMA.
Wenn es so ist, dass es unerheblich ist wie viel GEMA Material verwendet wird sondern einfach nur die Tatsache zählt, dass GEMA Matrial verwendet wird, dann ist es natürlich aus sicht des Veranstalters wirklich unangenehm wenn er immer gleich viel Zahlen muss egal ob das Programm aus 10% oder 100% GEMA Material besteht.
 
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Hallo!

Das Künstler/Komponisten/Texter ... für ihr Werk bezahlt werden müssen, stellt sicherlich keine in Frage.
Nur muss das im bezahlbaren Rahmen bleiben.
Die Auftritte von Bands, Schulchören etc. machen doch genau diese Werke bekannt. Das ist super Werbung.
Wenn das alles wegbringt, dürfte den Künstler/Komponisten/Texter ... auch gut was weg brrechen.

Ganz schlimm finde ich wie es bei DJ's läuft.
Der DJ kauft die Musik und zahlt damit schon GEMA Gebühren. Dann macht er irgendwie Musik damit und der Veranstalter zahlt noch mal Gebühren. Also doppelt GEMA gezahlt.
Wenn nun der DJ selber irgendwo als Veranstalter antritt, bezahlt er doppelt GEMA.

Weihnachtsmärkte, Stadtfeste, etc., wer ist denn der Ausrichter? Die Stadt eher in seltenen Fällen.
Meistens läuft das über ne Veranstaltungsfirma, weil z.B. Werbegemeinschaften das nicht mehr wollen.
Hier bei uns hieß es mal das geben wir jetzt ab an eine Veranstaltungsfirma, der 1. Vorsitzende will seine Unterschrift da nicht mehr drunter setzen, weil er nachher für alles verantwortlich ist.
Es gibt viele Städte, da zahlt die Stadt auch eine entsprechende Summe dazu. Hier bei uns hat sie das nie.
Die Städte sind doch selber mittlerweile am Ende. Der Rotstift wird überall angesetzt. Es ist kein Geld mehr da.
Und jetzt kommt die GEMA auch noch und erhöht drastisch.

Gruß
sven
 
Der DJ kauft die Musik und zahlt damit schon GEMA Gebühren. Dann macht er irgendwie Musik damit und der Veranstalter zahlt noch mal Gebühren. Also doppelt GEMA gezahlt.
Das gibt es bei der KSK auch: der Veranstalter führt 5% von der bezahlten an die KSK ab, und wenn ich als Band Gastmusiker beschäftige, muss ich von dem Geld, das ich an sie auszahle auch nochmal 5% an die KSK abführen, unabhängig, ob sie bei der KSK versichert sind, oder nicht, aber in jedem Fall also auch doppelt bezahlt, was aber rechtens ist.
 
Die Sache mit dem DJ finde ich jetzt nicht so abwegig. Stellen wir uns mal einen hypothetischen DJ im Jahr 2023; er spielt einen spontanen Publikumswunsch von Spotify ab. 150 hypothetische dancende Leute hören den Song dabei – Spotify registriert aber nur einen einzelnen Abspielvorgang. Dazu bekommt der DJ dann auch noch eine ähnliche Gage wie die komplette vierköpfige Coverband.

Musik-Urheber sollen Geld für ihre Arbeit bekommen. Der Streit geht doch da eher um die Modalitäten.

Ob der Schuss am Ende nach hinten losgeht, wissen wir erst in ein bis zwei Jahren, wenn das Projektil bei den Volks- und Stadtfesten durchgeschlagen haben wird.
 
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wer das als Weihnachtslied sieht, darf ruhig ein wenig mehr zahlen :cool:
Die Leute wollen es aber hören zu Weihnachten.
Wer denkt denn zu Weihnachten an seine ursprüngliche Bedeutung? Wir leben in einer Zeit, in der absolut jeder Bereich unserer Existenz zu 100% kommerziell vermarktet wird. Last Christmas ist eben ein Teil davon.
 
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Hallo!

Genau so ist es.
Gemafreie Musik wird kaum Besucher anlocken.
Die Stände auf den Märkten leben von den Besuchern. Die Feste werden über die Standgebühren finanziert.

Somit gehe ich davon aus, das nach und nach sehr viele Feste wegfallen.

Gruß
sven
 
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Die Stände auf den Märkten leben von den Besuchern. Die Feste werden über die Standgebühren finanziert.
Somit gehe ich davon aus, das nach und nach sehr viele Feste wegfallen.
Die Stadt bietet Standbetreibern gegen Standgebühr. Je nach Art des Standes 30-100 Euro pro Frontmeter, teilweise Prozente vom Nettoumsatz (oft bei Speisen/Getränke) oder 50-300 Euro pro qm. wenn da also durchnittlich 100 Euro pro qm susammenkommen und da 2000 qm Standfäche vergeben werden dann kommen da 200.000 Euro Standgebühren rein. Statt 1500 Euro zahlt Hanau nun 8500 Euro Gema also statt 0,75% der Einnahmen durch Standgebühren nun 4,25%.
Würde man die Standgebühren um 3,5% im Durchschnitt erhöhen, hätte man die kompletten 7000 Euro mehrkosten wieder drinne.
Das ist natürlich nicht schön, aber klingt nicht nach etwas, was jetzt das Ende der westlichen Weihnachtsmarktkultur bedeuten würde...
(Das sind grobe Schätzwerte basierend auf standgebühren anderer Weihnachtsmärkte in Lübeck und München die ich im Netz gefunden habe, aber ich denke es reicht um ein Gefühl für die Größenordnungen zu bekommen)
 
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Hallo!

Klar kannste die Standgebühren erhöhen, nur bleiben Dir dann Standbetreiber ggf. weg.
Grade kleinere Feste lohnen sich für die dann nicht mehr. In der Konsequenz erhöhen die Betreiber auch ihre Preise. Der Besucher ist wie immer der Dumme.
Wenn das Biee zu teuer wird, bringen die Leute selber welches mit.
Vor allem die Jugendlichen, die haben nicht so viel Geld.

Das ist ein Teufelskreis.

Die Gastronomie wird eh ab 2024 die Preise stark erhöhen, weil die MwSt dort wieder auf 19% geht.
Damit bleiben viele weg.
Konsequenz: Gastro pleite.

Mann kann die Preise nicht ständig erhöhen.

Gruß
sven
 
Ehrlich gesagt erwarte ich auf einem Weihnachtsmarkt, dass da Weihnachtslieder gespielt werden. Und die sind in der Regel Jahrhunderte alt und somit gemeinfrei.
 
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Ich glaube die Crux dabei ist, dass ein einziger nicht-gemeinfreier Titel reicht, um die ganze Veranstaltung GEMA-pflichtig zu machen.
Die Tatsache, dass dann die meiste Zeit kein GEMA-Material benutzt wird interessiert dann nicht.
Der Weihnachtsmarkt-Veranstalter könnte natürlich versuchen, dass so umzusetzen, dass da nur gemieinfreies Material vorgetragen wird. In dem genannten Beispiel, wo alle möglichen Schulen, KiTas, Hobby-Chöre und Vereine auftreten ist das wahrscheinlich nicht realistisch.
 
ch glaube die Crux dabei ist, dass ein einziger nicht-gemeinfreier Titel reicht, um die ganze Veranstaltung GEMA-pflichtig zu machen.
Das mag bei euch in Deutschland anders sein, kann ich mir aber nicht vorstellen.
Wenn ich bei uns ein Konzert mit rein gemeinfreier Musik mache, melde ich das Konzert trotzdem bei der AKM (unsere österreichische "GEMA") an, habe aber nichts zu bezahlen. Ist ein meldeflichtiges Stück dabei, dann bezahle ich für dieses EINE Stück ...
Bei einem Weihnachtsmarkt, bei dem vermutlich 99 Prozent der Musik meldeflichtig ist (auch Bearbeitungen und/oder Sätze von alter gemeinfreier Musik können und werden bei der GEMA angemeldet sein), spielt das wohl keine Rolle.
 
Da kann ja gerne mal jemand der sich damit auskennt erklären wie das läuft wenn freies und GEMA Material gemischt vorkommt…
 
Konsequenz: Gastro pleite.
Auf Weihnachtsmärkten und bei Festen aller Art wurde schon gesoffen, als es dort noch keine Dauerbrschallung gab. Ich würde daher eher davon ausgehen, dass sich der DJ Markt "regulieren" wird.
Wer nicht zum Saufen auf den Weihnachtsmarkt geht, findet traditionelle Weihnachtsmusik und das eher dezent eh besser.
Die anderen saufen auch ohne Last Christmas.
 

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