Und bei den GEMA-Gebühren wird übrigens berücksichtigt, ob es sich um eine kommerzielle oder eine gemeinnützige Veranstaltung handelt oder um einen pädagogischen (Unterricht) oder musikalischen Kontext (Chor) handelt oder nicht. Zudem spielt die Fläche, die mögliche Besucherzahl etc. auch eine Rolle. Da wird schon differenziert.
Ja, aber eben nicht ausreichend: Am Beispiel des Mediums Internetradio wird das z. B. sehr ersichtlich. Hier fallen z. B. immer noch als
Mindestvergütung monatlich 30 € für die GEMA und 50 € für die GVL an. Diese Zahlen sind jedoch ganz eindeutig völlig überzogen. Denn wer heutzutage ein neues Webradio aufmacht, muss damit rechnen, dass in den ersten Monaten niemand zuhört. Dasselbe gilt aber z. B. auch, wenn jemand eine neue Konzertlocation eröffnet, die sich erst einmal etablieren muss.
Die GEMA hat zwar eine
Härtefall-Regelung auf ihrer Homepage, die hier eigentlich greifen sollte. Das Problem ist aber dieser Paragraph:
Für jede Musiknutzung gilt jedoch ein Mindestbetrag, den auch der neue Preis nicht unterschreiten kann. Auf diese Vergütung wird kein Gesamtvertragsnachlass gewährt.
Ich verstehe nicht, warum die GEMA diese Klausel überhaupt eingeführt hat bzw. nicht endlich mal entfernt. Würde diese "Mindestvergütung" wegfallen, wäre die GEMA vermutlich weitgehend frei von jeglicher Kritik. Denn bei den Großveranstaltern existiert das Problem mit den zu hohen GEMA-Gebühren ja bekanntlich nicht.
Ferner gibt es ja noch die alte Argumentation "Kein Veranstalter muss zwingend GEMA-Material spielen" und "Kein Künstler ist gezwungen, der GEMA beizutreten." Diese Aussagen sind in der Praxis jedoch fadenscheinig. Jeder (auch die GEMA/GVL) weiß, dass wenn man konkurrenzfähig sein will, auf die Musik in den Charts angewiesen ist. Der ganze Musikapparat, vom Unterschreiben eines Künstlers bei einem Label bis hin zu einem kleinen UKW-Lokalradiosender, ist einfach derart auf diesen Mainstream-Markt angelegt, dass es offenbar nicht möglich ist, mit alternativer Musik erfolgreiche Veranstaltungen oder Radioprogramme zu gestalten.
Ich persönlich versuchte, in Sachen Musik lange Zeit ein "Early Adopter" zu sein. So bin ich, als um die Jahrtausendwende das Internet zum Massenmedium wurde, sehr schnell auf die "freien" Musikportale wie MP3.de, Vitaminic (kennt jemand das noch?), MySpace oder Jamendo aufmerksam. Und wenn ich dann mal Radio an hatte (das klassische öffentlich-rechtliche oder private UKW meine ich), wartete ich auf den Moment, dass irgendwann mal die ersten Creative-Commons- und Selbstverlags-Veröffentlichungen dort auftauchen... vergeblich. Auch die zu dieser Zeit angesagtesten DJ-Größen guckten sich bei Neuerscheinungen immer nur bei "normalen" Labels um. Im Internet gab es dann diverse Radiosender, die versucht haben, so etwas nach vorne zu bringen. Leider wurden auch die vom Publikum nicht akzeptiert. Ein Hauptgrund dafür dürfte sein, dass (wie weiter oben erwähnt) die gesamte Musikbranche immer nur auf klassische Labelverträge etc. mit allem Pipapo ausgerichtet ist. Als die Web 2.0 Anwendungen aufkamen, hatten letztere bereits einen unglaublich schlechten Ruf. Auch hinter den in den letzten Jahren in Mode gekommenen Influencern stecken hochprofessionelle Firmen, die auch in der "alten, analogen Welt", also z. B. im Fernsehen, erfolgreich gewesen wären, oder sogar tatsächlich waren.
Man kann die GEMA aber sicher nicht einseitig als kulturellen Ruin bezeichnen. Die Urheber sind ja auch Kulturschaffende - sicherlich auch irgendwie mehr als Glühweinverkäufer.
Grade den Künstlern die nicht in großen Maßen konsumiert werden hilft das halt nicht viel, da sie wie beim Streaming sehr wenig vom Kuchen abbekommen. Denen würde man gerne einen Ausgleich zugestehen… auf der andren Seite veröffentlicht dann jeder jeden Mist und möchte auch was vom klicken haben (ist ja beim Streaming jetzt schon so).
Alles nicht so einfach…
Die Frage ist, ob man dieses Problem überhaupt in irgend einer Form lösen kann.