Das Beispiel "Nitro Lack" ist ja kein Geschmacksurteil, sondern Pseudo-Insiderwissen. Gefasel, keine Beurteilung.
Irgendwo mal gehört zu haben, daß "Zutat xy" einen bestimmten Klang erzeugt und dann nach einem entsprechenden Instrument zu suchen, um das raushören zu wollen - oh mein Gott, das ist ja nun wirklich Kinderkram. Oder "Konstruktionsdetail A" klingt toll, "Konstruktionsdetail B" klingt miserabel: Das ist Unfug. Niemand "hört" Nitro-Lack aus einem Gitarrensound raus. Da sind wir uns einig. ( Ich gestehe aber jedem zu, eine
Veränderung wahrzunehmen, wenn er sein Instrument umlackiert - das ist nach meiner Erfahrung absolut nicht unwahrscheinlich)
Um beim Beispiel zu bleiben: Ein Lack klingt nicht per se besser oder schlechter als ein anderer. Andersrum funktioniert's doch: Instrument A gefällt
mir, Instrument B gefällt
mir nicht. Erstens sind mir die Gründe dafür piepegal, solange mich ein Instrument inspiriert und ich damit arbeiten kann. Und zweitens gibt's da nix zu debattieren. Ich kann niemanden zwingen, daß es ihm ebenfalls gefällt und wenn er das gleiche Instrument absolut grauenhaft findet, ist mir das auch herzlich egal, solang ich damit den Klang erzeugen kann, den ich selbst hören will.
Ich weiss aus langer Erfahrung mit meinem Equipment und nach vielfältiger Durchtauscherei einzelner Bestandteile: bestimmte Dinge funktionieren
für mich und andere nicht. Bespiel: Ich kann mit Stratocasters nix anfangen. Trotzdem würde ich nie behaupten, Stratocasters sind schlechte Gitarren (es sei denn, um ein wenig zu sticheln
). Ich kann auch niemandem sagen: "Kauf dir bloß keine Stratocaster, die klingen nicht. Das liegt an diesem blöden Tremolo." Solche Pauschalurteile sind Bullshit. Auseinandersetzungen darüber lohnen nicht, weil es einfach unfundiertes Gesabbel ist.
Ich kann aber sagen: "Das sind möglicherweise gute Gitarren, aber ich mag sie einfach nicht." Eine Auseinandersetzung darüber lohnt auch nicht, weil mein Geschmack so ist, wie er ist. Ich hab's immer mal wieder probiert, es hat mir nicht gefallen, fertig. Trotzdem gibt's massenhaft Musiker, die diese merkwürdigen Dinger lieben und damit traumhafte Musik machen. Es sei ihnen gegönnt und ich freu mich drüber. So what?
Es scheint aber insgesamt nicht ganz einfach zu sein, die unterschiedlichen Fragestellungen auseinanderzuhalten.
1)
Ob instrumente unterschiedlich klingen? Darüber muß man nicht diskutieren. Natürlich tun sie das. Das ist objektiv meßbar und für jeden feststellbar, der nicht völlig taub ist.
2)
Warum Instrumente unterschiedlich klingen? Das ist schon schwerer festzustellen. Im Instrumentenbau gibt's unzählige Detailfragen und Wechselwirkungen - das ist Handwerk und ein bisschen Wissenschaft und eine Menge Zufall(!!). Wer den Zufall nicht akzeptieren mag, darf sich dann gern mit Mystik behelfen.
3)
Wie "gut" Instrumente klingen? Darüber kann man nicht diskutieren - das ist einfach Geschmackssache.
Der ständige Streit hier und anderswo rührt wohl hauptsächlich aus der Annahme, Frage 2 und 3 seien kausal verknüpft.
Daraus wird dann:
4) Warum klingt Instrument xy so "gut"? Diese Frage ist imo nicht zulässig - weil Instrument xy eben für manch einen Musiker NICHT "gut" klingt. Das ist eine Vermischung der Sachebene und der Geschmacksebene, die einfach nicht funktioniert und seit Jahrhunderten zu keinen Lösungen führt. Erstaunlicherweise aber trotzdem ständig und immer wieder diskutiert wird.
Und das ist eben das Ergebnis der Studie gewesen: Die Frage "Warum klingen Stradivaris so gut?" ist nicht zulässig, weil sie eben nicht für JEDEN gut klingen. Und - "doppelblind" nachgewiesen - andere Geigen genauso "gut" klingen. Auf der Suche nach dem optimalen Klang eines Instruments muß man nicht die Instrumente untersuchen, sondern die Musiker.