Wirklich Interessant wie viel Resonanz dieses Thema hervorruft
1.Eine kleine Rechnung zum Zeitaufwand von Handwerker und Musiklehrer Ausbildung:
Der Handwerker macht eine dreijährige Ausbildung, arbeitet sagen wir mal 44 Std. pro Woche, ich kenn selbst einige und weiß, dass man da auch mal am Wochenende ran muss Überstunden etc. Macht in 3 Jahren, also 156 Wochen 6864 Stunden. Die Ausbildung gibts auch bezahlt, davon will ich aber auch gar nicht anfangen. Dass man da nicht die Welt verdient wissen wir alle.
Der werdende Gitarrenlehrer muss schon früh anfangen Unterricht zu nehmen und über lange Zeit selbst Unterricht finanzieren und üben. Angenommen er hat vor dem Studium 10 Jahre Unterricht, zahlt dafür pro Woche (sehr faire) 15€ und investiert pro Tag etwa eine Stunde in Übung, Theorie etc. (was nach meiner Erfahrung nicht wirklich viel ist). Nach diesen 10 Jahren hat er allein für seinen Unterricht etwa 7800€ investiert (plus Instrument, Noten, usw) und zusätzlich 3650 Stunden ins üben investiert. Dann das Studium, nehmen wir mal ein Diplomstudium an, das in Regelstudienzeit von 8 Semestern abgeschlossen wird, also 4 Jahre mit jeweils 4 Stunden Zeitaufwand täglich. Macht zusätzlich 5840 Stunden.
Wenn der Handwerker also anfängt zu arbeiten hat er ca. 6864 Stunden in seine Ausbildung investiert und hat zusätzlich noch etwas Geld verdient. Der Gitarrenlehrer ist beim Berufseinstieg schon einige Jahre älter als der Handwerker und hat insgesamt 9490 Stunden für seine Ausbildung gelassen und zusätzlich noch 7800€ draufgezahlt.
Ob das nun einen höheren Stundenlohn rechtfertig möge jeder selber entscheiden.
2. Wurde schon öfter hier erwähnt, dass man Unterricht für 15-20 € finden kann, wenn man nur richtig sucht. Dann bekommt man zwar keine studierten, ausgebildeten Musiklehrer, brauch man aber gerade für den Anfang auch nicht unbedingt.
3. Das marktwirtschaftliche Prinzip von Angebot und Nachfrage greift in diesem Fall nur bedingt, denke ich. Die Nachfrage nach Gitarrenlehrern ist sicherlich sehr hoch. Aber auch das Angebot an Gitarrenlehrern ist immens, gerade für den Anfängerbereich. Wirklich teuer und gefragt sind nur die extrem bekannten Lehrer mit hoher Reputation. In dem Bereich sind Preise von 80€ aufwärts keine Seltenheit. Ich hatte selber eine Zeit lang bei einem solchen Lehrer, allerdings damals zum Schüler-Spezial-Tarif und hatte dann alle 4 Wochen etwa, 4 Stunden Intensivunterricht, da der Lehrer knappe 150km entfernt war.
Lange Rede kürzerer Sinn, such weiter, bis du einen Lehrer findest, der deinen Ansprüchen genügt und dessen Preis dir angemessen erscheint, es gibt ihn ganz bestimmt
4. Würden wir uns wahrscheinlich alle freuen, wenn Musikunterricht im allgemeinen günstiger / für alle erschwinglich wäre. Musik sollte allen zugänglich sein, egal welches Einkommen man selbst hat oder die Eltern haben. Musikunterricht als eine Form der Bildung kostenfrei zu gestalten ist aber zur Zeit genauso weit entfernt, wie gleiche Bildung für alle Einkommensschichten oder die Möglichkeit für alle Mitglied im Sportverein zu sein.
In diesem Sinne ein schönes Wochenende euch allen!
MfG