Heute vor 100 Jahren wurde in Marysville, Kansas Louis Thomas Hardin, der sich später
Moondog nannte, als Sohn eines Wanderpredigers geboren. Mit fünf Jahren baute er sich seine erste Trommel aus einer Pappschachtel und seinen ersten "Auftritt" hatte er, als ihn sein Vater mit zu einem Sonnentanz der Arapaho nahm, wo er auf dem Schoss von Häuptling Yellow Calf sass und eine Trommel aus Bisonhaut schlug. Der beständige Rhythmus der Trommel ist in vielen seiner Werke zu hören, in der High School spielte er Drums in der Schulband. Mit sechzehn Jahren erblindete er durch einen Unfall, was ihm die aber die Möglichkeit bot, der klassischen Musik näher zu kommen. Auf einer Blindenschule in Iowa erhielt er eine musikalische Grundausbildung und erlernte er verschiedene Musikinstrumente, seine musikalischen Ideen schrieb er in Blindenschrift auf.
1943 zog Hardin nach New York, wo er als Strassenmusiker und Clochard lebte, der an den Ecken 6th Avenue und 54th bis 56th Street Gedichte vortrug und diese an Passanten verkaufte. Seine Lieder, die er dort sang, begleitete er auf selbst erfundenen, vorzugsweise dreieckigen Instrumenten. Angeregt von der Lektüre der Edda, wurde er zum Verehrer nordischer Mythologie und legte sich eine Wikingerkluft zu, die für die nächsten Jahrzehnte sein Markenzeichen wurde und ihn zu einer Sehenswürdigkeit von Manhattan machte.
Er kam in Kontakt mit Mitgliedern der New Yorker Philharmoniker, die ihn ihrem damaligen Leiter Artur Rodzinski vorstellten. Dieser lud ihn in die Carnegie Hall ein, wo er weitere Erfahrungen sammeln konnte und Künstler wie Arturo Toscanini, Igor Strawinski und Leonard Bernstein kennenlernte.
Charlie Parker, den er einmal auf der Strasse traf, soll ihm vorgeschlagen haben: "You and I should make a record", was aber durch Parkers frühen Tod verhindert wurde. Moondog gab ein Konzert mit Charles Mingus und begleitete den Allen Ginsberg bei einer Lesung.
Auch die Entstehung der modernen Popmusik hatte mit seinem Namen zu tun: Als der Radio-DJ Alan Freed, der schon eine Sendung "Moondog Rock’n’Roll Party" geleitet hatte, das erste Rock'n'Roll-Konzert unter dem Namen "Moondog Coronation Ball" organisierte, 1954 damit in Brooklyn als "Moondog Jubilee of Stars Under the Stars" auftrat, liess ihm Moondog gerichtlich verbieten, seinen Namen zu benutzen, weil er mit Rock'n'Roll nichts zu tun haben wollte. Als Janis Joplin 1968 sein Madrigal "All Is Loneliness" aufnahm, war er sauer auf sie und schimpfte: "Sie hat’s total versaut".
1974 war er plötzlich verschwunden und viele hielten ihn für tot, aber Moondog war vom Hessischen Rundfunk zu zwei Konzerten nach Frankfurt eingeladen worden und gleich dageblieben. Auch in Deutschland trat er in Fussgängerzonen auf und verkaufte seine Gedichte. Die Studentin Ilona Goebel (später Sommer) lud ihn zu Weihnachten ins Haus ihrer Eltern in Oer-Erkenschwick ein, woraus 2 1/2 Jahrzehnte wurden. Ilona Sommer übernahm sein Management und verlegte seine Werke, sie konnte ihm die Wikingerkluft ausreden und machte ihr Elternhaus zu Moondogs "composer’s paradise". Er brachte drei Alben heraus und komponierte weiterhin. 1989 gelang ihm auch in den USA ein Comeback. Er durfte das Brooklyn Philharmonic Chamber Orchestra mit seiner Trommel leiten und seine alten Platten wurden wiederveröffentlicht. Der Schweizer Stephan Eicher nahm mit ihm eine Version seines "Guggisbergliedes" auf.
Moondog hatte seinen eigenen unverwechselbaren Stil, komponierte im Einklang mit dem Kosmos, wollte eine Welttheorie in Musik umsetzen. Er verehrte die Zahl Neun als göttlich, glaubte, ausgehend von der Pythagoräischen Zahlensymbolik, das "Megamind" = Gott, offenbare sich im neunten Ton der Obertonreihe, die für ihn der "Cosmic Code" war.
Moondog starb am 8. September 1999 im Alter von 83 Jahren in einem Münsteraner Krankenhaus. Er starb vor Mitternacht, kurz vor dem 9.9.99!
Sein Freund Ernst Fuchs sagte über ihn: "Seine Musik ist das Genialste, was es in der zeitgenössischen Musik überhaupt gibt. Sie ist von einer Präzision, da würde heute selbst Bach applaudieren."
Moondog & The London Saxophonic - Sax Pax for a Sax - Bird's Lament
Moondog und Stephan Eicher
90 Jahre alt wäre heute
Miles Davis geworden, der als Miles Dewey Davis III. in Alton, Illinois geboren wurde und einer der einflussreichsten und bedeutendsten Musiker und Bandleader des modernen Jazz wurde. Ursprünglich ein Bebop-Trompeter, der 1945 im Charlie Parker Quintett Dizzy Gillespie ersetzte, setzte er sich bald solistisch mit zwei Ausgaben seines Miles Davis Quintetts in Szene, bevor er Ende der Sechzigerjahre den elektrischen Jazzrock/Fusion miterschuf.
1975 zog sich Miles Davis, der zeitlebens mit Suchtproblemen zu kämpfen hatte, für mehrere Jahre zurück, begann aber Anfang der Achtziger wieder aufzunehmen.
Miles Davis starb 1991 mit 65 Jahren in Santa Monica, Kalifornien.
Miles Davis - Hannibal
70 Jahre alt wäre heute der Gitarrist Michael Ronson, kurz
Mick Ronson, aus Hull geworden. Nach Gastspielen in eher unbekannten Bands und einer Tätigkeit als Studiomusiker, kam er 1970 zu "The Hype", der neuen Begleitband von David Bowie, auf dessen Album "The Man Who Sold the World" er zum ersten Mal zu hören war. Nachdem er nach mehreren Platten bei Bowie nicht mehr gefragt war, startete Mick Ronson 1973 mit dem Album " Slaughter on 10th Avenue" seine Solokarriere, dem 1975 das Album "Play Don't Worry" folgte und 1994, erst nach seinem Tode, "Heaven and Hull".
Er war auch als Produzent tätig, zum Beispiel von Lou Reed, aber auch unbekannteren Bands wie "Leather Nun" und 1975 spielte er in der Liveband von Bob Dylan. Nachdem er 1974 schon einmal bei "Mott The Hoople" gespielt hatte, schloss er sich später längere Zeit deren Sänger Ian Hunter und seiner Band an.
Mick Ronson starb 1993 mit 46 Jahren an Leberkrebs.
Ian Hunter Band mit Mick Ronson - FBI + Slaughter on 10th Avenue (Rockpalast 1980)