Hallo liebe Musikerkollegen!
Wir stehen möglicherweise vor einem tiefen Einschnitt in unsere technische
Ausstattung:
Im Rahmen des bereits verabschiedeten Konjunkturpakets II sollen die
ländlichen Gebiete besser mit Internet versorgt werden. Dazu soll unter
anderem das alte analoge Fernseh-Frequenzband Verwendung finden.
Dummerweise senden unsere Drahtlos-Anlagen (Mikros, Gitarrenfunken,
InEar-Systeme) in einem Teil dieser Frequenzen (780-870MHz). Bisher
sollten diese Frequenzen bis 2015 frei bleiben, jetzt soll bereits im Mai
2009 mit dem Aufbau der neuen Netzinfrastruktur begonnen werden. Bis Ende
2010 soll eine bundesweite flächendeckende Breitband-Internetverfügbarkeit
gewährleistet sein.
Technisch schauts so aus: wenn ein solcher Sendemast in der Nähe ist,
bügelt er die Taschensender weg oder stört sie zumindest empfindlich. Es
wurde kein Ersatzfrequenzband bereit gestellt, die einschlägigen
Hersteller haben auch keine Ersatzlösungen parat. Wir werden uns wieder an
Kabel gewöhnen müssen.
Wir können allerdings versuchen auf die Politiker Einfluss zu nehmen.
Unten habe ich eine Email an
meinen MdB
angehängt. Nehmt Euch bitte die fünf Minuten, lest sie durch, ändert sie
ggf. etwas ab und sendet sie an die für Euch verantwortlichen Politiker
(könnt ihr hier finden:
http://www.abgeordnetenwatch.de).
Es gibt einen Threat im Musiker-Board, in dem das Thema behandelt wird:
https://www.musiker-board.de/vb/fun...trecken-ab-2010-schon-nicht-mehr-nutzbar.html
Auf das Thema bin ich hier gestossen, hier liegt auch das Original der
Mail und eine Antwort eines Hamburger MdB:
http://www.tour-blog.de/?p=2135
http://www.tour-blog.de/?p=2141
http://www.tour-blog.de/?p=2145
Weiterhin machts natürlich Sinn, möglichst viele Musiker und Veranstalter
über diese Entwicklung zu informieren, es wäre toll, wenn Ihr diese Email
an interessierte Leute weitersenden könntet.
Schöne Grüße,
DeSander
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Guten Tag Herr ...,
im Rahmen des Konjunkturpakets wurde beschlossen, den
Breitbandinternetzugang in ländlichen Gebieten kurzfristig auszubauen. Bis
Ende nächsten Jahres sollen alle Bürger einen solchen Zugang bekommen
können. Darüber hinaus soll bis Ende 2014 75% der Haushalte Zugang zu
50MBit Anschlüssen bekommen. Das ist grundsätzlich eine gute
Entscheidung.
Realisiert werden sollen diese Zugänge allerdings per Funk im UHF
Bereich. Dieser Funkbereich ist seit einiger Zeit starken Veränderungen
unterworfen. Viele bisher durch die analoge Ausstrahlung von
Fernsehsendern genutzten Frequenzen werden durch die Umstellung auf
digitale Sendetechnik nicht mehr genutzt und so soll die Nutzung dieses
Bereichs gewinnbringend und en bloc an private Firmen wie t-mobile und
Vodafone verkauft werden, um dort Internetnutzungen installieren zu
können. Interessanterweise gab es eine Versteigerung von anderen
Frequenzen mit ähnlicher Begründung (Internet auch auf dem Land) schon
einmal, ohne daß sich an der Versorgungslage etwas geändert hätte.
Nun ist es so, daß als Sekundärnutzer die Veranstaltungstechnik die
Frequenzen des UHF Bereichs ebenfalls benötigt, um z.B.
Drahtlosmikrofone zu betreiben; dies im Einklang mit den Sendeanstalten.
Nach den derzeit gültigen Verträgen sollte dies noch bis mindestens Ende
2015 möglich sein. Die kurzfristigen Entscheidungen der letzten Tage
stellt diese Nutzung in Frage, da weder eine Sekundärnutzung mit der
Internettechnik nach derzeitigem Stand der Technik, noch ein
betriebssicheres Ausweichen auf andere Frequenzen möglich ist entweder
aus technischen Gründen, oder weil andere nutzbare Frequenzen schon belegt
sind.
Betroffen davon sind vor allem Nutzer drahloser Mikrofon- und
InEar-Anlagen: Sendeanstalten (im hiesigen Raum der Bayerische Rundfunk),
Musiker und Musikveranstaltungen (Rock im Park), Vortragende bei Messen.
Allein meine Mitmusiker nutzen auf der Bühne sechs Funkstrecken für
Gitarre, Bass, Geige und Dudelsäcke. Man hätte wieder eine Situation, die
man sich mit verkabelten Mikrophonen wie in den 50er Jahren vorstellen
muss. Aber auch viele andere Bühnen, Fernsehsender und auch Sie als
Politiker nutzen bei Ihren Reden oft kabellose Mikrophone. Dies wäre nach
den aktuellen Beschlüssen nicht mehr möglich und zulässig.
Uns Musikern stellt sich weiterhin das Problem, das die für viel Geld
gekauften Geräte nicht einfach unbrauchbar werden: es gibt keinen Ersatz.
Weder wurde ein Ersatz-Frequenzband vorgeschlagen, noch gibt es von den
einschlägigen Herstellern Planungen für eine neue Technik. Auch sie wurden
durch das Vorpreschen der Politiker schlichtweg überrannt.
Mir ist klar, daß man schnellen Internetzugang für alle gut verkaufen
kann; wie soll in Ihren Augen aber die eher unsichtbare Anwendung der
Veranstaltungstechnik, von der Sie als redender Politiker und wir alle bei
Shows profitieren, in Zukunft realisiert werden ?
Um Ihnen eine Übersicht in das Thema zu geben, füge ich Ihnen ein paar
Links mit bei.
* Erklärung des Bundeswirtschaftsministers zur Breitbandinitiative
http://www.zukunft-breitband.de/BBA/Navigation/Servicepresse,did=290348.html
* Text der Breitbandinitiative
http://www.zukunft-breitband.de/Dat...perty=pdf,bereich=bba,sprache=de,rwb=true.pdf
* Portal mit vielen Informationen des Nutzerverbandes der UHF
Technik
http://www.apwpt.org/index2.php
Über Ihre Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichem Gruß
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