In erster Linie geht es mir darum, schlicht und ergreifend gute Musik zu machen.
Yep.
Was diese ist, so meine These, definiert nicht das Massenpublikum.
Wenn man das Massenpublikum erreichen will, schon.
Etwas differenzierter sieht es bei Fachpublikum aus, das in der Regel ein Indikator für Qualität ist, diese aber auch nicht definiert.
AAAAAAAAHHHHH!!!!
Wenn ich für irgendwen nicht spiele, dann für die Musikerpolizei.
Seien wir mal ehrlich: willst du es wirklich den möglichst cool (am besten mit verschränkten Armen) in den ersten Reihen dastehenden Jungs recht machen, die nur schauen, welche Instrumente du spielst, wie hoch deine Töne-pro-Sekunde-rate im Solo ist und die einfach nicht mehr das Gesamtbild interessiert, sondern nur der Teilaspekt des Instrumentes, das sie selber spielen?
Wenn ja, unterscheiden sich unsere Einstellung zur Musik sehr.
Armselig finde ich es nur, wenn man bewußt in großem Maße auf musikalische Qualität verzichtet, um damit die Masse zu befriedigen.
Wenn Qualität bedeutet, dass die Musik für den Nomalverbraucher unverdaubar sein muss, haben wir sehr, sehr unterschiedliche Vorstellungen von Qualität.
Um für meinen Teil zu sprechen: Musik zu machen, wo ich mich nicht selbstverwirklichen kann, macht mir einfach keinen Spaß. Pardon, aber das ist so, ich finde das einfach langweilig. Punkt.
Selbstverwirklichung? Ups, ich dachte immer du wärst ein Mann.
(Sorry, aber ich konnte nicht anders. Diese Vokabel ist für jeden, der die schlimmen 80er aktiv erlebt hat, sehr stark mit unerträglicher Schwanz-Ab-Emanzen-Polemik verbunden.)
Im Ernst: ich habe selbst in Prog-Rock- und Jazz-Rock-Kapellen gespielt, als ich jünger war (und mehr geübt habe
). Die Krux ist m.M.
häufig die gleiche, wie beim Spielen unter dem Einfluss illegaler Betäubungsmittel: Es macht denjenigen Spass, die selbst spielen, aber für alle anderen fehlt der sinn.
Ich will auch niemanden davon abhalten, das gut zu finden, aber ich will im Gegenzug nicht gewzungen werden, mir das anzutun und mir das Recht nehmen, so eine Art von "Musik" und ihre Interpreten nicht ernstzunehmen.
Sorry, wenn ich das jetzt so sagen muss, aber hier Musik in Anführungszeichen zu setzen, ist beinahe unerträglich arrogant und geringschätzig anderen gegenüber, die womöglich auch Herzblut in solche Dinge stecken.
Wesentlich einengender finde ich es, wenn man sich vom Mainstream abhängig macht.
Sich innerhalb dieses Korsetts zu bewegen und trotzdem originäre und gute (was immer das für jeden Einzelnen heißt) Musik zu machen, ist für mein Empfinden die größere Herausforderung.
Nein, die Erfahrung lehrt uns doch, daß Pop-Künstler mit zunehmdem Alter ehrlichere ...
Ehrlich ist auch so eine spannende Vokabel: was zur Hölle ist ehrlich?
Musik ist eine Kunstform (oder sollte es zumindest sein). Muss Kunst die Realität nachbilden? Das wäre ehrlich. Was daran so toll sein soll, geht mir irgendwie durch.
Nein, die Erfahrung lehrt uns doch, daß Pop-Künstler mit zunehmdem Alter ehrlichere und eigenere Musik machen.
Und von wem sprechen wir hier?
Phil Collins, der früher mit Brand X Jazzrock und mit Genesis Artrock gemacht hat, um im Alter chartstaugiches Zeug zu schreiben?
Stevie Winwood, der auch zunehmend kommerzieller wurde?
Und, um ehrlich zu sein: ich ziehe es heute jederzeit vor, mit meiner Band schöne Popnummern zu spielen, bei denen sich jeder band- und songdienlich zurückhält, als auf Teufel komm heraus in jedem Stück zu solieren und pro Stück fünfzehn Tempo- und Tonartwechsel haben.
Ich formuliere es mal etwas ketzerisch:
Im Alter komplizierter werden versus sich im Alter auf das wesentliche zu beschränken ist vieleicht der Ausdruck des Verhältnisses Alterstarrsinn/Altersfrustration versus Altersweisheit und Abgeklärtheit.
(Vielleicht auch nicht)
Also - warten wir ab. Ich wette mit dir um nen Kasten Bier, daß ich in 50 Jahren nur noch Freejazz und atonale Schönberg-Etüden spiele.
Ich hoffe nicht, sonst wirst du in 50 Jahren ein sehr einsamer Mensch sein.