Fragen zur Qualität und Ausführung Gitarrenbau

Leute, es geht nicht um genormte Tiefen von Bundschlitzen, sondern um Toleranzen allgemeiner Fertigungsmaße bei Holz.
Allerdings gibt die ISO 2768 auch nicht an, für welche Art von Material die Toleranzen gelten, deswegen mal als Beispiel:

Ein Bundstäbchen mit durchschnittlich 1,4mm erfordert schon mal eine Schlitztiefe von 1,6 oder 1,7mm. In der Praxis mehr, weil keine Rolex oder feinmechanisches Kunstwerk.
Wenn die Schlitztiefe beim User ca. 2mm beträgt, sprechen wir hier von einer Differenz von 2 oder 3 oder von mir aus auch von 4 Zehntel-Millimetern.
Danach wären die Schlitze eindeutig zu tief, da bei nicht angegebener Toleranzklasse immer die mittlere gewählt, bei der die Toleranz von 0,5 bis 3 mm nur ±0,1 mm beträgt. Im Falle des Beispiels könnte man das also eindeutig reklamieren.

Screenshot 2025-03-28 235040.png
 
Danach wären die Schlitze eindeutig zu tief,

Das ist aber nicht richtig bzw. trifft alleine aus praktischen Gründen schon nicht zu, weil ein Griffbrett
1. auch mal abgerichtet werden werden muss,
2. weil keiner weiß, welche Bünde später gesetzt werden, z.B. die ein längeres Fähnchen haben:)
 
Zu 1.: Dann können die Schlitze auch angepasst werden.
Zu 2.: Doch, eigentlich schon. Das gibt der Designer, Planer, Konstrukteur oder wer auch immer vorher an, damit genau danach gefertigt weren kann.

Was wir feststellen ist, dass es anscheinend keine Normen gibt und das alles nur Meinungen sind und es deswegen auch keine richtige Antwort darauf gibt, ob die Bund-Schlitze jetzt fachlich richtig oder falsch (zu tief) gefertigt wurden.
 
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Was wir feststellen ist, dass das alles nur Meinungen sind und es deswegen auch keine richtige Antwort darauf gibt, ob die Bund-Schlitze jetzt fachlich richtig oder falsch (zu tief) gefertigt wurden

Das ist richtig, sehe ich auch so. Aber anders geht es ja auch nicht, liegt in der Natur der Sache.
Das fängt bei Kundenwünschen an und hört bei internationalen Produkten (wegen Norm) auf.
Oder die ganzen Exotenformen mit Zick-Zack Bünden der verschiedensten Varianten usw usw. Oder Lackierungen, Tremolos, Mechaniken, PU-Wicklungen selbst bis hin zu Schrauben...
 
Oder Lackierungen, Tremolos, Mechaniken, PU-Wicklungen selbst bis hin zu Schrauben...
Für all das gibt´s Normen. Ob die angewendet werden, steht auf einem anderen Blatt.
Tremolos und Mechaniken sind gefräste oder gedrehte Teile die dann tatsächlich nach der ISO 2768 gefertigt werden. Bei Schaller kann man sogar teilweise technische Zeichnungen zu den Produkten einsehen. Wobei das keine Fertigungszeichnungen sind.
Bei Tonabnehmern spielt es auch keine geringe Rolle ob da jetzt z. B. 5.000 Wicklungen drauf sind oder vielleicht nur 4.000 oder doch 6.000.
Und Schrauben sind eh DIE Normteile schlechthin.

Die Toleranzen gibt die Konstruktions-Abteilung vor, die, je nach Produkt oder Bauteil, der Kunde gar nicht wissen muss. Aber wenn z. B. die Aussparung für einen Humbucker 10 mm zu breit gefräst wird, ist das eindeutig drüber, da man nicht mal mehr den Rahmen montiert bekommt. Also, Toleranzen gibt´s überall wo etwas gebaut wird. Beim Gitarrenbauer ist es halt so, dass er selbst entscheidet, ob seine Arbeit so passt oder nicht. Der Erbauer der Gitarre, um die es im Eröffnungs-Post geht, hatte mit den Bundschlitzen anscheinend keine Probleme. Ein anderer Gitarrenbauer, wie @murle1, hätte damit schon ein Problem und würde das so nicht verkaufen.
 
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Moin! Bei der Diskussion über die Tiefe der Bundschlitze wird etwas "übersehen": Der sichtbare "Mangel" am Bundende ist ja nicht alles. Bei einem Griffbrettradius von 7.25 oder 9
ist es in der Mitte noch etliches mehr, wenn die Schlitze gerade gesägt wurden. Das ist zwar nicht sichtbar, aber dennoch vorhanden. Wegen der Biegefestigkeit muss ich doch noch einmal
widersprechen. Das kann nicht vernachlässigt werden. Habe ich einen weichen oder flachen Hals ("(Rennhals") ist mir ein hartes und steifes Griffbrett wesentlich lieber.
 
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Bei einem Griffbrettradius von 7.25 oder 9 ist es in der Mitte noch etliches mehr, wenn die Schlitze gerade gesägt wurden.


Wenn ich davon ausgehe, dass von Hand (und laut YT auch in der Industrie) immer gerade gesägt wird, dann ist unerheblich wieviel oben weggenommen wird. Was zählt ist, wieviel Fleisch unten stehen bleibt.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Im Falle des Beispiels könnte man das also eindeutig reklamieren.

Da wäre ich vorsichtig.

Eine Norm ist bis auf wenige Ausnahmen keine gesetzl. Vorschrift, sondern eine freiwillige Verpflichtung bzw. muss vertraglich vereinbart werden.
 
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Es wird aber nicht immer gerade gesägt.

Für die Handarbeit gibt es Bundschlitzsägen mit verstellbarem Anschlag, welcher der Griffbrettwölbung folgt und bei maschineller Herstellung wird heutzutage recht häufig CNC-gefräst. Da kann der Griffbrettradius natürlich eingegeben werden.

*
 
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Danke, wieder was gelernt.

Ich nehme natürlich allles zurück und behaupte fortan das Gegenteil. :)
 
welcher der Griffbrettwölbung folgt
So kenne ich es auch. Aber auch bei alten Gitarren. Wenn ich an meine Marma denke, die hat einen Griffbrettradius wie ein Cello. Wenn da gerade gesägt wäre, ist 1cm Luft in der Mitte:ROFLMAO:

n über die Tiefe der Bundschlitze wird etwas "übersehen": Der sichtbare "Mangel" am Bundende ist ja nicht alles.
Hatten wir immerhin hier schon erwähnt.

Schreibt doch mal wie ihr die "Minilöcher" im Startbeitrag verschossen hättet. Dann hat der TE auch was davon.
 
Ihr habt mir jetzt einen "Floh ins Ohr gesetzt". Jedenfalls habe ich meine Gitarren auf die Art des Bundeinbaus geprüft. Meine 40-jährige Gitarre hat keinen einzigen am Rand sichtbaren Bundschlitz. Die beiden spanischen Gitarren schon, aber da sind die Bünde genau bündig :) mit dem Rand und sind selbst beim mit dem Finger darüberfahren fast nicht spürbar.:unsure:
 
Schreibt doch mal wie ihr die "Minilöcher" im Startbeitrag verschossen hättet. Dann hat der TE auch was davon.
Mit Schleifstaub vom Griffbrett und etwas Sekundenkleber, dann überschleifen.
Wird minimal dunkler als das Griffbrett, sieht aber ordentlich aus, auf jeden Fall um Welten besser als der Dreck der irgendwann in den Löchern hängen wird.
Ist in 20 Minuten erledigt, daher verstehe ich nicht warum man das weglässt, ebenso wie die 5 Minuten für das Geraderichten des Pickups.
 
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Schreibt doch mal wie ihr die "Minilöcher" im Startbeitrag verschossen hättet. Dann hat der TE auch was davon.
Schon geschehen, siehe #33
Wer sehr detailverliebt ist, könnte vielleicht kleine Späne vom Griffbrettholz einarbeiten (sehr viel Arbeit)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Schleifstaub vom Griffbrett und etwas Sekundenkleber
Wenn dann würde ich Holzleim nehmen. Das muss ja nicht so schnell gehen. Sekundenkleber birgt immer die Gefahr, dass man was versaut.
 
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Ich habe mitgelesen und mir mal meine Gitarren angeschaut.
Gitarrenbauer, Bj. 1983: Es ist absolut nichts zu sehen mit der Lupe. Wenn wo ein winziges "Loch" war, hat er das kaschiert, ein Zehntel mm ist farblich leicht dunkel. Spielspuren-Kerben gibt es übrigens nur auf den Bundstäben I bis IV oder V auf der b- und e-Saite. Die "kaputteste" Kerbe ist ca. 1/7-1/10 des Saitendurchmessers tief. Die Gitarre wurde 42x365x1 Stunden gespielt.
Die gesamte Fertigungsqualität liegt in jedem Detail, überall, im Bereich von kleiner 1/20 bis ca. 1/100 mm.
Eine neue, japanische Gitarre ist so präzise gefertigt, überall, an jeder Stelle, dass ich von einem "industriellen Wunder" sprechen möchte. Wir sind im Bereich 1/1000 mm, sinnbildlich gemessen.
Wie man so präzise arbeiten kann? Ich staune und bin begeistert.
Und aus Spaß an der Freude habe ich mit einem hochpräzisen Stimmgerät bei jeder Gitarre mal die "relative" Centabweichung in jedem Bund gemessen bei "perfekter" Stimmung. Das ist interessant, da gibt es Differenzen, obwohl die Klangsumme plus Spielgefühl immer angenehm sind.
 
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Schon geschehen, siehe #33
Weiß ich und hab ich auch geliked:).
Meine Varianten stehen auch am Anfang vom Thread, wobei ich das grundsätzlich anders mache:
Ich klinke fast immer aus (ganz einfach deshalb, weil dann nur die Bundkrone zu sehen ist und nicht der Rest, finde ich hübscher)

Es geht ja um Möglichkeiten für den TE. Ich hätte für das kleine Pupsloch normalen Holzspachtel genommen. Und zwar eine Tube mit Spitztülle; überall kurz ansetzen, einen Augenblick warten und den Rest abwischen. Ganz einfach weil das Löchlein nur nur ca. 0,5 x 0,6mm groß ist. Schleifarbeiten gibts nicht und fertig
 
so sieht es z. Bsp. bei meiner 60€ Vision aus
IMG_20250329_122158.jpg
 
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Wunderbaren guten Samstag Männers

Erstmal; Wahnsinn, wie viel Zeit, Geduld und Fachwissen ihr in meine Problemchen steckt. Merci vielmals! Ich habe wiederum sehr viel über Gitarrenbau und das Instrument selber gelernt.

Ich trete ganz bewusst einen Schritt aus dieser Diskussion zurück und möchte ganz kurz mein subjektives Befinden schildern, damit nicht der Eindruck entsteht, dass ich mich hier ausklinke oder gar trolle. Ich habe die Gitarre gestern intensiv gespielt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Geräusche an den Amps deutlich leiser sind, als beim Recorden via UAFX/Laptop. Anscheinend bereitet die Abstrahlung der Elektrogeräte den Lollars grosse Probleme. An den Fender Juniors ist das Brummen absolut erträglich. Leider muss ich wegen den Kindern die meiste Zeit auf Kopfhörer/PC zurückgreifen und ist die Geräuschentwicklung wirklich bläh. Das Spielen des Instrumentes selber ist aber fantastisch. Ich habe mir die Jaguar geholt, weil ich viel Shoegaze/Noise/Ambiente spiele. Und da macht sie einen fantastischen Job. Die Lollars sind wie erwartet Killer (ich bin grosser Lollar-Fan und habe auch welche auf der Strat, der Jazzmaster und der Thinline) und klingen atemberaubend gut. Der Hals ist, wie hier bereits erwähnt wurde, perfekt abgerichtet und butterweich zu spielen. Die Bundenden sind leicht abgerundet, aber nicht so stark, dass die Saiten darüber schnappen. Keinerlei Deadspots oder Schnarren bei beeindruckend niedriger Saitenlage. Sattel ist perfekt abgerichtet. Tremolo arbeitet überaus stabil. Kurz; spielerisch und klanglich ist es ein tolles Instrument. Warum ich jetzt so schwadroniere? Weil das der Grund ist, weshalb ich das, was ich jetzt beschreibe, bewusst ausblende oder sogar drüber schmunzle. Auch wenn es gemessen am Preis der Gitarre doch schmerzt. Denn ... ich habe die Gitarre gestern komplett zerlegt und musste fast lachen.

Sämtliche Schrauben sind knallhart einfach ins Holz geknallt worden. Ich kenne das von meiner Gibson so, dass teilweise kleine Gewindehülsen versenkt sind (Les Paul Junior mit P90) und die Tonabnehmer darin befestigt sind. Hier sind die Pickups direkt ins Holz geschraubt. Teilweise sind Schraubenlöcher bereits ausgedreht und ich musste sie neu füllen. Die Fräsungen für die Elektronik sind nicht geschliffen und es wimmelt von Staub und Holzresten. Die Elektronik selber ist allerdings sauber gemacht. Auch das Relic ist teilweise zum Schmunzeln, vor allem auf dem Alu, das hat sich bereits poliert. Das Tremolo musste ich bereits modifizieren, da es geklappert hat. Listenpreis 250 Euro.

Was ich damit sagen möchte; ich habe einige seeeeeehr teure Gitarren und einige Player, die ich selber zusammengeschustert habe und eigentlich keinen Wert haben, für mich aber unersetzlich sind. Dementsprechend erlaube ich mir ein Urteil; die Gitarre ist never ever 2500 Flocken wert. Aber ... sie hat irgendwie Mojo. Sie spielt sich super, sie klingt super und wir haben eine Geschichte zusammen.

Durch meinen Job und die familiäre Verpflichtungen habe ich mir versucht anzueignen, dass ich da Energie investiere, wo ich einen Mehrwert oder eine Veränderung bewirken kann. Dem Hersteller wird das aus der Erfahrung, welche ich beim Prozess gemacht habe, reichlich egal sein. Er hat auch die Kohle. Ich werde keine Gitarre mehr da kaufen. Und möchte da jetzt auch kein Fass aufmachen, eben weil es für mich mit den oben geschilderten Gedanken nun stimmt. Ich möchte aber auch fair durchs Leben gehen und deshalb werde ich den Hersteller nicht nennen und habe den Brand unkenntlich gemacht. Nichtsdestotrotz ... nachdem ich jetzt doch es bitzeli verliebt bin, anbei ein paar Impressionen für Eure Bemühungen.

Fühlt Euch lieb gegrüsst. Geile Truppe hier!

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Na auf dem letzten Foto sieht das mit den Bundschlitzen auch halb so schlimm aus.

Ich wünsch´ Dir noch viel Spaß mit Deiner neuen Gitarre!

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Erinnert mich an ein Review vor einer Weile, wo, soweit ich das noch weiß, zwei Gitarren eines Herstellers auch diverse Mängel aufwiesen. Spannend ist, auch der Besitzer hat ähnlich reagiert wie Du und ging nach einer Weile nicht mehr an den Gitarrenbauer.

Eine gut gemachte Ausfräsung muss man normal nicht schleifen oder ähnliches, jedoch sollte man die ganzen Späne etc einfach mal absaugen.

Welche Art von Schrauben wurden denn für die PUs verwendet?
 
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