Mein Kommentar über den Klang der Mundharmonika bzgl. der Art sie zu stimmen hatte mit Bob Dylan nichts zu tun. Ich verstehe nicht warum es im Anschluss daran zu der Diskussion über Dylan kam. Vielleicht interpretiere ich da aber auch einen falschen Zusammenhang hinein.
Wenn man sich als Neuling mit den Songs von Dylan beschäftigt, finde ich folgendes wichtig zu klären:
1. Wenn man gerne Akkorde auf der Harp spielt (wenn es passt, mache ich das auch gerne), ist es sinnvoll, sich klar zu machen, welche Auswirkung die Art der Stimmung (temperiert etc.) auf den Klang der Akkorde hat und woher das kommt.
2. Im Zusammenspiel mit der Gitarre ist es gut zu wissen, welche Akkorde wo in der Harp stecken und welchen Gitarrenakkorden sie entsprechen bzw mit welchen sie zusammen passen oder auch nicht. Ohne Kenntnis der Harp-Akkorde ist es schwer zu verstehen, was Dylan spielt. Ich versuche als erstes die Melodie heraus zu hören und dann zu erkennen, ob Terz, Quart oder Dreiklang mitklingen.
3. Während in "Blasrichtung" immer der Dur-Dreiklang der Tonika zu hören ist, hört man in "Ziehrichtung" verschiedene Akkorde. Eine detaillierte Betrachtung hilft zu verstehen, warum die "Ziehakkorde" zum Teil gut und zum Teil schräg klingen und wie Tongueblocking helfen kann, scharfe schräge Klänge bei Bedarf zu vermeiden. (Ich mag diese Technik nicht und spiele dann lieber einen Einzelton oder wechsele die Harp mitten im Spiel.)
Ein markanter dissonanter Klang entsteht z.B., wenn man -6 und -7 gleichzeitig zieht, weil da auf der C-Harp a und h zusammentreffen. Abhängig vom musikalischen Zusammenhang, vermeide ich ihn oder "lege" mich in diesen Sound genüsslich rein.
4. Auf einer Richter-Harp in C-Dur kann man die Subdominante F-Dur-Dreiklang f a c nicht spielen. Wenn man statt eines Dreiklangs nur die Terz f - a spielt, kann man sich aber durchschummeln.
Durch diese Gegebenheiten sind beim Harpspiel also bestimmte Eigenheiten zu berücksichtigen, die zu manchen Musikstilen passen und zu anderen nicht. Und welcher Musikstil gefällt und welcher nicht, ist Geschmacksache und drum kann man darüber nicht streiten.
Von Zeit zu Zeit höre und spiele ich Musik im Stil von Dylan ganz gerne. Es gibt andere Musik, bei der ich Mundharmonika ausschließlich in Einzeltontechnik spiele. Da passt der Dylan-Stil ganz und gar nicht. In einem Thread, in dem Fragen zu Songs im Dylan-Style gestellt werden und es darum geht, wie man das selbst hinbekommen kann, finde ich es müßig, über Dylans musikalische Fähigkeiten zu spekulieren. Es wäre viel interessanter zu erfahren, worauf man aufpassen könnte / muss, um diesen Stil musikalisch (im Sinne von "musikalisch"
) umzusetzen.
Bei dem letzten Stück, das ich mir wegen der Frage nach D- oder A-Harp etwas genauer angehört habe, konnte ich beim Harpspiel z.B. eine Melodie erkennen, die mit den darunter liegenden Terzen und Quarten begleitet wird. Wann und wie oft Dreiklänge gespielt werden, habe ich nicht mehr in Erinnerung. Aber wenn ich das Stück erarbeiten wollte, würde ich darauf sehr genau achten.
Bei den Liedern, die ich von Dylan gehört habe, wurde die Harp jeweils bei Zwischenspielen eingesetzt. Dabei kann man Töne, die nicht gut ins harmonische Konzept der Harp passen umgehen. Auch das könnte ein wichtiger Punkt beim Nachspielen von Dylan-Songs sein.
Viel Spaß weiterhin mit den Dylan-Songs!
Lisa