olliB.
Gesperrter Benutzer
Hm. Das möchtest Du dem Folk in die Linie stellen? Ein heutiger Volkskünstler wird sich sicherlich gerne in dieser Reihe sehen, weil die doch zu denen gehören, deretwegen man sich hierzulande nicht ausschließlich zu schämen braucht. Aber ob sich ein Tucholsky als Teil einer traditionsbewussten Volkskultur gesehen hat, möchte ich bezweifeln.Außerdem gab es sicherlich den frechen und respektlosen Gassenhauer. Die Texte con Tucholsky, Kästner und Mühsam vermitteln ja einen Eindruck, zu was man damals schon in der Lage war.
Vielerseits richtig bedauert wurde da doch eher der Verlust der Unschuld im Umgang mit dem schlichten Volkslieds, wo eben der Jäger durch den grünen Wald jagend das Wild daherschießt, weil´s ihm so gefällt (und nebenan das lustige Zigeunerleben stattfand) usw. Das Problem war deshalb vor allem, dass man an nichts anknüpfen konnte/wollte, was am Ende die Falschen gut fanden oder gar mit einstimmten. Ähnlich, wie im Zuge einer neuen Bewusstheit gegenüber den Inhalten des Schlagers, die von Leuten wie Gildo Horn zu einer herrlichen (weil erlösenden) Ambivalenz zelebriert wurden, auch die "echten" Schlagersänger (und ihre Ralph Siegels) wieder Erfolge feierten.
Der kulturell-fortschrittliche Geist Deutschlands, der durch die Nazis wirklich großen Schaden genommen hat ist m. E. nach der, der zur Entwicklung des Dadaismus, der 12-Ton-Musik, des Blauen Reiters, der Bauhaus-Idee (inkl. seiner synästhetischen Experimente), zu diversen Utopien (z. B. die Verglasung der Alpen) u. a. geführt hat. Dafür, dass derlei "Unsinn" bis in die 70er Jahre keine Lobby hatte, war so manche volksbeseelte Natur dem Führer noch lange dankbar.
Die Spielart der Comedian Harmonists war doch für niemanden problematisch, oder?
Grüße
Oliver