Warst du auch im Zoopalast und hast dir die 70mm-Vorführung gegeben?
Falls irgendein Berliner das vorhaben sollte: Finger weg. Es klingt vielleicht verlockend, die Qualität der Vorführung ist allerdings unter aller Sau. Alle hellen Flächen flackern, was das Zeug hält (habe schon von Leuten gehört, die davon Kopfschmerzen bekommen haben) und der Rest ist etwas zu dunkel.
Jemand, der sich bei Mitarbeitern erkundigt hat, meinte, dass die gesagt haben, das sei schon seit der ersten Vorführung so und sie wüssten auch nicht woran es liegt und besser ginge es nicht. Aber bieten das trotzdem zum Aufpreis an.
Moral von der Geschicht: Nicht auf den Leim gehen! Es gibt ja immer noch IMAX.
Der Sound war allerdings bombastisch. Hans-Zimmer-Orgelgedröhnbass zusammen mit donnernden Raketentriebwerken machen mal wieder den halben Film. Sollte man sich wirklich im Kino geben.
Warum nun Interstellar derjenige Nolan-Film ist, der die Masse spaltet, ist mir allerdings schleierhaft. Die Kritikpunkte, die ich mitbekommen habe, könnte man eigentlich auf jeden seiner Filme anwenden. Und er selber sagt auch, dass an seine Filme irgendwie immer höhere Maßstäbe angelegt werden als bei anderen, und dass er sich der Logiklücken seiner Filme sehr wohl bewusst sei, diese sonst den meisten allerdings eh nicht auffallen würden. Hier anscheinend schon.
Mir persönlich ist allerdings die innere Logik eines Nolan-Films ungefähr so egal wie die eines Transformers-Films. Sie ist eigentlich unwichtig und sowieso nicht wirklich vorhanden und ohne sie macht es einfach mehr Spaß. Man muss einfach lernen seine Filme nicht so ernst zu nehmen wie sie sich selbst.
So sollte man auch an Interstellar rangehen, der erwartungsgemäß expositionell "erzählt" ist, und bei dem alle offensichtlichen Sachen erklärt werden und alle nicht ganz so offensichtlichen gar nicht. Die emotionalen Momente wirken etwas deplatziert und wenn es sie gibt, sind sie etwas übertrieben und kommen oft aus dem nichts. Ich freunde mich auch immer mehr mit dem Gedanken an, dass Christopher Nolan eigentlich ein Roboter ist (ich nennen ihn einfach Erkläromat 3000), der nur 0 und 1 kennt. Seine Figuren sind entweder gefühlskalt und distanziert oder bestehen plötzlich nur noch aus Trauer/Wut/Freude/Verzweiflung/wasauchimmer und sind unfähig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Zwischen zwei seiner Figuren gibt es entweder gar keine Beziehung oder sie ist urplötzlich einfach da. Komischerweise wirkt bei Interstellar der Roboter menschlicher (da er als einziger spontane Sprüche raushaut oder auf das, was andere sagen, eingeht) als der Rest der Besatzung. Vielleicht konnte er sich mit dem am besten identifizieren.
Doch selbst wenn sich Nolan mit menschlichen Gefühlen anscheinend nur auf rationaler und logischer Ebene befassen kann und der ganze Film sich nicht zwischen erklärbarer Wissenschaftlichkeit und Sci-Fi-Romantik entscheiden kann, gibt es niemanden, der das ganze so auf die Leinwand bringen könnte wie er.
Und es gab schon lange niemanden mehr, der Hans Zimmer zu so geiler Musik inspiriert hat.
Interstellar hat trotz seiner Makel auf jeden Fall genug Anziehungskraft um ein sehenswerter Film zu sein. Gerade, wenn man sich (wie ich) mal wieder einen schmucken Science-Fiction-Film gewünscht hat, der einen ins Kino zieht.