Achtung, Übertreiberpost:
So strunzdoof fand ich Avatar jetzt auchnicht. Ich fand es nur erschreckend, dass er technisch so innovativ ist, aber inhaltlich das totale Gegenteil. Unabhängig von der Kopie des Plots von Pocahontas (welchen ich nie gesehen habe, daher ist mir das damals nicht aufgefallen) hatte ich bei jeder zweiten Szene das Gefühl, sie schon mal gesehen zu habe.
Das gilt vermutlich sogar für jede Szene. Genauso wie das für fast jede Szene jedes zweiten Spielfilms gilt, inklusive Pocahontas. Die, die's erfunden haben, waren entweder Shakespeare oder die Griechen. Solange man aber gekonnt abschreibt, kommen immerhin solide Plots raus. König der Löwen ist auch ne Kurzfassung von Hamlet.
Soviele Arten von Spannungsbögen gibts nun auch nicht.
Man muss sowas erzählen können, das ist alles. Dann ist es relativ einfach und sehr effektiv.
ich saß da nicht und dachte mir "Oh Gott, ist der Film dämlich".
Ich hatte nur damit Probleme, dass Sully ja quasi alles in seine Kamera geplappert hat und, als sie ihn mit seinem eigenen Zitat, die Typen wären da auf friedlichem Wege einfach nicht wegzubekommen (was ja seine Mission war), konfrontiert haben, er total aufgelöst war und bla....hat der Amnesie oder was? Oder glaubt er nicht an sowas wie Konsequenzen?
Das hat mich jedenfalls gestört, als ich ihn zum ersten Mal im Kino gesehen hab. Bis zu diesem Punkt war ich komplett hin und weg über alle Ohren begeistert.
Genau nach besagtem Beknacktheitsmoment kam dann die Pause (der gleiche Moment hat mich beim zweiten Mal (Recut) nicht mehr so gestört, irgendwie mir das da etwas besser erklärt vor), nach der Pause wurde dann anderthalb Stunden nur rumgeballert und nix Interessantes passierte mehr. Der Plot war vorher auch nebensächlich, man war einfach von dem Planeten da begeistert. Der übrigens in 2D nur halb so geil rüberkommt. Wenn überhaupt.
Dazu muss ich noch sagen, dass der dritte Cut, der rauskam, der DVD Extended Cut oder wie auch immer der sich nennt, mit Abstand der flüssigste ist. Ist 15 Minuten länger als der erste - der zweite war 9 Minuten länger als der erste, es waren einfach nur ein paar Szenen länger, war aber recht bedeutungslos. Bemerkt habe ich nur mehr Haarsex - diese Viertelstunde macht aber ne Menge aus. Ich will jetzt nichts spoilern, aber es gibt ein paar Plot-Details, die ich an einigen Stellen unheimlich wichtig finde, weil sie einer Figur mehr Tiefe verleihen (jaja, Tiefe, ihr habt richtig gelesen
) oder einen Handlungsbogen etwas geradebügeln. Es passt einfach alles besser zusammen. Ist runder. You catch my drift.
Wenn es einen Film gibt, den ich als Tech Demo sehen würde und wo ich mir dachte "Oh Gott, ist das dämlich", dann wäre das Skyline
Ich stimme für Transformers. Welcher auch immer. Der Trailer zum neuen sieht auch leonopterisch grandios aus. Zum andern tun einem Leute wie John Malkovich, John Torturro und gerade Frances McDormand Leid, da sie gerade Geldprobleme zu haben scheinen.
Ich finde diesen Look der vor allem durch Camerons Kamerasystem erreichbar ist total geil. Diese über das komplette Bild gezogene Schärfentiefe ist der Wahnsinn und erholsam weit von der klassischen Kinoästhetik entfernt.
Kann ich irgendwie unterstreichen. Ich war begeistert davon, wie es der Film schafft, einen damit in seinen Bann zu ziehen. Wäre auch das erste und bisher einzige mal, dass ich, "plastisch", "3D" und "Film" in einem Satz verwenden würde.
Natürlich war das Bildgeruckel bei Kameraschwenks etwas nervig, aber daran arbeitet Cameron ja jetzt. Peter Jackson filmt den Hobbit gerade, soweit ich weiß, mit dieser 60-fps-Technik. Beziehungsweise wird das ja wohl eh immer so gemacht bei digital, aber irgendwas ist da jetzt anders.
Jetzt wird es auch so releast und nicht nur so gefilmt.
Ja gut, das ist durchaus korrekt, aber Technik hängt in meinen Augen nicht mit dem Film zusammen.
Das wichtigste beim Kino überhaupt ist ja, zu wissen, was für Möglichkeiten man hat, was man machen kann und sollte und was nicht.
Eins meiner Lieblingsbeispiele ist Modern Times. Den finde ich heute noch krass und der ist tausend Jahre alt.
Einfach weil Chaplin ein Genie war und genau wisste, was Kino ist und was man damals machen konnte.
Ich ertappe mich auch dabei, wie ich nicht drumrumkomme, neuere Filme in HD angucken zu müssen, einfach weil ich es kann, weil mir die technischen Möglichkeiten zugänglich sind. Darüber, dass das alles cool und sauber aussieht, nimmt man die Mittelmäßigkeiten, die man sich reinzieht, dann leichter in Kauf.
Wenn ich mir dann aber ne Howard-Hawks-RomCom aus den 40ern angucke, mit wenig Kontrast und releasetechnisch bedingt kleiner Auflösung, fällt mir auf, wie unwichtig so ein Kram ist, wenn der Vibe einfach stimmt. Gerade bei Howard Hawks, der seiner Zeit - besonders was Humor und Frauenrollen angeht - weit voraus war. Finde ich.
Es macht dann zwar vielleicht etwas mehr Spaß, einen total gutaussehenden, nichtssagenden FIlm von 2008 zu gucken, oder einen von 1948, aber man vergisst beide gleichermaßen schnell.
Drama und Thriller sind ja auch eher Genres die in einer bereits bekannten Welt spielen, weswegen 3D da dementsprechend überflüssig ist. Bei bildästhetisch betontem Arthouse würde sich das aber eigentlich gar nicht schlecht machen. Zumindest dann, wenn es nicht mehr Neuland ist, und man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann.
Ich bin gespannt was Regisseure wie Tarantino daraus machen aber als Drama/Arthouse/Thriller Fan seh ich wenig Potential für diese Genres in der 3D Technik.
Da wäre ich auch mal gespannt. Aber Tarantino wird vor den Coens vermutlich der letzte sein, der was in 3D macht. Obwohl er wohl etwas neidisch auf Avatar war. Da der wohl dem "Everest", den er mit Kill Bill besteigen wollte, in seinen Augen näher kam als Kill Bill. Aber wie man den Herren kennt, ist er inzwischen wohl wieder anderer Ansicht. Ich finde Kill Bill jedenfalls everestiger als Avatar. Substanz ist halt immer noch die Grundlage des Kinos.
Und auf das Release von The Whole Bloody Affair kann ich erst recht nicht warten, dass soll ja die Kacke sowas vom Mond rocken. <- (Weder hat diese Floskel eine Bedeutung, noch gibt es sie wirklich.)
Nu noch kurz zu Four Rooms:
Die erste Szene fand ich früher auch doof, die passte irgendwie nicht in den Film. Beim letzten Mal Gucken fand ich einige Sachen aber ganz witzig.
Die zweite Szene ist so herrlich surreal oder nichtreal oder wie auch immer man das bezeichnen soll. Die gibt sowieso lauter Andeutungen und sogar Hinweise (die sich gar nicht so selten direkt widersprechen), wer jetzt spinnt, was nun passiert und in welchem Zimmer Ted sich überhaupt befindet, und wie er das Szenario überhaupt in der kurzen Zeit, in der sich die beiden Bälger um die Fernbedienung streiten, durchbekommt.
Die dritte, mit den Blagen, hat auch ihren eigenen schönen Humor (Latino-Klischees und ungezogene Kinder) und endet dementsprechend im Chaos. Mit der Szene sind dann außerdem alle Sachen abgehakt, vor denen der Opa ihn gewarnt hat.
Und genau da setzt dann auch die letzte Szene an, die coolerweise auf alles, was Ted vorher passiert ist, Bezug nimmt. Einfach, wie sie dramaturgisch gestaltet ist, wie Chester Ted mit seinem aggressiven Charme einlullt, wie alle Andeutungen irgendwann auf einen gemeinsamen Nenner kommen (Tarantino halt...) und, natürlich, das Ende mit dem typischen Tarantino Moment (sehr schnelle, rhythmische Cuts, Konzentration auf eine Schlüsselhandlung), bei dem man gleichzeitig laut loslacht, es genial findet und sich in die Hose macht. Oder sowas.
Genau wie in Pulp Fiction (Headshot), Kill Bill (Elles Auge), oder Death Proof (Autoramme von hinten beim Desinfizieren
).
Klar, bei Jackie Brown gibt's Melanies Tod und bei Reservoir Dogs....auch irgendwas, aber die sind da nicht ganz so stark.
Find die Szene außerdem schauspielerisch stark, viel Dialog, viel Timing erforderlich, die 10-Minuten-Einstellung (ich glaube so lang war die), usw...
Alles Sachen, die man von Tarantino kennt, aber das ist eine meiner Lieblingsszenen überhaupt, weil die einfach so perfekt durchinszeniert ist. Ich liebe das, wenn sich die Spannung sowieso schon spürbar verstärkt, das Tempo sich erhöht und das zusätzlich durch die filmischen Mittel nochmal so unmissverständlich gemacht wird. Das hat sowas einfältig-liebenswertes.
Diese Testosteron-IQ-Mischung hat einfach was ansprechendes.
Das ist alles, was mir jetzt dazu eingefallen ist. Zum Konvertieren wird's wohl nicht reichen...ist für mich einfach so ein origineller Feelgood-Comedy-Film, den man immer gucken kann.
EDIT:
Apropos visualle Efekte: TRON Legacy, ein Absolutes muss.
Mich hat bei dem beeindruckt, dass der mit der modernen Optik so ein trashiges 80er-Flair hinbekommen hat. Irgendwie fand ich das cool, dass man einfach gesehen hat, dass das Menschen mit Kostümen waren, die sich auch sonst vom Hintergrund irgendwie abgehoben haben, aber es hatte soviel Stil, da war das einfach egal. Vllt wäre der Film ohne das sogar schlechter, wer weiß...