Fender Stratocaster Custom Shop vs alte originale aus den 70ern

  • Ersteller Whiskey
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Ein gutes Beispiel wie sich Expertenmeinungen widersprechen können:
Manfred Zollner behauptet in "Physik der Elektrogitarre", dass die Holzart und die Korpusform (Solid, Semi etc.) klanglich eher zu vernachlässigen sind und es hauptsächlich auf die PUs bzw. die Elektronik allgemein ankommt.
Dies legt er, auch für Laien, plausibel dar.
Helmuth Lemme hingegen, stellt auf seiner Seite http://www.gitarrenelektronik.de und in seinen Fachartikeln ähnliche Überlegungungen an und kommt zu dem Schluss, dass PUs ein weitaus kleinere Rolle spielen als bisher gedacht und vielmehr die Bauweise und das Material einer Gitarre ausschlaggebend für den Klang sind. Beim Lesen wirkt seine Darstellung ebenfalls schlüssig.
Wer hat denn nun Recht?
:gruebel:
 
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Helmuth Lemme hingegen, stellt auf seiner Seite http://www.gitarrenelektronik.de und in seinen Fachartikeln ähnliche Überlegungungen an und kommt zu dem Schluss, dass PUs ein weitaus kleinere Rolle spielen als bisher gedacht und vielmehr die Bauweise und das Material einer Gitarre ausschlaggebend für den Klang sind. Beim Lesen wirkt seine Darstellung ebenfalls schlüssig.
Wer hat denn nun Recht? :gruebel:

Lese ich da auf den Internetseiten nicht raus:confused: Lemmes Buch selbst kenne ich allerdings nicht :gruebel:

Hier gehts ja eigentlich um "Fender Stratocaster Custom Shop vs alte originale aus den 70ern". Ich denke da kann es ganz schonend für den eigenen Geldbeutel sein, dass man in seine Kalkulation einbezieht, dass es u.U. die schon erwähnten psychoakustischen Effekte gibt, die den eigenen Höreindruck beeinflussen (z.B. durch geschicktes Marketing). Man hört quasi, was man hören will bzw. hören soll.

Ist an sich m.E. nichts Verwerfliches. Auch bei mir schwingt z.B. bei Gibson oder Fender auf der Kopfplatte was Legendäres mit, wofür ich bereit bin etwas mehr zu bezahlen ;) Nur eben keine Unsummen.

Wahrnehmungsbedingte Selbsttäuschung, gibt es übrigens nicht nur bei der individuellen Hörwahrnehmung. Gestern kam im Fernsehen z.B. eine Sendung, in der u.a. verschieden Biere, von 20 Designstudenten, miteinander verglichen werden sollten. Dazu wurden diese gemixt und jeweils die gleiche Mischung in die Flaschen der verschiedenen Hersteller (billig bis premium) gefüllt. Die Biermarke auf der Flasche konnten die Studenten beim Test sehen. Nur ein Student, bewertete abschliessend alle Biere als gleichschmeckend :eek:

Grüsse

mathez
 
Es gibt auch noch viel simplere Studien:
Probanden bekamen im Rahmen eines Versuches Kaffee serviert. Einmal aus einer roten Kanne und aus einer blauen Kanne. Sie sollten den Kaffee aus beiden Kannen probieren und später bestimmen welcher wärmer war.
Nahezu alle Versuchsteilnehmer fanden den Kaffee aus der roten Kanne wärmer, obwohl in beiden Kannen derselbe, gleich warme Kaffee drin war.
Der Grund ist klar: rot = assoziiert Wärme, blau = assoziiert Kälte
Ähnliche Studien gibt es auch mit dem menschlichen Gehör. Hinzu kommt noch, dass der Mensch ein sehr schlechtes Klanggedächtnis hat.
Wenn also jemand sagt "Diese Gitarre klingt schlecht!" ohne gleichzeitig eine andere als Vergleich zu hören, kann bezweifelt werden,
dass er eine authentische Erinnerung abrufen kann, die dieses Urteil glaubhaft untermauert.
Das gilt natürlich nicht für extreme Beispiele, wie z.B. mikrofonische, matschende oder pfeifende Pickups.
 
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...die bei weitem bessere Gitarre ...

Schade, dass das alles Rory Gallagher nicht gewusst hat! ;) Der kaufte seine erste Stratocaster wegen der Farbe! Zu der Zeit waren rote Strats so beliebt, dass ein Musiker, der eine solche bestellt hatte, die falsch gelieferte sunburst-farbene nicht nehmen wollte (er hatte wohl etwas an den Ohren) und Rory kam so günstiger an seine Gitarre. Dauernd herumgebastelt hat er daran wohl nicht, nur u.a. unterschiedliche Mechaniken eingebaut - Mystiker werden sagen: er wollte auf der einen Saite einen anderen Ton haben ;) - und andere Pickups. Dabei hörte er nicht mal, dass sich durch seinen Schweiss, unter dem Schlagbrett ein grosser Pilz gebildet hatte, bis die Gitarre ausfiel! Schlimm, vielleicht hätte aus dem ein guter Gitarrist werden können. :rolleyes:
 
Schade, dass das alles Rory Gallagher nicht gewusst hat! ;) Der kaufte seine erste Stratocaster wegen der Farbe! .... Dabei hörte er nicht mal, dass sich durch seinen Schweiss, unter dem Schlagbrett ein grosser Pilz gebildet hatte....

Ein sogenannter Roryling (nicht zu verwechseln mit dem Röhrling):D
 
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Schade, dass das alles Rory Gallagher nicht gewusst hat! ;) Der kaufte seine erste Stratocaster wegen der Farbe! Zu der Zeit waren rote Strats so beliebt, dass ein Musiker, der eine solche bestellt hatte, die falsch gelieferte sunburst-farbene nicht nehmen wollte...

Das mit den roten Strats war scheinbar echt so ein Hype.

 
@ Bagotrix

Ich habe keinen Grund, deine Erfahrung in Frage zu stellen. Ich fand das Beispiel nur frappierend, aus den Gründen, die ich schrieb und weil es eben so leicht passiert, dass "offensichtliche" Gründe hergenommen werden, weil sich einem andere Dinge nicht immer (auf den ersten Blick) erschließen.

@ Soulagent79

Wem man glauben soll? Solange sich nicht eine Sichtweise als allgemein bewiesen und anerkannt durchsetzt, glaubt man eben an die Sichtweise, die einem am einleuchtendsten ist... Deswegen wird ja auch immer wieder diskutiert...

Ich finde u. a. recht einleuchtend, was Kraushaar in seinen Texten schreibt (wenn man den satirischen Unterton weglässt)... Bspw.:
http://www.kraushaar-gitarren.de/cms/schwingung.html oder andere Texte dort zum Thema "Tonholz", "Lacken" oder auch zu den Zusammenhängen von "Ansprache", "Sustain" und "Resonanz" usw. . Und solange mir keine einleuchtendere Erklärung angeboten wird oder meine Erfahrungen dem widersprechen, bleibe ich halt dabei... Andere glauben eben an etwas anderes, was auch o. k. ist. Man sollte vielleicht nur schauen, dass "das Marketing" nicht mit reinen "Werbeaussagen" sozusagen das Kommando bekommt.
 
Aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich sagen, dass bei einer Strat, egal ob vintage oder neu, das Holz eher zu vernachlässigen ist, was die Tonbildung angeht.
Erstens war Leo Fender Pragmatiker, er baute seine ersten Strats aus Erle, weil Erle günstig und in großen Mengen erhältlich war. Als besonders gutes Tonholz war sie allerdings nicht bekannt. Wäre er damals an große Mengen Linde, Ahorn, Agathis oder was weiß ich gekommen, dann hätte er die Strats daraus gebaut. Das zweite Argument ist, dass bei einer Strat die Saiten in einem Stahlblock enden, der in einem Hohlraum hängt.
Sie sind also weitestgehend vom Holz abgeschirmt. Bei einer Paula hingegen ist das anders. Bridge und Tailpiece stellen eine direktere Verbindung zwischen Holz und Saite her.
Das sind die Schlüsse, die ich für mich selber aus den diversen Fachpublikationen ziehen konnte. Kann natürlich auch falsch sein.
 
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Aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich sagen, dass bei einer Strat, egal ob vintage oder neu, das Holz eher zu vernachlässigen ist, was die Tonbildung angeht...

Hi,

ich hab' hier:

https://www.musiker-board.de/modifi...r-erle-korpus-vs-erle-korpus.html#post5839394

mal ein klein wenig zugegebenermassen laienhaft experimentiert. War mir wichtig, weil Lesen allein von Lemme, Kraushaar, Regensburg & Co ist nur die eine Sache.

Gruß Michael
 
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Hallo erstmal,
also da kann ich folgendes dazu sagen: Ich spiele seit 40 Jahren E Gitarre. Und meine erste war eine Fender Stratocaster - Sunburst lackiert, dreipunkt verschraubt, ohne Jammerhaken und hatte einen sehr guten Sound. Sogar so gut, dass ich mich heute in mein Hinterteil beißen könnte, weil ich sie so um 2000 (Jahr) verkauft habe. Ach so, das wichtigste hätte ich jetzt fast vergessen! Es war eine Japan Strat Baujahr 1972. Mir war die Dreipunktverschraubung am Hals sogar wichtig. So konnte ich den Hals etwas nach oben oder unten drücken. Ich zahlte - ähm meine Mutter vielmehr - damals 1200.- DM mit einen 12 lead Marshall Amp zusammen. Also, ich kann nichts schlechtest über meine Strat sagen. Aber das war halt die, ja genau die eben.

Fazit: Wenn Du Dir einen Gitarre kaufst, dann setze Dich kurz hin und überlege Dir was Du willst. Dann gehe in den Laden Deines Vertrauens und teste. Teste solange bis Du das findest was Du willst.

Ich spiele heute immer noch Fender Stratocaster. Meine Hauptgitarre ist eine Deluxe Baujahr 2011, auch Sunburst lackiert. Ich kann am Lautstärke Regler (Potie) so ein kleinen Knopf in der Mitte drücken und habe dann nochmal ein paar Sounds zur Verfügung. Und meine zweite ist eine weiße Mexico Strat. Dreipunkt verschraubt mit Tremolo. Die hat aber eine voll Modifizierung bekommen. Ich baute da ein anderes Schlagbrett ein bestückt mit Duncan SJBJ / SDBR / SL59 Loaded Pickguard Everything Axe W/ 2 Toggles PA/WH Kannst ja mal das Ganze kopieren und Googlen.

Ich hoffe Du findest die Richtige - die eine, die Dich Dein ganzes Leben begleitet. Und nicht verkaufen!!!!
 
Hehe, der Klassiker das Thema. Es gibt keine Antwort. :great:

Weil es mir aber wie vielen anderen Spaß bereitet darüber zu palavern bitte:

Ich durfte in meinem Leben bisher 4 originale Strats spielen die teilweise sogar so aussahen wie die Heavy Relic Dinger. O-Ton: "Hat mein Bandkollege in den 70ern in die Hecke geworfen und wollte sie liegen lassen - hab sie dann halt mitgenommen ..." oder so ähnlich. :evil:

Was man den Dingern jedenfalls nicht absprechen kann ist "Mojo". Und dieses "Mojo" finde ich für mich persönlich eigentlich zu ausreichender Menge auch bei aktuellen, künstlich gealterten Instrumenten.

Von den 4 Strats die ich gespielt habe (übrigens keine Tele - sind die eig. seltener?!) war die jüngste irgendwie aus Mitte der 70er, die anderen aus Anfang - Mitte 60er irgendwann (ist ja auch egal). Jedenfalls fiel mir auf dass:

1. (mindestens eine) weiß grundiert war - sieht man ja nicht so oft irgendwie im Custom Shop glaube ich
2. die sehr dünn klangen / sehr kalt gewickelt
3. eigentlich beschissener zu spielen waren als die CS Modelle (ich vermute vielleicht wegen dem Compound Radius?!!)
4. mir das Spielen keinen Spaß gemacht hat weil ich höllisch aufgepasst habe / aufpassen musste dass nicht irgendwas kaputt geht
5. die 70er seeeeeeeeeeehr schwer war
6. die 70er einen fetten D-Hals hatte
7. die 60er Hälse für mein Empfinden recht schlank waren. Ich mag das aber kann gut sein dass das für den Durchschnitt too much ist.
8. sich die 60er sehr filigran angefühlt haben ... irgendwie anders von der Korpusform ... naja, vielleicht spinne ich auch. :ugly:

Das ist nur mein persönliches Empfinden ... außerdem wurden die Gitarren vorher nicht extra eingestellt. Waren also so wie der Besitzer sie halt da hatte.

Folgendes Gedankenexperiment:
Wenn ich mich zwischen einer alten und einer jetzigen CS entscheiden müsste die ich geschenkt bekommen würde und ich sie nicht verkaufen dürfte um daraus Gewinn zu schlagen - es also nur auf das Spielgefühl und das Handling / Ton ankommt - wüsste ich nicht was ich nehme. Das muss man wirklich von GENAU DEM Instrument abhängig machen. Pauschalisieren kann man da gar nichts.

Ich habe - jetzt mal völlig fernab von einem bestimmten Hersteller - schon sehr günstige, top eingestellte Gitarren gespielt die allenfalls mit neuen Pickups aufgewertet wurden (insgesamt < 300 Euro NP, alleine die Pickups schon > 100 Euro NP ...). Natürlich habe ich auch sehr teure Instrumente gespielt die geil waren - wobei man sich da selbst hinterfragen muss ob sie das wirklich sind oder ob man es sich nur einbildet weil der Koffer duftet und man auf einer roten Ledercouch sitzt. Andererseits habe ich auch schon Gitarren gespielt die für mein Empfinden höchstens 1/10 des Kaufpreises wert waren. Teilweise mit desolaten Fertigungsmängeln oder einfach nur grätig eingestellt ... dass teilweise bei Gitarren > 1500 Euro kein Koffer und nur eine Tasche dabei ist ist ein Witz. Und wenn schon eine Tasche dann auch eine richtig richtig gute die auch mal umfallen kann. Die gibt es.
 

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