Hab mir das Video zur Hälfte angeguckt. Es geht offenbar um einen Gitarristen, der sich mit einem Masterbuilder unterhält.
Der Gitarrist bekommt zuerst eine USA Standard in die Hand gedrückt, sagt ein paar Fachwörter, worauf der Masterbuilder mit "interessant!" antwortet.
Demzufolge nach läge der Unterschied zwischen CS und Standard in der Verarbeitung:
- Wie sind die Kanten abgrundet?
- Besteht der Korpus aus 1-2 Teilen oder aus 3-4 Teilen?
- Sind die Bünde korrekt abgerundet? (Dabei wird außer 8 gelassen, dass abgerundete Bünde bei Strats zu Problemen führen kann)
- Angeblich sei der Sattel bei der USA Strat nicht korrekt abgerichtet.
Die Äußerungen sind für Fender die Höchststrafe.
Als aller erstes achte ich bei einer Gitarre auf die Abrichtung des Sattels, dann auf die Bundstäbchen. Nur: ich erwarte von einer USA Standard, dass alles perfekt ist. Das hat nichts mit dem Unterschied CS vs. Standard zu tun!
Dann hat er eine Mexiko in die Hand genommen und auf die Lackierung geachtet.
1. Wen interessiert die Lackierung? Als CS-user:in erwarte ich eine grottenschlechte Schelllack-Lackierung, was den eigentlichen Charme der aged Instrumente ausmacht.
2. Von einem maschinengemachten Instrument erwarte ich absolute Perfektion, während ein handgemachtes Instrument Verarbeitungsfehler (z. B. in der Lackierung) haben darf. Daran erkennt man die Handarbeit. Das alles hat nämlich nichts mit dem Klang zu tun.
3. Ich habe alle meine Fender Gitarren zerlegt und festgestellt, dass Mexiko bodies genau so schwer sind wie hochpreisige Fenders.
Nur: bei den teuren Instrumenten ist die elektronik- Fräsung Vintage, also nur das nötigste. Die Mexiko bodies haben eine grobe Fräsung. Zudem wurden irgendwo Löcher reingebohrt, vermutlich zu dem Zweck, um schneller lackieren zu können, andere Löcher sind lediglich dazu da, um den Korpus leichter zu machen, um dem Konsumenten leichtes, schwingungsfähiges Holz vorzugaukeln.
4. Der Masterbuilder sucht sich das Holz aus. D. h. er muss an einem rohen Stück Holz erkennen können, ob es geeignet ist. Das geht sicherlich nach Optik (massiv Riegelahorn ist um ein mehrfaches teurer als normal gemasertes Ahorn.). Viel wichtiger ist: Der Gitarrenbauer klopft gegen das Holz und kann anhand des Geräusches erkennen, ob es geeignet ist. Das kann ein Gitarrist nicht, dazu muss man eine Ausbildung als Gitarrenbauer haben (die die Fender Masterbuilder nicht haben? Man weiß es nicht). Auf jeden Fall würde ich beim Testen die Gitarre abklopfen und dann
ohne amp spielen. Erst dann erschließt sich einem alles.
5. Es gibt einen extremen Preisunterschied zwischen frischem Möbelholz und abgelagertem Holz. Von einer CS Strat erwarte ich mind. 20 Jahre gelagertes Holz. Das Blöde ist nur, dass man solche Unterschiede erst nach mind. einem Jahr Besitz und Üben erkennt. Aber der Preisunterschied ist enorm. Man darf davon ausgehen, dass bei den USA Standard nur frisches Holz verwendet wird. Was nicht unbedingt schlecht sein muss. Von daher: am besten gebraucht kaufen. Da bekommt sogar das Aging umsonst.
6. Zu den Hälsen: Bei den Mexiko Hälsen wird schnell wachsendes Ahorn verwendet. Das ist weich. Jede Schraube geht da butterweich rein. Braucht man nicht vorzubohren. Demgegenüber die hochpreisigen Fenders (muss nicht unbedingt CS sein, reicht schon Yngwie Malmsteen Strat oder Tony Franklin Signature Bass) ist das Ahorn vom Hals viel härter! Da muss jede Schraube vorgebohrt werden, sonst bricht die Schraube ab!!! Bei manchen Hälsen muss das vorgebohrte Loch genau zu Schraube passen, sonst geht sie nicht rein. Die Unterschiede im Ahorn sind extrem. Das Problem ist, dass man das als Laie an der Optik nicht erkennen kann. Für Bassisten geht es etwas leichter: Wenn der Korpus leicht ist und der Hals schwer, dann ist ein guter Fender Bass kopflastig! Auch vom Klang her haben es Bassisten leichter: Ein guter Bass hat definierte Höhen und einen schwingungsfähigen Korpus: Wenn man den Korpus ganz fest an sich drückt, dann strömen die Schwingungen (ohne amp!) durch den Körper. Das gibt einem ein gutes Gefühl. Dieses Gefühl gibt es bei Gitarristen auch, ist aber nicht so intensiv. Aus dem Grund macht es mehr Sinn, für einen Bass viel Geld auszugeben als für eine Gitarre. Als Gitarrist würde ich lieber in einen teuren Amp investieren. Ausnahme wäre, wenn der Gitarrist in dem Video recht hätte und bei allen USA Standards wäre der Sattel nicht richtig abgerichtet. Dann sollte man die Dinger in die Tonne kloppen.