Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon

Da kann man mit raten, auf welche Sängerinnen angespielt wird.

Echt? Das entgeht mir bislang. Also, man hört zwar mal Vergleiche zu Adele oder Meghan Traynor. Aber weniger aufgrund ihrer Kostüme :D ...

Nein, wegen der Stimmpower natürlich! ;) Wobei man sagen muss: Ihre Money Notes hat Netta zwar am Dienstag getroffen, aber die Hookline "I'm not your toy" war doch reichlich pitchy.

Vermutlich ist das mit einer der Gründe, warum sie jetzt tatsächlich nicht mehr die Top-Favoritin, sondern auf den dritten Platz in den Wetten abgerutscht ist.

Die neue Favoritin der Buchmacher heißt Eleni Foureira und tritt für Zypern an (hatten wir hier bisher mWn tatsächlich noch nicht verlinkt):





Hier sieht man die entgegengesetzte Entwicklung zu Netta:

Israel hat ein aufwändiges Musikvideo gemacht, das die Erwartungen irre hoch geschraubt hat - und wenn sie dann live hinter diesen immensen Erwartungen zurückbleibt, sind alle zwangsläufig enttäuscht. Auch Nettas gesangliche Fähigkeiten, wenngleich nicht grundsätzlich schlecht, wurden dadurch mMn ein wenig überschätzt. Dasselbe ist Francesco Gabbani letztes Jahr passiert; das Staging konnte einfach nicht mit dem Video mithalten. Die Belgierin hat das am Dienstag sogar die Finalteilnahme gekostet.

Elenis Musikvideo ist dagegen weniger beeindruckend, dafür dreht sie live mehr auf. Und bei dem hart autogetunedten Studio Cut hieß es auch lange Zeit, sie könne live überhaupt nicht singen; da sind die Leute jetzt eher positiv überrascht. Schweden hat dieses Prinzip schon seit Jahren kapiert und zieht deshalb einfach seine Bühnenperformances gleich wie Musikvideos auf; die offiziellen Musikvideos von Schweden sind dagegen oft ziemlich spartanisch produziert.

Klar ist Elenis Performance hauptsächlich nur Gewackel mit sekundären Geschlechtsmerkmalen, aber so schnell zu tanzen und dabei nicht aus der Puste zu kommen, ist schwieriger, als es vielleicht aussieht.

Musikalisch geben mir beide Lieder nicht viel; vor allem, da Eleni als Künstlerin insgesamt in Sachen "feministische Propaganda-Songs" Netta in nichts nachsteht:




In Bezug auf das erste Halbfinale hatte ich 7 von 10 richtig, so wie ungefähr jedes Jahr. Ich glaube, das höchste, was ich geschafft habe, waren 8, aber eigentlich machen Überraschungen es ja spannender :p .

Meistens jedoch werde ich negativ überrascht, in dem Sinne, dass meine Lieblinge rausfliegen. Diesmal war es anders herum, da hatte ich schon nicht mehr auf eine Qualifikation von Albanien und Litauen zu hoffen gewagt, und jetzt sind sie doch weiter. Mit etwas mehr Hoffnung hätte ich also 9 von 10 richtig tippen können... aber bei einer Vorhersage will man das eigene Wunschdenken ja eigentlich eher ausblenden :) .

Privat hatte ich zwar Armenien noch gegen Aserbaidschan ausgetauscht; dachte, die kämen mal wieder unverdientermaßen weiter, hauptsächlich wegen des besseren Stagings. Ändert letztendlich aber nichts, sind nämlich beide draußen.

Aserbaidschan verliert damit seinen Status als "Immer-Qualifizierer".

Die einzigen verbleibenden Länder, die noch nie ausgeschieden sind, sind Russland, die Ukraine und Rumänien.

In einer fairen Welt würde heute Abend mindestens ein weiteres dieser Länder seinen "Nimbus" verlieren :) . Und vielleicht passiert das ja auch tatsächlich. Das Ausscheiden von Griechenland und Aserbaidschan am Dienstag hat gezeigt, dass bei einer wenig beeindruckenden Bühnenperformance auch Diaspora-Voter (=Griechen, die in anderen europäischen Ländern leben und daher für ihr Heimatland anrufen können) nicht unbedingt geneigt sind, zum Hörer zu greifen.

So, wie die Russin alle Töne versemmelt (bzw. ihre Background-Sänger, die sind auch nicht besser), muss sie eigentlich ausscheiden.

Interessant ist, wer statt ihrer dann weiter käme, wenn das denn klappt. Malta wäre ein potentieller Kandidat. Allerdings ist sie "eingequetscht" zwischen anderen Favoriten, das könnte es ihr schwer machen, ähnlich wie bei dem Weißrussen am Dienstag.

Ich persönlich lege mich jetzt fest und sage: Wenn Russland nicht weiterkommt, dann Montenegro. Balkan-Balladen haben stets eine klare Zielgruppe beim ESC, genau wie Rocksongs. Wenn Montenegro sich bisher qualifiziert hat, dann war das immer mit einer Balkan-Ballade, und diesmal haben sie die einzige im Rennen.

Dass Serbien und Slowenien als ex-jugoslawische Länder für sie anrufen dürfen, plus Russland und Ukraine, das kann sicherlich auch nicht schaden :) .
 
Oops, da habe ich mich wohl vertan mit Montenegro... die experimentellere, weniger mainstreamige, serbische Variante des Balkanpop war der Zielgruppe offenbar lieber.

Naja, 8/10 richtig diesmal. Polen und vor allem erstmals Russland raus! Rumänien ebenso. Alle Länder, die sonst berühmt-berüchtigt für "Punktegeschiebe" durch ihre große Diaspora sind - namentlich Griechenland, Azerbaidschan (=durch türkische Voter), Russland, Polen und Rumänien - sind dieses Jahr im Finale nicht mit von der Partie.

Ich sage mal grob die Top Ten voraus, wobei es jetzt primär darum geht, wer in den Top Ten landet und wer nicht - weniger um die genauen Plätze.
  1. Zypern
  2. Israel
  3. Frankreich
  4. Ungarn
  5. Estland
  6. Tschechien
  7. Moldawien
  8. Schweden
  9. Dänemark
  10. Bulgarien
  11. Deutschland
  12. Ukraine
  13. Norwegen
  14. Litauen
  15. Australien
  16. Albanien
  17. Österreich
  18. Finnland
  19. Niederlande
  20. Spanien
  21. Portugal
  22. Italien
  23. Irland
  24. Serbien
  25. Slowenien
  26. UK

Deutschland ist bei den Buchmachern ja seit kurzem hoch im Kurs. Ich denke, wir haben Chancen auf einen Top Ten-Platz, wenn es uns gelingt, eine ähnliche emotionale Resonanz zu erzeugen wie Salvador Sobral letztes Jahr. Ansonsten scheint mir ein Platz im Mittelfeld zwischen 10 und 20 wahrscheinlich. Das ist zwar nicht hoch gegriffen, aber da Deutschland in den letzten Jahen nur noch ganz hoch oder ganz tief gelandet ist und das Mittelfeld verlernt hat, wäre das schon mal nicht schlecht :) .

Litauen drückt ähnlich auf die Tränendrüse, hier ist die Frage, inwiefern der Beitrag uns oder doch eher der Romanze aus Spanien Punkte abgräbt. Auch Ieva ist vor ein paar Tagen plötzlich in die Top Ten der Wetten geklettert.

Ansonsten:
Für einen Sieg Zypern spricht, dass sie kurz vor Ende der Show kommen, ein auffälliges Staging und einen tanzbaren Song haben, der genau das Gegenteil von dem ist, was letztes Jahr gewonnen hat, nämlich "Fast Food-Musik". Trends wechseln bekanntlich schnell beim ESC, weswegen es auch nur selten funktoniert, den Vorjahressieger nachzumachen.

Die Juries werden wahrscheinlich Frankreich und Israel lieben. Die könnten also gewinnen, wenn sie der gemeinsame Nenner von Publikum und Jury sein sollten und sich Zypern dagegen als reiner Publikumsliebling entpuppt. Jedoch könnte auch die Jury bei Zypern das Staging belohnen.

Generell hat die Startreihenfolge auf die Jury eine geringere Auswirkung als aufs Publikum, weil die Jury auf jeden Fall die komplette Show gucken muss - die gehen nicht zwischendurch raus aufs Klo, schalten um oder erst spätet ein. Deshalb könnten die auch eher frühe Starter, wie z.B. Estland, mit Punkten belohnen, die das Publikum bis dahin vielleicht schon wieder vergessen hat.
 
Iralnd dürfte aufgrund des Themas (und der guten Performance des Musikers) auf mehr als 23 kommen?!
UK "nutzt" wohl der Zwischenfall nicht wieder ganz hinten zu landen?

Mal sehen, ob China nächstes Jahr ausstrahlt?
Dieses Jahr fiel der ESC ja kurzfristig in China aus (da man die irische Performance nicht zeigen wollte).
 
Auf den oberen Plätzen sehe ich:

#1 Italien
#2 Schweden
#3 Weißrussland
Ok, Weißrussland ist raus, bei Schweden war die Performance etwas zu schwach. Jetzt sehe ich Slowenien und Estland weiter vorne. Aber was weiß ich schon. ;)
 
Schräg das alles, sehr schräg :eek:
 
Tja, Netta, du hast dir deine Zielgruppe selbst ausgesucht - und jetzt erntest du, wo du gesäht hast :D :

https://web.de/magazine/unterhaltun...ssismusvorwuerfe-spalten-fangemeinde-32963658

Buchstäblich niemand anderes würde sich für so einen Unsinn wie "kulturelle Aneignung" interessieren, aber diese Klientel eben schon.

Und so sehr ich den Song hasse, ihn in einem Atemzug mit der Echo-Performance von Kollegah und Farid Bang zu nennen ist von dem Artikel schon reichlich überzogen. Aber wenn irgendwer meint, auf die Suche nach Rassismus gehen zu müssen, heißt es bekanntlich schon lange "nuance is dead".
 
Die Diskrepanz zwischen Jury und Televoting war jedenfalls extrem groß - vor allem bei Schweden, und der Abstand zwischen 1. und 2. beim Televoting gegenüber dem zwischen 2. und 3. ...

Hat's das in der Form schon Mal gegeben?
 
Wie ich vorher schon schrieb, werden im Video Anleihen an eine ganze Reihe Musikerinnen gemacht.
Bei Nettas Outfit fiel mir einzig das Cover von Björks "Homogenic" ein. Daher auch die Frisur...
 
Wie ich vorher schon schrieb, werden im Video Anleihen an eine ganze Reihe Musikerinnen gemacht.
Bei Nettas Outfit fiel mir einzig das Cover von Björks "Homogenic" ein. Daher auch die Frisur...

Wäre ja interessant gewesen, wenn das irgendjemand von Bloggern, Kommentatoren, Zeitungen o.ä. mal aufgegriffen werde. Aber die waren die ganze Zeit nur mit ihrem "empowerment"-Kram dran.

Oder sie waren sich wie gesagt über die Verwendung der Miezekatzen - in diesem Fall "MeToo-Katzen" :D - am empören.

Die Diskrepanz zwischen Jury und Televoting war jedenfalls extrem groß - vor allem bei Schweden, und der Abstand zwischen 1. und 2. beim Televoting gegenüber dem zwischen 2. und 3. ...

Also, es kam schon wiederholt vor, dass es nach Jury und Televoting verschiedene Sieger gegeben hätte:

2015: Televote-Sieger Italien, Jury-Sieger Schweden --> Jury-Sieger = echter Sieger
2016: Televote-Sieger Russland, Jury-Sieger Australien, Ukraine bei beiden zweitplatziert --> wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte; Sieger = Ukraine
2017 waren sich Jury und Televoter mit Salvador Sobral einig.
2018: Televote-Sieger Israel, Jury-Sieger Österreich --> Televote-Sieger = echter Sieger

Es ist also nicht so, wie man manchmal in einem Moment des Frusts vielleicht glauben mag, dass die Jury pauschal das Anrufer-Ergebnis überschreibt, oder die Anruferstimmen die der Jury. Der größte gemeinsame Nenner von beiden gewinnt.

Eine große Diskrepanz zwischen Jury und Televote wird jetzt wieder einmal als Grund herangezogen, dass die Jury wegmüsse, weil sie "out of touch with the public" wäre. Das Argument alleine zieht jedoch nicht, denn der Sinn einer Jury ist ja nicht, den Zuschauern nach dem Mund zu plappern, sondern im Gegenteil, das zu würdigen, was Qualität hat, aber vielleicht nicht bei so vielen Zuschauern gut ankommt.

Seltsamerweise belohnen die Juries aber gerade, wenn es um Schweden und Australien geht, eher den Mainstream-Pop, von dem man erwarten würde, dass er besser beim Publikum abschneidet; das Publikum hingegen ist es, das oft z. B. Italien gewählt und damit auch die intelligenten Texte der italienischen Beiträge belohnt hat - obwohl viele im Publikum die wohl gar nicht direkt verstehen.

Da scheint es fast, als hätte manch ein Fernsehzuschauer, der aber ESC-Freak ist und sich ein halbes Jahr lang vor der Show mit den Beiträgen befasst, mehr Ahnung von den Songs als jemand, der zwar vermeintlicher "Profi" ist, aber dann nur kurzfristig in die Jury berufen wird und sich für den ESC selbst eigentlich nur bedingt interessiert. :)

Und das stellt dann durchaus wieder die Existenzberechtigung der Juries infrage; denn wofür braucht man Experten, wenn die auch genauso nur nach persönlichem Geschmack stimmen wie jeder andere auch?
 
Dass es Fälle gegeben hat, in denen Jury und Televoting nicht auf derselben Wellenlänge lagen - schon klar. Aber auch welche, in denen - wie in den genannten Fällen - Welten dazwischen lagen (oder auch zwischen zwei Plätzen beim Televoting: ca 25% zwischen Nummer 1 und Nummer 2)?
 
Und das stellt dann durchaus wieder die Existenzberechtigung der Juries infrage; denn wofür braucht man Experten, wenn die auch genauso nur nach persönlichem Geschmack stimmen wie jeder andere auch?

ich würde sowohl die existenzberechtigung als auch die zusammensetzung in frage stellen. was sind die besonderen qualifikationen eines mike singers und einer lotte nochmal?
 
@saitentsauber : Teilweise kommen solche Diskrepanzen auch durch stark unterschiedliche Leistungen von Kandidaten in den Jury- und Fernsehshows. Der Australier Isaiah etwa hat letztes Jahr in den Fernsehshows oft ein paar Stimmgymnastiken probiert, die dann schief gegangen sind, und das Publikum hat ihn dafür abgestraft. In den Juryshows aber muss er wohl besser gewesen sein, und die haben das entsprechend belohnt.

Manchmal fragt man sich "Das verstehe ich nicht! Haben die etwa eine andere Show gesehen als ich?"

Kurz gesagt: Ja. Haben sie. :)
 

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