Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon

So, den schwedischen Vorentscheid Melodifestivalen - bzw. das Finale davon - haben wir uns dann heute tatsächlich mal per Livestream zu Gemüte geführt. Insbesondere, da mein Bruder ein bisschen Schwedisch gelernt hat und jetzt auch kürzlich zweimal dort war, war es ganz interessant, zu sehen, wie viel man da so versteht.

Und es hat der gewonnen, von dem wir es befürchtet hatten. Kennt ihr das, wenn man den Schnelldurchlauf sieht, und bei einem Lied schon genau weiß: "Ach ja, das wird es garantiert werden, ich weiß nur nicht, warum."?

Ähnlich wie schon letztes Jahr oder bei dem belgischen Lied von 2015 kommt mir die Performance aufgrund des exzessiven Geposes plus hohem Falsett-Gesinge extrem affektiert vor. Witzigerweise waren alle drei Kandidaten - Loic Nottet, Robin Bengtsson, und auch jetzt Benjamin Ingrosso - in Interviews eher bescheiden. Aber auf der Bühne wirken sie dann wie eingebildete Schnösel.

Allein dieses ewige Nicken über die Schulter hat so was von einem provozierenden "eh, was willst du eigentlich?"

Schweden - Benjamin Ingrosso - Dance You Off



Sehr viel sympathischer kommt da Norwegen daher. Der altbekannte Fidelbubi und ehemalige ESC-Gewinner Alexander Rybak ist wieder am Start... und nimmt sich zum Glück nicht allzu ernst. :D
Ich denke, ihm ist klar, dass es ohnehin an Unmöglichkeit grenzt, an seine damalige Leistung anzuknüpfen (er hielt ja den Punkterekord bis zur Einführung der Doppelwertung von Jury und Televotes im Jahr 2016).
Der Song spaltet auf jeden Fall, einige finden's lustig, andere finden's peinlich, aber wie gesagt, es zählen ja nur erstere - denn nur die werden dafür anrufen.
Ich habe es mal zusammengefasst als "Upfjord Funk", und viele auf YouTube scheinen mir da bereits wenige Stunden nach Veröffentlichung zuzustimmen :) .

Norwegen - Alexander Rybak - That's How You Write A Song
 
Schweden - Benjamin Ingrosso - Dance You Off

Aha, eine Mischung aus Michael Jackson und Thomas Anders. :D Aber sehr gut produzierter Song meiner Meinung nach. Das Intro fand ich am Anfang wenig interessant, aber mit dem Einsetzen des Beats wurde es sofort cool. Er trifft auch fast alle Töne. :great: Sehr gut gespielte Gitarre gut hörbar reingemischt, Vocoder dezenter. Die Mischung gefällt mir super. Gut klingende Kompressoren und so. :D Den Beitrag aus Weißrussland fegt diese Nummer m.E. ganz schön weg, weil ich Ähnlichkeiten in den Stimmen der Sänger finde. Aber die schwedische Nummer fetzt. Weißrussland wird natürlich trotzdem ihre Fans finden.
 
Aha, eine Mischung aus Michael Jackson und Thomas Anders.

Ich habe einige auch schon sagen hören Michael Jackson + Justin Bieber... ;)

Aber ja, wenn Rybaks Song "Upfjord Funk" ist, dann ist der Schwede "Mikael Jåksson" :D .
 
Ich habe einige auch schon sagen hören Michael Jackson + Justin Bieber... ;)
Justin Bieber habe ich vielleicht 1-2 mal zufällig gehört, Michael Jackson und Modern Talking hatte ich dagegen noch als Schüler auf Schaltplatten und habe wahrscheinlich tausendmal gehört. ;)

Aber ja, wenn Rybaks Song "Upfjord Funk" ist, dann ist der Schwede "Mikael Jåksson" :D .
Gefällt mir immer noch besser als Justin Timberlake. Als Schauspieler fand ich ihn gut, aber seine Michael Jackson Nachmache finde ich nur peinlich. Hier dagegen keine Nachmache, sondern 50% Übernahme. :tongue: Und die anderen 50 % – ob Anders oder Bieber, gefällt mir jedenfalls besser als Anders oder Bieber aus Weißrussland. ;)
 
Bis auf Georgien sind alle Beiträge bekannt! Bevor also die Komplettübersicht kommt, habe ich mal ein paar der "artistischeren" Songs herausgesucht. Für all jene, denen beim ESC tendenziell zu viel "Fast Food-Musik" dabei ist: Vielleicht werdet ihr ja hier fündig! :)

Litauen - Ieva Zasimauskaité - When We're Old

Das Mädel hier halte ich für die stärkste Konkurrentin für unseren Michael Schulte - nicht, weil sie unbedingt das stärkste Lied des Wettbewerbs hätte, sondern weil sie sich an eine ähnliche Zielgruppe richten dürfte.
Litauen war - neben Deutschland - das Land, mit dessen Beiträgen ich am seltensten etwas anfangen konnte; dafür gefallen sie mir dieses Jahr gleich beide :) , während andere, normalerweise stärkere Länder deutlich schwächere Sachen schicken. Verkehrte Welt?


Belgien - Sennek - A Matter of Time
Und hier die exakt entgegengesetzte Haltung zum selben Grundproblem :D :
"Es ist alles eitel, aber ich möchte nicht dran denken, also lenk mich bitte ab." Ungefähr das war auch die Aussage des letztjährigen französischen Beitrags "Requiem". Mir persönlich gefiel die französische Interpretation besser, die Stimme dieser Dame hier ist mir gerade bei dem "crushing against THE walls"-Part etwas zu kreischig. Aber es ist einer der Favoriten, wohl auch aufgrund der atmosphärischen Ähnlichkeit zu Belgiens vorherigem Beitrag, "City Lights".


Inhaltlich kann man Sennek insbesondere dann zustimmen, wenn man in der Nähe des belgischen Dinosaurier-Atommeilers Tihange wohnt :p ...

Lettland - Laura Rizzotto - Funny Girl
Das "Funny Girl" ist offensichtlich das weibliche Äquivalent zum "Nice Guy": Brasi-Lettin, 23, sucht Weg aus der Friendzone: "You're looking at her, she's looking at you / I'm falling apart, what can I do / To make you feel that way about me, too?"
Insert joke here :) . Also entweder über eine gewisse Twitterkampagne, oder darüber, dass das klingt, als sei sie bereit, den Angebeteten mit ihrer Konkurrentin zu teilen! Denn sie singt ja "too", nicht "instead"... :D


Portugal - Cláudia Pascoal - O Jardim ("Der Garten")
Hier geht es inhaltlich um dasselbe wie bei Michael Schulte - mit der Kernaussage: "Wenn du nicht mehr da bist, kümmere ich mich um deinen Garten."
Ob das wörtlich gemeint ist, oder sich nur auf die Blumen am Grab bezieht, ist mir noch nicht ganz klar ;) .


Estland - Elina Nechayeva - La Forza ("Die Kraft")
Alle Jahre wieder verirrt sich jemand aus der Oper zum ESC. In dem Fall singt sie sogar über dieselbe "forza del destino" wie der Opernsänger letztes Jahr :) .
Der E-Musik-Experte wird zwar vermutlich die Schottlandflagge über seinem eigenen Geschmack hissen und sagen, dass das hier ja immer noch "keine echte Klassik" ist. Nö, ist es auch nicht, vom Genre her - die Gesangstechnik ist aber trotzdem dieselbe, und die muss erst einmal beherrscht werden. Auch sie wird extrem gehyped - mal gucken, ob's zur "Königin der Nacht vom 12. auf den 13. April" reicht...
 
Ok, die letzten Töne aus Estland beeindrucken. :claphands:

Belgien ist jetzt der erste Song, den ich in diesem Kontext höre, der sich nach einer Homerecording-Demo anhört. Drums sind wahrscheinlich von Native Instruments oder so. Sprich, mal schnell eins der mitgelieferten Presets aufgerufen – fertig.

Von Israel bin ich nun aber doch enttäuscht. Die haben für die Dame doch tatsächlich einen 08/15-Pop-Song gemacht. Vielleicht geben sie ihr wenigstens die Gelegenheit etwas Live-Performance mit ihrem Looper zu machen.
 
Bezüglich Israel habe ich mir eher wieder gedacht: Ich hasse Klischees, weil sie so oft zutreffen :) . Wieso gibt man denn übergewichtigen Sänger(inne)n dann auch immer gleich Songs übers Übergewichtig-Sein? "I'm a beautiful creature" wird nicht automatisch wahr, nur weil sie das behauptet. Sie könnte buchstäblich über alles mögliche andere singen, dann könnte ich sie genauso ernst nehmen wie jeden anderen Künstler auch.

Case and point:







Wie diese in der Community sehr beliebten Songs zeigen, ist der ESC nun wirklich die letzte Veranstaltung, die eine Toleranz-Predigt notwendig hätte - schon gar nicht, wenn man sich dafür als "stupid boy" beleidigen lassen soll.

Über die Angemessenheit der "Body Positivity"-Bewegung in einer Zeit, wo auf jeder Zigarettenschachtel Hinweise über Gesundheitsgefährdung stehen, kann man sowieso separat noch einmal streiten.

Aber wenn man denn schon unbedingt einen "Body Positivity"-Song machen will: This is how you do it! :)

 
Und damit sind wir komplett! Diesmal alphabetisch, um niemanden zu beeinflussen:

 
Die Songs sind zwar gut produziert (außer Belgien, weil kein richtiges Mixing), das meiste ist aber Einheitsbrei, mal rockiger, mal poppiger, peinliche Kopien etc. Folklore mal ausgenommen. Serbien? Wenigstens kein internationaler Einheitsbrei, aber wohl auch keine großen Chancen auf einen guten Platz.

Auf den oberen Plätzen sehe ich:

#1 Italien
#2 Schweden
#3 Weißrussland

Russland: So ein großes Land hätte keinen besseren Song für die Sängerin machen können? Oder dachten sie vielleicht, lohnt sich eh nicht, weil aus politischen Gründen eh kein guter Platz zu holen wäre? Na gut, dann wird eben Weißrussland einen guten Platz holen.
 
In den Wettchancen geht im Moment tatsächlich Israel am meisten ab... :eek: Hoffe mal, das ist ein genauso kurzlebiger Hype wie mit Italien letztes Jahr. Ein klarer Overdog im Vorfeld macht nicht nur den Wettbewerb langweiliger, wenn derjenige quasi nur zum Trophäe-Abholen vorbeikommt... in dem Fall ist das sogar das Lied, das bei mir auf dem allerletzten Platz steht, also würde ich alles mögliche lieber gewinnen sehen als das.

Belgien und Estland sind jedenfalls auch noch hoch im Kurs. Finnland und Spanien haben ihre Fans, aber für einen Sieg wird es in beiden Fällen vermutlich nicht reichen (wenn traue ich es eher noch den beiden Spaniern zu).

Tschechien dürfte auf jeden Fall dieses Jahr seine beste Platzierung ever erreichen - und kloppt sich ausgerechnet mit Schweden um dieselbe Zielgruppe :D .

Schweden wird wie immer irgendwo in den Top Ten landen; allerdings empfand ich letztes Jahr "I Can't Go On" schon als eine schlechtere Version von "Heroes", und diesmal geht es mMn noch einen Schritt zurück. Produktion und Staging werden zwar wie immer top sein, aber der schwedische Song geht halt dynamisch nach dem ersten Refrain nirgendwo mehr hin, der bleibt die ganze Zeit so.

Russland: So ein großes Land hätte keinen besseren Song für die Sängerin machen können? Oder dachten sie vielleicht, lohnt sich eh nicht, weil aus politischen Gründen eh kein guter Platz zu holen wäre?

Ähnlich wie auch schon bei der polnischen Teilnehmerin von 2015, Monika Kuczynska, merkt man halt leider als erstes, das mit Rollstuhl nicht mehr gut schmettern ist. Dafür braucht's eben auch viel Atemhilfsmuskulatur im Rumpfbereich, die nicht mehr wie vorgesehen funktioniert. Gerade das Rumgebelte ist aber bei pompösen ESC-Balladen oft von Nöten, damit sie den gewünschten Impact haben.

Bei Yulia Samoylova kommt hinzu, dass das ja eine angeborene Geschichte ist (spinale muskuläre Atrophie). Ich weiß nicht, ob das vom Rücken ausgehend auch teilweise die Gesichtsmuskeln betrifft; mir ist jedenfalls nur aufgefallen, dass Yulia sowohl letztes als auch dieses Jahr kaum unterschiedliche Gesichtsausdrücke zeigt. Möglich ist es ihr auf jeden Fall, wie man ab und an sieht, aber ich schätze mal, es ist anstrengender?

Jedenfalls wirkt die Performance für mich total maskenhaft. Wenn das irgendwas mit der Krankheit zu tun hat, hätte ich Verständnis dafür, auch wenn es die Erfolgschancen dennoch nicht gerade verbessert. Ansonsten müsste ich's hingegen einfach auf fehlende "Schauspielfähigkeiten" schieben.



Insgesamt betrachtet dürfte es Russland weder letztes noch dieses Jahr um irgendwas gegangen sein. Letztes Jahr hat man sie gewählt, weil man einen Vorwand suchte, der Veranstaltung fernzubleiben, aber lieber Kiew die Absage hat erteilen lassen statt umgekehrt (ich nenne das mal "Bismarck-Taktik" :) , den anderen provozieren, bis der den Köder schluckt und dann nachher als Aggressor dasteht). Dann hat man allerdings groß getönt, man würde Yulia als "Entschädigung" im folgenden Jahr schicken - und jetzt muss dieses Versprechen eingehalten werden, damit Russland nicht erneut sein Gesicht verliert.

Wirklich Mühe gegeben hat man sich aber ganz offensichtlich mit keinem ihrer beiden Songs. Denn man muss sich bewusst sein: Leonid Gutkin, der Komponist ihrer beiden ESC-Beiträge von 2017 und 2018, ist derselbe, der auch diese zwei Nummern für Russland geschrieben hat:





Beides so dick aufgetragen, dass man fast schon :igitt: möchte... aber man mag davon halten, was man will: Eigentlich versteht es Gutkin, die richtigen emotionalen Knöpfe zu drücken - wenn er denn will...

Na gut, dann wird eben Weißrussland einen guten Platz holen

Möglich; dafür muss der junge Mann aber noch gehörig an seinen Live-Vocals arbeiten:

 
Möglich; dafür muss der junge Mann aber noch gehörig an seinen Live-Vocals arbeiten:


Es könnte aber auch schwer darauf ankommen, unter welcher Nummer er auftritt. Das sollte am besten die Zeit sein, wo die Zielgruppe schon besoffen genug ist, sich an der Intonation nicht zu stören, aber auch nicht ganz am Schluss der Show, wo die Zielgruppe dann schon unter dem Tisch liegt, um überhaupt anrufen zu können. Beim Televoting jetzt. Die Jurys entscheiden wohl nach anderen Kriterien und haben sich ihre Meinung wahrscheinlich schon an Hand dessen gebildet, was schon aktuell verfügbar ist.
 
Es könnte aber auch schwer darauf ankommen, unter welcher Nummer er auftritt. Das sollte am besten die Zeit sein, wo die Zielgruppe schon besoffen genug ist, sich an der Intonation nicht zu stören, aber auch nicht ganz am Schluss der Show, wo die Zielgruppe dann schon unter dem Tisch liegt, um überhaupt anrufen zu können. Beim Televoting jetzt.

Ganz ehrlich, wenn man sich auf solche variablen Faktoren verlassen muss, dann scheint mir bestenfalls eine mittelmäßige Platzierung drin ;) .

Ich fürchte derzeit tatsächlich einen Sieg von Israel, weil es keinen ähnlichen Song gibt, der in dieselbe Kerbe haut und ihr Stimmen abjagen könnte. Wie gesagt, ähnliche Songs richten sich an eine ähnliche Zielgruppe und zoffen sich daher um dieselben Stimmen.

Schweden, Norwegen und Tschechien etwa stellen alle einen "funky boy" mit viel Ausstrahlung. Einer von dreien wird die Leute mehr mit seinem Charme bezirzen, und die anderen landen dann deutlich dahinter, nicht etwa alle drei auf hintereinander liegenden Plätzen.
Litauen könnte das Gleiche wie gesagt mit Deutschland machen - sofern sie sich mit ihrem relativ unauffälligen Song qualifizieren.
Frankreich hat zwar eine politische Aussage, die vielen, die Israels Song mögen, auch gefallen dürfte; die Songs sind aber stilistisch zu unterschiedlich, um sich wirklich an dieselbe Zielgruppe zu richten.

Konkurrenz für Israel innerhalb des Genres sehe ich am ehesten bei Finnland und Zypern.

Letzterer Interpretin sagt man sehr mickrige Live-Vocals nach, daher bezweifle ich, dass sie auf der Bühne mit dem Hype mithalten kann, den die bloße Eingängigkeit ihres Songs ausgelöst hat. Außerdem verkörpert sie in ihrem Video genau das Püppchen, das Israel ja gerade nicht sein will (wenngleich die zypriotische Interpretin mit "Ladies (Stand Up)" einen anderen Song vom Stapel gelassen hat, der eher in dieselbe Kerbe haut).

Die Finnin hingegen dürfte eine der stärksten weiblichen Stimmen dieses Jahr haben; leider singt sie unisono mit einer ihrer Background-Sängerinnen, was sehr fehleranfällig ist, wenn auch nur eine von beiden minimal daneben liegt. Würde die Backgroundsängerin stattdessen eine Harmoniestimme singen, würde es weniger auffallen. Außerdem kann sie auf der Bühne die klar an LGBT-Voter gerichtete Message weniger umsetzen als in dem Video.

Der israelische Song schnappt sich schon genug Stimmen derer, die einfach nur auf die Musik achten und den Text ignorieren (der ist ja auch schwer verständlich zwischen all dem Gegacker, abgesehen vom Refrain).
Wenn sie dann noch genug mit #MeToo als Inspiration für den Song hausieren gehen, holen sie sich noch ein paar mehr - verprellen zwar auch wieder einige, nur wie gesagt, die werden nichts dagegen tun können, weil es kaum einen anderen Song gibt, auf den sich der "Rest" der Voter im selben Maße einigen könnte.

Sollten also nicht gerade Belgien oder Estland am Abend des Finales irgend etwas großes auspacken, und falls nicht gerade etwas mit Nettas Looper schiefgeht (was ich ihr nicht wünschen würde, denn egal, wie wenig ich das Lied mag, ich will, dass alle Songs in ihrer optimal dargebotenen Form bewertet werden, d.h. dass sich am besten auch niemand versingt), dann ist Israel klar der größte Favorit.

Italien hat letztes Jahr einerseits durch seinen frühen Startplatz, andererseits aber auch durch das zu dunkle Staging eingebüßt (man sah den Affen kaum). Zudem war der Song einen Halbton tiefer, also weniger "strahlend" als die Studioaufnahme, und Francesco war eben auch nicht der beste Live-Sänger. Von dem Charme aus dem Video hat er live einfach nicht so viel rüber bringen können. Italien hatte zudem viel Momentum verloren, weil es den Song relativ früh gewählt hatte. Dafür hat in der letzten Woche vor dem Finale Portugal plötzlich an Momentum dazugewonnen.

Israel hingegen braucht nur ein paar Tänzerinnen, Netta und ihre Loopstation. :/ Das ist vom Staging her weitaus "safer".
 
Ganz ehrlich, wenn man sich auf solche variablen Faktoren verlassen muss, dann scheint mir bestenfalls eine mittelmäßige Platzierung drin. ;)
Das wären dann halt alternative ausgleichende Faktoren, sollte es mit der Intonation doch nicht so recht klappen. ;)
Und sooo schief war es in dem Video eigentlich auch nicht. Eigentlich immer noch musikalisch, als würde eine Gitarre auf Grund nicht gegebener Oktavreinheit in höheren Bundlagen etwas zu tief klingen. ;) Ob ein guter Platz trotz schlechter Intonation möglich wäre? Die Jurys bestehen ja meist aus Profi-Musiker, oder nicht? Die würden so etwas dann eher nicht durchgehen lassen. Zwar heißt es "Song Contest" und nicht "Vocal Contest", aber die Leistung des Vokalisten bleibt, denke ich, trotzdem wichtig. Wobei es schon mal Nummern gegeben hat, die Top-Plätze ohne Top-Gesangsleistung erreicht haben. Z.B. zweiter Platz im Jahr 2007 für "Sieben, Sieben, Ai lyu lyu, Ein, Zwei, Drei". ;)

Israel hingegen braucht nur ein paar Tänzerinnen, Netta und ihre Loopstation. :/
Die Loopstation könnte wiederum die Jurys beeindrucken, ob das Publikum außer Technik-versierter Musiker es aber auch "versteht"?
 
Ob ein guter Platz trotz schlechter Intonation möglich wäre? Die Jurys bestehen ja meist aus Profi-Musiker, oder nicht? Die würden so etwas dann eher nicht durchgehen lassen. Zwar heißt es "Song Contest" und nicht "Vocal Contest", aber die Leistung des Vokalisten bleibt, denke ich, trotzdem wichtig.

Der Gesang ist sogar das einzige Instrument, nach welchem die musikalische Leistung bewertet werden kann - alles andere ist ja Playback
. Also ist der ESC schon primär ein Gesangs- und Performance-Wettbewerb.

Die Komponisten im Hintergrund, zumindest die hauptberuflichen, schreiben hingegen meist wahllos für jedes Land, das bereit ist, sie zu bezahlen. Klar gibt es da bestimmte Namen, die immer wieder auftauchen, sogesehen ist es also immer noch auch ein "Komponistenwettstreit", aber keiner von denen ist jetzt besonders loyal einem bestimmten Land gegenüber.

Daher auch die Wandlung des Wettbewerbs zu mehr oder weniger "The Voice of Europe"; seit 2008 hatten wir nur noch Solo-Künstler als Gewinner, bzw. einmal ein Duett. Bands haben seit Lordi nicht mehr gewonnen, und auch die serbische Siegerin von 2007 ist nur unter ihrem eigenen Namen angetreten, hatte halt einen Haufen Backgroundsängerinnen dabei, aber zählte im Grunde immer noch als Solosängerin.

Im schwedischen Melodifestivalen ist es sogar noch krasser, da muss nur der Lead-Gesang live sein, die Background Vocals nicht - und je nachdem, wie viele Spuren man übereinander legt, ist das, was Lead und was Background ist, ziemliche Ermessenssache. :) Da wird sich also Benjamin Ingrosso einiges überlegen müssen, wie er seine Harmoniestimmen live macht. Ob ein Vocoder da auch erlaubt ist? Effekte auf dem Gesang generell gehen schon, also z.B. mal Megafon-Sound drauf oder so, aber bei Harmonien weiß ich es nicht.

Looper sind wie gesagt nicht neu dieses Jahr, das war beim zuvor verlinkten letztjährigen norwegischen Beitrag von Jowst und Alexander Walmann auch erlaubt. Bedingung war eben nur, dass DJ Jowst die gerade live gesungenen Samples von Walmann verwenden musste, d.h. er musste sie in dem Moment erstellen.

Das ist vermutlich auch der Grund, warum der israelische Song mit all diesen komischen Geräuschen anfängt - damit Netta live Gelegenheit hat, sie aufzunehmen. Dabei darf sie dann aber natürlich nicht den Klick im Ohr verlieren, denn der Background Track dürfte zu dem Zeitpunkt ja bereits im Hintergrund ansetzen.

Ganz ohne Backing Track habe ich bisher nur reine a capella-Gruppen auftreten sehen, Cosmos aus Lettland etwa (2006) hatten dann am Anfang noch ganz traditionell eine Stimmpfeife in der Hand :D .

Vor Gitarrensoli, oder auch Alexander Rybaks Geigengefrickel 2009 und dieses Jahr, wird man hingegen beim ESC weniger Respekt haben, weil das alles vom Band kommt und im Studio natürlich zurecht geschnitten werden konnte, bis es absolut perfekt klang. Es sei denn, man verlässt sich da auf die Casual-Gucker, die das mit dem Halbplayback nicht wissen. Die Kommentatoren sind nämlich oft etwas zurückhaltend damit, das explizit zu erwähnen. Aber Fakt ist, Livemusik ist seit Jahren explizit verboten, würde bei so vielen Teilnehmern einfach viel zu lange dauern, das alles aufzubauen.

Wobei es schon mal Nummern gegeben hat, die Top-Plätze ohne Top-Gesangsleistung erreicht haben. Z.B. zweiter Platz im Jahr 2007 für "Sieben, Sieben, Ai lyu lyu, Ein, Zwei, Drei". ;)

Du willst jetzt aber auch nicht behaupten, dass es bei dem Lied um den Gesang ging, oder? ;)
Hätte er die Töne nicht getroffen, wäre übrigens vermutlich auch er abgeschmiert. Gerade diese Billignummern verlassen sich oft auf simple, aber eingängige Hooklines. Die müssen dann schon zumindest sauber erkennbar sein, und in dem Fall singt er sie ja mit (auf "nai nai nanana").

Diees Jahr wird damit der zypriotische Beitrag stehen oder fallen :) .
 
Du willst jetzt aber auch nicht behaupten, dass es bei dem Lied um den Gesang ging, oder? ;)
Bei Nummern, die Top-Plätze ohne Top-Gesangsleistung erreichen, kommt es zwangläufig auf etwas anderes als Gesang an. Gut, bei Lordi z.B. könnte man darüber streiten, ob sie wegen des Gesangs oder wegen etwas anderen gewonnen haben. ;)
 
Bei Nummern, die Top-Plätze ohne Top-Gesangsleistung erreichen, kommt es zwangläufig auf etwas anderes als Gesang an.

Gute, logische Herleitung! :D

Wenn ich mal zusammenfassen sollte, was sowohl Lordi als auch "Dancing lasha tumbai" als auch die russischen Omas etc. gemeinsam hatten, wäre es wohl das, was allgemein als "Gimmick" bezeichnet wird: Bei Lordi und Verka Serduchka waren es die Kostüme (Monster bzw. Pailetten-Glitzer), bei den Omas der Ofen und das Backblech sowie die traditionellen Trachten. Nicht zu vergessen hier auch der ukrainische Beitrag von 2011, der zwar durchaus auch anspruchsvollen Gesang hatte, auf den aber niemand geachtet haben dürften, weil alle damit beschäftigt waren, die Live-Kunstwerke der Sandmalerin im Hintergrund zu bewundern.

Im Falle des Weißrussen glaube ich jedoch nicht, dass der LED-Anzug alleine ausreichen wird, um als "Gimmick" von seiner Gesangsleistung abzulenken, falls diese weiterhin auf dem Niveau des Vorentscheids bleiben sollte. Zumal das Gimmick an sich hier auch nichts neues ist, da es in früheren Jahren schon diverse Damen mit LED-Kleidern gab, allein zwei aus Aserbaidschan.

Nicht falsch verstehen, ich finde auch, dass die Melodie des weißrussischen Songs verhältnismäßig stark positiv heraussticht im Vergleich zu den anderen :) ! Gepaart mit den Effekten wird das Ganze düster und atmosphärisch. Gerade aber weil die Melodie so stark ist, ist es absolut essenziell, dass Alexeev sie sauber trifft. Und für das "düstere" sollte der Gesang dann auch von der Stimmfarbe so dunkel klingen wie auf der Aufnahme, wohingegen er live deutlich heller / näselnder klang.

EDIT: Albanien hat den 3 Minuten-Revamp seines Songs veröffentlicht.

Revamp


Original


Ich bin nicht so ganz sicher, was ich davon halten soll :/ . Die Schnitte finde ich relativ gut gesetzt, im Gegensatz zu Italien letztes Jahr - und bei einer Kürzung von 1.30 min ist das alles andere als einfach! So wie ich das sehe hat er die zweite Hälfte der ersten Strophe stattdessen als zweite Strophe verwendet, sodass es kaum auffällt, dass die zweite Strophe komplett fehlt.

Aber warum hat er die Melodie im Refrain so stark abgewandelt und sich die hohen Töne rausgekürzt, obwohl er sie live doch problemlos hinbekommen hat?

Die neue Version ist zwar dynamischer durch die größere Anzahl an Breaks, aber hat dadurch weniger Atmosphäre... vorher erinnerte es mich ein wenig an "Hymn" von Barclay James Harvest.

Bin zwar froh, dass Albanien diesmal nicht wieder auf Englisch übersetzt hat, aber trotzdem wurde hier mMn mehr geändert, als nötig gewesen wäre. :(
 
Zuletzt bearbeitet:
Und da auch die Startreihenfolge bekannt ist, wage ich mal erste Vorhersagen :) .

Die Proben in Lissabon haben zwar noch nicht begonnen, und ich für meinen Teil gucke in diese dann auch oft nicht rein - wenn man die Songs schon zwei Monate vor der Veranstaltung alle kennt, ist das Staging für die Live-Show das Haupt-Überraschungselement, das ich mir gerne noch bewahre.

Das heißt jedoch nicht, dass wir nicht bereits über die Live-Gesangs-Qualitäten der Teilnehmer urteilen können - dafür sind schließlich die Pre-Parties da, wo man Gott sei Dank auch Michael Schulte dieses Mal wieder hingeschickt hat. Zwar hat er sich mit Israel Calling das meistbesuchte Event entgehen lassen, aber naja, Israel ist jetzt sowieso nicht dafür bekannt, Deutschland allzu viele Punkte zu geben ;) . Da waren Amsterdam, Madrid und London schon wichtigere Anlaufstellen.

@Michael Burman: Für den von dir geschätzten weißrussischen Kandidaten sehe ich leider relativ schwarz: Seine Gesangsleistung hat sich zwar gebessert auf den Pre-Parties, er startet jedoch zu seinem Pech direkt nach Israel, dem absoluten Top-Favoriten dieses Jahr. Zudem haben sie den Song deutlich ruhiger gemacht als in der Ursprungsversion, er bleibt sehr lange ein reines Klavierstück, in dem er den Refrain sehr falsett-mäßig singt. Erst in der Mitte gibt er dann mehr Gas und geht in den alten Belt-Modus zurück. Dynamisch-künstlerisch gesehen ist das schön, der Song hat so mehr eine Entwicklung, die er beschreibt. Aber eingequetscht zwischen der politisierten Tanzhymne von Israel und dem Operndrama von Estland muss er alles tun, um aufzufallen, und so wird ihm das vermutlich nicht gelingen, auch nicht mit LED-Anzug. Zudem können weder Freund Russland noch Alexeevs Heimatland, die Ukraine, im ersten Halbfinale für ihn abstimmen.

Für Litauen, das mir ja gut genug zugesagt hat, um das Lied als Rock-Version zu covern :D , sieht es leider ähnlich düster aus: Ieva hängt zwischen Belgien, Tschechien und Israel fest. Die textlich stärkste Passage, nämlich den Schluss, verschenkt sie, indem sie ihn auf Litauisch singt. Ihr Lied ist tatsächlich das einzige, das für mich auf Englisch besser funktioniert als in Landessprache, weil die litauische Version mehr Standard-Liebesliedfloskeln enthält, auch, wenn es eben ungewohnt ist, diese Sprache beim ESC zu hören. Und der Song ist eben im Original komplett ruhig, tut also rein gar nichts, um vor Israel aufzufallen (es gibt noch einen Remix, den habe ich mir aber noch nicht angehört :D ). Sie könnte höchstens davon profitieren, dass Irland und England im ersten Semi abstimmen dürfen, die beide eine relativ große litauische Diaspora haben. Aber die muss eben auch dazu bewegt werden, für den Song zu stimmen. Da könnte der litauische Abschluss-Vers sich dann wieder als hilfreich erweisen ;) .

Fürs erste Halbfinale sage ich also voraus, dass sich die folgenden ersten 10 qualifizieren werden:
1. Israel
2. Bulgarien
3. Estland
4. Tschechien
5. Belgien
6. Griechenland
7. Finnland
8. Zypern
9. Armenien
10. Österreich
-----------------
Ausscheiden werden dagegen vermutlich:
11. Aserbaidschan
12. F.Y.R. Mazedonien
13. die Schweiz
14. Albanien
15. Kroatien
16. Weißrussland
17. Litauen
18. Irland
19. Island

Erklärungen
Das erste Halbfinale gilt als das eindeutig stärkere von beiden; im Endeffekt könnte es sogar sein, dass die von mir hier als Top 5 genannten auch im Finale die Top 5 bilden werden, und der Erstplatzierte aus dem zweiten Halbfinale dann deutlich weiter hinten landet (so war es auch 2010 mit Tom Dice für Belgien; erster im Semi, im Finale "nur" sechster, alle vor ihm aus dem anderen Semi oder Big Five-Länder, inklusive Deutschland mit Lena an der Spitze). In dem Fall sind die Top 5 aber auch noch alle aus der ersten Hälfte des ersten Semis, das ist schon arg eng gedrängt. Wer da dazwischen gerät, hat im Prinzip keine Chance mehr.

Armenien hingegen hat in der zweiten Hälfte einen günstigen Startplatz erwischt. Auch Sevak hätte viel Support in Russland und in der Ukraine, der nützt ihm aber erst im Finale etwas.

Der Österreicher hat sich mMn live als stimmlich sehr stark erwiesen. Wenn sein Gospelchor auch so abliefern kann, dürfte er weiterkommen.

Mazedonien hat durchaus einige eingeschworene Fans, aber sie dürften es nach der äußerst starken ersten Hälfte schwierig haben, die zweite Hälfte zu "eröffnen".

Aserbaidschan hingegen muss die gesamte Show eröffnen, und weil die erste Hälfte so stark ist, kann es gut sein, dass sie darin untergehen, auch wenn sie sich bisher immer qualifiziert haben. Ich würde es ihnen auch wirklich mal gönnen, rauszufliegen; die kaufen sich seit Jahren mit ihrem Öl seelenlosen Professionalismus ein :p .

Die Zypriotin wiederum muss jetzt schon stimmlich wirklich hart daneben semmeln, um noch rauszufliegen. :) Klar, letztes Land hat Lettland es auch geschafft, trotz des sehr dankbaren letzten Starters im Semi und Fan-Hype auszuscheiden. Aber "Fuego" sehe ich diesmal sogar wiederholt in den Top Ten auftauchen, weil offenbar das Kernpublikum des ESC so sehr nach einem Fast Food-Sommer-Song lüstet :D . Salvadors Appell letztes Jahr scheint ja doch dazu geführt zu haben, dass sich viele Lände diesmal ernsterer Themen annehmen. Da ist dem Teil des Publikums, der lieber jedes Jahr eine möglichst unpolitische Party machen möchte, jeder 08/15-Tanzsong recht, wie es scheint...

Nicht zuletzt werden Griechenland und Zypern sich gegenseitig durch pushen.

Die Finnin ist gesangsstark und ein Fanliebling. Muss wie gesagt nur mit ihren Backgroundsängerinnen aufpassen und sich sehr genau über das Staging Gedanken machen.

Island kann im Grunde jetzt schon einpacken. Nicht nur haben sie den klischeehaftesten Eine Welt-Song ever, der selbst hartgesottenen ESC-Fans, die diesbezüglich einiges gewöhnt sind, zu klebrig ist; die Produzenten scheinen das auch zu wissen und haben ihnen mit Slot 2 den denkbar schlechtesten gegeben. Im Finale gilt Startplatz 2 als "verflucht"; im Halbfinale hingegen ist statistisch gesehen Startplatz 3 der schlechteste, aber das macht es auch nicht besser. Den hat Albanien abbekommen. Eugent und Ari können sich jetzt also darum battlen, wer von beiden höher singen kann, aber vermutlich werden die eng gestaffelten fünf Top-Favoriten sie beide gleichermaßen zerquetschen. Ich habe ja noch ein bisschen Hoffnung, dass manch eine Jury zumindest bei Eugent das gesangliche und songschreiberische Talent würdigt, aber naja... Albanien hat nicht viele Freunde, und für einen Platz in den Top Ten des Semis wird das allein dann vermutlich auch nicht reichen. :(

Fürs zweite Semifinale tippe ich auf:
1. Schweden
2. Ukraine
3. Dänemark
4. die Niederlande
5. Australien
6. Ungarn
7. Russland
8. Moldawien
9. Polen
10. Norwegen
---------------
Ausscheiden werden mMn:
11. Malta
12. Serbien
13. Lettland
14. Slowenien
15. Rumänien
16. Montenegro
17. Georgien
18. San Marino

Erklärungen
Schweden nimmt seine LED-Bühne einfach selbst mit und umgeht damit die Einschränkung, dass es in Lissabon keinen eigenen LED-Background gibt. Die ganze Performance schreit: "Guck mal, wie professionell ich bin, deshalb musst du für mich stimmen!" Im Finale wird er dann aber vermutlich deutlich weiter hinten landen.

Dänemark, Holland und Ungarn haben klar umrissene Zielgruppen, und wenn sie die für sich mobilisieren können, dürften alle weiterkommen, da nichts Vergleichbares da ist, das ihnen die Punkte abgraben könnte.

Moldawien fährt sein übliches Rezept von "Trash, aber stolz drauf". Ein Text in schlechtem Englisch gehört da mittlerweile einfach dazu; der Song würde darunter leiden, wenn die Lyrics oder auch das gesprochene Englisch der Interpreten besser wäre! :D Die drei sind aber professionelle Stimmungskanonen, die klar erkennbar Spaß an dem haben, was sie da auf der Bühne machen.

Die Ukraine schließt die Show und ist ein simpel gehaltener Mitmach-Song mit einem charismatischen Interpreten. Selbes Prinzip wie bei Moldawien: Man hat den Eindruck, er selbst versteht nicht so richtig, was er singt, aber meint trotzdem jedes Wort davon! :D

Polen ist die obligatorische Party-Hymne, nachdem ein gehöriger Teil des ESC-Publikums sich dieses Jahr so verzehrt.

Alexander Rybak wird für Norwegen mit seinem Charme, seiner Bekanntheit und der Tanzbarkeit seines Liedes, ähnlich wie Laura Tesoro 2016, vermutlich ins Finale einziehen, dort aber weit hinter dem zurückbleiben, was er 2009 erreicht hat.

Die Malteserin ist live besser geworden, könnte damit Runner-Up werden, aber für die Top Ten im Semi reicht es womöglich trotzdem nicht.

Serbien wagt ein Experiment, das leicht in die Hose gehen kann.

Slowenien hat super Staging und eine Interpretin mit starker Bühnenpräsenz; eingängig ist an dem Lied aber nur der Pre Chorus. Der "Refrain" (mehr ein Tanz-Drop) ist danach eher eine Enttäuschung, und die gerappten Strophen, die ja zudem auch noch niemand außerhalb Sloweniens versteht, dürften auch nicht gerade Extrapunkte geben.

Rumäniens Song ist zwar gefällig, aber genau deswegen auch so middle of the road, dass sich selbst die große rumänische Diaspora nicht unbedingt dazu wird bewegen können, dafür anzurufen. Auch hier haben die Produzenten den berüchtigten Startplatz 2 vermutlich nicht ohne Grund vergeben.

Montenegro kriegt 12 Punkte aus Serbien, das ist genau deren Art von Musik, und das wird sie davor bewahren, Letzter zu werden. Zudem hat der Interpret sich auf den Pre-Parties ganz sympathisch verkauft (Frage: "Do you have a message for your fans?", Vanja: "I don't have any fans, but I do have a message." :D Oder er kommt in den Saal und fragt statt "Seid ihr gut drauf?" o.ä. nur "Hello Amsterdam, are you drunk?").

Georgien darf seinen traditionellen polyphonen Gesang zeigen und dafür Respekt für Authentizität ernten, mehr aber vermutlich auch nicht.

San Marino wird sich leider wieder einmal zum Affen machen: Hier singen eine maltesische Popsängerin und eine deutsche Aushilfsrapperin einen von einer Österreicherin geschriebenen Song, der in einer Crowdfunding-Entscheidungsshow in Bratislava ausgewählt wurde. Die beiden haben noch nicht einmal San Marinesischen Boden betreten. Nichts an diesem Beitrag repräsentiert das Land, von dem Cringe-Faktor, dem von "Heroes" abgekupferten Refrain und den Robotern ganz zu schweigen.

Zustimmungen, Widersprüche, andere Vorhersagen? :D Lasst mal ein wenig diskutieren, ich nutze hier extra die Spoiler-Funktion, damit ich euch nicht wie die letzten Jahre nur mit langen Monologen zutexte, die dann doch keiner lesen möchte.
 
@Michael Burman: Für den von dir geschätzten weißrussischen Kandidaten sehe ich leider relativ schwarz
"Von mir geschätzter Kandidat" wäre etwas übertrieben. ;) Ich fand nur, dass der Song im Vergleich zu anderen Kandidaten durchaus Chancen auf einen guten Platz hätte, zumindest was das Zuschauer-Voting angeht. Den Startplatz nach Israel würde ich nicht als Nachteil sehen. Dass die Nachbarländer nicht abstimmen können, schon eher. Und wenn es fürs Finale reicht, wovon ich trotz allem ausgehe :tongue:, dann werden die Karten eh neu gemischt. Das Finale gucken dann auch verhältnismäßig viel mehr Leute an als die Halbfinalen. Aber die Halbfinalen muss man natürlich trotzdem erstmal schaffen. Na mal schauen. Ich höre mir die Songs vor den Halbfinalen und vor dem Finale jedenfalls nicht nochmal an. :tongue:
 
Ich finde den israelischen Beitrag super.
Da kann man mit raten, auf welche Sängerinnen angespielt wird.
Geht in der Live-Performance natrlich (optisch) verloren.

 

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