Bin ja kein Sprachwissenschaftler, aber "Bedroom-Level" ist ja offensichtlich von "Bedroom-Amp" abgeleitet, womit wiederum umgangssprachlich ein Amp gemeint ist, der bei Gebrauch nicht gleich die Kündigung der Wohnung oder den Rausschmiss aus dem Hotel mit sich bringt. Es spricht ja grundsätzlich nichts dagegen, mit seiner "Axt" auch in's Bett zu gehen, obwohl ich persönlich da ganz sicher eine andere "Lady" bevorzuge; aber es gibt schließlich auch Appartements, Hotelzimmer etc., wo der Begriff "Bedroom-Level" durchaus zutreffen kann, wenn z.B. das Bett im Wohnraum steht.
Das Thema hat also nicht nur eine Berechtigung, sondern ist eins, dass doch sehr viele Gitarristen beschäftigt. In den Beiträgen (auch wenn ich nicht alle gelesen habe) kann man doch resümieren, dass bezüglich der Soundfrage neben den ohnehin sehr unterschiedlichen Vorlieben (manche sind auf der ewigen Suche nach DEM Sound) mindestens genau so viele andere Faktoren eine Rolle spielen - nicht zuletzt die Grenzen der Physik im Allgemeinen.
Weil ich mit so einigen kleinen Übungsamps nie auch nur annähernd zufrieden war (mittlerweile gibt's wohl auch brauchbare Mini-Amps) habe ich auch mal auf Modelling gesetzt, mir einen POD-HD angeschafft, um mit diesem dann via Computer die DAW zu füttern und den Sound schließlich aus den Nahfeldmonitoren auszugeben - schön und gut: der Sound ist ansprechend (Genelec-Boxen), über die DAW (Ableton) kann man allerlei Backingtracks basteln, und vor allem lässt sich die Lautstärke tatsächlich sehr gut den Verhältnissen einer Mietwohnung anpassen. ...... nur leider bin ich damit nie wirklich warm geworden. 1. hatte ich immer das Gefühl, dass die Ansprache der Gitarre nicht wirklich funktioniert und 2. spürte ich immer eine gewisse Latenz - habe alles mögliche versucht, dies über die Einstellungen des Audointerfaces in den Griff zu bekommen, dachte, der Rechner ist zu schlapp, die Treiber sind Sch... etc. ....
Da ich zu hause meistens zu Backingtracks spiele und ich die o.a. "Lösung" deshalb für optimal hielt, hat es lange gedauert herauszufinden, was das genau ist, was mich da eigentlich so massiv stört. Der eigentliche Knackpunkt war, wie sich später herausstellte (jedenfalls für mich), dass ich vermisste, dass der Sound der Gitarre aus einer explizit anderen Quelle her kommen muss als die Backingtracks. Ich bekam einfach kein Feeling, wenn mein Gitarrensound aus der Stereosumme kam - es änderte auch nicht allzu viel, wenn ich die Gitarre z.B. ganz nach rechts pante, während der Rest aus der linken Box kam, weil es für mich ebenso störend war, dass der Gitarrensound generell vom Schreibtisch her kam. (Wer setzt sich schon mit der Gitarre schnurgerade vor den Schreibtisch?) ..... wenn ich mit der Akustik-Gitarre zu hause zu irgend einer Musik spiele, die aus den Boxen oder aus dem Fernseher kommt, habe ich bislang keine Probleme damit gehabt, Feeling zu entwickeln.
Ich habe deshalb lange überlegt, mir einen kleinen Röhren-Combo zuzulegen - möglichst mit Power-Soak, weil ich ahnte, dass ein Amp mit Box (10" oder 12"), der wie gewohnt auf dem Boden steht, während der Backingtrack aus den Monitoren kommt, mein Feeling deutlich verbessern würde. Da mir für diese Lösung alle Röhrenamps einfach zu teuer waren, habe ich mich schlussendlich für einen Boss Katana 100 entschieden und bin mit der Investition von knapp 300,- € für den Heimgebrauch echt glücklich geworden. Es hat lange gedauert, bis ich wirklich Spaß daran hatte, zu hause mit einer E-Gitarre zu spielen. ..... OK, für's Hotel ist der Katana 100 Combo (Transistor-Modelling mit einem 12"er) dann wieder zu groß.
Wie gesagt, dies alles ist vom subjektiven Geschmack und vom Einsatzzweck abhängig - auch zu hause. Für mich jedenfalls ist auch für's Üben der Sound und das Spielgefühl maßgeblich. Und wenn's denn wirklich mal mitten in der Nacht sein muss, gebe ich mich auch mal mit der trocken gespielten Semi zufrieden. Über Kopfhörer spielen ist für mich das Grauen - das halte ich nicht lange aus.
Grüße - hotlick