Bose L1 aus Musikersicht:
Leicht und gut zu transportieren. Genial einfach und schnell aufzubauen. Koppelt nach meinem Dafürhalten wesentlich später als herkömmliche Systeme, man konnte deutlich erkennen, dass Rückkopplungen erst auftraten als ich das Mikro im 90-Grad Winkel direkt auf die Membranen gerichtet habe. Außerhalb der 90-Grad Achse traten keine Rückkopplungen auf. Ich würde als Musiker das System also leicht schräg versetzt hinter mich stellen. Man kann glaube ich, neidlos anerkennen, dass die Idee die Schallerzeugung auf 24 breit strahlende Einzelmembranen aufzuteilen, in der Praxis recht gut funktioniert. Was mich klar von den Socken gehauen hat: Egal wohin ich mich im Radius des 6m-Mikrokabels bewegt habe, ich konnte mich immer gleich gut hören, ein Monitorsystem ist vollkommen überflüssig. Die Gesangs- und Sprachverständlichkeit würde ich mit ausgezeichnet bewerten.
Bose L1 aus Zuhörersicht:
Ob der sagenhaft geringe Schalldruckabfall mit zunehmender Entfernung so zutrifft und was die Messgeräte dann tatsächlich anzeigen, sei mal dahingestellt - aber eines muss man der Anlage lassen: Sie flutet den Raum mit Musik, im Radius von ca. 10m konnte ich, egal an welcher Stelle, kaum Unterschiede in Pegel oder Soundqualität feststellen, selbst in der hintersten Ecke (geschätzter Abstand 20m) war sie noch sehr klar und ausreichend druckvoll. Allerdings ist das Megaphon auch eher schmal und tief gebaut und wir waren 20 Hanseln. Wie das ganze bei voller Hütte oder in einem Raum mit anderer Geometrie aussieht, bleibt offen.
So, nun genug der Lobhudelei. Mag sein, dass ich die Bose-Philosophie an der Stelle nicht richtig verstehe, aber beim ersten Soundcheck mit Konservenmusik rutschte mir ein Die Bässe kannst Du aber in der Pfeife rauchen raus. Die Anlage war angeblich erst zu 1/3 aufgefahren und dennoch klangen die Bässe (dafür dass sie nur spärlich vorhanden waren) sehr angestrengt. Ich hatte sogar den Eindruck dass sie am Limit liefen und teilweise schon anschlugen. Und das, obwohl Bose-Mann Walter 2 der passiven Würfel angeschlossen hatte. Meine Meinung: Lieber die 600,00 für beide Würfel in einen kleinen knackigen Aktivsub investieren. Dann wird die Anlage zwar wieder schwerer transportierbar, aber der Sound dürfte auch ungleich fetter kommen.
Unterm Strich würde ich zur Bose sagen: Für Club- und Kneipengigs OK, ein Duo (z.B. 2 Gitarren und 2mal Gesang) könnte sich in ein L1 teilen, das relativiert dann auch den Preis etwas und man genießt alle Vorteile in Transport und Aufbau. Für größere Locations mit vielen Zuschauern hege ich aber Zweifel an der Durchsetzungsfähigkeit, insbesondere bei Rock- und ähnlichen Konzerten. Auch müsste eine 5-Mann Band weit über 10.000,00 investieren - mit dem Budget kriegt man mit herkömmlichen Systemen mehr als 500 Leute beschallt, das traue ich der Bose einfach nicht zu.
Zur Mackie-Anlage (
Subs Tops) vom Robert: Wenn auch aus Beschallungssicht nicht unbedingt wichtig - Sie gewinnt erstmal meinen persönlichen Designerpreis, sehr sehr chic das Ganze. Im Klang hervorragend transparent, sauber und druckvoll in den Mitten und Höhen. Leider konnte ich sie nicht im Vergleich hören. Was mir auffiel (Robert bestätigte mir es später) eine Senke im Bassbereich bei ca. 100 Hz. Des Rätsels Lösung: In der Konstellation wie aufgebaut, verfügt die Weiche im Subwoofer nur über einen fest fixierten Highpass bei 120 Hz. Solch ein Schwachsinn! Im Top sitzt ein 15 Bass. Der darf nicht in den Kickbassvereich spielen und der 18 Bandpass-Sub kann es scheinbar nicht. Soweit ich Robert aber verstanden habe steuert er im Konzertbetrieb Subs und Tops aktiv an, dann dürfte das Problem aus der Welt sein.
Gefallen hat mir auch der schwarze 15
Eigenbau-Sub vom Rockopa. Mir fehlte zwar wieder der Vergleich (war leider zu spät dran), aber ich konnte feststellen, dass der Sub genau das hat was ich an meinen Yamaha SW115V immer vermisse: Präzisen, harten Knackbass. Vielleicht wage ich mich ja, irgendwann wenn viel Zeit ist, doch noch an einen Selbstbau. Das wäre die ideale Ergänzung für meine
Yamaha S112V, die sich im Vergleich übrigens ganz wacker geschlagen haben. Woran es nun genau lag, daß der
Noir Audio Bausatz so gedämpft rüberkam - man weiß es nicht. Persönlich hatte ich den Eindruck als hinge ein nasses Handtuch vor den Boxen. Die Yamahas spielten insgesamt wesentlich lauter, in den Hochmitten und Höhen mir fast schon zu laut. Ohne Eingriffe am EQ stellten hier wahrscheinlich die EVs die goldene Mitte dar.
Abschließend möchte ich noch den Robert motivieren einen Ablaufplan für das nächste Mal aufzustellen. Super Idee von Dir! Wenn feststeht wann was getestet wird, kommen vielleicht auch noch mehr Interessierte hinzu. Ich kann schon verstehen, dass manch einer mit nicht so großem Anfahrtsweg gern Tops im Vergleich hört, aber an Mischpulten, Party oder Grillen weniger Interesse hat. Evtl. ist die Resonanz dann insgesamt noch etwas höher...
P.S.: @Jens: Nein, Du musst mir nicht 5 überweisen
, das haut schon hin. Das Geld was Rockopa für den Geschenkkorb für Jürgen eingesammelt hat, war glaube ich 10 mehr als er gekostet hat. Ich bringe das nächste Mal einen Kasten Köstritzer Schwarzbier mit, dann passt es wieder.