Der deutsche Beitrag gefiel mir überhaupt nicht, aber nur, weil es halt absolut nicht mein Musikgeschmack ist. Grundsätzlich hab ich aber der Band für Song und Performance überhaupt nichts vorzuwerfen. Sie haben damit in meinen Augen wirklich nichts zu der hinterletzten Platzierung beigetragen.
Dafür sind ausschließlich die Matschbirnen verantwortlich, die die Auswahl getroffen haben, diese Band zum Contest zu schicken. Soweit ich mich erinnere, hat ja das Zuschauervoting Lord of the Lost auf Platz 1 der nationalen Auswahlentscheidung katapultiert. Also haben wir bei den Telefonstimmenabgebern mit entsprechender Masse
entweder absolute Geschmackschaoten,
oder völlige Nullchecker, die einfach keine Ahnung haben, mit was man in einem solchen Wettbewerb aktuell punktet,
oder Saboteure (und das glaube ich schon langsam), die nur dazu aufstehen, um bewusst einen Verliererbeitrag nach oben zu hiefen.
Man könnte sich natürlich auch mal Gedanken machen, was man mit einer Teilnahme, die ja nicht gerade wenig Geld verschlingt (das natürlich von den Bürgern stammt), überhaupt bewirken oder erreichen will.
Es ist ja möglich, dass man eine Message senden oder ein Statement setzen will und es einem daher nicht auf die Platzierung ankommt. So etwas halte ich für legitim. Einen deutschen Beitrag mit (auch) diesem Aspekt hab über die Jahrzehnte außer mit Nicole (Friede), Guildo Horn (sich nicht so ernst nehmen) und Stefan Raab (sich nicht so ernst nehmen) aber nie erkennen können.
Für sogar sehr schön halte ich den Ansatz, dass man wirklich einen Betrag schickt, der die nationale Musikszene repräsentiert (damit meine ich nicht zwingend die Sprache in der der Song ist). Das bringt Abwechslung und Einblicke. Für Deutschland müsste man dann halt einen Schlagerbeitrag schicken und egal wie der abschneidet, er steht halt für die Musik in unserem Land.
Oder man will wirklich mit einem Beitrag teilnehmen, der gute Platzierungschancen hat. Das kann das "Volk" nicht entscheiden, weil dessen Abstimmung von zu vielen Zufällen abhängt und nicht auf tatsächlichen Marktkenntnissen basiert. Musikprofessoren und nationale Produzenten etc. sind auch nicht als ausschließliches Gremium geeignet. Meiner Meinung nach braucht man da vor allem Discjockeys und Musikjournalisten, die die jeweils aktuellen (also nicht vom letzten Jahr) Top-Titel in den (oder zumindest vielen) Teilnehmerländern kennen. Sorry, aber gezielter Einsatz von Fachwissen erscheint mir deutlich fundierter als gewürfelte Zuschaueranrufe von Oma Kaschulke, Mama Petra, dem Punk-Sohn, dem Gamer-Cousin und der Hüpfdohlen-Schwester. Nicht der Geschmack und vor allem die Verfügbarkeit konkreter Anrufer bildet das ab, was man in den einzelnen Ländern gerne hört, von deren Fachjurys und Bevölkerung die Punkte kommen.
Meine Ansätze sollen nicht sein und sind sicher nicht eine abschließende Darstellung der relevanten Aspekte, aber halt so einige markante Gedanken von mir zum Thema.
Für mich ist der ESC aber (wahrscheinlich, weil ich gute deutsche Platzierungen nicht "gewöhnt" bin und sobald der Teilnehmerbeitrag feststeht nicht erwarte) wirklich in erster Line eine Plattform für Einblicke in die nationale Musik in den Teilnehmerländern (auch wenn hier deren Auswahlkriterien jedenfalls mir unbekannt sind). Wann würde ich sonst schon aus den meisten dieser Länder mehr oder weniger gezielt Musik mitbekommen. Und es ist ein Fest, an dem sich Aber-1000e erfreuen - gegen Fußball-Orgien hat ja auch niemand was und deren Aufwand ist auch groß (100-schaften von Polizisten werden ja auch aus dem Staatssäckel bezahlt), und ein Wirtschaftsfaktor, der auch wieder Steuereinnahmen generiert. Also erfreue ich mich daran, hake das Ergebnis des deutschen Beitrags ab, sobald ich weiß, was es ist, akzeptiere, dass die Geschmäcker verschieden sind, und mache meinen persönlichen ESC-Party-Abend.
Sicher ist auf jeden Fall, dass es auch nächstens Jahr wieder einen ESC geben wird, in Schweden denke ich mal, wenn dann da nicht vielleicht grad der Russe vor der Türe steht ...