HI
Ich schreib hier einfach mal was zu meiner Epiphone Les Paul standard:
Ich habe sie gebraucht gekauft, hatte vorher nur 2 schlechte Bilder, die Seriennummer, und die Information, dass sie andere Tuner und Gibson-PUs hat. Hab sie dann für 250 inklusive Koffer bekommen.
Erster Eindruck: Sehr schönes Teil, sauber verarbeitet, unplugged ein guter Klang. Also eingepackt, nach Hause, und am nächsten Tag ab damit in den Proberaum, um sie mal ordenltich durchzurocken, da sind mir dann auch die für epi scheinbar typischen Fehler aufgefallen. Aber eines noch vorneweg: Es handelt sich um ein Instrument aus dem jahr 1996, gebaut in der Tschechei, und ist halt gut 9 - 10 Jahre alt.
Erstmal, der Klangeindruck war sehr gut. Die PUs stammen aus einer Gibson Les Paul Studio, und sind einfach nur sehr gut. Weder clean noch verzerrt war ein matschen zu hören, und der Druck war auch nicht schlecht. Die Bridge klingt sehr kernig und aggressiv, so wie ich es von der Strat her kenne, nur natürlich mit mehr Paula-Anteil, also etwas bauchiger, voller, mit was mehr Druck, wo die Strat eher ein wenig flacher klingt. Liefert ein schönes Brett. Die Halseinstellung hat mich mitwarmen Klängen überzeugt, auch Powerchords im Cleankanal (hab erst über einen 100Watt Einkanaler Vollröhre gespielt, der hat keinen Zerrkanal, das hab ich über einen Constantin 100 Watt Transistor gespielt) klangen sehr gut, da der Amp leicht angezerrt hat, und so einen sehr schönen Classic-Rock-Sound geliefert hat. Solotöne kamen sehr bluesig rüber. Nur Akkorde würde ich da weniger mit spielen, die klingen clean ZU basslastig, das ist eher eine Aufgabe für den Bridge-PU. Etwas leiser gefällt mir da auch die Zwischenstellung sehr gut, für clean fast noch besser als die Bridge. Verzerrt war das alles auch sehr schön, druckvoll, differenziert trotz viel Gain, gibt es nichts zu meckern.
Die reine Verarbeitung ist auch gut. Die Inlays sitzen schön passend in ihren Fräsungen, und es ist keine Rille spürbar, ebenso kein Höhenunterschied zum Griffbrett. Saubere Arbeit. Das cremefarbene Binding ist auch sauber und an keiner Stelle "vermackt" oder ausgezackt, ebenso der Lack. Abgesehen von den Gebrauchsspuren des Vorbesitzers ist keine Lacknase oder sonstiges zu erkennen, alles sehr sauber und glatt. Auch an den Bohrstellen gibts nichts zu meckern.
Was die hardware und die Mechanik geht, ist es halt eine typische Epi. Die Potis sitzen zwar gut fest, aber nach 10 jahren geben sie langsam den Geist auf. ich hab sie daher imer voll aufgedreht, da die Gitarre in Zwischenpositionen dazu neigt, leiser zu werden, bei Berührung des Potis dann wieder mehr Gas zu geben und sowas halt, dazu ein leichtes knacksen. Das wird aber mit neuen Potis geregelt, kosten ja nicht viel, und sollte bei Epis sowieso irgendwann gemacht werden. Der PU-Schalter ist auch sehr wackelig, man hat nicht mehr viel Widerstand beim Bewegen, so das man schon mit leichten Bewegungen umschaltet, was dann auch mal versehentlich passieren kann. Die Mutter an der Klinkenbuchse muss auch hin und wieder mal nachgezogen werden. Das sind also die typischen Epi-Schwächen, mit denen man so lange leben muss, bis man sich Austauschteile besorgt hat. Aber in bezug auf das Alter ist das auch noch in Ordnung, die Gitarre klingt ja trotzdem klasse. Das nächste Manko war die Bridge, wo mir erstmal eine Saite gerissen ist, was mir auf der Strat sonst nie passiert ist. Hab die Saiten gewechselt, hatte ja noch die vom Vorbesitzer drauf, die zwarnoch gut aussahen, aber keine Ahnung wie alt. Damit lief die Probe gut zu Ende, nur daheim ist mir beim Üben weider eine an der gleichen Stelle gerissen. Daraufhin hab ich dann mit der Saite etwas nachgefeilt, und der neue Satz hält jetzt fast 2 Wochen, mal sehen, wie sich das entwickelt, wahrscheinlich habe ich das Problem mit dem nachfeilen gelöst.
Die Mechaniken sind halt goldene Kluson-Mechaniken, und die arbeiten sehr präzise und halten die Stimmung auch über lange Zeit, sehr schön, nichts zu meckern. Die Bridge und das Tailpiece werde ich auch noch gegen goldene austauschen, aber das hat nur optische Gründe, ebenso wie die PU-Kappen, die ich mir noch kaufen möchte.
Als Fazit möchte ich damit festhalten, dass ich sicher eine super Gitarre für den Preis bekommen habe. Die Elektronik weist die typischen Schwächen auf, was aber durch einen kostengünstigen Austausch behoben wird. Verarbeitungsmäßig habe ich eine sehr gute Epi erwischt, die in allen Belangen überzeugen kann, abgesehen von der scharfkantigen Bridge, die noch ein wenig geschliffen werden musste. Aber das ist halt der Preis, den man bei Epi bezahlt. Sound ist unplugged, Clean und Verzerrt sehr schön, wobei die Gibson-PUs da sicherlich auch ihren Beitrag leisten. Einen Vergleich zu den normalen Epiphone-Pickups habe ich nicht, da auch die Epi Custom, die ich mal angespielt habe, einen Burstbucker drin hatte.
Einziger nicht-korrigierbarer Minuspunkt ist das hohe Gewicht, wobei man sich daran gewöhnt, und die unergonomische Form, aber damit muss man als Paula-Spieler halt leben, das ist keine Schwäche von Epi, sondern ein Minuspunkt, den ich nur bei Neulingen anführen würde, da das nicht jedermanns Sache ist.
jetzt, wo ich sowohl eine Epi Paula als auch eine Fender Strat mit Humbucker hier stehen habe, spiele ich vermehrt die Epi (klar, ist ja auch neuer für mich), da mich der druckvollere Sound grad ehr überzeugt, und mir auch der hals sehr gut in der Hand liegt, was bei der Studio (Gothic) die ich mal hatte, nicht so war. Die Strat hat für mich aber den besseren Cleansound, so dass ich cleane Sachen meistens mit der Strat spiele, richtig drückende Rocksachen aber lieber mit der Paula, da mir der Sound da einfach eher entgegen kommt, und ich es so etwas voller sehr mag.